5 Minuten
Tianma hat nach eigenen Angaben das weltweit erste Display mit integriertem NFC vorgestellt: ein 4,6-Zoll-Panel, das Near Field Communication direkt in die Bildschirmstruktur einbettet. Dieser Schritt verbindet Berührungseingabe und drahtlose Kommunikation auf derselben Oberfläche und verspricht schlankere Geräte, weniger Komponenten im Innenleben und eine insgesamt reibungslosere Nutzererfahrung. Für Hersteller und Geräteentwickler bedeutet das Potenzial, Gehäuse weiter zu vereinheitlichen, Antennen- oder Lesermodule zu reduzieren und gleichzeitig neue Anwendungsfälle für kontaktlose Zahlungen, Authentifizierung und Gerätekopplung zu ermöglichen.
Kleiner Bildschirm, 3 cm Reichweite: wie die Technik funktioniert
Das neue Panel nutzt eine Spulenarchitektur auf Pixelebene (pixel-level coil architecture), die NFC-Erkennung in einem Abstand von bis zu etwa 3 cm zur Displayoberfläche unterstützt. Technisch kombiniert Tianma dabei mehrere Ansätze: gemeinsame Treiber-Schaltungen (shared driving circuits), niederohmige Materialien zur Minimierung von Verlusten und einen zeitlich getakteten Algorithmus (time-division algorithm), um die Aktivität von Touch- und NFC-Funktionen so zu koordinieren, dass gegenseitige Störungen vermieden werden. Durch die Integration der Antennenspulen in die Pixelschicht lässt sich die Frontscheibe effektiv als NFC-Sensorfläche nutzen, ohne separate Antennenbereiche sichtbar machen zu müssen.
Die Kombination aus in die Pixelstruktur eingebetteten Spulen und intelligenter Zeitteilung erlaubt es, Touch-Signale und HF-Kommunikation gleichzeitig zu verarbeiten. Praktisch bedeutet das: Anwender können für Zahlungen, Zutrittskontrolle oder Gerätetests ihr Smartphone, eine Karte oder ein Badge an die Frontscheibe halten, ohne eine Hülle abnehmen zu müssen oder eine spezielle Antennenfläche freizulegen. Die Lösung adressiert typische Herausforderungen wie elektromagnetische Verträglichkeit (EMV), Signal-Rausch-Verhältnis und die Abstimmung zwischen kapazitiver Berührungserkennung und HF-Kopplung.
Designvorteile: dünnere Produkte und sauberere Bildschirme
Weil die NFC-Hardware in die interne Struktur des Displays verlagert wird, verringert sich die Anzahl separater Komponenten und damit die Schichtdicke des Gerätes. Hersteller gewinnen internen Raum zurück, der für größere Batterien, zusätzliche Sensorik oder dünnere Gehäuse genutzt werden kann. Die Anzeige fungiert gleichzeitig als NFC-Zone, was die optische Kontinuität verbessert und Edge-to-Edge-Designs erleichtert, ohne dass unschöne Antennenbänder oder externe Module sichtbar bleiben. Besonders bei Geräten, die auf minimalistische Fronten und hohe Flächen-Ausnutzung setzen, führt das zu einer aufgeräumteren Ästhetik und potenziell besseren Nutzerakzeptanz.
Aus technischer Sicht reduziert die Integration die Komplexität im Bill of Materials (BOM), da separate NFC-Module, Antennenleitungen oder Montagepunkte wegfallen können. Das wirkt sich positiv auf Montageprozesse, Zuverlässigkeit und langfristige Fertigungskosten aus. Gleichzeitig erlaubt die Lösung Herzstück-Innovationen in Produktlinien – von kompakten Smartphones über robuste Industrie-Handhelds bis zu POS-Terminals und Smart-Home-Panels. Die Möglichkeit, das Display als multifunktionale Schnittstelle (Touch + NFC) zu nutzen, eröffnet neue Interaktionsmodelle und kann die Benutzerführung vereinfachen.

What this enables
- Nahtlose kontaktlose Zahlungen und Authentifizierung über die Frontscheibe: Nutzer können Karten, Smartphones oder Wearables direkt an das Display halten, um Transaktionen zu autorisieren oder Zugang zu erhalten, ohne zusätzliche Lesegeräte oder Antennenabdeckungen.
- Aufgeräumte industrielle Handhelds und Kassenterminals mit weniger externen Antennenmodulen: In rauen Umgebungen reduziert die interne Integration potenzielle Schadensstellen und vereinfacht Reinigung, Wartung und Handling.
- Vereinfachte Smart-Home-Panels und Zutrittskontroll-Interfaces, die das Display selbst für NFC-Interaktionen nutzen: Intelligente Steuerungen, Türsteuerungen und Zugangsterminals gewinnen an Gestaltungsfreiheit und Anwenderfreundlichkeit.
Reale Auswirkungen: mehr als nur eine Neuheit
Stellen Sie sich vor, Sie checken an einer gesicherten Tür ein, autorisieren eine Zahlung an einem Terminal oder koppeln ein Gerät, indem Sie Ihr Badge oder Telefon einfach an den Bildschirm halten – ein separater Reader ist nicht mehr nötig. Für OEMs, die kompakte Smartphones, robuste Industriegeräte oder intelligente Terminals entwickeln, reduziert die Integration den BOM-Aufwand, verringert Montagekomplexität und führt zu einem glatteren Nutzerfluss. Anwender profitieren von weniger Handgriffen und einer intuitiveren Interaktion.
Tianma betont zudem die Kompatibilität mit seiner TED-Touch-Technologie, sodass Berührungsempfindlichkeit und Genauigkeit erhalten bleiben, auch wenn NFC aktiv ist. Diese Balance ist entscheidend: Eine langsame oder unzuverlässige Touch-Erkennung würde den Vorteil des integrierten NFC sofort relativieren. Durch abgestimmte Treiber, Optimierungen in der Signalverarbeitung und adaptive Filteralgorithmen lässt sich ein stabiles Zusammenspiel beider Funktionen erreichen, sodass UX-Anforderungen erfüllt bleiben.
Wo Sie es wahrscheinlich zuerst sehen werden
Zu den frühen Anwendern dürften Smartphone-Hersteller gehören, die nach schmaleren Rändern und integrierten Zahlungsfunktionen streben, sowie Produzenten industrieller Handhelds, die kompakte thermische und RF-Layouts bevorzugen. Auch Anbieter von Smart-Home-Systemen oder Zutrittslösungen, die ein einheitliches Interface suchen, stehen auf der Liste. Mit der Zeit könnte der Ansatz zu einer Standardoption für Geräte werden, die sowohl Touch- als auch kurzreichweitige Funkinteraktion benötigen, ohne zusätzliche Module.
Obwohl Tianmas Ankündigung sich auf einen 4,6-Zoll-Prototyp konzentriert, sind die zugrundeliegenden Methoden — Spulen auf Pixelebene, gemeinsame Schaltungen und zeitgeteilte Steuerung — prinzipiell skalierbar. Das eröffnet die Möglichkeit, die Technik auf größere oder unterschiedliche Formfaktoren zu übertragen, von kleineren Bedienfeldern bis zu größeren Panel-Lösungen für PoS-Systeme oder industrielle Displays. Wichtige Aspekte für die Skalierung sind Materialauswahl, Fertigungstoleranzen, EMV-Zertifizierungen und die Anpassung an bestehende NFC-Standards wie ISO/IEC 14443 oder NFC Forum Spezifikationen.
Quelle: gizmochina
Kommentar hinterlassen