5 Minuten
Amazon Prime Video hat die Fantasy-TV-Welt überrascht, indem der Streaming-Dienst eine seiner vielversprechendsten und bestbewerteten Serien, The Wheel of Time, abgesetzt hat – und das, obwohl die Serie gerade an Popularität gewann und eine treue Fangemeinde aufbaute. Dieser kontroverse Schritt wirft weltweit Fragen bei Film-, Serien- und Fantasy-Fans auf, insbesondere angesichts enttäuschender Leistungen anderer hochpreisiger Prime Video-Produktionen.
Der Aufstieg und plötzliche Fall von The Wheel of Time
The Wheel of Time, basierend auf den epischen Romanen von Robert Jordan, startete auf Amazon Prime Video mit hohen Erwartungen. Die Serie brachte frischen Wind in die Welt der Fantasy-Serien, indem sie komplexe Erzählstrukturen, aufwendige Weltgestaltung und tiefgehende Charakterentwicklung vereinte. Während die ersten Episoden gemischte Reaktionen hervorriefen – etwa wegen Abweichungen von der Romanvorlage und des schnellen Tempos –, überzeugten die späteren Staffeln viele Kritiker und einen Großteil der Fans durch erzählerische Tiefe, verbesserte Spezialeffekte und starke schauspielerische Leistungen.
In der dritten Staffel hatte The Wheel of Time seinen Stil endgültig gefunden. Die Handlungsstränge wurden gekonnt miteinander verwoben, die Charakterentwicklungen klarer gestaltet und das VFX-Team erbrachte filmreife Actionsequenzen. Das Staffelfinale galt als eine der packendsten Episoden der aktuellen Fantasy-Landschaft und regte zu intensiven Diskussionen in sozialen Netzwerken und Online-Foren an.
Ensemble, Kreativteam und Produktionsqualität
The Wheel of Time überzeugte mit einem talentierten und vielfältigen Cast, darunter Rosamund Pike, Daniel Henney, Zoë Robins und Josha Stradowski. Ihre Darstellungen ließen die magische Welt „Randland“ lebendig werden, unterstützt von einem erfahrenen Produktionsteam, das die komplexen Vorlagen geschickt für das Fernsehen adaptierte. Die aufwendige Produktion umfasste spektakuläre Drehorte, detailreiche Kostüme und einen Soundtrack, der jede emotionale Wendung unterstrich.
Trotz begrenztem Budget im Vergleich zu anderen Prestige-Serien bewies The Wheel of Time, dass Kreativität und Leidenschaft oft mehr bewirken als reine Geldinvestitionen. Besonders die dritte Staffel galt vielen als Beweis dafür, dass sich die Serie zur Leitfigur für Fantasy-Liebhaber entwickelte.
Lob von Kritikern und engagierte Fangemeinde
Im Gegensatz zu vielen anderen groß angelegten Adaptionen konnte The Wheel of Time sowohl Kritiker als auch eine leidenschaftliche Online-Community für sich gewinnen. Die Serie wurde regelmäßig für ihre mutigen dramaturgischen Entscheidungen, die Charaktertiefe und die sich stetig verbessernde Inszenierung gelobt. Parallel starteten Fans – von langjährigen Lesern bis zu Neulingen – zahlreiche Erneuerungs-Kampagnen, hashtags wie #SaveWoT gingen viral und Petitionen erreichten Amazon Prime.
Sogar anfangs skeptische Beobachter erkannten mittlerweile die positive Entwicklung der Serie an. The Wheel of Time setzte auf Diversität, baute LGBTQ+-Repräsentation ein und modernisierte veraltete Trope für ein aktuelles Publikum. Allerdings sorgten diese Änderungen auch unter Buch-Fans für Diskussionen und zeigten einen Bruch zwischen Traditionalisten und Anhängern einer modernen Interpretation.
Rings of Power vs. The Wheel of Time: Zwei Fantasy-Welten im Vergleich
Die Absetzung von The Wheel of Time ist besonders unverständlich im Lichte von Amazons Entscheidung, bei Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht (Rings of Power) auf mindestens fünf Staffeln zu setzen. Die einst als nächstes Game of Thrones gehandelte Serie verlor seit dem Start über 60 % der Zuschauer. Trotz Rekord-Budgets und massiver Werbung erhielt sie überwiegend verhaltene Kritiken und massive Kritik von Tolkien-Fans wegen erzählerischer Lücken und schwacher Story. Das Zuschauerinteresse blieb, bis auf wenige Ausnahmen, überschaubar.
Trotzdem investiert Amazon weiterhin in Rings of Power, da diese Serie nach Unternehmensangaben mehr neue Abonnenten für Prime Video gewinnt. Dennoch werfen die enormen Kosten Fragen zur langfristigen Rentabilität auf – insbesondere im Vergleich zur schlank produzierten, qualitativ wachsenden Fantasy-Serie The Wheel of Time.
Warum das Aus von The Wheel of Time ein Fehler sein könnte
Amazon begründet das Aus offenbar mit kleinen Zuschauereinbußen in Staffel drei – trotz des steigenden kulturellen Einflusses und wachsender Anerkennung der Serie. Während Amazon MGM Studios an dem riesigen Investment in Rings of Power festhält, wird eine kreative und von Leidenschaft getragene Fantasy-Serie geopfert.
Für Amazon könnte sich diese Strategie als riskant erweisen. Die engagierte Fangemeinde von The Wheel of Time reagiert bereits mit Boykottaufrufen und Ankündigungen, ihre Prime-Mitgliedschaft zu kündigen oder zu anderen Streaming-Diensten zu wechseln. Sollte Rings of Power nicht mit einer herausragenden dritten Staffel überzeugen, droht sogar der Verlust der verbliebenen Herr der Ringe-Fans.
Der aktuelle Stand des Amazon Prime Video-Angebots
Derzeit dünnt sich das Lineup an Premium-Serien bei Amazon Prime Video spürbar aus. Nach der Einstellung weiterer Erfolgsformate wie The Bondsman bleiben nur Serien wie Reacher, The Boys, Fallout, Mr. & Mrs. Smith, Cross und The Devil’s Hour als Zugpferde. Wirklich im Gespräch sind jedoch nur The Boys, Reacher und Fallout – und mit dem nahenden Ende von The Boys wirkt das Fantasy- und Genre-Angebot von Amazon zunehmend lückenhaft.
Fazit: Was bedeutet die Absetzung für Fantasy-TV-Fans?
Für Fantasy-Fans weltweit, die spannende Filme, Serien und hochwertiges Storytelling suchen, wirkt Amazons Entscheidung, The Wheel of Time auf dem Höhepunkt seiner kreativen Entwicklung zu streichen, wie ein Rückschritt. Zwar ziehen Großproduktionen wie Rings of Power Aufmerksamkeit auf sich, doch sind es Figuren-getriebene, mit Herzblut gemachte Formate wie The Wheel of Time, die Zuschauer langfristig binden. Ob Amazons Strategie aufgeht oder sie am Ende nicht nur Abonnenten, sondern auch ihren Ruf als Anbieter hochwertiger Streaming-Inhalte verliert, bleibt abzuwarten.
Kommentare