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Eine Rückbesinnung auf physische Bedienelemente in modernen Fahrzeugen
In den vergangenen Jahren wurde das Interieur moderner Autos vor allem durch großflächige Touchscreens und digitale Bedienoberflächen geprägt. Führende Automobilhersteller wie Tesla, Mercedes-Benz und Volkswagen setzten auf minimalistische Armaturenbretter und verlagerten viele klassische Fahrzeugfunktionen auf digitale Displays. Doch dieser Trend wird zunehmend kritisch hinterfragt. Insbesondere Sicherheitsorganisationen wie Euro NCAP äußern ernsthafte Bedenken bezüglich der Auswirkungen von Touchscreens auf die Verkehrssicherheit.
Neue Euro NCAP Sicherheitsstandards ab 2026
Die Euro NCAP, Europas führende Organisation zur Fahrzeugsicherheitsbewertung, hat eine grundlegende Aktualisierung der Sicherheitsvorschriften angekündigt, die ab Januar 2026 in Kraft tritt. Diese neuen Anforderungen zielen darauf ab, Ablenkungen beim Fahren zu minimieren und Fahrzeughersteller dazu zu bewegen, wieder vermehrt physische Schalter und Drehregler für wesentliche Fahrzeugfunktionen einzusetzen. Um künftig die begehrte 5-Sterne-Bewertung von Euro NCAP zu erreichen, müssen Autos für fünf zentrale Funktionen tastbare Bedienelemente besitzen: Blinker, Warnblinkanlage, Hupe, Scheibenwischer sowie das Notrufsystem (eCall).
Warum kehren physische Tasten zurück?
Die Initiativen zum Umdenken stützen sich auf wissenschaftliche Studien. Eine Untersuchung des britischen Transport Research Laboratory aus dem Jahr 2020 zeigte, dass ausschließlich auf Touchscreens basierende Bedienelemente die Reaktionszeit von Fahrern um bis zu 57% verlängern können. Im Gegensatz zu physischen Tasten, die sich blind ertasten lassen, erfordern Touchscreens oft einen kontrollierenden Blick nach unten – eine Ablenkung, die die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer beeinträchtigt. Nach Angaben von Euro NCAP gab es allein 2022 in Europa über 20.000 Verkehrstote; Ablenkung im Fahrzeug wird dabei als ein Hauptfaktor angesehen.
Auswirkungen auf Fahrzeugdesign und Nutzererlebnis
Die neuen Vorschriften stellen die derzeitige Designphilosophie vieler Autohersteller infrage – vor allem bei Marken wie Tesla, die in Modellen wie dem Tesla Model 3 klassische Bedienhebel durch touchbasierte Steuerung am Lenkrad ersetzt haben. Auch beim Volkswagen ID.7 wurden selbst einfache Funktionen zur Luftstromsteuerung in Touchscreen-Menüs ausgelagert. Für solche Marken beschränkt sich die Anpassung nicht nur auf kleine Veränderungen, sondern erfordert zum Teil umfassende Überarbeitungen der Innenraumgestaltung.
Hersteller wie Mazda und Toyota, die weiterhin auf eine ausgewogene Mischung aus physischen Tasten und digitalen Benutzeroberflächen setzen, werden sich leichter an die neuen Anforderungen anpassen können. Einige Hersteller, darunter Porsche und Volkswagen, reagieren bereits auf das Feedback ihrer Kunden und führen bei wichtigen Funktionen wieder klassische Bedienelemente in neuen Modellen ein.
Globale Bedeutung für den Automobilmarkt
Obwohl die aktualisierten Euro NCAP Standards nicht gesetzlich verpflichtend sind, haben die Sicherheitsbewertungen erheblichen Einfluss auf die Kaufentscheidung der Kunden und den Wettbewerb in der Branche – ähnlich wie die IIHS Top Safety Pick-Auszeichnung in den USA. Für viele Käufer ist eine 5-Sterne-Bewertung ein entscheidender Vorteil bei der Wahl von Fahrzeug und Marke.
Auch wenn diese Regelungen primär für den europäischen Markt gelten, werden sie voraussichtlich weltweite Auswirkungen haben – etwa auf den Mittleren Osten und Iran. Viele importierte Fahrzeuge, besonders von chinesischen Herstellern wie Chery und MG, orientieren sich an globalen Designtrends mit großen Touchscreens. Um den oft in internationalen Märkten beachteten Sicherheitsstandards von Euro NCAP zu entsprechen, könnten auch diese Hersteller ihre Innenraumkonzepte anpassen müssen.
Fazit: Ein neues Gleichgewicht zwischen Innovation und Sicherheit
Angesichts des stetigen technischen Fortschritts in der Automobilbranche wird die Balance zwischen moderner Konnektivität und kompromissloser Sicherheit immer wichtiger. Die Rückkehr zu physischen Bedienelementen für essentielle Fahrzeugfunktionen steht für einen stärkeren Fokus auf benutzerzentriertes Design und mehr Schutz im Straßenverkehr. Autoliebhaber und potenzielle Käufer sollten die Weiterentwicklung der Fahrzeuginnenräume aufmerksam verfolgen, da sie wegweisend für eine intuitive und sichere Fahrerfahrung der Zukunft ist.
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