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Jo-Jo-Diäten und ihre biologischen Auswirkungen verstehen
Jo-Jo-Diäten, auch als Gewichtsschwankungen oder Gewichtscycling bekannt, stellen für viele Menschen eine große Herausforderung bei der langfristigen Aufrechterhaltung gesunder Essgewohnheiten dar. Typisch für dieses Muster ist das wiederholte Abnehmen und erneute Zunehmen. Studien belegen, dass dieses Verhalten mit negativen gesundheitlichen Folgen verbunden ist. Aktuelle Forschungsarbeiten werfen nun ein neues Licht darauf, wie diese wiederkehrenden Diätzyklen das Darmmikrobiom – die vielfältige Bakteriengemeinschaft im Verdauungstrakt – nachhaltig verändern können.
Die Rolle des Darmmikrobioms beim Essverhalten
Ein Forschungsteam der Universitäten Rennes und Paris-Saclay in Frankreich hat die biologischen Folgen von Jo-Jo-Diäten an Mäusen untersucht. Die Tiere wechselten dabei zwischen einer ausgewogenen und einer hochkalorischen, fett- und zuckerreichen Ernährung, ähnlich der westlichen Ernährungsweise. Sobald die energiereiche Kost wieder eingeführt wurde, zeigten die Mäuse ausgeprägte Heißhungerattacken. Dies legt nahe, dass der ständige Wechsel verschiedener Ernährungsformen die Appetitregulation stören kann.
Experimentelle Ergebnisse: Dauerhafte Veränderungen der Darmflora und neues Essverhalten
Entscheidend ist, dass der wiederholte Wechsel der Diäten anhaltende Veränderungen in der Zusammensetzung der Darmmikrobiota der Mäuse bewirkte. Diese Veränderungen waren auch auf andere Tiere übertragbar: Nach einer Transplantation der Darmbakterien von diätzyklischen auf nicht-diatende Mäuse, übernahmen diese ebenfalls das gestörte Essverhalten. Dies unterstützt die Annahme, dass Veränderungen im Darmmikrobiom ungesunde Essmuster fördern können – mit weitreichenden Folgen für die Ernährungswissenschaft und Adipositasforschung.
Die Forscher berichten: „Der Wechsel zwischen energiereichen und Standarddiäten führt langfristig zu einer Umgestaltung des Darmmikrobioms, die mit einer Zunahme hedonistischer Esslust und Gewichtszunahme einhergeht.“ Es wird vermutet, dass Veränderungen durch Diäten das Belohnungssystem im Gehirn beeinflussen und so dazu führen, dass Menschen aus Genuss und nicht aus Hunger essen.

Wissenschaftlicher Kontext und gesundheitliche Auswirkungen
Das menschliche Darmmikrobiom hat großen Einfluss auf die Gesundheit – vom Immunsystem über den Stoffwechsel bis zur Neurobiologie. Störungen dieses inneren Ökosystems durch Krankheiten, Ernährung oder Umweltfaktoren können die Hirnaktivität verändern und das Risiko für chronische Erkrankungen wie Übergewicht erhöhen. Die aktuelle Studie unterstreicht, dass Darmbakterien sowohl die Stoffwechselfunktion als auch die Nahrungsbelohnungsmechanismen beeinflussen, was es nach Diätzyklen zusätzlich erschwert, das Gewicht dauerhaft zu halten.
Obwohl die Ergebnisse bislang an Mäusen beobachtet wurden, bieten sie ein wichtiges Modell für potenzielle Parallelen beim Menschen. Die Wissenschaftler betonen, dass weitere Untersuchungen – insbesondere an Menschen – notwendig sind, um die genauen Zusammenhänge zwischen Darm und Gehirn infolge von Jo-Jo-Diäten zu erforschen.
„Die Gewichtsstabilisierung nach einer Jo-Jo-Diät kann nicht nur durch Stoffwechselanpassungen, sondern auch durch veränderte Prozesse im Zusammenhang mit der Nahrungsbelohnung erschwert werden“, so die Autoren. Die Erkenntnisse deuten auf neue Therapieansätze hin, die das Darmmikrobiom gezielt unterstützen, um gesündere Ernährungsgewohnheiten zu fördern und Fettleibigkeit zu bekämpfen.
Ausblick in der Mikrobiomforschung
Um weitere Fortschritte in diesem Forschungsfeld zu erzielen, könnten zukünftige Analysen sich auf spezifische Veränderungen der Bakterienarten durch Jo-Jo-Diäten konzentrieren und die molekularen Signale identifizieren, die Darmbakterien mit den Belohnungszentren im Gehirn verbinden. Klinische Studien am Menschen werden entscheidend sein, um die gewonnenen tierexperimentellen Ergebnisse zu bestätigen und auszuweiten. Das Verständnis der Darm-Hirn-Achse eröffnet langfristig neue Möglichkeiten für effektivere Strategien zur Förderung gesunder Ernährungsgewohnheiten und Gewichtsregulation.
Fazit
Die aktuellen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass wiederholtes Abnehmen und Zunehmen das Darmmikrobiom so verändert, dass ungesunde Essgewohnheiten weiter begünstigt werden. Durch die Verdeutlichung der komplexen Zusammenhänge zwischen Ernährungsgewohnheiten, Darmbakterien und Gehirnfunktion legt die Studie das Fundament für innovative Interventionen, die am Mikrobiom ansetzen. Während Forscherinnen und Forscher zunehmend herausfinden, wie unsere mikrobiellen Mitbewohner unseren Appetit und unsere Gesundheit beeinflussen, könnten diese Einsichten die Behandlung und Prävention von Adipositas entscheidend verbessern.
Quelle: advanced.onlinelibrary.wiley
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