Die entscheidende Bedeutung des Sonnenlichts für Ozean-Ökosysteme | Technologie, Auto, Krypto & Wissenschaft – Testright.de
Die entscheidende Bedeutung des Sonnenlichts für Ozean-Ökosysteme

Die entscheidende Bedeutung des Sonnenlichts für Ozean-Ökosysteme

2025-06-01
0 Kommentare

4 Minuten

Die wesentliche Rolle des Sonnenlichts in marinen Ökosystemen

Sonnenlicht bildet die Lebensgrundlage unserer Ozeane und treibt die komplexen Netzwerke des Meereslebens an. Diese Prozesse finden in einer dünnen oberen Schicht statt, der sogenannten lichtdurchfluteten oder photischen Zone. In klaren tropischen Gewässern reicht diese hell erleuchtete Zone in der Regel von der Oberfläche bis etwa 80 Meter tief. Dort ermöglicht das Sonnenlicht die Photosynthese, die für die Nahrungsketten im Meer unerlässlich ist. Phytoplankton, Seegräser und Kelp nutzen das einfallende Licht, um Sauerstoff zu produzieren und bilden somit die Nahrungsgrundlage für Fische, Korallen, Krebstiere und Meeressäuger. Allerdings zeigen aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen eine besorgniserregende Entwicklung: Die globale photische Zone der Ozeane schrumpft und gefährdet das Gleichgewicht ganzer Meeresökosysteme.

Neue Forschung belegt weltweites Abdunkeln der Ozeane

Eine wegweisende Studie unter Leitung der Meeresforscher Dr. Thomas Davies (University of Plymouth) und Dr. Tim Smyth (University of Exeter) hat jetzt das Ausmaß dieses Phänomens erfasst. Mithilfe von NASA-Satellitendaten aus den Jahren 2003 bis 2022 und fortschrittlicher numerischer Modellierung stellten die Wissenschaftler fest, dass mehr als 20 % der Weltmeere in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich dunkler geworden sind. In rund 10 % aller Meeresregionen hat sich die photische Zone um über 50 Meter verringert; in 2,6 % der Ozeane ging sogar mehr als 100 Meter an durchlichteter Tiefe verloren. Dies reduziert den Lebensraum für lichtabhängige Arten massiv und zwingt zahlreiche Meeresbewohner, in enger begrenzteren Gebieten zu überleben und zu konkurrieren.

Experten weisen auf Risiken für das Ökosystem hin

„Es gibt bereits Forschungen, die belegen, wie sich die Farbe der Ozeanoberfläche in den letzten 20 Jahren verändert hat, vermutlich durch Verschiebungen in der Planktongemeinschaft“, erklärt Dr. Davies. „Unsere Studien liefern Belege dafür, dass diese Veränderungen eine weitreichende Abdunkelung auslösen und dadurch den Lebensraum von Tieren einschränken, die auf Sonnen- und Mondlicht für ihr Überleben sowie ihre Fortpflanzung angewiesen sind.“ Dr. Smyth ergänzt: „Wenn sich die photische Zone in großen Meeresgebieten um etwa 50 Meter verringert, werden lichtabhängige Organismen gezwungen, näher an die Oberfläche zu wandern und stehen dort vor verstärktem Konkurrenzdruck um Nahrung und andere lebenswichtige Ressourcen.“

Warum werden die Ozeane dunkler?

Tiefe und Klarheit der photischen Zone werden von verschiedenen Faktoren beeinflusst, darunter der Einstrahlwinkel und die Intensität des Sonnenlichts, die Wassertrübung sowie die Menge schwebender Partikel. In Äquatornähe dringen Sonnenstrahlen besonders tief ein und ermöglichen so artenreiche, vielfältige Lebensräume. Trübt sich jedoch das Wasser durch Sedimente, organisches Material und massenhaft auftretende Mikroalgenblüten, gelangt das Licht deutlich weniger tief in den Ozean.

Aktuelle Studien betonen die Rolle der Eutrophierung – die Zufuhr von übermäßigen Nährstoffen aus Landwirtschaft und Städten – die das Wachstum von Phytoplankton und Algen fördert. Zwar steigt so anfangs die Produktivität, doch dichte Algenblüten blockieren letztlich das Licht, vor allem in Küstengewässern und Mündungsbereichen. Zudem verändern sich durch globale Klimamuster auch die Meeresströmungen und bewirken eine Verlagerung lichtblockierender Substanzen über weite Ozeangebiete hinweg.

Regionale Unterschiede und Folgen des Klimawandels

Man könnte annehmen, das „Abdunkeln der Ozeane“ sei nur ein lokales Problem in verschmutzten Küstenlagen oder hoch belasteten Regionen. Doch Satellitenmodelle weisen auf eine Verbreitung im globalen Maßstab hin. Sowohl der Golfstrom und die Polarmeere als auch entlegene Meereswirbel (Gyren) zeigen eine deutliche Abnahme der photischen Zone. In den arktischen und antarktischen Polarregionen, wo das Sonnenlicht von Natur aus nur eine flache Schicht durchdringt – teils weniger als 10 Meter – verschärfen wachsende Algenteppiche und Sedimente den Lebensraumverlust noch weiter.

Ein eindrückliches Beispiel sind die großflächigen Algenblüten, die zuletzt rund um das Great Southern Reef Australiens dokumentiert wurden – Ereignisse, die zu massiven Absterben führten, da für viele Schlüsselarten das Sonnenlicht schlicht nicht mehr ausreicht.

Folgen für Klima, Biodiversität und menschliche Gesundheit

Die Auswirkungen einer zunehmenden Abdunkelung der Ozeane sind weitreichend. Wenn photosynthetisch aktive Organismen abnehmen, verringert sich auch die Fähigkeit der Meere, Sauerstoff zu erzeugen und Kohlendioxid zu binden – beide Prozesse sind unerlässlich, um der globalen Klimaerwärmung entgegenzuwirken. Schrumpfende photische Zonen gefährden zudem die weltweite Fischerei, die marine Biodiversität und damit die Lebensgrundlagen vieler Küstengemeinden.

„Auch wir Menschen sind auf die Ozeane und ihre photischen Zonen angewiesen – für saubere Luft, gesunde Fischbestände, den Schutz vor dem Klimawandel und das allgemeine Wohlbefinden des Planeten“, betont Dr. Davies. „Unsere Ergebnisse sollten deshalb zu echter Besorgnis führen und zeigen, wie notwendig die kontinuierliche Ozeanbeobachtung sowie wirksamer Umweltschutz sind.“

Fazit

Das rasante Abdunkeln der Ozeane, belegt durch Satellitentechnologie und Meeresforschung, markiert tiefgreifende Veränderungen in marinen Lebensräumen. Während sich die photische Zone verringert und weniger Sonnenlicht in die Tiefen der Meere gelangt, gerät das empfindliche Gleichgewicht der Ozean-Ökosysteme zunehmend in Gefahr. Um die marine Artenvielfalt und globale Fischerei zu sichern, sowie die Gesundheit unseres Planeten in Zeiten des Wandels zu bewahren, ist ein weltweites Engagement gegen Verschmutzung, Nährstoffeintrag und den Klimawandel unerlässlich.

Kommentare

Kommentar hinterlassen