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Einst an der Spitze: Der Aufstieg des Maybach 62 im Luxuslimousinen-Segment
Der Maybach 62 galt einst als Krönung deutscher Luxusautomobilbaukunst und trat als direkter Konkurrent zu Marken wie Rolls-Royce und Bentley an. Mit seiner imposanten Erscheinung und kompromisslosem Luxus wurde er schnell zum Statussymbol der internationalen Elite. Zwei Jahrzehnte nach seiner Premiere jedoch, fristet dieser prestigeträchtige Luxuswagen häufiger ein Dasein als Staubfänger und Fehlermeldungsgenerator – zumindest, wenn man Tyler Hoover von Hoovie’s Garage auf YouTube fragt.
Maybach 62 fahren: Mehr schrauben als genießen
Für die meisten Autofans ist der Besitz eines 2004er Maybach 62 ein Traum von entspanntem Gleiten über Autobahnen oder erstklassigem Chauffeur-Komfort auf der Rückbank. Die Realität ist für Tyler jedoch ernüchternd: Statt Luxusreisen standen ständige Reparaturen und Warnleuchten auf dem Programm. In seinem Besitz konnte er den Maybach nur ein einziges Mal nutzen – und das ausgerechnet auf einer Rennstrecke, was für eine Luxuslimousine, die für den Komfort im Fond entworfen wurde, eher ungewöhnlich ist.
Doch dieser Maybach war alles andere als ein gewöhnliches Luxusfahrzeug. Anfang der 2000er Jahre setzte er neue Maßstäbe in Sachen Komfort und Technik, um seine Rivalen zu übertrumpfen.
Motor und Fahrleistungen: Supercar-Power im Limousinen-Gewand
Im Zentrum des Maybach 62 arbeitet der mächtige M285 5,5-Liter-V12-Biturbo, speziell für das Maybach-Flaggschiff entwickelt. Mit 550 PS (542 hp) und 900 Nm Drehmoment leitet das Triebwerk seine Kraft über ein sanftes 5-Gang-5G-Tronic-Automatikgetriebe an die Hinterräder. Trotz einer stattlichen Länge von 6.165 mm und einem Leergewicht von 2.900 kg beschleunigt der Maybach in nur 5,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h – ein Wert, der heute mit elektrischen Trucks wie dem Tesla Cybertruck vergleichbar ist.
Die Höchstgeschwindigkeit ist elektronisch auf 250 km/h begrenzt. Damit bietet die Luxuslimousine auch Fahrleistungen, die sonst eher mit Sportwagen assoziiert werden, obwohl der Fokus klar auf dem Komfort im Fond liegt.

Innenraum: Handgefertigter Luxus auf höchstem Niveau
Der großzügige Innenraum des Maybach 62 definiert Handwerkskunst und Luxus neu. Passagiere auf den hinteren Plätzen genießen mit einem Radstand von 3.827 mm eine beinahe konkurrenzlose Beinfreiheit im Segment der Luxuslimousinen. Highlights wie die seltene elektrochromatische Trennwand, voll verstellbare Liegesitze, ein Kühlschrank sowie ausklappbare Tische machten das Modell besonders bei Politikern und Hollywood-Stars beliebt, die Privatsphäre und Komfort zu schätzen wussten.
Doch dieser Komfort geht zulasten des Gewichts – mit Maßen und Gewicht eines Pick-ups ist Agilität nicht die Stärke des Maybach 62. Hier dominiert der Eindruck einer fahrenden Luxussuite.
Die Geschichte und Marktposition von Maybach
Die Ursprünge von Maybach reichen bis in die Anfänge des Automobils zurück. Die Wiederbelebung durch Mercedes-Benz erfolgte im Jahr 2002 mit den Modellen Maybach 57 und 62. Anders als bei üblichen Typenbezeichnungen stehen die Zahlen hier tatsächlich für die Fahrzeuglänge in Dezimetern und unterstreichen die außergewöhnliche Präsenz auf der Straße.
Auch wenn die Verkaufszahlen in den frühen 2000ern hinter den Erwartungen zurückblieben, hat Maybach als Super-Premium-Marke unter dem Dach von Mercedes-Benz – vor allem mit der Mercedes-Maybach S-Klasse – inzwischen ein festes Standing gefunden.
Kostspielige Herausforderungen: Die versteckten Tücken beim Besitz
Der Maybach 62 überzeugt zwar mit Luxus, Leistung und Exklusivität, doch das Leben als Besitzer kann angesichts der Wartungsanforderungen schnell zur Belastungsprobe werden. Tyler Hoovers Erfahrungen sprechen Bände: Von anhaltenden Warnleuchten bis zu teuren Reparaturen erwarten Gebrauchtkäufer nicht selten unangenehme Überraschungen.
Das berüchtigte Brake-by-Wire-System, einst technologische Innovation, ist nun ein Schreckgespenst vieler Eigner. Mit acht Bremssätteln, zahlreichen Sensoren und komplexer Elektronik sind Reparaturen kostspielig und können bis zu 20.000 Dollar verschlingen.
Tyler musste dies selbst erfahren, als ein Warnhinweis für die Bremsen im Cockpit aufleuchtete. Überraschend übernahm Mercedes-Benz trotz des hohen Alters und einer Laufleistung von über 160.000 Kilometern die Garantieleistung – ein kleines Wunder. Doch kurz darauf traten erneut Fehlermeldungen und Probleme am Fahrwerk auf. Für die Erneuerung der oberen Querlenker verlangte die Werkstatt 4.200 Dollar pro Seite.
Um Kosten zu sparen, besorgte Tyler Ersatzteile online, doch der vertraute Mechaniker „The Car Wizard“ deckte auf: Es waren die falschen Bauteile. Am Ende mussten die passenden Querlenker für jeweils 1.200 Dollar direkt bei Mercedes bestellt werden.
Wirtschaftlichkeit: Lohnt sich der Maybach 62 heute noch?
Die Marktpreise für gebrauchte Maybach 62 bewegen sich zwischen 45.000 und 55.000 Dollar für gepflegte, aber nicht perfekte Modelle. Exemplare mit besonders niedriger Laufleistung können über 80.000 Dollar kosten. Seltene Features wie die elektrochromatische Trennscheibe erhöhen den Wert minimal. Besonders bei Fahrzeugen mit Reparaturbedarf muss jedoch oft die Hälfte des Kaufpreises investiert werden, um sie wieder in einen Top-Zustand zu versetzen.
Tylers Wagen demonstriert, wie groß die Kluft zwischen Luxusbesitz und realen Unterhaltskosten sein kann. Sein Fazit: Eine Luxuslimousine wie der Maybach 62 bietet ein unvergleichliches Prestige – doch nur für jene, die bereit sind, die hohen Wartungskosten und Herausforderungen zu tragen.
Fazit: Ikone des Luxus mit hohem Preis
Der Maybach 62 bleibt ein beeindruckendes Beispiel deutscher Ingenieurskunst und vereint klassische Eleganz mit enormer Leistung und Komfort. Im Vergleich zu Wettbewerbern wie Rolls-Royce oder Bentley fasziniert dieser Luxuswagen – bringt aber auch seine eigenen Herausforderungen mit sich. Für Sammler und Autoliebhaber ist der Maybach 62 ein Traum in der Garage – vorausgesetzt, die Warnleuchten bleiben aus und die Rechnungen im Rahmen.
Der 2004er Maybach 62 beeindruckt nach wie vor durch seinen Luxus und Auftritt, doch Zeit und technischer Fortschritt fordern ihren Tribut. Kaufinteressenten sollten mehr als nur den Anschaffungspreis einplanen, denn in der exklusiven Welt der Oberklasse-Limousinen bestimmt der Wartungsaufwand das wahre Luxus-Erlebnis.
Quelle: autoevolution
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