9 Minuten
Opensignal's 5G Global Awards 2025 werfen ein Schlaglicht auf eine schnelllebige Mobilfunklandschaft: Bis Mitte 2025 wurden 2,5 Milliarden 5G-Verbindungen registriert, und reale Tests zeigen, dass Netzabdeckung und Zuverlässigkeit inzwischen genauso wichtig sind wie die populären Höchstgeschwindigkeiten. Die Auszeichnungen basieren auf Milliarden von Messwerten, die in der ersten Jahreshälfte 2025 gesammelt wurden, um Betreiber zu identifizieren, die in mehreren Nutzungsmetriken herausragen.
Wie die Awards 2025 ermittelt wurden
Opensignal hat nationale Mobilfunknetze anhand von Daten bewertet, die zwischen dem 1. Januar und dem 28. Juni 2025 von Endgeräten erfasst wurden. Die Analyse konzentrierte sich auf sechs praxisnahe Metriken: Download-Geschwindigkeit, Video Experience, Games Experience, Voice App Experience, Zuverlässigkeit und Coverage Experience. Diese Kategorien sollen abbilden, wie Nutzer das Netz tatsächlich erleben — beim Streamen, beim Spielen, beim Telefonieren über Apps oder im täglichen Gebrauch, wenn man sich auf eine Verbindung verlassen muss.
Zur Methodik gehören Milliarden von Einzelmessungen aus echten Verbrauchergeräten, was Unterschiede zu Labor- oder Laborbenchmarks erklärt. Opensignal misst die Leistung in realen Nutzungsszenarien, die Faktoren wie Signalstärke, Netzüberlastung, Handover-Frequenz und Variationen in der Latenz berücksichtigen. Solche Messungen geben ein differenziertes Bild darüber, wie sich Netze während Spitzenzeiten, in urbanen Kernen und in ländlichen Gebieten verhalten.
Wichtig ist zudem die Auswahl der Metriken: Während rohe Spitzenwerte oft Schlagzeilen machen, geben Kategorien wie Coverage Experience und Reliability Auskunft darüber, wie beständig die Nutzererfahrung über Zeit und Ort hinweg ist. In den Bewertungen fließen auch regionale Unterschiede ein — etwa, ob ein Betreiber in dünn besiedelten Flächen oder in Ballungszentren besonders gut abschneidet.
Führende Anbieter in Geschwindigkeit, Coverage und Nutzererfahrung
Die Spitzenreiter bei der Geschwindigkeit unterscheiden sich je nach Marktgröße. In großflächigen Märkten belegte Brasiliens Vivo mit durchschnittlich 362,1 Mbps den ersten Platz bei den Download-Geschwindigkeiten; Claro und TIM zeigten ebenfalls erstklassige Leistungen. In kleineren, dichten Märkten führte Südkoreas KT mit 470,7 Mbps vor SK Telecom und LG U+. Zu den weiteren Schnellsten zählten Betreiber in Katar, Guatemala und Singapur.
Schnelle Zuwächse Jahr für Jahr lassen sich oft auf zusätzliche Spektrumzuweisungen zurückführen. Mehr Bandbreite ermöglicht höhere Aggregate-Durchsätze und reserviert Kapazität für parallele Streams und datenintensive Anwendungen. Polens Provider T-Mobile, Orange und Play wurden als 5G Global Rising Stars benannt — T-Mobile erreichte dabei ein Plus von 140,7 Mbps gegenüber dem Vorjahr. In den Niederlanden führte Odido das Wachstum in kleinen Märkten mit einer Verbesserung um 151,1 Mbps an.
Die Unterschiede zwischen Märkten zeigen zugleich verschiedene Netzstrategien: Während einige Betreiber auf dichte Zellen und lokale Kapazitätserweiterung setzen, investieren andere stärker in Macro-Cell-Abdeckung über große Flächen. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Kapazität (Spektrum, Trägeraggregation), Dichte (Small Cells, Indoor-Lösungen) und Backhaul (Glasfaser, mmWave-Backhaul) ist entscheidend.
Was die Coverage Experience angeht, spiegeln sich unterschiedliche Ansätze wider: T-Mobile in den USA erzielte in großflächigen Märkten eine 5G-Coverage-Bewertung von 8,1/10, während in kleineren Märkten Singtel in Singapur mit 9,1/10 führend war, vor M1, SIMBA und StarHub — ein Hinweis auf Singapurs dichte und gut optimierte 5G-Infrastruktur. Solche Werte berücksichtigen sowohl geografische Verfügbarkeit als auch die Wahrscheinlichkeit, in einem Gebiet tatsächlich 5G-Dienste nutzen zu können.
Spezielle Nutzungserfahrungen: Gaming, Video und Voice-Apps
Bei der Games Experience lag in großen Märkten Japans Betreiber au mit einem Wert von 91,9 vorn; SoftBank und mehrere deutsche Anbieter zeigten ebenfalls starke Ergebnisse. In kleineren Märkten dominierte Singtel mit einer Punktzahl von 92,9 und wurde begleitet von führenden koreanischen und schweizerischen Betreibern. Solche Bewertungen messen Latenz, Jitter und Paketverlust — Parameter, die für Cloud-Gaming oder kompetitive Multiplayer-Spiele kritisch sind.
Die Video Experience-Auszeichnungen wurden von europäischen und ausgewählten internationalen Netzbetreibern dominiert: DIGI Romania, DNA Finland, Telenor und Tele2 Sweden, Rogers Canada und au Japan erhielten in großflächigen Märkten Spitzenwerte. In kleineren Märkten hoben sich M1 und StarHub (Singapur), A1 Nordmazedonien, HT Kroatien, Salt Schweiz und Telekom Slovenije hervor. Die Video-Performance bewertet unter anderem die durchschnittliche Startzeit, Pufferungsraten und die erreichte Wiedergabequalität unter variierenden Netzbedingungen.
Die Voice App Experience ist besonders relevant, da Nutzer zunehmend per VoIP über Apps wie WhatsApp, FaceTime oder lokale OTT-Apps telefonieren. In diesem Bereich führte au die großen Märkte mit einem Wert von 85,2 an. Auch SoftBank, NTT Docomo und DIGI Romania zeigten starke Ergebnisse. In kleineren Märkten waren One und Yettel in Ungarn sowie Vodafone Tschechien siegreich. Solche Rankings basieren auf Messungen von Verbindungsaufbauzeiten, Sprachqualität (MOS-ähnliche Metriken), Paketverlust sowie Störanfälligkeit bei Handover-Szenarien.
Zuverlässigkeit und warum sie zählt
Zuverlässigkeit entwickelt sich zu einer der zentralen Metriken für 5G-Qualität. au Japan stand in großen Märkten an der Spitze der Zuverlässigkeit mit 976,1 Punkten (auf einer Skala von 100–1000), während A1 Slowenien (970,6) und Vodafone Tschechien (977) in kleineren Märkten zu den Besten zählten. Hohe Zuverlässigkeitswerte spiegeln konstante Latenzen, geringe Schwankungen und weniger abgebrochene Sessions wider — Eigenschaften, die für Echtzeitanwendungen, Cloud-Gaming sowie unternehmenskritische Dienste unabdingbar sind.
Zuverlässigkeit wird oft durch Faktoren wie Netzplanung, resiliente Backhaul-Strecken, Redundanz bei Core-Netzkomponenten und effektives Traffic-Engineering beeinflusst. Betreiber, die in QoS-Mechanismen investieren — einschließlich Priorisierung für zeitkritische Dienste, Lastverteilung und schnelle Fehlerbehebung — können hier Vorteile erzielen. Für Unternehmen sind diese Eigenschaften entscheidend, wenn Service Level Agreements (SLAs) eingehalten werden müssen.
Darüber hinaus beeinflussen Edge-Computing-Standorte die Zuverlässigkeit bei Latenz-empfindlichen Anwendungen. Lokale Edge-Rechenzentren reduzieren die Pfadlänge zum Server und minimieren damit störende Verzögerungen. In Kombination mit SA-Architekturen (5G Standalone) entstehen so robuste Umgebungen für industrielle Automatisierung, AR/VR-Anwendungen oder Telemedizin.
5G-Adoptions-Trends und der Aufstieg von Standalone (SA)-Netzen
Opensignal berichtet von 2,5 Milliarden 5G-Verbindungen Mitte 2025, das entspricht etwa 28% aller Mobilfunkverbindungen, mit einer Projektion, bis 2030 rund 5,7 Milliarden (57%) zu erreichen. Die höchsten Adoptionsraten finden sich in den USA (62%) und Südkorea (61%), gefolgt von Dänemark und Norwegen mit circa 59%. Lateinamerika holt auf: Brasilien liegt bei etwa 21% und Chile bei 29%.
Die Einführung von 5G Standalone (SA)-Netzen nimmt zu: 77 Betreiber in 43 Märkten bieten mittlerweile in unterschiedlichem Umfang SA-Dienste an. SA ermöglicht niedrigere Latenzen, höhere Zuverlässigkeit, schnellere Uplink- und Download-Raten sowie Netzwerk-Slicing — Funktionen, die für Enterprise-Use-Cases in Produktion, Transport, Telemedizin und Medienproduktion relevant sind. Für Endverbraucher bedeuten SA-Optimierungen flüssigere Apps, besseres Cloud-Gaming und stabilere Videoanrufe.
Technisch betrachtet trennt SA das 5G-Radio vom 4G-Core vollständig und nutzt einen nativen 5G-Core, der Funktionen wie Network Slicing, native QoS-Klassen und eine flexiblere Service-Orchestrierung erlaubt. In Kombination mit Multi-Access Edge Computing (MEC) können Betreiber sehr niedrige Rundlaufzeiten erzielen — wichtig etwa für autonome Fahrzeuge oder industrielle Steuerungssysteme. Die Migration zu SA erfordert Investitionen in Core-Upgrades, Orchestrierungstools und oft auch in eine engere Zusammenarbeit mit Cloud- und Edge-Anbietern.
Ein weiterer Treiber sind Frequenzressourcen: Höhere Bandbreiten in Sub-6-GHz-Bändern und mmWave ermöglichen größere Kapazitäten und höhere Peak-Datenraten. Dennoch bleibt die Netzplanung komplex — mmWave bietet überragende Geschwindigkeiten, leidet aber unter Reichweitenbeschränkungen, während Sub-6-Bänder besser für flächendeckende Abdeckung geeignet sind. Strategien wie Carrier Aggregation, Massive MIMO und dynamische Spektrumnutzung werden daher kombiniert, um Leistung und Coverage auszubalancieren.
Implikationen für Verbraucher und Unternehmen
Für Verbraucher wandelt sich die Wahrnehmung von 5G: Nicht mehr allein Spitzenwerte sind kaufentscheidend, sondern die Verlässlichkeit der Verbindung im Alltag. Nutzer erwarten, dass Streaming hohe Auflösung ohne ständiges Nachpuffern liefert, dass Multiplayer-Spiele geringe Latenz aufweisen und dass Sprach- und Videoanrufe stabil bleiben — auch in dicht bevölkerten Innenstädten oder in Zugabteilen. Betreiber, die hier gleichmäßige Qualität liefern, stärken Kundenbindung und reduzieren Churn.
Unternehmen profitieren durch SA-Features wie Network Slicing, weil sie dedizierte, sichere und latenzoptimierte Netzsegmente für bestimmte Anwendungen mieten können. Beispiele sind ferngesteuerte Fertigungsanlagen, vernetzte Logistik mit Echtzeit-Tracking oder medizinische Anwendungen, bei denen verzögerungsfreie Videokonsultationen und Ferndiagnosen entscheidend sind. Solche Anwendungsfälle erfordern nicht nur reine Bandbreite, sondern garantierte Performance und Sicherheit.
Darüber hinaus entstehen neue Geschäftsmodelle: Betreiber bieten Managed Connectivity, MEC-gestützte Rechenressourcen und spezialisierte IoT-Konnektivitätspakete an. Kooperationen mit Cloud-Anbietern, Systemintegratoren und Geräteherstellern werden wichtiger, um komplette End-to-End-Lösungen bereitzustellen.
Abschließende Bewertung
Die Opensignal Awards 2025 zeigen, dass 5G-Erfolg sich vom reinen Fokus auf Höchstgeschwindigkeiten hin zu einer ausgewogenen Performance verschiebt: starke Netzabdeckung, hohe Zuverlässigkeit und hervorragende reale Erlebnisse bei Video, Gaming und Voice-Apps. Betreiber wie T-Mobile (USA), Singtel (Singapur) und au (Japan) illustrieren diesen ausgeglichenen Ansatz mit Investitionen in Kapazität, Dichte und Core-Optimierung.
Mit der zunehmenden Verbreitung von 5G Standalone-Netzen dürften sowohl Verbrauchererfahrungen als auch Unternehmensanwendungen weltweit weiter an Fahrt gewinnen. Wichtig bleibt die ganzheitliche Planung: Kombinationen aus Spektrumpolitik, Infrastrukturinvestitionen, Edge-Computing und intelligentem Netzwerkbetrieb bestimmen darüber, welche Betreiber langfristig erfolgreich sind. Letztlich gewinnt der Anbieter, der nicht nur hohe Peak-Werte liefern kann, sondern diese Leistung zuverlässig und breitflächig für viele Nutzer zugänglich macht.
Quelle: fonearena
Kommentar hinterlassen