Teslas neuer Roadster: Zwischen Vision und Wirklichkeit

Teslas neuer Roadster: Zwischen Vision und Wirklichkeit

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Der lang erwartete Tesla Roadster: Mythos und Realität


Als Tesla im Jahr 2017 das Konzept seines nächsten Roadsters präsentierte, war die Autowelt erstaunt. Mit spektakulären Leistungsdaten setzte das Unternehmen ein Zeichen: Hier entsteht ein Elektro-Supersportwagen, der Benzinern das Fürchten lehren soll. Doch auch Jahre später lässt das Serienmodell auf sich warten. Ein neues Patent offenbart nun jedoch, wohin die Reise geht – besonders mit Blick auf das heiß diskutierte SpaceX-Paket.

 

Vom Raketenantrieb zu innovativer Aerodynamik: Wie sich das 'SpaceX-Paket' entwickelt

Musks Idee: Ein Wagen, der „fliegen“ kann

Elon Musk brachte die Idee ins Spiel, kalte Gasdüsen – sogenannte Kaltgastriebwerke – einzusetzen, um die Fahrleistungen in unerreichte Sphären zu katapultieren. Sogar ein kurzes „Abheben“ des Fahrzeugs wurde angedeutet. Das Ziel war, über die physikalischen Beschränkungen klassischer Traktion hinauszugehen – eine Herausforderung, der sich leistungsstarke Elektroautos oft stellen müssen, weil ihre Kraft durch die Reifenhaftung limitiert wird.

Bisher setzen Hersteller deshalb auf aerodynamische Hilfsmittel wie Spoiler oder Flügel, um durch mehr Anpressdruck die Bodenhaftung zu verbessern. Das Problem: Bei niedrigeren Geschwindigkeiten reicht dies oft nicht aus. Musks Vision: Raketenähnliche Düsen ergänzen die Aerodynamik und erlauben sogar Manöver, die bislang „undenkbar“ schienen.

 

Doch die Realität setzt Grenzen: Die Physik siegt

Die aktuellen Patentdokumente deuten nun auf eine bodenständigere Herangehensweise hin. Statt abzuheben, beschreibt Tesla eine Technologie, die Motorsportfans aus den Siebzigerjahren kennen: das sogenannte „Fan Car“.
 

Das Fan-Car-Prinzip: Revolutionäre aktive Aerodynamik

Wie Lüfterautos Performance steigern

Das Fan-Car-Prinzip ist keine neue Idee: Schon der legendäre Brabham BT46B sorgte mit mächtigen Ventilatoren am Heck für einen Unterdruck unter dem Auto – zugleich presste der atmosphärische Druck das Fahrzeug stärker auf die Fahrbahn. Das Ergebnis: enormer Grip, vor allem in Kurven und bei geringem Tempo, wenn herkömmliche Aerodynamik an Grenzen stößt.

In Teslas neuem Ansatz befindet sich unter der Karosserie ein geometrisch angeordnetes (vermutlich sechseckiges) System kräftiger Ventilatoren und automatisch ausfahrbarer Seitenschürzen. Diese verhindern, dass Umgebungsluft den Unterdruck unter dem Fahrzeug stört, was den Abtrieb nochmals maximiert.



 

Adaptiv, intelligent, rennstreckentauglich

Im Gegensatz zu den historischen Vorbildern wird Teslas System digital gesteuert: Die Lüfterleistung und die Schürzen passen sich automatisch an Straßenzustand, Geschwindigkeit, Gewichtsverlagerung und Kartendaten an. Auf perfekten Rennstrecken arbeitet das System auf Maximalleistung. Auf öffentlichen Straßen mit Schlaglöchern oder Schmutz regelt die Technik zum Schutz herunter.

Durch die Verknüpfung mit Sensoren und GPS-Daten kann Tesla die Aerodynamik spezifisch für einzelne Rennstrecken oder sogar Kurven optimieren. Dieses Niveau an aktiver Aerodynamik ist im Serienbau bisher selten.

 

Klartext beim Patent: Kein „Fliegen“ – sondern handfeste Performance

Das neu veröffentlichte Patent spricht weder von „Flügen“ noch von „Raketentriebwerken“. Im Gegenteil: Ziel ist es, den Roadster sicher auf dem Boden zu halten. Zwar können in Zukunft Gasdüsen mit dem Lüftersystem kombiniert werden, aktuell fokussiert sich Tesla jedoch klar auf bewährte Ingenieurskunst und weniger auf Spektakel.

Könnte es eines Tages seitliche Kaltgasdüsen für stärkere Beschleunigung oder Bremsleistung geben? Prinzipiell möglich, doch höhere Komplexität, Mehrgewicht und fraglicher Sicherheitsgewinn sprechen eher dagegen.



 

Tesla Roadster: Die angekündigten Leistungsdaten

Bekannte Werte (Änderungen bis zur Markteinführung vorbehalten)

  • 0–60 mph: Bis zu 1,9 Sekunden
  • Höchstgeschwindigkeit: Über 400 km/h (angenommen)
  • Reichweite: Bis zu 1.000 km mit einer Ladung
  • Drehmoment: Über 10.000 Nm Radmoment (laut Tesla)
  • Sitzplätze: 2+2-Konfiguration

In Verbindung mit dem aktiven Aerodynamik-System kann sich der Roadster als einer der stärksten Elektro-Sportwagen der Welt positionieren – vorausgesetzt, er erscheint wirklich.

 

Design und Marktstrategie des Roadster

Das Design bleibt futuristisch: Die schlanke Form und das minimalistische Cockpit zielen auf höchsten Fahrspaß und optimale Aerodynamik für Reichweite und Tempo. Die Integration eines Fan-Car-Systems würde nicht nur optisch beeindrucken, sondern auch die Technologieführerschaft Teslas unterstreichen.

Im Visier hat Tesla klar die Käufer herkömmlicher Supersportwagen, also Konkurrenten wie Bugatti Chiron, Rimac Nevera oder Lotus Evija – mit dem Versprechen modernster Elektroantriebstechnik.

 

Im Kräftemessen: Tesla Roadster gegen aktuelle EV-Boliden

Das Supercar-Feld hat sich gewandelt

Seit der Vorstellung des Roadster hat sich die E-Auto-Szene rasant entwickelt. Das Beispiel Rimac Nevera bringt es auf beachtliche 2.078 PS und sprintet schneller auf 300 km/h als der Bugatti Chiron Super Sport. Der Lotus Evija X glänzt mit Rundenrekorden auf der Nordschleife. Sogar Xiaomi bringt mit dem SU7 Ultra 1.548 PS starke Beschleunigung mit.

Wer Elektroautos immer noch die Leistungsfähigkeit abspricht, liegt falsch. Teslas einstige Mission – einen Verbrenner im Duell zu schlagen – haben mittlerweile mehrere Hersteller übernommen, teils sogar übertroffen.



 

Was unterscheidet Teslas Ansatz?

Zwar erzielen auch andere Hypercars beeindruckende Zeiten, doch ein aktives Lüftersystem zur Erzeugung von Abtrieb im Serieneinsatz hat bisher niemand umgesetzt. Teslas adaptive Ventilatoren-Lösung verspricht echte Alltagstauglichkeit: Sie kann auf der Straße wie auf der Rennstrecke funktionieren und reagiert intelligent auf wechselnde Bedingungen. Dadurch könnte der Roadster in den Bereichen Grip, Sicherheit und Fahrdynamik punkten.

 

Fan-Car-Erfolg: Das McMurtry Spierling als Vorbild

Die elektrische Fan-Car-Idee ist nicht neu: Der McMurtry Spierling, ein radikal aufgebautes Einzelsitzer-Elektroauto, sorgte beim Goodwood Festival of Speed für Schlagzeilen: Mit 2.000 kg Abtrieb setzt er Maßstäbe – sogar im Stand oder bei niedrigen Geschwindigkeiten.

Seine Leistungsfähigkeit bewies der Spierling sogar bei einer Fahrt kopfüber – so stark ist der erzeugte Unterdruck. Während das Luxusmodell aber ein reines Rennstreckenfahrzeug bleibt, will Tesla ähnliche Technik massentauglich und straßentauglich umsetzen – inklusive Filter gegen Staub und Steine für mehr Sicherheit.

 

Praxis-Check: Fan-Cars im Straßenalltag

Im Vergleich zum McMurtry dürfte der Roadster alltagstauglicher werden. Die Lüfter- und Schürzen-Funktionen werden je nach Bahn und Fahrmodus angepasst. Spezielle Filter verhindern, dass Steine oder Abfall herausgeschleudert werden und sorgen für Rechtskonformität.

Eine Herausforderung bleibt der Fahrer: Mit der enormen und variablen Abtriebskraft verschieben sich die Fahrphysik-Grenzen deutlich. Wer jedoch auf maximale Haftung vertraut, während das System ausfällt oder automatisch abschaltet – etwa abseits der Strecke –, riskiert Instabilität. Ob Tesla die Nutzung auf die Rennstrecke begrenzt oder zusätzliche Absicherungen einbaut, steht noch nicht fest.

 

Ein lange erwartetes Symbol: Kann Tesla das Roadster-Versprechen halten?

Fast zehn Jahre nach der spektakulären Premiere ist der finale Starttermin weiterhin offen. Das neue Patent macht jedoch Hoffnung und zeigt, dass Tesla weiter an der Spitze der Innovationsentwicklung arbeitet. Angesichts der schon jetzt starken Konkurrenten muss der Roadster jedoch mehr bieten als Beschleunigung allein.

 

Fazit: Wie Tesla das Elektro-Supercar neu definiert

Fans erleben eine Achterbahnfahrt aus Optimismus, Skepsis und Spannung. Das neue Patent markiert eine Abkehr von unrealistischen Flugträumen und rückt das Machbare, nämlich aktive Aerodynamik und Bodeneffekt, in den Mittelpunkt. Während die Elektro-Supercar-Ära längst begonnen hat, könnte Teslas Fan-Car die Leistungsspitze dennoch neu gestalten.

Falls dieses System tatsächlich serienreif wird, könnte Tesla nicht nur den EV-Markt, sondern die gesamte Performance-Szene nachhaltig beeinflussen. Die entscheidende Frage bleibt: Wann kommt der Roadster tatsächlich auf die Straße?

Bis dahin schauen Fans und die Branche weiter gebannt zu, ob Tesla seine nächste Revolution liefert.
 

Quelle: electrek

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