MINI Concept Frankfurt: Ein visionäres Konzept zwischen Tradition und Zukunft

MINI Concept Frankfurt: Ein visionäres Konzept zwischen Tradition und Zukunft

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Einleitung: Eine Brücke zwischen Historie und Zukunft

Mit der Enthüllung des MINI Concept Frankfurt auf der IAA 2005 wurden gleich zwei Jubiläen gefeiert: Zum einen jährte sich die Einführung des ursprünglichen Mini Traveller von 1960 zum 45. Mal, zum anderen markierte das Event die Wiedergeburt der Marke MINI in Frankfurt im Jahr 1997. Das Concept Frankfurt war jedoch weit mehr als ein bloßer nostalgischer Rückblick – es stellte eine zukunftsweisende Designstudie dar. Mit modernen Technologien, innovativer Raumausnutzung und kreativen Details interpretierte es das kompakte Traveller-Kombi-Konzept neu und deutete damit bereits Ausstattungsmerkmale kommender Serienfahrzeuge wie dem Clubman an.

Design im Überblick: MINI-typische Züge in neuem Format

Außengestaltung und Raumkonzept

Die Front des Concept Frankfurt war sofort als MINI zu erkennen: Sechseckiger Kühlergrill, runde Scheinwerfer und kurze Überhänge signalisierten Markenzugehörigkeit. Doch die Proportionen waren deutlich verändert: Ein verlängerter Radstand, breitere Spurweiten und ein gestreckter Aufbau verliehen dem Concept das authentische Profil und die Funktionalität eines kompakten Kombis. Die Schulterlinie stieg zum Heck hin leicht an und erzeugte eine Keilform – modern und dennoch die charakteristische Traveller-Silhouette zitierend. Kraftvoll ausgestellte Radhäuser, eine markant gewölbte Motorhaube und in die einteilige, vorwärts angeschlagene Haube integrierte Leuchten sorgten für einen sportlichen Auftritt.

Materialwahl, Oberflächen und Details

Das Showcar präsentierte sich in einem exklusiven Farbton namens Satellite Silver, der in zwei dezent variierenden Schichten aufgetragen wurde. Je nach Lichteinfall changierte das Finish zwischen leuchtendem Metallicglanz und zurückhaltendem Grau. Schützende Neopren-Applikationen an den Radläufen und am Unterboden boten nicht nur einen robusten Look, sondern auch alltagstaugliche Beständigkeit. Gebürstete Aluminium-Verkleidungen an C-Säulen und Grill griffen die Tradition des Traveller auf, während rahmenlose Scheiben und der Verzicht auf feststehende B-Säulen die Seitenverglasung nahtlos erscheinen ließen.

Zugang und Alltagstauglichkeit: Türen, Fenster und Dach neu gedacht

Alle vier Türen seitlich wurden über Parallelogramm-Scharniere geöffnet, sodass sie gemeinsam nach vorne und außen schwenkten – ideal für enge Parklücken und komfortablen Ein- und Ausstieg. Die ungewöhnlich langen Vordertüren im Coupé-Stil sorgten zusammen mit den hinteren Türen für einen weiten Zugang. Die Fond-Fenster erinnerten an die geteilten Scheiben des früheren Traveller: Der vordere Fensterabschnitt glitt elektrisch unter das hintere Element – fast Cabrio-Feeling inklusive.

Am Heck erhielt das Fahrzeug symmetrische, seitlich angeschlagene Doppeltüren, die das Beladen von beiden Seiten ermöglichten. Ein durchgängiges Glasdach zog sich von der Frontscheibe bis zum Kofferraum, wobei sich das hintere Dachsegment komplett aufstellen ließ, um sperrige Gegenstände vertikal einladen zu können.

Ladeinnovationen: Cargobox und flexibler Laderaum

Einer der auffälligsten Alltagshelfer war die sogenannte Cargobox – ein ausziehbarer Ladeboden im Kofferraum, der das Beladen erleichterte. Die Plattform konnte zudem gedreht und als Trennwand zwischen Passagier- und Gepäckbereich genutzt werden. Trotz aufrechter Rücksitzlehnen sorgten die niedrige Ladekante und die großzügige Öffnung für leichten Alltagseinsatz. Durch Umklappen der geteilt geteilten Rücklehnen entstand ein ebener Laderaum bis zum Armaturenbrett – perfekt für Sportausrüstung, Gepäck oder Handwerksbedarf.

Praktische Details wie rahmenlose hintere Türfenster zum schnellen Hineingreifen in den Laderaum sowie klimatisierte, aus den seitlichen Lüftungsdüsen ausklappbare Tassenhalter mit Chromring komplettierten das raffinierte Konzept.

Innenraum und Ergonomie: Schwebende Sitze und großzügiges Raumgefühl

Das Interieur spielte erneut mit dem MINI-typischen Kreis-Motiv, verlieh dem Innenraum jedoch zusätzliche Großzügigkeit. Die Vordersitze waren nicht bodenmontiert, sondern mit der Mittelkonsole verbunden und schwebten optisch – das sorgte für mehr Platz zu Füßen und unterm Sitz. Über das elektrische Easy-Entry-System verschoben sich die Sitze automatisch und drehten sich beim Einstieg nach innen, um den Zugang zum Fond zu erleichtern. In die Sitze integrierte Gurte machten fixe B-Säulen überflüssig, ohne Kompromisse bei der Sicherheit einzugehen.

Avantgardistische Materialkombinationen prägten das Bild: Weißes Leder in verschiedenen Haptiken, Aluminiumakzente, Chromringe und Elemente mit Glasfaserstruktur. Der Dachhimmel war mit Alcantara ausgekleidet, die Fußräume präsentierten sich mit sportivem Metall-Carbon-Look.

Leistung und technisches Konzept

Unter der Haube arbeitete der bekannte 1,6-Liter-Kompressor-Motor aus dem MINI Cooper S R53, leistungsmäßig auf zeitgenössische Werte von etwa 160–170 PS ausgelegt. Radstand und Spurweite wurden deutlich verlängert, die Räder saßen weit außen an den Karosserieecken – so blieb das charakteristische MINI-Go-Kart-Fahrgefühl trotz Kombiform erhalten. Zwillingsauspuff und Lufteinlass auf der Haube unterstrichen die sportlichen Ambitionen, während Aufhängung und Gewichtsverteilung für präzises Fahrverhalten angepasst wurden.

Technische Daten (Konzept-Highlights)

  • Motor: MINI Cooper S R53 1.6-Liter-Reihenvierzylinder mit Kompressor (ca. 160–170 PS)
  • Konzept: Frontmotor, Vorderradantrieb
  • Radstand: Länger als beim damaligen MINI Hatch, zusätzliche Länge für Kombikonstruktion
  • Spur: Verbreitert vorne und hinten für mehr Fahrstabilität
  • Türen: Vier Flügeltüren mit Parallelogramm-Scharnieren, rahmenlose Fenster
  • Dach: Vollverglastes Dach mit aufklappbarem hinteren Abschnitt
  • Kofferraum: Ausziehbare "Cargobox" und umklappbare Rücksitze mit Ladeboden

Hinweis: Als Konzeptfahrzeug wurden endgültige Serienmaße und -gewichte nicht veröffentlicht.

Positionierung und Vermächtnis

Obwohl das Concept Frankfurt nie in der präsentierten Form in Serie ging, zeigte es eindrucksvoll, wie MINI sein Portfolio über klassische Drei- und Fünftürer hinaus zu einem kompakten Premium-Kombi erweitern könnte. Zahlreiche Ideen und Stilelemente fanden später ihren Weg in Serienmodelle wie den Clubman. Das Concept Frankfurt festigte MINIs Ruf als kleine Premium-Marke, die kultiges Design mit cleverer Raumausnutzung und Alltagstauglichkeit verbindet.

Vergleich: Concept Frankfurt und Serien-Clubman

Der Clubman griff das Konzept eines kompakten Kombis mit geteilten Hecktüren und vielseitiger Nutzung auf, doch das Concept Frankfurt zeigte sich noch mutiger: Vollverglaste Karosserie, längere coupehafte Türen ohne B-Säule, das Glasdach über die gesamte Länge und die ausziehbare Cargobox blieben exklusiv dem Konzeptfahrzeug vorbehalten. In Sachen Leistung setzte der Clubman auf alltagstaugliche MINI-Technik und konventionelle Bauweise gemäß Serienanforderungen, während das Concept Frankfurt kompromisslos innovative Lösungen vorführte, ohne Rücksicht auf Kosten und Servicefreundlichkeit.

Fazit: Eine durchdachte und prägende Designstudie

Das MINI Concept Frankfurt war weit mehr als ein nostalgischer Rückblick – es demonstrierte visionär, wie ein Kleinwagen für die Anforderungen des modernen Lebens neu gedacht werden könnte. Mit direkten Anlehnungen an den Traveller, klugen Zugangslösungen, variablem Laderaum und fahraktiver Abstimmung bewies MINI, dass ein kompakter Kombi Charakter besitzen und zugleich im Alltag überzeugen kann. Für Enthusiasten und Designer bleibt das Concept Frankfurt ein prägnantes Beispiel dafür, wie ein Showcar echten Einfluss auf spätere Serienmodelle nehmen kann.

Quelle: bmwblog

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