Qualcomm erwartet 75% Snapdragon-Anteil im Galaxy S26

Qualcomm erwartet, rund 75 % der SoCs für das Galaxy S26 zu liefern, während Samsung etwa 25 % mit dem Exynos 2600 abdecken könnte. Der Artikel erläutert technische, kommerzielle und marktspezifische Folgen dieser Dual‑Chip‑Strategie.

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Qualcomm erwartet 75% Snapdragon-Anteil im Galaxy S26

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Qualcomm geht davon aus, rund 75 % der System-on-Chips (SoCs) für Samsungs kommende Galaxy S26-Serie zu liefern, während Samsung intern etwa 25 % mit dem eigenen Exynos 2600 abdecken dürfte. Diese Aussage fiel während des Quartalsberichts von Qualcomm für Q4 2025 und verdeutlicht die sich verändernden Kräfteverhältnisse im Premium-Android-Markt, da Samsung zu einer Dual‑Chip‑Strategie zurückkehrt. Der Schritt hat Auswirkungen auf Lieferketten, Carrier-Partnerschaften und die Positionierung von Mobilfunkgeräten weltweit, da OEMs, Netzbetreiber und Verbraucher unterschiedliche Prioritäten hinsichtlich Leistung, Energieeffizienz und Konnektivität setzen.

Warum Qualcomm so zuversichtlich ist

Auf die direkte Frage, wie sich ein intern entwickeltes Modem auf Qualcomms Geschäft mit Samsung auswirken könne, verwiesen die Verantwortlichen auf eine neue Ausgangsannahme für den Chipanteil. „Unsere Annahme für jedes neue Galaxy wird immer bei 75 % liegen“, erklärten sie und hoben hervor, dass Qualcomm kürzlich 100 % der Galaxy S25‑Serie beliefert habe. Diese konservative Basis signalisiert klar: Qualcomm rechnet damit, dass das Snapdragon 8 Elite Gen 5 als dominierendes SoC in den meisten S26‑Varianten eingesetzt wird.

Hinter dieser Erwartung stehen mehrere rationale Faktoren: eine etablierte Beziehung zu Netzbetreibern, langjährige Integrationsarbeit bei Modems und Funkstandards, sowie Prüf‑ und Zertifizierungsprozesse, die Snapdragon‑basierte Geräte oft effizienter durchlaufen. Zudem bietet die Snapdragon‑Plattform häufig ein ausgereiftes Software‑Ökosystem, das sich in Firmware‑Updates, Treiberunterstützung und Abstimmung von Mobilfunkmodulen auf unterschiedliche Märkte auszahlt. All das spielt eine Rolle bei der Kaufentscheidung von Vertriebspartnern und Mobilfunkanbietern, die große Stückzahlen planen und Risiken minimieren möchten.

Was das in der Praxis bedeutet

Konkrete Auswirkungen dieser Prognose sind vielseitig: In der Praxis bedeutet Qualcomms Ausblick, dass die Mehrheit der S26‑Einheiten – wahrscheinlich die meisten globalen SKUs und die Modelle für Netzbetreiber – mit Snapdragon‑Hardware ausgeliefert werden dürften. Der Exynos 2600 von Samsung wird voraussichtlich in einer kleineren Auswahl von Geräten zu finden sein, vermutlich in bestimmten Regionen oder bei Nicht‑Carrier‑Retail‑Modellen. Dort kann Samsung seine 2nm GAA‑Architektur testen, Produktionsläufe optimieren und Rückmeldungen sammeln, ohne die weltweite Verfügbarkeit der Flaggschiffmodelle zu gefährden.

Technisch gesehen eröffnet diese Aufteilung Samsung die Möglichkeit, das eigene SoC unter realen Nutzungsbedingungen weiterzuentwickeln: Von Fertigungs‑Yield‑Optimierung über Software‑Feinabstimmungen bis hin zu Verbesserungen im Thermal‑Management. Für Qualcomm bedeutet das andererseits sichere Volumina für seine Snapdragon‑Plattform, die Produktionseffizienz erleichtert und Verhandlungen mit Zulieferern und Foundries stabilisiert.

Benchmarks vs. Käufervertrauen: ein nuanciertes Bild

Das heißt nicht, dass der Exynos an sich keine technischen Stärken hat. Vorab veröffentlichte Benchmarks zeigen, dass der Exynos 2600 in Effizienzwerten stark abschneidet. Das 2nm GAA‑Design von Samsung soll in Tests mit nur rund 7,6 W im Geekbench 6 Multi‑Core‑Test und etwa 3,6 W im Single‑Core‑Test gemessen worden sein, was in punkto Leistung pro Watt einige Konkurrenten übertrifft. Solche Zahlen sind für die Bewertung der Energieeffizienz und damit für die Akkulaufzeit und das thermische Verhalten relevant.

Gleichzeitig zeigt Qualcomms Position, dass Samsung möglicherweise noch Vorbehalte hat, ob sich der Exynos 2600 in großem Maßstab unter realen Bedingungen durchsetzen kann. Gründe dafür können Yield‑Probleme beim neuen Fertigungsprozess, begrenzte Zertifizierungsergebnisse in bestimmten Mobilfunkmärkten oder verbleibende Software‑ und Modem‑Integrationsarbeiten sein. Um das Risiko für Launch‑Partner und Carrier zu minimieren, erscheint es aus kommerzieller Sicht plausibel, bewährte Snapdragon‑Lösungen zu bevorzugen, bis Exynos in punkto Zuverlässigkeit, Skalierbarkeit und Netzinteroperabilität vollständig bestätigt ist.

Leistung ist nicht gleich Marktanteil

Technische Benchmarks erzählen nur einen Teil der Geschichte. Faktoren wie Logistik, Lieferkettenstärke, Modem‑Integration, Beziehungen zu Mobilfunkanbietern und nachweisliche Langzeitzuverlässigkeit sind mindestens genauso entscheidend. Qualcomm profitiert von tiefer Integration in vielen Carrier‑Ökosystemen und von einer starken Kompetenz im Bereich Modem‑Technologie – ein kommerzieller Vorteil, der sich direkt auf Angebotspalette und Marktakzeptanz auswirkt.

Für Hersteller von Endgeräten und Händler ist es oft wichtiger, ein Lieferengpass‑reduziertes, gut zertifiziertes Produkt zu vertreiben als ein marginal besseres, aber noch nicht vollständig validiertes SoC. Diese Kombination aus kommerzieller Zuverlässigkeit, etablierten Partnerschaften und einem breiten Software‑Ökosystem erklärt, warum Qualcomm davon ausgeht, den Löwenanteil der S26‑SoC‑Slots zu besetzen – trotz der Effizienzvorteile, die Samsung mit dem Exynos‑Design vorweisen kann.

Was Samsung, Käufer und die Branche beobachten sollten

  • Regionale Aufteilungen: Rechnen Sie damit, dass der Exynos 2600 nur in einer begrenzten Anzahl von Ländern oder in nicht‑vertraglich gebundenen Retail‑Modellen auftauchen könnte. Das bedeutet, dass Käufer in bestimmten Märkten eine größere Chance haben, ein Exynos‑bestücktes S26 zu erhalten, während andere Regionen klar von Snapdragon‑Varianten dominiert werden.
  • Realwelt‑Tests: Achten Sie auf unabhängige Benchmarks und Langzeittests, die Akkulaufzeit, thermisches Verhalten, Drosselungsprofile und Netzwerkstabilität vergleichen. Messungen unter Alltagslasten – Streaming, Gaming, mehrere Hintergrundprozesse sowie Mobilfunk‑Wechsel – liefern aussagekräftigere Erkenntnisse als isolierte CPU‑Benchmarks.
  • Lieferung und Preisgestaltung: Ein größerer Snapdragon‑Anteil kann Sortimentsentscheidungen im Einzelhandel und Promotions bei Netzbetreibern beeinflussen. Exynos‑Modelle könnten dagegen eine Nischenposition oder regionsspezifische Preisstrategien erhalten, bis Samsung seine Produktion und Softwareintegration weiter stabilisiert hat.
  • Samsungs Roadmap: Wie Samsung auf Nutzerfeedback zum Exynos 2600 reagiert, wird seine Chipstrategie über 2026 hinaus prägen. Wichtige Punkte sind dabei Fertigungsoptimierung, Modem‑Performance, Softwareupdates und die Frage, ob Samsung sein SoC‑Portfolio langfristig stärken oder auf bestimmte Segmente beschränken will.

Kurz gesagt: Qualcomms 75‑Prozent‑Angabe ist ebenso stark eine marktstrategische Botschaft wie eine technische Einschätzung. Sie unterstreicht das hohe kommerzielle Vertrauen in die Rolle von Snapdragon innerhalb von Samsungs Flaggschiff‑Lineup, während Samsung gleichzeitig weiter an der eigenen Chipentwicklung feilt. Für Verbraucher ergibt sich daraus eine klare Handlungsoption: Bereiten Sie sich auf Auswahl vor – aber erwarten Sie eine Galaxy S26‑Familie, die wahrscheinlich von Snapdragon‑basierten Modellen dominiert wird.

Für Technikbegeisterte und Fachpublikum bieten sich mehrere Ansatzpunkte zur Vertiefung: Beobachten Sie detaillierte Prüfberichte zu Netzwerkdurchsatz, mmWave/Sub‑6GHz‑Performance, Latenz in VoLTE/VoWiFi‑Szenarien sowie OTA‑Update‑Verhalten. Mobilfunkanbieter werden zudem genau auf Zertifizierungsdurchläufe und Roaming‑Stabilität achten. Letztlich dürften Produktionskapazitäten, Preisgestaltung und der Grad der Integration von Modem‑ und Funkkomponenten die kurzfristige Marktdynamik bestimmen.

Aus der Perspektive von Zulieferern und Foundries bleibt relevant, wie effizient beide SoC‑Strategien skaliert werden können. Ein hoher Snapdragon‑Anteil stabilisiert Nachfrageprofile und vereinfacht Supply‑Chain‑Planung. Parallel bietet die Weiterentwicklung des Exynos 2600 Samsung die Möglichkeit, technische Alleinstellungsmerkmale zu entwickeln – vorausgesetzt, Yield und Ökosystemreife folgen den Messwerten aus Labor‑Benchmarks.

Abschließend gilt: Die Ankündigung ist weniger ein endgültiges Urteil über technische Überlegenheit als vielmehr ein Einblick in Marktmechanismen und kommerzielle Prioritäten. Käufer sollten bei der Auswahl auf Praxisbewertungen achten, Vertriebspartner auf Verfügbarkeit und Carrier auf Kompatibilität. Die Branche wiederum beobachtet, wie sich diese Dual‑Chip‑Strategie langfristig auf Innovation, Wettbewerb und Preisgestaltung auswirkt.

Quelle: wccftech

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