Wie die Häufigkeit des Stuhlgangs die Gesundheit beeinflusst: Neue Erkenntnisse zur Darmgesundheit | Technologie, Auto, Krypto & Wissenschaft – Testright.de
Wie die Häufigkeit des Stuhlgangs die Gesundheit beeinflusst: Neue Erkenntnisse zur Darmgesundheit

Wie die Häufigkeit des Stuhlgangs die Gesundheit beeinflusst: Neue Erkenntnisse zur Darmgesundheit

2025-07-09
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4 Minuten

Die Häufigkeit des Stuhlgangs ist mehr als eine persönliche Routine – sie kann ein wichtiger Indikator für die allgemeine Gesundheit sein. Eine im Juli 2024 veröffentlichte Studie beleuchtet den Zusammenhang zwischen Stuhlgangshäufigkeit und dem Risiko für chronische Erkrankungen. Dabei kombinierte das Forscherteam demografische, metabolische und genetische Analysen für einzigartige Einblicke in die Darmgesundheit.

Wissenschaftlicher Hintergrund: Die Rolle des Darmmikrobioms

Die Studie wurde vom Institute for Systems Biology (ISB) in Kooperation mit der University of Washington durchgeführt und umfasste 1.425 weitgehend gesunde Teilnehmende. Personen mit Erkrankungen wie Nierenerkrankungen, Reizdarmsyndrom (IBS) oder Morbus Crohn wurden bewusst ausgeschlossen, um typische Alltagsvariationen beim Stuhlgang zu betrachten. Die Teilnehmenden gaben ihre durchschnittliche wöchentliche Stuhlgangfrequenz an, die in vier Kategorien eingeteilt wurde:

  • Verstopfung: 1–2 Stuhlgänge pro Woche
  • Niedrig-normale Frequenz: 3–6 Stuhlgänge pro Woche
  • Hoch-normale Frequenz: 1–3 Stuhlgänge pro Tag
  • Durchfall: 4 oder mehr wässrige Stuhlgänge pro Tag

Zusätzlich analysierten die Forschenden Blutmetaboliten, genetische Daten und die Zusammensetzung des Darmmikrobioms aus Stuhlproben. Ziel war es, Zusammenhänge zu erkennen, wie sich die Häufigkeit des Stuhlgangs systemisch auf die Gesundheit auswirkt.

Zentrale Erkenntnisse: Die optimale "Goldlöckchen-Zone" beim Stuhlgang

Die Ergebnisse des ISB-Teams zeigen einen ausgewogenen Bereich: Am gesündesten waren jene, die ein bis zwei Mal täglich Stuhlgang hatten – die sogenannte "Goldlöckchen-Zone". Mikrobiologe Sean Gibbons, Hauptautor der Studie, betont: „Die Häufigkeit des Stuhlgangs beeinflusst sämtliche Organsysteme, und Abweichungen können als Frühwarnsignal für chronische Erkrankungen dienen.“

Bei Teilnehmern mit Verstopfung oder chronischem Durchfall unterschieden sich die biologischen Merkmale deutlich. Verstopfung war mit einer erhöhten Anzahl von Bakterien assoziiert, die Eiweiß fermentieren – ein Prozess, der schädliche Toxine erzeugen kann. In Blutproben dieser Personen wurde zudem ein erhöhter Wert von Indoxylsulfat festgestellt, einem toxischen Stoffwechselprodukt, das mit Proteingärung und Nierenschäden in Verbindung steht. Diese Daten bestätigen die langjährigen Bedenken von Experten im Bereich der Darmgesundheit bezüglich der systemischen Folgen seltener Stuhlgänge.

Im Gegensatz dazu wiesen Personen mit häufigem Durchfall mehr Bakterien auf, die typischerweise im oberen Verdauungstrakt vorkommen, sowie Blutwerte, die auf eine Belastung oder Schädigung der Leber hindeuten. Diese Veränderungen im Darmmikrobiom und in der Blutzusammensetzung verdeutlichen, wie sich Unregelmäßigkeiten beim Stuhlgang auf den gesamten Organismus auswirken können.

Expertenmeinungen und Ansätze zur Förderung der Darmgesundheit

Johannes Johnson-Martinez, Bioingenieur am ISB und Mitautor der Studie, erklärt: „Bleibt Stuhl zu lange im Darm, werden die Ballaststoffe durch die Bakterien aufgebraucht. Die Mikroben wechseln zur Eiweißgärung und bilden Stoffe, die in den Blutkreislauf gelangen können. Das unterstreicht, wie wichtig regelmäßiger Stuhlgang zur Prävention von metabolischen und organbezogenen Problemen ist.“

Positiv ist, dass Lebensstilfaktoren mit der Darmgesundheit interagieren. Personen im optimalen Bereich („Goldlöckchen-Zone“) konsumierten im Durchschnitt mehr Ballaststoffe, tranken mehr Wasser und waren körperlich aktiver. Ihre Darmflora zeigte eine Anreicherung von Bakterien, die Ballaststoffe fermentieren und dabei kurzkettige Fettsäuren produzieren – bekannt für ihre entzündungshemmenden Eigenschaften und ihre Rolle bei der Regulierung des Stoffwechsels.

Bedeutung für die öffentliche Gesundheit und zukünftige Forschung

Diese bahnbrechende Studie macht deutlich, dass die Frequenz des Stuhlgangs ein bislang unterschätzter, aber wichtiger Gesundheitsmarker ist. Veränderungen im Stuhlverhalten könnten frühe Hinweise auf metabolische oder organische Funktionsstörungen liefern und als Basis für neue Strategien zur Darmgesundheit in der Allgemeinbevölkerung dienen. Die Autoren empfehlen, vor allem auf Ernährung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Bewegung zu setzen – nicht nur bei bestehenden Beschwerden, sondern zur allgemeinen Prävention und zur Verringerung des Risikos für chronische Erkrankungen.

Fazit

Die Häufigkeit des Stuhlgangs zeigt sich als Schlüsselfaktor für die Gesundheit des gesamten Körpers, eng verknüpft mit der Zusammensetzung des Darmmikrobioms und metabolischen Prozessen. Durch die Definition gesunder Stuhlgewohnheiten schafft diese Studie die Grundlage für eine individuellere Vorsorge, bei der Ernährung, Wasserhaushalt und Aktivität gezielt eingesetzt werden können. Mit dem Fortschritt der Forschung im Bereich Darmgesundheit könnte die Überwachung des Stuhlgangs bald ein selbstverständlicher Teil von Gesundheitschecks werden – und damit Millionen Menschen helfen, ihr Wohlbefinden besser zu verstehen und zu fördern.

Quelle: sciencealert

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