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Vilnius' pulsierendes Startup-Ökosystem versammelte sich erneut beim Startup Meetup Vilnius 2025, einer lebendigen Community-Veranstaltung, bei der Gründer, Innovatoren und Investoren zusammenkamen, um Erfahrungen auszutauschen, Einblicke zu gewinnen und neue Kooperationen anzustoßen.
Gastgeber im Vilnius Tech Park am 30. September 2025, bot das Meetup Keynotes, Live-Pitches und offenes Networking — alles mit dem Fokus auf die praktischen Lektionen beim Aufbau und Skalieren von Startups.

Der Abend begann mit einer herzlichen Begrüßung durch Mangirdas Sapranauskas, der die Atmosphäre für ein entspanntes, aber erkenntnisreiches Treffen setzte. Kurz darauf richtete sich das Spotlight auf ein lebhaftes Fireside-Chat mit zwei prägnanten Stimmen der litauischen Startup-Szene:
Andrius Bičeika – NED bei Revolut und Aukok.lt
Audrius Milukas – Mitgründer von smeBank und Partner bei Superhero Capital
Es folgte ein überraschend offenes und oft humorvolles Gespräch, in dem Andrius die ungeschriebenen Geschichten hinter Revoluts Aufstieg, die prägenden Elemente der Unternehmenskultur und seine unverblümten Ansichten darüber, was Erfolg wirklich antreibt, teilte.
Fireside-Chat: Ehrliche Lektionen aus der Revolut-Reise
Von Beginn an machte Andrius Bičeika deutlich, dass dies kein polierter Unternehmensvortrag über "harte Arbeit" oder "Hustle" werden sollte. Stattdessen versprach er ein offenes Gespräch über die unordentliche, unvorhersehbare und oft glückliche Natur von Startup-Erfolg.
„Die Leute reden gern über harte Arbeit und Strategie“, scherzte er, „aber seien wir ehrlich — Glück spielt eine riesige Rolle. Timing, Ort und ein bisschen Zufall zählen oft mehr als alles andere.”

Er bezog sich auf den NYU-Professor Scott Galloway und hob hervor, wie selbst die talentiertesten Gründer häufig vom Zufall getragen werden.
„Man kann sich abrackern“, sagte er, „aber wenn man nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, kann das alles nichts nützen. Ich hatte Glück — in meiner Karriere und sogar beim Treffen meiner Frau!”
Er erzählte, dass sein Einstieg bei Revolut in den sehr frühen Tagen — als das Team noch klein und kämpferisch war — zu den Wendepunkten gehörte, bei denen Glück alles verändert hat.
Vom nächtlichen Büro zur Canary Wharf
Andrius erinnerte an die frühen Revolut-Tage, als nur etwa ein Dutzend Menschen im Team waren.
„Damals war ich der Letzte, der das Licht im Londoner Büro ausmachte“, lachte er. „Jetzt haben wir gerade ein beeindruckendes neues Hauptquartier neben JP Morgan eröffnet — ein Kreis, der sich geschlossen hat und viel darüber aussagt, wie weit wir gekommen sind.”

Was einst ein bescheidenes Startup war, steht heute neben globalen Finanzriesen — ein Beleg dafür, dass Überzeugung, Durchhaltevermögen und Timing eine Idee in eine Institution verwandeln können.
Kultur beginnt an der Spitze
Vom Erzählen von Anekdoten wechselte Bičeika zu Grundsätzen und betonte, dass Kultur von oben aufgebaut wird:
„Kultur wächst nicht von unten — sie beginnt bei den Gründern. Sind sie nachlässig oder setzen niedrige Standards, folgt das Team. Treiben sie jedoch an und legen hohe Maßstäbe fest, wird das Teil der DNA des Unternehmens.”
Er beschrieb Revoluts frühe Atmosphäre als hart, schnell und fordernd — aber auch unglaublich lohnend für diejenigen, die lernen und wachsen wollten:
„Revolut war der schlimmste Ort der Welt für Menschen, die sich verstecken und Verantwortung meiden — und der beste Ort für jene, die jeden Tag über sich hinauswachsen wollten.”

Er unterstrich, dass in der Anfangsphase jede zusätzliche Stunde Arbeit exponentiell wirkt:
„Wenn du gerade anfängst, ist jede zusätzliche Stunde drei Mal so viel wert. Die Lernkurve ist so steil — du wärst verrückt, sie nicht zu nutzen.”
Ausführung statt Idee
Eine seiner stärksten Botschaften war einfach, aber eindringlich:
„Ideen sind billig. Die Ausführung entscheidet.”
Zur Veranschaulichung erzählte Andrius die Geschichte der Einführung von Revolut Business.
In einem mutigen Schritt entschied die Führungsriege, das Produkt in nur zwei Wochen auf den Markt zu bringen, obwohl das Team dazu noch nicht vollständig bereit war.
„Wir waren nur vier Leute. Wir arbeiteten Tag und Nacht und brachten es irgendwie pünktlich raus — voller Bugs, klar, aber live!”

Diese Erfahrung lehrte ihn eine zentrale Lektion: Warte nicht auf Perfektion.
„Mark Zuckerberg sagte einmal: Wenn du dich nicht für das schämst, was du rausbringst, hast du zu spät veröffentlicht. Und er hat recht. Schnell liefern, schnell scheitern und schnell lernen — nur so wächst man.”
Für Bičeika zielt Ausführung auf Lernen durch echte Daten ab — nicht durch hypothetische Planungen:
„Man baut nicht nur zum Bauen — man baut, um Feedback zu sammeln. Aktion schlägt endlose Diskussion.”
Glaube an das eigene Produkt
Ein weiterer wiederkehrender Punkt war Authentizität — an etwas zu arbeiten, an das man selbst glaubt und das man nutzt:
„Wenn du dein eigenes Produkt nicht benutzt, bist du am falschen Platz. In Interviews frage ich Kandidaten immer: Benutzt du unser Produkt? Wie würdest du damit Geld verdienen? Können sie das nicht beantworten, ist das ein Warnsignal.”

Fehler, die lehren
Andrius scheute sich nicht, auch über Misserfolge zu sprechen. Bevor er zu Revolut kam, hatte er mehrere Startups versucht, die scheiterten:
„Wir dachten einmal, wir hätten eine Million-Dollar-Idee — am Ende konnten wir nicht einmal einen Cent einwerben! Aber diese Misserfolge waren notwendig. Sie lehrten mich, was man nicht tun sollte.”
Diese Lektionen ebneten laut ihm schließlich den Weg für Erfolg, als die richtige Gelegenheit kam.
Letzte Botschaft: »Mach es einfach!«
Bičeika beendete seinen Vortrag mit einer mitreißenden Botschaft:
„Erfolg ruht auf drei Säulen: einem Produkt, an das du glaubst, einer Kultur, die dich antreibt, und dem Mut zu handeln — selbst bevor du bereit bist. Mach es einfach. Lerne unterwegs. So entsteht echtes Wachstum.”
Ansage von Karolina Urbonaitė — Leiterin von Startup Lithuania
Nach dem lebhaften Fireside-Chat mit Andrius Bičeika betrat Karolina Urbonaitė, Leiterin von Startup Lithuania, die Bühne und gab ein paar Updates zum größten anstehenden Startup-Event des Landes.
Sie begann mit einer freundlichen Frage an das Publikum:
„Wie oft hatten wir diese Meetups schon? Fast jeden Monat, oder? Aber nur einmal im Jahr kommen wir alle zu unserem Hauptevent zusammen — der Startup Fair.“

Karolina erinnerte die Community daran, dass dieses Jahr die 13. Ausgabe der Startup Fair stattfindet — eine jährliche Veranstaltung, die seit 2012 läuft und sich zu einem der wichtigsten Treffpunkte für Litauens Startup-Ökosystem entwickelt hat.
„Wenn ihr noch keine Tickets habt, ist jetzt der Moment!”, sagte sie mit einem Lächeln. „Das Event findet nächsten Donnerstag, am 9. Oktober, statt und wird größer denn je.”
Laut Karolina wird die Ausgabe 2025 drei Hauptbühnen umfassen — zwei für Keynotes, Fireside-Chats und Panels sowie eine dritte Bühne mit einem Pitch-Battle, bei dem 40 Startups um Sichtbarkeit und Preise konkurrieren werden.
Sie fügte eine besondere Anmerkung für die heutigen Vortragenden hinzu:
„Heute Abend haben wir fünf Spotlight-Pitches, und das Startup, das die Publikumsabstimmung gewinnt, erhält zwei Freikarten für die Startup Fair 2025. Also vergesst nicht, für euren Favoriten zu stimmen!”
Damit wünschte sie den Teilnehmern viel Erfolg und ermutigte alle, sich der kommenden Leitveranstaltung anzuschließen, um Litauens florierende Startup-Community zu feiern.
Open Mic & Spotlight-Pitches
Nach Karolinas kurzer Ankündigung ging der Abend in einen seiner dynamischsten Teile über — die Spotlight Pitch Session.
Fünf Early-Stage-Startups wurden eingeladen, ihre Ideen auf der Bühne vorzustellen; jede Präsentation hatte drei Minuten Pitch und zwei Minuten für Fragen aus dem Publikum.
Das Ziel war, innovative Lösungen zu zeigen, Botschaften vor einem Live-Publikum zu testen und um die Stimmen der Anwesenden zu konkurrieren — das Gewinnerteam erhielt zwei Tickets für die Startup Fair 2025.
Das erste Team auf der Bühne war MY.CHEF, eine innovative Plattform, die das Konzept des Kochens zu Hause neu denkt.
MY.CHEF — Verifizierte Köche in Ihrer Hausküche
Der Gründer von MY.CHEF begann seinen Pitch mit einer einprägsamen Frage:
„Was werden meine Kinder morgen essen?”
Eine Frage, mit der sich viele beschäftigte Familien identifizieren können — zwischen Arbeit, Terminen und der täglichen Herausforderung, gesunde, hochwertige Mahlzeiten zuzubereiten.

Er erklärte, dass die herkömmlichen Optionen — selbst kochen oder liefern lassen — oft nicht den Erwartungen gerecht werden. Manche haben keine Zeit, andere nicht die Lust oder Fähigkeiten zum Kochen. Lieferdienste sind zwar bequem, werfen jedoch Fragen zu Zutatenqualität, Frische und den Arbeitsbedingungen der Zusteller auf.
MY.CHEF bietet eine neue Lösung: eine Plattform, die Haushalte mit verifizierten Köchen verbindet, die direkt in die Küche der Kunden kommen und dort die Mahlzeiten zubereiten.
Dieses Modell garantiert Transparenz, Vertrauen und Qualität — Kundinnen und Kunden können genau sehen, was in ihrem Essen steckt und wer es zubereitet.
Das Startup plant ein transaktionsbasiertes Modell: eine fixe Gebühr für die Vermittlung von Kunden an Köche sowie transparente Stundensätze, die die Köche selbst festlegen (typischerweise zwischen 15 € und 20 € pro Stunde).
Die App kalkuliert automatisch die Gesamtkosten, inklusive Anfahrt, Koch- und Reinigungszeit — so entsteht ein faires und flexibles Preissystem.

Das Team, geleitet vom Gründer zusammen mit dem Mitgründer und Softwareingenieur Sergio Closet, hat bereits 15 Interviews mit Köchen und 25 mit potenziellen Kunden durchgeführt, um die Nachfrage zu validieren.
Ihre Forschung zeigt starkes Interesse — besonders von Familien, die personalisierte Mahlzeiten für den Alltag oder besondere Anlässe suchen, sowie von Köchen, die flexibel zusätzliches Einkommen erzielen möchten.
Derzeit arbeitet MY.CHEF mit Partnern der Stadt Vilnius zusammen und will seine Go-to-Market-Strategie verfeinern, um in den kommenden Monaten einen Pilotstart zu wagen.
Mit einem menschenzentrierten Ansatz und einem transparenten Modell hofft das Startup, das Kocherlebnis zu Hause neu zu definieren — und Küchen zu Orten von Vertrauen, Geschmack und Verbindung zu machen.
SensoFarm — Präzisionslandwirtschaft vereinfacht durch KI
Die zweite Präsentation stammte von SensoFarm, einem Startup, das von einem Landwirt mit mehr als zehn Jahren Erfahrung gegründet wurde — jemand, der offen zugab, kein "traditioneller" Bauer sein zu wollen.
„Ich wollte nie Mais oder Gerste wie alle anderen anbauen“, erklärte er. „Ich wollte gutes Geld verdienen, sinnvolle Arbeit leisten und etwas Nachhaltiges aufbauen — etwas, das dem Boden nicht schadet und nicht auf übermäßigen Düngereinsatz angewiesen ist.”

Er stellte jedoch schnell fest, dass präzise, wissenschaftlich fundierte Landwirtschaft Wissen erfordert, das für viele Landwirtinnen und Landwirte schwer zugänglich ist. Schon eine kleine Abweichung in der Ernte — plus oder minus 25 % — kann darüber entscheiden, ob ein Betrieb profitabel bleibt. Diese Lücke an lokal anwendbarem Wissen inspirierte die Gründung von SensoFarm.
SensoFarm ist eine mobile Anwendung, die als intelligenter Farmassistent dient. Nachdem eine Nutzerin oder ein Nutzer den Standort eingegeben und die gewünschte Kultur ausgewählt hat, übernimmt die KI-Engine der App — und führt durch jeden Schritt:
von Bodenbereitung und Saatgutauswahl über Bewässerungspläne, Düngemittel-Empfehlungen, Schädlingsbekämpfung bis hin zur Erntezeitplanung.
Sie beinhaltet sogar einen integrierten KI-Chatassistenten, der in Echtzeit unterstützt. Nutzer können Fotos hochladen — etwa von beschädigten Blättern — und erhalten präzise Handlungsempfehlungen.
Auf die Frage, worin sich das von generischen KI-Tools wie ChatGPT unterscheide, antwortete der Gründer:
„ChatGPT kann Fehler machen. SensoFarm ist standortbewusst und kulturspezifisch — alles basiert auf echten agrarwissenschaftlichen Daten, lokalem Klima und den genauen Bedürfnissen der Pflanze.”

Das System wurde mit spezialisierten Landwirtschaftsdatensätzen trainiert und bietet hohe Präzision für tausende Kulturen. Ob für professionelle Landwirtschaft oder den kleinen Hausgarten — SensoFarm zielt darauf ab, umsetzbare, verlässliche und kontextbezogene Empfehlungen bereitzustellen.
Zur Monetarisierung plant das Startup ein B2B-Modell, bei dem Saatguthersteller, Düngemittelproduzenten und Agrardienstleister für Integration und Sichtbarkeit zahlen, während die App für Landwirtinnen und Landwirte weltweit kostenlos bleibt.
SensoFarm ist derzeit auf Google Play verfügbar, mit einer ersten Live-Version in Vietnam und baldiger Verfügbarkeit in weiteren Ländern. Die Vision des Gründers ist klar — datengetriebene Landwirtschaft für jeden zugänglich zu machen, überall und nur mit einem Smartphone.
AdGen — Werbeanzeigen in Sekunden mit KI automatisiert
Der dritte Pitch kam von AdGen, einem Startup, das die Erstellung digitaler Werbemittel revolutionieren will. Der Gründer beschrieb eine weit verbreitete Frustration bei vielen Marketern und Unternehmern:
„Jedes Mal, wenn ich Werbemotive für Google oder Meta erstellen muss, verschwende ich unzählige Stunden mit wiederkehrenden Aufgaben — nur um einfache Anzeigenbilder zu produzieren.”

Getrieben von dieser Ineffizienz entwickelte er AdGen, ein KI-gestütztes Tool, das den gesamten Prozess der Anzeigenerstellung automatisiert.
So funktioniert es: Der Nutzer gibt einfach eine URL ein — entweder für die Firmenwebsite oder eine Produktseite — und in weniger als einer Minute generiert AdGens KI-Engine fertige Anzeigenkreationen, inklusive Bildern, Layouts und Texten.
Das System endet nicht bei der Automatisierung. Nutzer können jeden Aspekt der erzeugten Anzeigen über eine einfache Chat-Oberfläche anpassen. Sie ändern Sprache, Designelemente oder Call-to-Action-Buttons per natürlicher Sprache — zum Beispiel:
„Ändere die Button-Farbe von Blau auf Orange.”
Die KI aktualisiert dann sofort das Creative entsprechend der Anfrage.
Laut Gründer kann AdGen den Erstellungsprozess für Anzeigen um bis zu 85 % beschleunigen gegenüber manuellen Methoden und spart damit Zeit und Aufwand für Marketer, Agenturen und Unternehmer.

Das Startup zielt auf einen schnell wachsenden Markt:
„Etwa 90 % der KI-orientierten Unternehmen planen, bis 2030 KI-generierte Kreativtools zu integrieren, und mehr als 6.500 Unternehmen nutzen solche Technologien bereits”, erklärte er.
Das eröffnet AdGen ein großes potenzielles Kundenfeld unter KMU, Marketingagenturen und technologieorientierten Unternehmen, die nach intelligenteren Werbelösungen suchen.
Während der Demo zeigte der Gründer, wie das System eine einsatzbereite Anzeige für eine globale Marke wie Adidas erzeugen kann, allein durch Einfügen der Website-URL. Die KI erstellte ein Mockup, das die visuelle Identität der Marke widerspiegelt, bereit für den Einsatz oder die weitere Anpassung.
AdGens Mission ist klar: die Erstellung von Anzeigen mit konversationaler KI zu vereinfachen und zu beschleunigen — und so professionelle Marketingassets für alle zugänglich zu machen, ohne Designkenntnisse oder lange Durchlaufzeiten.
Talenme — Globales Empfehlungsnetzwerk für skalierbares Recruiting
Das vierte Startup auf der Bühne war Talenme, ein HR-Tech-Unternehmen, das eine der größten Herausforderungen moderner Unternehmen angeht: Top-Talente finden und anziehen.
Der Gründer begann mit einem Punkt, der auch früher am Abend zur Sprache kam — dass Talent die wichtigste Priorität für jedes Unternehmen mit langfristigem Anspruch ist. Allein in Europa geben Firmen jährlich über 30 Milliarden Euro für Kandidatengewinnung aus, während 70 % potenzieller Bewerber passive Jobsuchende sind — Menschen, die nicht aktiv Jobbörsen durchstöbern.
Der effektivste Recruiting-Kanal, so Talenme, sind Empfehlungen — doch diese Programme sind oft geschlossen, schlecht genutzt oder nur für interne Mitarbeitende verfügbar.

Talenmes Lösung ist es, Empfehlungen für alle zu öffnen. Ihre Plattform verwandelt jede Person — Mitarbeitende, Freelancer oder Freundinnen und Freunde — in einen Talent-Scout, der offene Stellen teilt und eine Empfehlungsprämie erhält, wenn ein Kandidat eingestellt wird.
So funktioniert es konkret:
Unternehmen können in nur 10 Minuten eigene öffentliche Empfehlungsseiten anlegen. Jeder kann einer Unternehmensseite folgen (z. B. Adidas, Nike oder Revolut), Ausschreibungen durchsuchen und sich bewerben oder jemanden empfehlen. Wird der Empfohlene eingestellt, erhält der Empfehlende eine Barprämie, typischerweise zwischen 500–1.000 € in den Baltischen Staaten und bis zu 3.000 € für internationale Positionen.
Die Plattform automatisiert alles — vom Verfolgen von Empfehlungen bis zur Abwicklung der Auszahlungen in über 150 Ländern — und sorgt so für Transparenz und Effizienz. Unternehmen können damit Recruiting-Kosten senken, Einstellungen beschleunigen und nur für Ergebnisse zahlen.
Seit dem Start im Januar 2024 hat Talenme über 21.000 € Umsatz erzielt und wächst mit 40 % monatlich. Das Team bringt tiefes Know-how in HR-Tech und digitaler Produktentwicklung mit, unterstützt von einem litauischen Berater mit starker lokaler Expertise.

Das Geschäftsmodell kombiniert 90 % abonnementsbasierte Einnahmen für Planbarkeit mit einer 10 % Erfolgsgebühr, um Anreize auszurichten.
Talenme sammelt derzeit 250.000–350.000 € an Investitionen, um Produktentwicklung und globale Expansion zu beschleunigen. Der Gründer schloss mit einem Aufruf:
„Lassen wir uns die globale Talentfrage gemeinsam lösen — eine Empfehlung nach der anderen.”
Die Plattform ist live auf talenme.com und listet offene Stellen mit Empfehlungsprämien im Wert von über 30.000 € — ein Zeichen für den Trend zu community-getriebenem Recruiting.
NEDx — Nano-Bildung für Micro-Lernmomente
Den letzten Pitch präsentierte NEDx, kurz für Nano Education, eine Plattform, die Lernen im Alltag neu definieren will — indem sie kurze, ungenutzte Momente in wirkungsvolle Lerngelegenheiten verwandelt.
Gründer Vitali begann mit einer universellen Herausforderung:
„Wir wollen alle lernen, uns weiterentwickeln und verbessern — aber die meisten von uns haben einfach nicht genug Zeit oder Konzentration für traditionelle Bildung.”
Er bemerkte, dass Unternehmen weltweit mehr als 370 Milliarden US-Dollar jährlich für Learning & Development ausgeben, doch ein großer Teil dieser Investition nur unzureichend MitarbeiterInnen erreicht. Bildungsprogramme sind oft veraltet, zeitaufwendig und schlecht an moderne Lebensstile angepasst.

NEDx schlägt einen anderen Ansatz vor — „Nano Education”: Wissen in kleinste Lerneinheiten zu zerlegen, die in nur 10 bis 90 Sekunden abgeschlossen werden können. Anstelle eines verpflichtenden Lernblocks nutzt NEDx Micro-Moments — etwa die kurzen Smartphone-Checks — und fügt kurze, interaktive Lernimpulse direkt in den Alltag ein.
Wenn ein Nutzer zum Beispiel Englisch, Litauisch oder Führerschein-Theorie lernen möchte, kann er NEDx' KI-Assistenten bitten, personalisierte Nano-Lektionen zu erstellen. Die KI erkennt Wissenslücken und passt Fragen oder Mikroaufgaben individuell an. Jede Interaktion ist kurz, fokussiert und kontextsensitiv — und baut mit der Zeit Verständnis auf.
Die Plattform integriert intelligente Benachrichtigungen, die eher als Lerntrigger fungieren als als simple Erinnerungen. Wie Vitali erklärt:
„Man kann sie nicht einfach wegklicken — um das Telefon weiter zu nutzen, muss man eine kurze Aufgabe erledigen oder eine Frage beantworten. Es ist eine schnelle, ansprechende Methode, Wissen zu festigen.”
Dieser Ansatz will lebenslanges Lernen zur Gewohnheit und mühelos machen, sodass es nahtlos in den Alltag passt.
NEDx testet derzeit sowohl B2C- als auch B2B-Modelle; bereits acht Unternehmen nehmen an Pilotprogrammen teil. Frühes Feedback deutet auf großes Potenzial in betrieblichem Training, Sprachlernangeboten und persönlicher Entwicklung hin.

Der adressierte EdTech-Markt wächst mit über 20 % jährlich und bietet eine attraktive Chance für innovative Microlearning-Lösungen. Mit Fokus auf Personalisierung, KI-Unterstützung und Zeitersparnis hofft NEDx, das Lernen neu zu gestalten — eine Benachrichtigung nach der anderen.
Publikumsabstimmung & Gewinnerbekanntgabe
Nachdem alle fünf Startups ihre Pitches gehalten hatten, wurde das Publikum zu einer Live-Abstimmung eingeladen, um das Lieblingsprojekt des Abends zu wählen.
Als die Ergebnisse eintrafen, ging SensoFarm als eindeutiger Sieger hervor — und erhielt die meisten Stimmen der Anwesenden.
Als Preis bekam das Team zwei Freikarten für die Startup Fair 2025, Litauens Leitveranstaltung für Startups, die am 9. Oktober stattfinden wird.

Den Preis nahm Iman Soleimani, Gründer von SensoFarm, entgegen. Er bedankte sich bei der Community und äußerte Vorfreude auf die Chance, das Produkt auf einer größeren Bühne vorzustellen und neue Kontakte zu knüpfen.
Fazit
Das Startup Meetup Vilnius 2025 im September erwies sich erneut als wertvolle Zusammenkunft für Litauens wachsendes Startup-Ökosystem — eine Mischung aus Inspiration, praxisnahen Einblicken und gemeinschaftlicher Energie.
Von Andrius Bičeikas offenen Reflexionen über Glück, Kultur und Ausführung bis hin zu Karolina Urbonaitės Einladung zur Startup Fair und den vielfältigen Pitches aus FoodTech, AgriTech, Ad-Automation, Recruiting und EdTech — das Event zeigte die Kreativität und Ambition, die die Innovation in Vilnius vorantreiben.

Mehr als nur ein Meetup betonte der Abend den kollaborativen Geist der litauischen Startup-Szene — wo erfahrene Gründer hart erarbeitete Lektionen teilen, neue Teams mutige Ideen testen und die Community zusammenkommt, um Fortschritte zu feiern.
Als die Menge in den Networking-Bereich strömte, zog sich eine Botschaft durch die Gespräche:
Weiterbauen, weiterlernen und immer wieder präsent sein.
Denn in einer Community, die vom gemeinsamen Einsatz und Handeln lebt, kann jeder Funke zur nächsten großen Geschichte werden.
Quelle: smarti
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