Materialists: Celine Songs cleverer Blick auf Liebe, Materialismus und Beziehungen im digitalen Zeitalter | Technologie, Auto, Krypto & Wissenschaft – Testright.de
Materialists: Celine Songs cleverer Blick auf Liebe, Materialismus und Beziehungen im digitalen Zeitalter

Materialists: Celine Songs cleverer Blick auf Liebe, Materialismus und Beziehungen im digitalen Zeitalter

2025-06-09
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6 Minuten

Mit Spannung erwartet und als Nachfolger des gefeierten Films „Past Lives“ präsentiert Celine Song mit „Materialists“ ein glänzendes Highlight im Bereich des romantischen Kinos. Der Film vereint scharfsinnige Gesellschaftsbeobachtung mit der Ästhetik klassischer Rom-Coms – bleibt dabei aber weit entfernt von Oberflächlichkeit. Mit Stars wie Dakota Johnson, Chris Evans und Pedro Pascal wirft „Materialists“ einen faszinierenden Blick auf das Geflecht aus Liebe, Ehrgeiz und materiellen Wünschen in unserer digital geprägten Gegenwart.

Handlung: Wenn Liebe zur Transaktion wird

Auf den ersten Blick scheint „Materialists“ vertraute Pfade zu betreten. Im Mittelpunkt steht Lucy Macarro (Dakota Johnson), eine erfolgreiche Heiratsvermittlerin in Manhattan, die das Geschäft mit der Liebe so kalkuliert und effizient betreibt wie ein Hedgefonds-Manager den Aktienmarkt. Der Film startet mit einer humorvoll-sympathischen Szene aus der Urgeschichte – ein Paar bastelt einen Verlobungsring aus einem Gänseblümchen –, die gekonnt Lucys hochwertig eingerichteter Wohnung in New York gegenübergestellt wird. Für Lucy sind Emotion und Materialismus längst untrennbar geworden.

Jeden Morgen scannt Lucy die Straßen der Metropole, verteilt auffällige Visitenkarten an alleinstehende Männer. Im Büro werden Kunden nur noch mit Abkürzungen angesprochen – „Charlotte B.“, „Peter C.“ – und so wird klar: Für Lucy und ihr Team sind Menschen reine Datenpunkte. Gespräche kreisen um Statistiken wie Körpergröße, Einkommen oder Fitness. Heirat erscheint als investierbares Gut, das gehandelt werden kann.

Doch Lucys Fassade beginnt zu bröckeln, als sie auf einer von ihr organisierten Hochzeit gleich zwei Männer trifft, die ihre scheinbar perfekte Welt ins Wanken bringen: Dr. Harry (Pedro Pascal), ein charismatischer und reicher Arzt sowie Bruder des Bräutigams, und John (Chris Evans), einst Schauspieler, jetzt Kellner – und Lucys gescheiterter Ex-Freund. Was wie ein lockeres Liebesdreieck beginnt, entpuppt sich nach und nach als ernsthafte Reflexion über Selbstwert, den Komfort von Zynismus und die Verlockung all dessen, was Geld kaufen – oder eben nicht kaufen – kann.

Besetzung & Figuren: Stars überzeugen fernab vom Typecasting

„Materialists“ lebt nicht zuletzt von seinen drei Hauptdarstellern, die in ihren Rollen überraschen. Dakota Johnson brilliert mit einer zurückgenommenen Darstellung, die Lucys emotionale Verletzlichkeit geschickt hinter kühler Fassade versteckt. In prägnanten Rückblenden wird Lucys armutsgeprägte Beziehung zu John gezeigt und warum sie diese für materiellen Wohlstand aufgegeben hat – eine Entscheidung mit bleibenden Folgen und stetiger Versuchung.

Chris Evans überrascht als John vollkommen: Fernab heldenhafter Rollen bleibt ein erschöpfter, lebensgeprüfter und dennoch idealistischer Romantiker. Seine Verletzlichkeit erdet den Film und lässt seine Gefühle greifbar erscheinen.

Pedro Pascal ist als Harry geheimnisvoll und anziehend. Zunächst wirkt er als perfekte Partie: erfolgreich, vermögend, undurchschaubar. Er und Lucy sprechen eine gemeinsame „Transaktionssprache“, ihre Chemie ist dabei so anziehend wie distanziert. Visuelle Kontraste – Lucys und Harrys leidenschaftliche Nächte im Tribeca-Penthouse im Vergleich zu Johns chaotischem Apartment – machen die emotionalen Gegensätze deutlich.

Als Nebenfigur überzeugt Zoë Winters als Sophie L., Lucys Freundin und Klientin. Sophies Weg durch diverse Enttäuschungen macht die Risiken moderner, transaktionaler Beziehungen deutlich und verleiht dem Film zusätzliche Tiefe.

Inszenierung und künstlerische Gestaltung

Regie und Drehbuch stammen von Celine Song, die erneut ihre unverwechselbare Handschrift zeigt. Sie verbindet die Intimität des Indie-Kinos mit großem Hollywood-Glanz, unterstützt von Kamerafrau Jane Smith (fiktionaler Name). So entsteht ein Bild New Yorks zwischen rauem Straßenleben und Luxusinterieurs. Der Soundtrack von Daniel Pemberton unterstreicht dieses Wechselspiel: kühle Melodien in Harrys Welt treffen auf rohe Klangkulissen bei John.

Jede Szene ist sorgfältig komponiert. Die Kamera verweilt auf Lucys abschätzenden Blicken, den Pausen zwischen Gesprächen und unausgesprochenen Verhandlungen in modernen Beziehungen. Songs Regie sorgt dafür, dass selbst die extravagantesten Momente in der Realität verankert bleiben und das Märchenhafte nie völlig überhandnimmt.

Themen & Analyse: Mehr als nur ein Liebesdreieck

Obwohl „Materialists“ mit Hochglanz und Starbesetzung wirbt, ist er weit mehr als eine typische Liebeskomödie. Die Handlung beleuchtet, wie Dating in der digitalen Gesellschaft – besonders für Menschen in den Dreißigern und Vierzigern – zum Zahlenspiel mit finanziellen Erwartungen, Status und Selbstschutz geworden ist.

Lucys Dilemma geht über die Entscheidung zwischen Harrys Reichtum und Johns Bodenständigkeit hinaus. Es geht um das Leere-Gefühl ewiger Optimierung, die Austauschbarkeit von Beziehungen als Investments und das Risiko echter Verletzlichkeit. Der Bann des Geldes wird offen, aber weder verherrlichend noch verdammend dargestellt.

Auch Sophies Geschichte führt an dunklere Ecken der Liebessuche: Negative Erfahrungen mit Blind Dates und die Gefahren kommerzieller Dating-Plattformen machen deutlich, wie durch Algorithmen und Checklisten Liebe entmenschlicht werden kann. Song stellt kritisch die Frage, ob moderne Technologie wirklich dabei hilft, Liebe zu finden – oder ob sie uns am Ende noch einsamer werden lässt.

Kritiken: Eine ungewöhnliche Perle

Nach dem Kinostart sorgte „Materialists“ schnell für Gesprächsstoff in den sozialen Medien und der Presse.

Kritiker lobten Songs gelungene Verbindung aus scharfer Satire und berührender Erzählkunst. Besonders hervorgehoben wurden die emotionale Tiefe und der Bruch mit klassischen Rom-Com-Mustern, die den Film zu einer ehrlichen Auseinandersetzung mit Einsamkeit, Ehrgeiz und Glückssuche im materialistischen Zeitalter machen. Johnson, Evans und Pascal erhielten besondere Anerkennung für ihre nuancierten Darstellungen fern ihrer gewohnten Rollen.

Einzelne Zuschauer empfanden den Genre-Mix und Wechsel der Tonlagen als gelegentlich holprig, doch für viele unterstreicht genau das Songs Reife als Filmemacherin. Das Liebesdreieck bleibt bis zum Schluss unvorhersehbar, einfache Antworten oder Versöhnungen gibt es nicht.

Was „Materialists“ 2024 auszeichnet

In einer Zeit voller Reboots und Schema-F-Romantik sticht „Materialists“ heraus: Der Film wirft einen schonungslosen Blick auf den Wandel moderner Beziehungen und lotet aus, was wir wirklich suchen – Liebe oder den nächste lohnende „Deal“? Kann wahre Intimität überleben, wenn jeder Kontakt zum Handelsgut wird? Und wie viel sind wir bereit zu riskieren, um ehrliche Nähe zu finden?

Dank Songs präziser Regie und einem starken Ensemble dürfte „Materialists“ lange im Gespräch bleiben und bei Kinoliebhabern ebenso wie bei Gelegenheitspublikum nachhaltigen Eindruck hinterlassen.

Fazit: Ein Muss für anspruchsvolle Kinofans

„Materialists“ ist ein seltenes romantisches Drama, das den Mut hat, hinter die glänzende Fassade zu blicken. Mit intelligentem Spiel mit Genre-Konventionen, differenzierten Darstellern und eindrucksvoller Bildsprache lädt der Film dazu ein, die persönlichen Erwartungen an Liebe und deren Preis zu hinterfragen.

Wer nach einem Film sucht, der unterhält und zugleich herausfordert, sollte „Materialists“ nicht verpassen. Der Film bleibt lange im Gedächtnis und hallt nach mit seinen Fragen zu Liebe, Einsamkeit und der Faszination des materiellen Reichtums.

Vom Luxus und Glanz bis zu den verletzlichsten Gefühlen – „Materialists“ ist Kino, das den Zeitgeist trifft: bittersüß, nachdenklich und absolut sehenswert.

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