Lamborghini erwägt Heckantrieb für den Temerario – RWD-Option

Lamborghini prüft eine Heckantriebsvariante des neuen Temerario. Der Artikel beleuchtet Technik, Hot‑V V8, mögliche Gewichtsreduzierungen, Track‑Heritage und Marktpositionierung – inklusive möglicher Performance‑Ableger.

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Lamborghini erwägt Heckantrieb für den Temerario – RWD-Option

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Lamborghini Eyes a Rear-Wheel-Drive Temerario

Lamborghini arbeitet bereits an einem hochleistungsfähigen Nachfolger des Huracan, und Paolo Racchetti, Leiter der Produktlinie, schließt eine Heckantriebsvariante des neuen Temerario nicht aus. In einem kürzlichen Gespräch mit The Drive bestätigte Racchetti, dass der Temerario zwar rund um eine Allradarchitektur entwickelt wurde, jedoch verschiedene Konfigurationen aktiv geprüft werden, um die Modellpalette breiter und attraktiver zu gestalten. Diese Überlegungen spiegeln sowohl technische als auch marktstrategische Ziele wider: von Gewichtsreduktion und Fahrdynamik bis hin zu Sammlerinteresse und klar positionierten Nischenmodellen.

Why an RWD Temerario makes sense

Das Grundargument für einen heckgetriebenen (RWD) Temerario ist einfach und pragmatisch: weniger Gewicht und ein intensiveres, unmittelbareres Fahrgefühl. Das aktuelle Konzept verwendet eine vor dem Fahrzeugboden montierte elektrische Vorderachse, die Teil des Allradantriebs ist; selbst im Sport-Modus wird etwa zehn Prozent des Antriebsdrehmoments weiterhin an die Vorderachse geleitet, um Stabilität und Traktion zu verbessern. Racchetti beschreibt die vordere elektrische Achse als modernen Nachfolger der mechanischen AWD-Systeme von Lamborghini, die in früheren Generationen verwendet wurden. Das Entfernen dieser Einheit würde jedoch die Masse reduzieren, die Komplexität verringern und ein puristisches Supersportwagen-Erlebnis ermöglichen — ein Gefühl, das viele Enthusiasten mit klassischen Hecktrieblern assoziieren.

Eine radikalere Interpretation geht noch weiter: nicht nur die vordere Elektroeinheit wegzulassen, sondern auch den hinteren Elektromotor und die Hochvolt-Batterie zu entfernen, sodass ausschließlich der Verbrennungsmotor das Fahrzeug antreibt. Das würde deutlich Gewicht sparen und den Fokus auf das thermische Antriebsstrang-Engagement legen. Solch ein Konzept würde an frühere Lamborghini-Hecktriebler wie den Huracan LP 580-2, den puristischen Huracan STO und die streng limitierten STJ-Modelle erinnern, die jeweils eine eigene Balance aus Fahrverhalten, Grip und fahrdynamischer Dramatik boten. Zudem würde ein reiner Verbrenner-Temerario die Nachfrage einer Käuferschicht bedienen, die traditionelle Supersportwagen-Charakteristika wie lineare Leistungsentfaltung, hohe Drehzahlen und mechanische Rückmeldung bevorzugt.

Engine, transmission and performance highlights

Der Temerario ist mit einem speziell entwickelten Hot-V 4,0-Liter-V8 ausgestattet, der mechanisch eigenständig ist und sich von dem Triebwerk des Urus unterscheidet. Dieser Motor ist auf hohe Drehzahlen ausgelegt und erreicht sein Leistungsmittel in sehr hohen Drehzahlbereichen: die Spitzenleistung wird mit 789 hp (800 cv) angegeben, das maximale Drehmoment liegt bei 538 lb-ft (730 Nm). Die Leistungscharakteristik und die rote Drehzahlbegrenzung sind für ein packendes Fahrerlebnis abgestimmt; der Motor dreht bis knapp über 10.000 U/min und zählt damit zu den hochdrehenden, aufgeladenen V8-Aggregaten in Serienproduktion. Hinter dem Motor ist ein quer eingebautes Getriebe von Graziano montiert, was das Mittelmotorlayout und die Ausrichtung auf Rennstreckentauglichkeit unterstreicht. Diese Kombination aus hochdrehendem Hot-V-Motor, kompakter Transaxle-Getriebeintegration und optionalen elektrischen Achsen ergibt ein flexibles Architektur-Set, das unterschiedliche Abstimmungen zulässt — von reinem Track-Setup bis hin zu hybriden Alltagsvarianten.

Wichtige technische Eckdaten und Kontext für Ingenieure sowie Interessenten, die Performance und technische Details schätzen:

  • Motor: 4,0‑Liter Hot‑V V8 mit flachen Kurbelwellen‑Charakteristika (flat‑plane), ausgelegt auf hohe Drehzahlen und ein markantes Ansaug‑/Auspuff‑Verhalten.
  • Leistung: 789 hp (800 cv) — eine Spitzenleistung, die den Temerario in die Oberklasse der leistungsstarken Mittelmotorsportwagen katapultiert.
  • Drehmoment: 538 lb‑ft (730 Nm) — verfügbar über charakteristische Drehzahlbereiche, abgestimmt für souveräne Beschleunigung und kontinuierliche Performance auf der Rennstrecke.
  • Getriebe/Transaxle: Quer eingebautes Graziano‑Getriebe, das für schnelle Schaltvorgänge und hohe Belastbarkeit ausgelegt ist; diese Anordnung unterstützt die Gewichtsverteilung und das Handling.
  • Frontantrieb‑Beitrag: Ungefähr 10 % des Drehmoments im Sport‑Modus, wenn das AWD‑System aktiv ist — eine elektronische und mechanische Strategie, um Stabilität und Neutralität bei hoher Querdynamik zu bewahren.

Track-ready variants and heritage

Lamborghini hat eine lange Tradition, aus seinen V10- und V8-basierten Modellen schärfere, leichtere und hinterradgetriebene Varianten abzuleiten. In der Huracan‑Familie tauchten Modelle wie der LP 580-2, das STO und das jüngere STJ auf — letzteres ein streng auf zehn Exemplare limitiertes Homologations‑Sondermodell, das stark von Super‑Trofeo‑Rennerfahrung und -technik profitierte. Die STJ‑Auslegung integrierte Motorsportkomponenten in Federung und Fahrwerk und setzte einen deutlich aggressiveren Heckflügel ein, der den hinteren Abtrieb im Vergleich zum STO um rund zehn Prozent erhöhte. Ergänzt durch spezielle Bridgestone Potenza Race‑Reifen erzielte die STJ bemerkenswerte Rundenzeiten, unter anderem eine Reduktion von mehr als einer Sekunde auf dem Handling‑Circuit von Nardò gegenüber früheren Huracan‑Varianten. Diese Beispiele zeigen, wie gezielte Eingriffe an Aerodynamik, Fahrwerk, Reifen und Gewichtsreduktion ein Modell in Richtung kompromissloser Rennstreckentauglichkeit transformieren können.

Racchetti deutete an, dass die Ingenieure bei Lamborghini mehrere Wege prüfen: ein reiner RWD‑Temerario, ein performanter, track‑orientierter Ableger à la Performante, oder eine leichtere Hybridlösung, die ausschließlich die vordere Elektromotor‑Einheit streicht. Jede Option bringt klare Kompromisse mit sich — Gewichtseinsparungen versus Reichweite und Umweltauflagen, veränderte Fahrdynamik versus Alltagstauglichkeit, sowie unterschiedliche Marktpositionierungen und Preispunkte. Ingenieurteams müssen dabei Aspekte wie Schwerpunktslage, Traktionsverhalten, Wärmeabfuhr des Motors, Bremsbalance und elektronische Fahrdynamik‑Regelungen neu abstimmen, um das gewünschte Fahrerlebnis exakt zu treffen.

Market positioning and demand

Der Temerario ersetzt eines von Lamborghinis volumenstärkeren Supersportwagenmodellen und erfreut sich bereits großer Beliebtheit am Markt. Er steht derzeit auf Platz zwei der meistverkauften Modelle in der aktuellen Modellpalette, direkt hinter dem SUV Urus, und Lamborghini meldet Auftragsbücher, die teilweise bis in das Jahr 2026 gefüllt sind. Diese gesunde Nachfrage verschafft dem Unternehmen die nötige Flexibilität, um Nischen‑ und Hochleistungsvarianten anzubieten, die in kleinen Stückzahlen gefertigt werden, aber bei Sammlern und Enthusiasten stark nachgefragt sind. Solche limitierten Editionen dienen nicht nur der Imagepflege und Margensteigerung, sondern auch als Prüfstand für Technologien und Materialien, die später in größeren Serienmodellen Anwendung finden können.

Wesentliche Aussagen von Paolo Racchetti, die das strategische Denken hinter den Varianten verdeutlichen:

  • 'Different schools of thought are exploring viable solutions' in Bezug auf RWD vs. AWD — verschiedene Denkansätze werden parallel verfolgt, um die beste technische und kommerzielle Lösung zu finden.
  • Das Entfernen der vorderen Elektroeinheit könnte ein schneller und effektiver Weg zu signifikanten Gewichtseinsparungen sein — eine Maßnahme mit direkter Wirkung auf Handling, Leistungsgewicht und Agilität.

Ob Lamborghini letztlich eine Heckantriebs‑Variante des Temerario anbieten wird, ist noch nicht entschieden. Die Voraussetzungen sind jedoch gegeben: ein kreischender V8 mit hoher Drehfreude, eine modulare Antriebsarchitektur, die verschiedene Kombinationen erlaubt, und ein Markt, der sowohl extreme Rennstreckenmodelle als auch puristische Supersportwagen sucht. Technische Feinabstimmungen, Regulatorik und Marktanalysen werden die Entscheidung formen — ebenso wie die Rückmeldungen aus Testprogrammen und von potentiellen Kunden. Unabhängig von der endgültigen Konfiguration bleibt der Kern des Projekts: ein kompromissloser Supersportwagen, der Leistung, Sound und Fahrdynamik in den Vordergrund stellt und Lamborghini‑typische Emotionen schürt.

Quelle: autoevolution

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