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Bioprinting-Durchbruch: Eine neue Ära in der regenerativen Medizin
Die Möglichkeit, künftig mittels 3D-Bioprinting funktionelle menschliche Organe herzustellen, rückt in greifbare Nähe. Das litauische Startup Vital3D aus Vilnius erzielt bedeutende Fortschritte in der Gewebetechnologie und setzt mit innovativen Bioprinting-Systemen neue Standards in der Medizin. Mithilfe lebender Zellen und Biomaterialien, die durch proprietäre Lasersysteme hochpräzise positioniert werden, entstehen biologisch strukturierte Gewebe, die natürlichem Gewebe besonders nahekommen.
Der erste Fokus dieses ambitionierten Projekts liegt auf dem Veterinärbereich und widmet sich zunächst der Wundheilung bei Haustieren. Dennoch verfolgt CEO Vidmantas Šakalys ein deutlich größeres Ziel: Innerhalb der nächsten 10 bis 15 Jahre sollen voll funktionsfähige, transplantierbare menschliche Organe bioprintet werden. Persönlich motiviert durch einen familiären Krebsfall, engagiert sich Šakalys besonders für das Bioprinting von Nieren – ein Ziel, das intensive Forschungsarbeit und technologische Innovationen erfordert.
VitalHeal: Beschleunigte Wundheilung bei Haustieren durch 3D-biogedruckte Patches
Mit VitalHeal hat Vital3D das weltweit erste biotechnologisch hergestellte Wundpflaster für Haustiere entwickelt. Die Patches fördern die Hautregeneration durch ultrafeine Poren, die Luftzirkulation ermöglichen und gleichzeitig das Eindringen von Bakterien verhindern. Nach dem Aufbringen sorgt VitalHeal für gleichmäßigen Druck auf die Wunde und setzt Wachstumsfaktoren frei, die aktiv den Heilungsprozess anregen.
Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend: Laut Vital3D verkürzt VitalHeal die Genesungszeit von 10–12 Wochen auf nur 4–6 Wochen, senkt das Infektionsrisiko von 30 % auf weniger als 10 %, reduziert Tierarztbesuche von acht auf zwei oder drei und halbiert die Operationsdauer. Mit einem Preis von 300 € im Einzelkauf und 150 € im Großhandel kann die Gesamtbehandlungskosten pro Fall von 3.000 € auf rund 1.500 € gesenkt werden.
Tierversuche, die mit Mäusen begannen, zeigen bereits positive Resultate. Klinische Studien an Hunden starten in diesem Sommer in Litauen und Großbritannien und ebnen den Weg für eine breitere Anwendung im Veterinärbereich.

Perspektiven für Humanmedizin: Herausforderungen und Chancen des Bioprintings
Die Technologie von Vital3D eröffnet nicht nur für Tiere, sondern auch für die Humanmedizin neue Möglichkeiten. Besonders Patienten mit chronischen Wunden, darunter etwa ein Viertel aller Diabetiker, könnten unmittelbar profitieren. Auch Brandopfer, Unfallpatienten oder Menschen mit schwerwiegenden Hautschäden könnten durch Bioprinting neuartige Behandlungsoptionen erhalten.
Doch der Weg zum Druck vollständig funktionsfähiger Organe ist von erheblichen wissenschaftlichen Herausforderungen geprägt. Besonders die Rekonstruktion komplexer Gefäßsysteme sowie die präzise Differenzierung verschiedener Zellarten stehen im Mittelpunkt der Forschung. Šakalys betont, dass Vital3D zunächst funktionierende Blutgefäße in biogedruckten Geweben und die kontrollierte Zellentwicklung während des Druckprozesses erreichen möchte.
Wenn Vital3D seine Ziele verwirklichen kann, hätte dies das Potenzial, den weltweiten Organmangel entscheidend zu lindern und die Transplantationsmedizin grundlegend zu verändern.
Fazit
Mit seinen Innovationen im 3D-Bioprinting markiert Vital3D einen Paradigmenwechsel sowohl in der Veterinärmedizin als auch für die Humanmedizin. Durch die Verbindung von Biotechnologie und modernster Ingenieurskunst und durch Projekte wie VitalHeal schafft das Unternehmen neue Hoffnung für Patientinnen und Patienten und arbeitet an dem langfristigen Ziel, transplantierbare menschliche Organe zu drucken. Auch wenn noch bedeutende Hürden zu nehmen sind, zeigen laufende Forschung und erste Erfolge, dass das 3D-Bioprinting eine vielversprechende Zukunft als Grundpfeiler der nächsten Generation regenerativer Medizin hat.
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