Tesla Mitteilverantwortlich an tödlichem Autopilot-Unfall laut Geschworenengericht | Technologie, Auto, Krypto & Wissenschaft – Testright.de
Tesla Mitteilverantwortlich an tödlichem Autopilot-Unfall laut Geschworenengericht

Tesla Mitteilverantwortlich an tödlichem Autopilot-Unfall laut Geschworenengericht

2025-08-02
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Tesla teilweise für tödlichen Autopilot-Crash haftbar gemacht

Ein Geschworenengericht in Florida hat ein aufsehenerregendes Urteil gegen Tesla gefällt: Der Elektroautopionier wird für einen tragischen Unfall, bei dem das Autopilot-Fahrassistenzsystem zum Einsatz kam, zum Teil mitverantwortlich gemacht. Für den tödlichen Zusammenstoß im Jahr 2019 muss Tesla nun insgesamt 243 Millionen US-Dollar an Straf- und Schmerzensgeld zahlen – ein Urteil, das die Diskussionen um Sicherheit und Zuverlässigkeit autonomer Fahrzeuge neu entfacht.

Der Vorfall in Key Largo: So ereignete sich das Unglück

Das verhängnisvolle Ereignis spielte sich 2019 in Key Largo, Florida, ab. George McGee, Fahrer eines Tesla Model S, schaltete auf einer zweispurigen Straße nachts den Autopilot-Modus ein. Während er durch sein Smartphone abgelenkt war, übersah McGee einen am Straßenrand korrekt abgestellten schwarzen SUV. Der Tesla, gesteuert vom Autopiloten und mit über 80 km/h durch eine Kreuzung fahrend, prallte auf das stehende Fahrzeug. In der Nähe befanden sich Naibel Benavides, eine 22-jährige Studentin, und ihr Freund Dillon Angulo. Der Unfall führte zu schweren Verletzungen bei Angulo und kostete Benavides noch am Unfallort das Leben.

Die Entscheidung der Jury: Geteilte Verantwortung

Das Gericht bewertete McGees Verschulden mit zwei Dritteln, während ein Drittel der Haftung Tesla zugeschrieben wurde. Im Mittelpunkt stand dabei der Umstand, dass der Autopilot das parkende Fahrzeug nicht erkannt und das Model S weder abgebremst noch gestoppt hatte. Obwohl das System primär für Highway-Fahrten ausgelegt ist, ließ Tesla die Nutzung auf ungeeigneten Strecken wie Landstraßen technisch zu – eine Lücke, die im Prozess detailliert erörtert wurde.

Autopilot: Möglichkeiten und Schwächen

Der Tesla-Autopilot gilt als eines der fortschrittlichsten Fahrassistenzsysteme und unterstützt mit adaptiver Geschwindigkeitsregelung, Spurhaltefunktionen sowie Lenkunterstützung auf passenden Straßen. Branchenkenner unterstreichen jedoch, dass es sich nicht um vollautonome Technik handelt und die Features primär für Autobahnen veröffentlicht wurden – nicht für städtische oder ländliche Straßenzüge. Kritisiert wird zudem, dass Tesla die Nutzungsbedingungen nicht strikter beschränkt und CEO Elon Musk mit seinem offensiven Marketing die Erwartungen der Fahrer womöglich unrealistisch verstärkt hat.

Markteinfluss und Bedeutung für die Branche

Erstmals wurde eine Klage wegen eines Autopilot-Zwischenfalls vor Geschworenen verhandelt, womit das Urteil für künftige Streitfälle in der sich rasant entwickelnden Branche relevant sein dürfte. Frühere Verfahren – etwa ein ähnlicher Unfall mit einem Model 3 im selben Jahr – endeten mit außergerichtlichen Einigungen. Das aktuelle Urteil trifft Tesla in einer entscheidenden Phase: Der Konzern bereitet die Markteinführung seines vollständig autonomen „Robotaxi“-Dienstes vor, der bereits in Austin und San Francisco im Probebetrieb ist. Erste Tests zeigten dabei problemweises Fahrverhalten, was die Debatte um die Sicherheit autonomer Mobilität neu anfachte.

Vergleich mit Konkurrenz und Ausblick auf autonome Fahrzeuge

Der Konkurrenzdruck durch Unternehmen wie Waymo, Cruise und Baidu wächst: Alle investieren intensiv in die Entwicklung praxistauglicher Algorithmen für autonome Fahrzeuge. Während Tesla auf kontinuierliche Software–Updates sowie eine immense Datenbasis aus dem realen Verkehr setzt, verweisen Fachleute auf die Vorteile stärkerer geografischer Beschränkungen („Geofencing“), wie sie Wettbewerber nutzen – dies könnte folgenschwere Unfälle wie in Key Largo verhindern. Für Branchenexperten und Mobilitäts-Enthusiasten markiert das Urteil womöglich einen Richtungswechsel bei Haftungsfragen und Sicherheitsstandards.

Reaktion des Unternehmens und angekündigte Berufung

Nach dem Urteil kündigte Tesla umgehend Berufung an: „Das heutige Urteil ist falsch und gefährdet den Fortschritt von Sicherheitstechnologien im Automobilbereich insgesamt“, erklärte der Konzern. Tesla bemängelt Verfahrensfehler und will seine Vision KI-gesteuerter Fahrzeuge gerichtlich weiter verteidigen. Da die Automatisierung die globale Automobilbranche maßgeblich prägt, wird der Fall weltweit von Technologieexperten, Aufsichtsbehörden und Verbrauchern mit großem Interesse verfolgt.

Quelle: gizmodo

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