Mercedes und BMW verhandeln überraschend über Motorlieferungen

Mercedes und BMW verhandeln überraschend über Motorlieferungen

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Mercedes und BMW in überraschenden Gesprächen über Motoren

Die seit langem rivalisierenden Automobilhersteller Mercedes‑Benz und BMW prüfen Berichten zufolge eine neue Form der Zusammenarbeit: Mercedes könnte BMW‑Vierzylindermotoren kaufen, um seine Plug‑in‑Hybrid‑ und Verbrennerpalette zu beliefern. Das deutsche Magazin Manager Magazin berichtete zuerst über die Gespräche, die BMW nicht öffentlich bestätigt hat. Sollte die Vereinbarung zustande kommen, würde sie einen bedeutenden Wandel in der Motor‑ und Antriebsstrangstrategie beider Marken darstellen.

Warum Mercedes seine Motorstrategie überdenkt

Mercedes sieht sich in diesem Jahr mit sinkenden Margen und geringeren Verkaufszahlen konfrontiert, weshalb die Führung Produkt‑ und Produktionsentscheidungen neu bewertet. CEO Ola Källenius räumte einen Rückgang der Automobilmargen ein und warnte, dass Kostensenkungen allein fehlende oder zeitlich ungünstig platzierte Produkte nicht ausgleichen können. Ein unmittelbarer Druckpunkt ist die Nachfrage nach Verbrennungsmotoren in Mercedes‑Plug‑in‑Hybrid (PHEV)‑Modellen — Volumina, die inzwischen die ursprünglichen Prognosen übersteigen.

Von Geely zu BMW: politische und logistische Faktoren

Mercedes hatte zuvor kostengünstigere Vierzylinder von Geely in China angestrebt. Die Beschaffung von Motoren aus China ist jedoch in wichtigen Märkten wie den USA politisch sensibel geworden, weshalb alternative Lieferanten attraktiver erscheinen. Berichten zufolge hat Mercedes die Gespräche mit BMW als politisch neutrale und technisch erprobte Option für eine kurzfristige bis mittelfristige Motorversorgung wieder aufgenommen.

Wie eine Zusammenarbeit funktionieren könnte

Laut dem Bericht begannen Gespräche auf CEO‑Ebene vor fast einem Jahr, und technische Teams beider Hersteller sollen seitdem die Umsetzbarkeit geprüft haben. Der vorgeschlagene Zeitplan zielt auf Lieferungen ab etwa 2027, wobei die Produktion möglicherweise im gut etablierten BMW‑Werk in Steyr, Österreich, erfolgen könnte — einer Anlage, die 2024 über eine Million Motoren fertigte. Der anfängliche Fokus liegt auf dem Vierzylinder‑Benziner von BMW; Diesel‑B47‑Einheiten und weitere Antriebsstrangkomponenten könnten später hinzugefügt werden.

Produktion, Zölle und Montage in den USA

Insider berichten, dass eine gemeinsame Produktion in den Vereinigten Staaten geprüft werde, um Zölle zu minimieren und Vorgaben zur regionalen Beschaffung zu erfüllen. Für Mercedes könnte eine in den USA ansässige Lieferkette den Einsatz von Motoren in Fahrzeugen, die in Nordamerika verkauft werden, erleichtern und zugleich die politischen Komplikationen durch in China gefertigte Komponenten vermeiden.

Technische Daten, Leistung und Kompatibilität

Der BMW B48 ist ein modularer 2,0‑Liter‑Turbo‑Vierzylinder‑Benziner, der in mehreren BMW‑Modellen und Leistungsversionen eingesetzt wird. Er ist bekannt für seine kompakte Bauweise, ein lineares Turbolader‑Ansprechverhalten und die einfache Integration in Hybridsysteme. Die Diesel‑Familie B47, ebenfalls modular bei ähnlichem Hubraum, bleibt ein Kandidat für Dieselvarianten in Märkten mit anhaltender Nachfrage. Beide Motoren sind auf moderne Emissions‑ und Effizienzziele ausgelegt und damit geeignete Optionen für Mercedes‑PHEV‑Antriebe sowie konventionelle Modelle, die weiterhin auf Verbrennungsmotoren setzen.

Marktpositionierung und strategische Auswirkungen

Für Mercedes würde der Fremdbezug von Motoren eine pragmatische Kehrtwende darstellen: das geplante schnelle Auslaufen der Verbrennungstechnologie zu verlangsamen und zugleich sicherzustellen, dass das Unternehmen die Nachfrage nach Plug‑in‑Hybriden jetzt und während des Übergangs zur Elektromobilität bedienen kann. Für BMW würde die Belieferung eines direkten Konkurrenten zusätzliche Produktionsvolumina sichern, die Umsätze diversifizieren und die Stellung des Unternehmens als führender Antriebsstranglieferant unterstreichen. BMW liefert bereits Motoren an Hersteller von Boutique‑Marken bis hin zu Volumenmarken wie Toyota und Land Rover; die Aufnahme von Mercedes wäre ein bemerkenswerter Meilenstein.

Vergleiche und offene Fragen

Im Vergleich zu den eigenen Motorprogrammen von Mercedes bietet die modulare Vierzylinder‑Architektur von BMW erprobte Skalierbarkeit und eine globale Produktionsinfrastruktur. Wichtige Fragen bleiben offen: Welche Mercedes‑Modelle würden zuerst BMW‑Motoren erhalten, in welchem Umfang Dieselaggregate einbezogen werden und welche vertraglichen oder Markenregelungen die Lieferung regeln würden. Detaillierte Informationen dürften in den kommenden Monaten bekannt werden, falls die Verhandlungen voranschreiten.

Insgesamt spiegelt diese mögliche Partnerschaft breitere Branchentrends wider: OEMs sind zunehmend offen für gemeinsame Antriebsstrangstrategien, um Kosten, regulatorische Komplexität und sich verändernde Marktnachfrage zu steuern und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit in traditionellen Verbrennungs‑ wie auch elektrifizierten Fahrzeugsegmenten zu erhalten.

Quelle: manager-magazin

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