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Der Pontiac Grand Prix zählt zu den berühmtesten amerikanischen Personal-Luxus-Coupés und vereint eindrucksvoll den Geist des Muscle Cars mit gepflegtem Komfort. Während viele Klassiker dieser Ära respektiert werden, ist die kürzliche Wiederbelebung eines 1970er Grand Prix mit dem begehrten Hurst-Viergang-Schaltgetriebe besonders faszinierend – ein Exemplar, das heute zu den seltensten noch existierenden Pontiacs zählt. Tauchen Sie mit uns ein in die Geschichte, das Design, die Leistung und die heldenhafte Restaurierung dieses einzigartigen Muscle Cars – ein Beweis dafür, dass die Faszination amerikanischer V8-Legenden ungebrochen ist.
Die Ursprünge des Pontiac Grand Prix: Luxus trifft Muscle Car Power
Pontiac präsentierte den Grand Prix erstmals 1962 und richtete sich mit diesem Modell an anspruchsvolle Käufer, die mehr als reine Alltagstauglichkeit suchten. Basierend auf dem stabilen Catalina-Chassis bot das luxuriöse Coupé Einzelsitze, eine Mittelkonsole und ein klares Bekenntnis zum sportlichen Fahrgefühl. Bereits im ersten Jahr rollten über 30.000 Fahrzeuge vom Band; 1963 verdoppelte sich der Absatz fast auf 73.000 – eine beeindruckende Leistung angesichts des exklusiven Anspruchs und des Preises.
Zwischen 1965 und 1968 erhielt der Grand Prix ein markantes Facelift und die typische 'Coke-Bottle'-Linienführung, die zu einem der Markenzeichen der besten Detroiter Fahrzeuge wurde. Die Motorenpalette reichte vom kultivierten 389 V8 bis zum leistungsstarken 428 HO Tri-Power mit bis zu 390 PS – ein Angebot für echte Performance-Enthusiasten. Die jährliche Produktion stagnierte um die 50.000 Fahrzeuge, doch die besonders leistungsstarken Sondermodelle sind bis heute bei Sammlern heiß begehrt.
Die dritte Generation: G-Body-Power und außergewöhnliche Seltenheit
Von 1969 bis 1972 startete der Grand Prix in der dritten Generation auf der G-Body-Plattform – eine Zeit, die viele Fans als goldene Ära der amerikanischen Luxus-Coupés feiern. Besonders 1969 war ein Rekordjahr: 112.500 Grand Prix Coupés wurden dank stilvoller Gestaltung und dem starken 400er-Pontiac-V8 mit bis zu 350 PS produziert. Kunden hatten die Wahl zwischen einem 3-Gang-Schaltgetriebe oder einer Hydramatic-Automatik.
1970 erfolgten entscheidende Änderungen, allen voran der Wechsel vom legendären 428er auf den kraftvollen 455-cui-V8. Dieser Motor bot mit 370 PS weiterhin beeindruckende Leistung, steigerte das Drehmoment aber auf enorme 500 lb-ft – ein echtes Statement auf der Straße. Beide V8-Varianten konnten mit dem extrem seltenen, bodengeschalteten Hurst-Viergang-Getriebe kombiniert werden – eine Konfiguration, die unter Muscle-Car-Sammlern heute Kultstatus hat. Nur 329 Exemplare mit Schaltgetriebe verließen 1970 das Werk, was ihren hohen Sammlerwert erklärt.
Trotz der steigenden Fähigkeiten sank die Nachfrage 1970 abrupt auf rund 66.000 verkaufte Fahrzeuge – ein Rückgang um 40 %, bedingt durch veränderte Konsumgewohnheiten und wirtschaftliche Herausforderungen. Die Produktionszahlen erreichten ihr Allzeithoch erst 1978 (über 228.000 Einheiten), doch bei diesen späteren Versionen standen Kompaktheit und Komfort vor Performance. Gerade die frühen G-Body-Grand Prix-Coupés, insbesondere Viergang-Originale, sind auf dem Oldtimermarkt für ihre einmalige Mischung aus Design, Kraft und Exklusivität hochgeschätzt.
Getriebeoptionen und die Hurst-Seltenheit
Während die meisten Käufer zur sanft schaltenden GM Turbo-Hydramatic griffen, entschieden sich wenige Puristen für das direkte Fahrerlebnis: das konsolenmontierte Hurst-Viergang-Handschaltgetriebe. Diese seltene Manuelle blieb nur bis Mitte 1971 im Programm – heute wahre Raritäten. 1970 schlugen die 4-Gang-Optionen mit 226 Dollar extra auf den Preis – eine beachtliche Investition damals.
Spektakuläre Rettung: Die Geschichte eines YouTube-Schraubers
Rettungsaktionen klassischer Muscle Cars sind oft voller überraschender Wendungen. Das erlebte auch Jeff Herrick vom Kanal Chief Classics. Der in Nebraska ansässige Pontiac-Enthusiast entdeckte seinen Grand Prix eher zufällig: Eigentlich suchte er einen 1965 Catalina 2+2 mit 421 HO Tri-Power, stolperte aber schließlich auf dem Hof eines Händlers über einen 1970 Grand Prix, der seit Jahren stillstand und rostete.
Mit 90.000 gelaufenen Meilen und diversen technischen Mängeln war das Auto weit entfernt von einer Rarität im Sammlerzustand. Die originale Antriebseinheit war zwar noch vorhanden, aber Motor und Karosserie wiesen deutliche Spuren von Vernachlässigung und Rost – besonders unter dem weißen Vinyl-Dach – auf. Dennoch war der seltene Grand Prix für Jeff unwiderstehlich.
Technisches Revival des Klassikers
Im Mittelpunkt der ersten Arbeiten stand die Reanimation des legendären 400 V8. Mit frischem Benzin im Vergaser und neuen Zündkerzen sprang der Motor schließlich wieder an. Die lange Standzeit forderte jedoch Tribut: Drei Zylinder zeigten schlechte Kompression. Trotzdem lief der Motor – ein seltenes Überlebensexemplar.
Ein überfälliger Ölwechsel stand nun an, auch das spezielle doppelte STP-Ölfiltersystem erforderte Geschick. Der Blick galt rasch dem eigentlichen Highlight, dem Hurst-Viergang-Getriebe: Zu Jeffs Überraschung fand sich im Gehäuse statt Öl trübes Wasser – keine Seltenheit bei Stallfunden, die jahrzehntelang der Witterung ausgesetzt waren.
Auch das Hinterachs-Differenzial mit 12 Schrauben sowie festsitzende Kreuzgelenke mussten instandgesetzt werden. Jeff wechselte Dichtungen, richtete alle Bauteile aus und versorgte das Antriebsstrangsystem mit frischer Schmierung.
Systemcheck: Kraftstoff und Bremsen – Die Lebensadern
Die Reparatur der alten Kraftstoff- und Bremsanlage forderte besondere Kreativität. Verrostete Benzinleitungen und verstopfte Filter ersetzte Jeff zunächst über eine provisorische Gummileitung, um den Testbetrieb zu ermöglichen. Als der originale Anlasser endgültig aufgab, wurde ein moderner Ersatz verbaut.
Die Hurst-Schaltung arbeitete nach Reinigung und Schmierung wieder, auch wenn der Schalthebel viel Nachdruck verlangte – typisch für echte US-Muscle Cars. Das größte Problem stellten schließlich die Bremsen dar: Ein undichter Bremsdruckregler sowie blockierte Feststellbremskabel mussten mit Improvisationstalent repariert werden. Am Ende zahlte sich die Hartnäckigkeit aus – der Grand Prix absolvierte nach langer Zeit seine erste Ausfahrt auf eigener Achse; allerdings stoppte ein altes Problem den Erfolg: das marode Kraftstoffsystem.
Als Übergangslösung half eine mobile Benzinpumpe im Kofferraum – ein altbewährter Trick in der Oldtimer-Szene.
Leistung, Marktwert und Konkurrenz
Der 1970 Pontiac Grand Prix Hurst begeisterte als Luxus-Muscle-Car mit bis zu 370 PS und dem bärenstarken 455er-V8 (bis zu 500 lb-ft Drehmoment). Während Mitbewerber wie Ford oder Chrysler eigene Interpretationen von Luxus und Leistung boten, ragte der Grand Prix durch seine G-Body-Plattform, das attraktive Interieur und die Option auf einen Viergang-Handschalter hervor.
Auch heute steht der frühe Grand Prix bei Sammlern und Muscle-Car-Fans hoch im Kurs – insbesondere mit seltenem Hurst-Getriebe und originalen Hochleistungs-V8s. Solche Fahrzeuge sind im Verhältnis zur Anzahl wesentlich begehrter und werden bei Auktionen sowie auf dem Privatmarkt entsprechend hoch gehandelt, vor allem, wenn sie unrestauriert und im Originalzustand mit Schaltgetriebe auftauchen.
Fazit: Die Legende des Muscle Cars lebt
Die Wiederinbetriebnahme eines so seltenen Klassikers wie des 1970 Pontiac Grand Prix Hurst erfordert Leidenschaft, handwerkliches Können und die Liebe zum amerikanischen Automobil-Erbe. Jeff Herrick hat mit seinem Projekt nicht nur ein Stück Detroit-Geschichte gerettet, sondern auch gezeigt, wie sehr Muscle-Car-Faszination und Originalität in der Szene geschätzt werden. Mit Investitionen von rund 1.500 Dollar und zahllosen Arbeitsstunden ist dieser Grand Prix wieder fahrbereit – bereit für ein neues Kapitel und einen neuen Liebhaber mit Wertschätzung für Heritage und Performance.
Wer auf der Suche nach einer echten G-Body-Performance-Ikone ist oder einfach eine inspirierende Muscle-Car-Restaurierung erleben möchte, sollte sich die Geschichte (und das Video) dieses Pontiac Grand Prix nicht entgehen lassen.
Quelle: autoevolution
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