Mediterrane Ernährung plus Kalorienkontrolle und Bewegung senkt Typ‑2‑Diabetes‑Risiko um rund ein Drittel

Mediterrane Ernährung plus Kalorienkontrolle und Bewegung senkt Typ‑2‑Diabetes‑Risiko um rund ein Drittel

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Die Kombination einer mediterranen Ernährungsweise mit moderater Kalorienreduktion, regelmäßiger moderater Bewegung und strukturierter Gewichtsabnahmebetreuung senkte in einer großen, langfristigen klinischen Studie die Inzidenz von Typ-2-Diabetes (T2D) um etwa 31 %. Die Kombination aus Mittelmeerdiät, Bewegung und Kalorienkontrolle reduziert das Diabetesrisiko damit um nahezu ein Drittel. Credit: Shutterstock

Die Ergebnisse stammen aus PREDIMED-Plus, der größten randomisierten Ernährungs- und Lebensstilstudie Europas, und wurden am 25. August 2025 in den Annals of Internal Medicine veröffentlicht. Die Analyse verfolgte knapp 4.800 Teilnehmende über sechs Jahre und liefert hochwertige Belege dafür, dass drei praktische und skalierbare Änderungen in Ernährung und Bewegung messbare Vorteile für die öffentliche Gesundheit bringen können.

Studienaufbau und Methoden

Forscherinnen und Forscher von 23 spanischen Universitäten und Mitarbeitende der Harvard T.H. Chan School of Public Health rekrutierten 4.746 Erwachsene im Alter von 55–75 Jahren, die übergewichtig oder adipös und von einem metabolischen Syndrom betroffen waren, aber zu Studienbeginn noch keinen Typ-2-Diabetes hatten. Die Teilnehmenden wurden in zwei Arme randomisiert:

Interventionsgruppe

  • Hielt eine mediterrane Ernährungsweise ein, die Obst, Gemüse, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse, Olivenöl, moderate Milchprodukte und mageres Eiweiß betont und rotes Fleisch sowie verarbeitete Lebensmittel einschränkt.
  • Reduzierte die Kalorienzufuhr um rund 600 kcal/Tag im Vergleich zur üblichen Aufnahme.
  • Trainierte moderate körperliche Aktivität wie zügiges Gehen und gezielte Kraft-/Balanceübungen.
  • Erhielt professionelle Unterstützung und Beratung, um Gewichtsabnahme zu erreichen und zu halten.

Kontrollgruppe

  • Folgte allein der mediterranen Ernährungsweise ohne Kalorienziele, ohne strukturierte Bewegungsanleitung und ohne professionelle Unterstützung zur Gewichtsreduktion.

Die Studie verwendete standardisierte Diagnosekriterien für neu aufgetretenen Typ-2-Diabetes, wiederholte klinische Besuche und Laboruntersuchungen über eine mediane Nachbeobachtungszeit von sechs Jahren sowie eine Intention-to-treat-Analyse zur Schätzung der relativen Risikoreduktionen.

Wesentliche Ergebnisse und Bedeutung

Die Teilnehmenden der kombinierten Lebensstilintervention hatten ein um 31 % geringeres Risiko, einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln, verglichen mit denen, die nur die mediterrane Ernährung befolgten. Gewicht und zentrale Adipositas verbesserten sich in der Interventionsgruppe stärker: Der durchschnittliche Gewichtsverlust betrug etwa 3,3 kg gegenüber 0,6 kg in der Kontrollgruppe, und der Taillenumfang nahm um 3,6 cm gegenüber 0,3 cm ab.

Aus Sicht der Bevölkerungsmedizin schätzten die Autorinnen und Autoren, dass das Hinzufügen von Kalorienkontrolle, moderater körperlicher Aktivität und strukturierter Unterstützung zur mediterranen Ernährung in der Studienzeit ungefähr drei neue Diabetesfälle pro 100 Personen verhinderte. Diese Effektgröße lässt sich bei breit angelegter Umsetzung in Risikogruppen in substanzielle Verringerungen der Diabetesinzidenz übersetzen.

Wissenschaftlicher Kontext und Mechanismen

Die mediterrane Ernährung wurde in vielen Beobachtungsstudien und Projekten mit einem geringeren kardiometabolischen Risiko in Verbindung gebracht. Ihre Vorteile werden vor allem auf den höheren Konsum von ballaststoffreichen pflanzlichen Lebensmitteln und ungesättigten Fetten, verbesserte Lipidprofile, reduzierte systemische Entzündungswerte und eine bessere Insulinsensitivität zurückgeführt. Kalorienreduktion und mehr körperliche Aktivität fördern Gewichtsverlust und verringern viszerales Fett — einen wichtigen Treiber von Insulinresistenz — während verhaltensbezogene Beratung die Adhärenz und langfristige Stabilität verbessert.

Die Kombination von Ernährungsqualität mit Energiebalance und strukturierter Unterstützung zielt somit auf mehrere biologische und verhaltensbezogene Pfade ab, die der Entstehung von Typ-2-Diabetes zugrunde liegen. Die Ergebnisse von PREDIMED-Plus stärken die kausalen Belege dafür, dass moderate, nachhaltige Lebensstiländerungen den Krankheitsverlauf bei Hochrisiko-Erwachsenen beeinflussen können.

Expertinneneinschätzung

„Diese Studie liefert uns einen praxisnahen Fahrplan“, sagt Dr. Elena Ruiz, Ernährungs-Epidemiologin am Global Institute for Metabolic Health (Expertenkommentar). „Die Verbesserung der Ernährungsqualität ist entscheidend, doch in Kombination mit realistischen Kalorienzielen, regelmäßigem zügigen Gehen und professioneller oder Gruppensupport vervielfacht sich der Nutzen. Für Klinikpersonal und Gesundheitssysteme ist die Herausforderung, diese Komponenten bezahlbar und gerecht bereitzustellen.“

Dr. Ruiz ergänzt, dass digitale Gesundheitstools, gemeinschaftliche Bewegungsprogramme und in der Primärversorgung verankerte Beratung vielversprechende Wege sind, um diese Ergebnisse in die praktische Prävention zu überführen.

Verwandte Technologien und künftige Richtungen

Die Studie hebt Chancen hervor, Verhaltenswissenschaft, digitale Überwachung und bevölkerungsorientierte Strategien zu integrieren:

  • Digitale Apps und Wearables können die Einhaltung von Aktivitätszielen und Kalorienkontrolle unterstützen und Daten für Fernberatung liefern.
  • Telemedizin und gruppenbasierte Beratung senken Barrieren für professionelle Unterstützung, besonders in ressourcenarmen Umgebungen.
  • Implementationsforschung kann Kosten-Effektivität, Gerechtigkeit und langfristige Nachhaltigkeit in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen bewerten.

Weitere Studien sollten die Anpassung des PREDIMED-Plus-Ansatzes bei jüngeren Erwachsenen, nicht-europäischen Populationen und Gesundheitssystemen mit anderen Ressourcen testen und biologische Mediatoren wie Veränderungen des viszeralen Fettgewebes, inflammatorische Biomarker und Insulinsensitivität untersuchen.

Aussagen der Studienautoren

Co-Autor Frank Hu, Vorsitzender der Abteilung für Ernährung an der Harvard T.H. Chan School of Public Health, betonte die globale Bedeutung: „Wir stehen einer weltweiten Diabetesepidemie gegenüber. Mit Belegen höchster Evidenz zeigt unsere Studie, dass moderate, nachhaltige Änderungen in Ernährung und Lebensstil Millionen von Fällen dieser Krankheit weltweit verhindern könnten.“ Miguel Martínez-González, Co-Autor und Professor an der Universität Navarra, hob den gesundheitspolitischen Rahmen hervor: „Praktisch gesehen verhinderte das Hinzufügen von Kalorienkontrolle und körperlicher Aktivität zur mediterranen Ernährung etwa drei von hundert Menschen davor, Diabetes zu entwickeln — ein klarer, messbarer Nutzen für die öffentliche Gesundheit.“

Fazit

Die randomisierte PREDIMED-Plus-Studie liefert robuste Belege dafür, dass drei praktikable Maßnahmen — die Annahme einer mediterranen Ernährungsweise, Reduktion der Kalorienzufuhr und Steigerung moderater körperlicher Aktivität mit strukturierter Unterstützung — das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, bei älteren, übergewichtigen und am metabolischen Syndrom leidenden Erwachsenen um rund 31 % senken. Diese Befunde stützen integrierte Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltensstrategien als skalierbare Bestandteile von Diabetespräventionsprogrammen und zeigen Chancen für technologiegestützte Umsetzung und weitergehende Implementationsforschung auf.

Quelle: sciencedaily

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