Smart TV Datenschutz 2024: Wie LG und Samsung Ihre Daten sammeln und wie Sie sich schützen können | Technologie, Auto, Krypto & Wissenschaft – Testright.de
Smart TV Datenschutz 2024: Wie LG und Samsung Ihre Daten sammeln und wie Sie sich schützen können

Smart TV Datenschutz 2024: Wie LG und Samsung Ihre Daten sammeln und wie Sie sich schützen können

2025-07-06
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8 Minuten

Einleitung: Warum Datenschutz bei Smart TVs 2024 wichtig ist

Moderne Smart TVs von Marken wie LG und Samsung sind für viele Nutzer die erste Wahl, wenn sie große, hochauflösende Displays zu einem Bruchteil des Preises von professionellen Monitoren suchen. Mit brillanten OLED-Bildschirmen, zahlreichen Funktionen und umfangreichen Smart-TV-Betriebssystemen eignen sie sich hervorragend als Monitor für Mac und PC. Diese Vielseitigkeit kommt jedoch mit einem Preis: umfangreiche Datensammlung und Nutzer-Tracking.

Diese Fernseher geben sich längst nicht mehr damit zufrieden, nur Inhalte anzuzeigen – sie überwachen aktiv Ihr Sehverhalten. Egal, ob Sie Serien schauen oder sensible Arbeitsdokumente am Rechner öffnen: Ihr LG oder Samsung TV kann Bildausschnitte oder Tonproben Ihrer Nutzung erfassen und an Server der Hersteller senden, um Werbung und Nutzerprofile zu erstellen. Für datenschutzbewusste Anwender ist das ein großes Problem, besonders da diese Datenerfassung tief im Betriebssystem verankert ist.

So verfolgen LG und Samsung Smart TVs ihre Nutzer

Automatic Content Recognition (ACR): Die zentrale Tracking-Technologie

Sowohl LG als auch Samsung stattet ihre Smart TVs mit Automatic Content Recognition (ACR) aus. Diese Software läuft permanent und analysiert regelmäßig Bild- oder Tonausschnitte – selbst bei HDMI-Nutzung oder PC-Betrieb. ACR nimmt periodisch Screenshots oder Tonproben auf, gleicht diese mit großen Cloud-Datenbanken ab und erkennt damit genau, was Sie schauen oder nutzen.

Die Erfassungsrate ist beachtlich: Laut einer Studie der University College London aus dem Jahr 2024 erfassen LG TVs Bildinhalte bis zu alle 10 Millisekunden; bei Samsung geschieht dies alle 500 Millisekunden, unabhängig von der Signalquelle.

Weitere Erfassungen: Apps, Menüs und Sprachbefehle

Die Datenschutzrisiken gehen noch weiter: Smart TVs protokollieren auch,

  • wann und welche Apps Sie nutzen
  • wie lange Sie bestimmte Streaming-Dienste verwenden
  • worauf Sie im Menü klicken
  • welche Suchanfragen oder Empfehlungen Sie ausführen

Sind Mikrofone und Sprachassistenten aktiviert, kann Ihr TV ständig auf Aktivierungsworte lauschen oder Sprachproben in die Cloud übertragen – mit deutlichen Datenschutzfolgen.

Wohin fließen Ihre Daten?

LG arbeitet mit dem Werbedienstleister Alphonso zusammen und nutzt Domains wie "alphonso.tv" zur Abwicklung von ACR-Daten und zur Erstellung detaillierter Nutzerprofile für gezielte Werbung. Samsung verwaltet Tracking und Analyse größtenteils selbst und stützt sich auf eigene Netzwerk-Domains.

Gesammelt werden dabei in beiden Fällen u.a.:

  • Bildausschnitte und Programmerkennung
  • Nutzungs- und Sehgewohnheiten
  • Stimmproben von Sprachbefehlen

Diese Daten dienen als Grundlage für Targeted Advertising und können laut Datenschutzerklärung auch an Dritte verkauft werden.

Smart TVs: Entertainmentzentralen und Datenerfasser

Das Smart TV Erlebnis

LG und Samsung Smart TVs bieten zahlreiche moderne Features: Brillante 4K/8K-Displays, breite Unterstützung von Streaming-Anbietern, Cloud-Gaming, Sprachsteuerung und die Integration ins Smart Home. Sie haben so ihren festen Platz in Wohnzimmern und Büros weltweit gefunden. Im Vergleich zu teuren PC-Monitoren überzeugen sie meist durch größere Bilddiagonalen und ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis.

Nachteile: Integriertes Tracking und personalisierte Werbung

Die Vernetzung, die personalisiertes Streaming ermöglicht, öffnet Herstellern wie Drittanbietern zugleich Einblick in Ihre Verhaltensmuster. Das Monetarisieren der Zuschauerdaten über zielgerichtete Werbung und Nutzerprofile ist für die Smart TV Industrie zentraler Geschäftsbestandteil. Empfehlungen und Werbebanner auf dem Startbildschirm basieren direkt auf Analyseverfahren wie ACR und anderen Tracking-Tools.

Wie Sie Datensammlung auf LG Smart TVs abschalten

Live Plus (ACR) und Werbe-Tracking auf webOS deaktivieren

  1. Drücken Sie die Home-Taste auf Ihrer LG Fernbedienung.
  2. Navigieren Sie zu den Einstellungen (Zahnradsymbol), dann zu Alle Einstellungen.
  3. Gehen Sie zu Allgemein → System → Erweiterte Einstellungen.
  4. Schalten Sie Live Plus aus.
  5. Gehen Sie zurück zu Allgemein → Home Einstellungen und deaktivieren Sie Home Promotion und Inhaltsempfehlungen.
  6. Wählen Sie Allgemein → Erweiterte Einstellungen → Werbung.
  7. Aktivieren Sie Begrenzung der Werbeverfolgung.
  8. Gehen Sie zu Support → Datenschutz & Bedingungen.
  9. Aktivieren Sie, falls vorhanden, Meine persönlichen Daten nicht verkaufen.

Mit diesen Schritten reduzieren Sie die Datenerfassung für Werbezwecke erheblich. Beachten Sie, dass dadurch personalisierte Empfehlungen und Werbung verschwinden und die Benutzeroberfläche generischer wirkt.

Online-Datenschutzverwaltung bei LG

LG bietet derzeit kein zentrales Online-Dashboard wie Samsung. Datenschutzeinstellungen müssen am Gerät vorgenommen werden. Löschanfragen oder das Opt-out vom Verkauf persönlicher Daten können online gestellt werden, erfordern aber in der Regel Seriennummer und weitere Angaben Ihres TVs.

Vor- und Nachteile der Deaktivierung des Trackings

  • Voller Zugang zu Apps und Diensten bleibt erhalten
  • Verlust personalisierter Empfehlungen
  • Weniger verhaltensbasierte Werbung

Wie Sie Datensammlung auf Samsung Smart TVs deaktivieren

Viewing Information Services und Werbe-Tracking auf Tizen OS ausschalten

  1. Drücken Sie die Home-Taste und öffnen Sie den Smart Hub.
  2. Gehen Sie zu Einstellungen → Alle Einstellungen.
  3. Wählen Sie Allgemein & Datenschutz.
  4. Gehen Sie je nach Modell zu Datenschutzbedingungen oder Datenschutzoptionen.
  5. Deaktivieren Sie Viewing Information Services.
  6. Schalten Sie Interessenbasierte Werbung bzw. Werbedienste basierend auf Interessen aus.
  7. Bestätigen Sie Ihre Änderungen.

Für zusätzlichen Datenschutz rufen Sie die Einstellungen für Spracherkennung oder Sprachassistent auf und deaktivieren Sie diese Funktionen, wenn Sie keine Sprachsteuerung wünschen.

Das Samsung Datenschutz-Dashboard

Samsung Nutzer profitieren von einem zentralen Privacy Dashboard, das mit dem Samsung-Konto verbunden ist. Hier lassen sich Einstellungen zu ACR und personalisierter Werbung für alle Geräte im Samsung-Ökosystem verwalten.

In Regionen mit strengen Datenschutzgesetzen (wie CCPA oder DSGVO) kann zudem beantragt werden, dass Samsung persönliche Daten nicht verkauft oder teilt. Die Bearbeitung solcher Anfragen kann allerdings bis zu 45 Tage dauern.

Folgen der Tracking-Deaktivierung bei Samsung

  • Keine personalisierten Empfehlungen mehr auf dem Startbildschirm
  • Keine Auswirkungen auf die Nutzung von Streaming-Apps oder HDMI
  • Alle anderen Smart-Funktionen bleiben nutzbar

Netzwerkbasiertes Blockieren: Für maximalen Datenschutz

Warum das Blockieren auf Netzwerk-Ebene sinnvoll ist

Das Ausschalten von Tracking in den Geräteeinstellungen verhindert nicht in vollem Umfang, dass der TV mit Hersteller-Servern für Updates, Telemetrie und Analysen kommuniziert. Fortgeschrittene Nutzer können den Datenschutz mit netzwerkseitigen Sperren, die den Datenfluss zu bekannten Analyse- und Werbedomains unterbrechen, weiter erhöhen.

DNS-Filterung und Pi-hole

DNS-Filterung ist ein effektiver Ansatz: Mit Pi-hole als lokaler DNS-Server im Heimnetz lassen sich ausgehende Verbindungen zu unerwünschten Domains blockieren. Indem Sie bekannte LG und Samsung Telemetriedomains zur Blockliste hinzufügen, unterbinden Sie gezielt Trackingversuche.

Cloudbasierte Lösungen wie NextDNS oder Control D bieten vordefinierte Blocklisten speziell für Smart TV Tracking und Werbung – oft markenspezifisch abgestimmt.

Firewall-Regeln am Router

Mit fortschrittlichen Routern können Sie Outbound-Firewall-Regeln definieren: Weisen Sie dem TV eine statische lokale IP zu und blockieren Sie gezielt IP-Bereiche, die mit Analyse- und Werbeservern verbunden sind – oder erlauben Sie ausschließlich Verbindungen zu Streaminganbietern wie Netflix und YouTube.

Netzwerksegmentierung und IoT VLANs

Für höchste Privatsphäre empfiehlt sich die Isolation des TVs im eigenen IoT-VLAN. So werden Kontakte zu anderen Geräten im Heimnetz ausgeschlossen, und ausgehender Traffic kann streng auf benötigte Streaming-Domains beschränkt werden.

Proxy-Überwachung und Feintuning

Mit Proxy- oder Sinkhole-Lösungen lassen sich sämtliche DNS-Anfragen des TVs protokollieren. Dadurch können Sie Ihre Blocklisten dynamisch anpassen, wenn Hersteller Backend-Infrastruktur ändern.

Risiken bei zu aggressivem Blockieren

Eine übermäßige Sperrung kann Streaming-Apps, Firmware-Updates oder sogar die Zeitfunktion des TVs beeinträchtigen. Daher sollte man:

  • Mit einer Minimal-Blockliste für bekannte Werbe- und Analyse-Domains starten
  • Gerätefunktion testen und ggf. Ausnahmen ergänzen
  • Regelmäßig Update-Server freischalten um kritische Updates zu ermöglichen

Wichtige Telemetrie- und Werbeserver-Domains

LG Smart TV Tracking Domains

  • lgtvsdp.com – Plattformdienste und ACR
  • lgsmartad.com – Werbung
  • lgappstv.com – App Store Analytik und Werbung
  • lgtvonline.lge.com – Service- und Feature-Updates
  • alphonso.tv – ACR und Werbepartner
  • ngfts.lge.com – Cloud Backend
  • lgad.cjpowercast.com – CDN-basierte Werbeanzeige

Samsung Smart TV Tracking Domains

  • samsungcloudsolution.com/.net – Telemetrie, Updates & Cloud-Dienste
  • samsungacr.com – Bildschirm-/Programm-Erkennung
  • internetat.tv – Smart Hub Dienste
  • samsungads.com / samsungadhub.com – Werbung & Impression-Tracking
  • samsungrm.net – Fernwartung & Analyse
  • samsungotn.net – Firmware-Updates
  • samsungqbe.com / samsungosp.com – Inhalte- und App Plattform
  • api.samsungyosemite.com – App Store und Hub APIs
  • syncplusconfig.s3.amazonaws.com – SyncPlus Konfiguration
  • time.samsungcloudsolution.com – Zeitdienste

Die meisten Daten werden verschlüsselt über HTTPS (Port 443) übertragen. Domainbasiertes Blockieren ist daher effektiver als Portsperren, da Streamingdienste sonst ebenfalls betroffen wären.

Vergleich: LG vs. Samsung Datenerfassung

Beide Hersteller sammeln umfassende Nutzerdaten – doch unterscheiden sich die Methoden und Optionen zum Opt-out:

  • LG überlässt ACR-Analyse dem Anbieter Alphonso und weist explizit darauf hin, dass Daten verkauft werden, sofern man dies nicht deaktiviert.
  • Samsung betreibt eine eigene, komplexe ACR- und Werbeinfrastruktur mit enger Verzahnung im Geräte-Ökosystem.
  • Tracking-Einstellungen sind bei beiden unter verschiedenen Menüpunkten versteckt (Live Plus bei LG, Viewing Information Services bei Samsung); vollständiges Opt-out erfordert oft mehrere Schritte.
  • Samsung bietet mit dem Privacy Dashboard eine zentralere Kontrolle, bei LG erfolgen Änderungen primär am Gerät oder über manuelle Anträge.
  • Beide setzten gezielte Werbung ein – Samsung platziert teils zusätzliche Banner sogar im Live-Bild, abhängig von Region und Modell.

Marktentwicklung und Branchenausblick

Smart TVs sind mittlerweile vernetzte Datenzentralen, nicht nur Unterhaltungselektronik. Für die meisten Hersteller rückt das Geschäftsmodell auf Basis von Werbung und Telemetrie zunehmend in den Fokus. Datenschutz entwickelt sich zum Marketing-Argument und beeinflusst die Konfiguration von TVs in sensiblen Umgebungen wie Home Offices stärker denn je.

Die regulatorische Kontrolle, etwa durch DSGVO oder CCPA, nimmt stetig zu. Künftig dürfte es verbesserte Privacy-Dashboards, deutlichere Opt-out-Möglichkeiten und möglicherweise wieder mehr "dumme" Displays für professionelle Nutzer geben.

Best Practices: Smart TV Nutzung und Datenschutz im Gleichgewicht

Tipps für maximalen Schutz bei voller Funktion

  • Deaktivieren Sie ACR und Werbe-Tracking in den TV-Einstellungen
  • Prüfen Sie die Einstellungen regelmäßig nach Firmware-Updates
  • Erwägen Sie netzwerkseitige Blockaden via DNS-Filter oder Firewall – whitelisten Sie jedoch relevante Update- und Streaming-Domains
  • Platzieren Sie Smart TVs und IoT-Geräte auf separaten Netzwerken
  • Schalten Sie Sprachassistenten aus, sofern nicht zwingend nötig
  • Verwenden Sie sichere, einzigartige Kennwörter für alle Smart-TV-Accounts

Akzeptieren Sie die Kompromisse

Tracking-Abschaltungen bedeuten zwangsläufig den Verzicht auf individuelle Angebote. Empfehlungslisten, personalisierte Werbung oder App-Integrationen kehren oft zur Standardansicht zurück. Für viele Nutzer sind diese Kompromisse im Alltag aber ein fairer Preis zum Schutz sensibler Daten.

Fazit: Eigenverantwortung für die vernetzte Fernsehwelt

Smart TVs von LG und Samsung bieten ein hervorragendes Nutzungserlebnis und hochwertige Bildqualität – doch das standardmäßig aktivierte Tracking stellt ein echtes Datenschutzrisiko dar. Mit den hier beschriebenen Maßnahmen – sowohl in den Einstellungen als auch auf Netzwerkebene – behalten Sie die Kontrolle über Ihre Daten, ohne auf den Smart TV Komfort verzichten zu müssen. So sorgen Sie dafür, dass Ihr Bildschirm tatsächlich wieder Ihnen gehört – und nicht als Datenquelle für fremde Werbezwecke dient.

Quelle: appleinsider

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