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Wie regelmäßige Bewegung das Rückfallrisiko und die Überlebenschancen bei Darmkrebs verbessert

Wie regelmäßige Bewegung das Rückfallrisiko und die Überlebenschancen bei Darmkrebs verbessert

2025-06-02
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Wissenschaftlicher Hintergrund: Der Zusammenhang zwischen Bewegung und Behandlungserfolg bei Darmkrebs

Darmkrebs zählt weltweit zu den häufigsten und tödlichsten Krebsarten. Trotz Operationen und Chemotherapie bleiben Rückfallrate und Sterblichkeit hoch. Angesichts dessen sucht die Forschung verstärkt nach nicht-medikamentösen Ansätzen, um die Prognose zu verbessern. Körperliche Aktivität hat sich dabei als vielversprechender, beeinflussbarer Faktor herausgestellt. Eine bahnbrechende internationale Studie unter Leitung der Queen’s University in Kanada belegt nun eindrucksvoll, dass strukturierte Bewegungsprogramme die Überlebenschancen von Darmkrebspatienten deutlich verbessern und das Risiko für Rückfälle reduzieren können.

Studienüberblick: Internationale Langzeitbeobachtung

Für die Studie wurden fast 900 Patientinnen und Patienten aus sechs Ländern eingeschlossen, bei denen ein Darmkrebs im Stadium 2 oder 3 diagnostiziert worden war – einer Gruppe mit einer Rückfallrate von etwa 35% innerhalb von fünf Jahren nach der Standardbehandlung. Das durchschnittliche Alter der Teilnehmenden lag bei 61 Jahren. Sie wurden über rund acht Jahre nach der Erstbehandlung begleitet. Nach Abschluss von Operation und Chemotherapie nahm die Hälfte der Probanden an einem beaufsichtigten Bewegungsprogramm teil, das unabhängig vom Ausgangsfitnesslevel die Aktivität schrittweise steigerte.

Trainingsprogramm und Bewertung mit MET

Die Patienten der Interventionsgruppe hatten das Ziel, pro Woche 10 MET-Stunden körperliche Aktivität zu erreichen. MET („Metabolisches Äquivalent einer Aufgabe“) misst den Energieverbrauch unterschiedlicher Bewegungsformen – eine Stunde zügiges Gehen entspricht etwa 4 MET-Stunden. Über sechs Monate wurde das Aktivitätsziel allmählich aufgebaut. Im ersten Jahr trafen sich die Teilnehmer alle zwei Wochen mit einem spezialisierten Fitnesstrainer, um individuelle Trainingspläne zu erhalten. Anschließend erfolgte eine monatliche Betreuung über zwei weitere Jahre.

Zentrale Ergebnisse: Bewegung steigert Überlebensrate deutlich

Nach acht Jahren waren 90% der Trainierenden frei von Rückfällen oder neuen Krebserkrankungen, verglichen mit 83% in der Kontrollgruppe ohne sportliche Intervention. Konkret verstarben im Studienzeitraum 41 Personen aus der Bewegungsgruppe, während es in der Kontrollgruppe 66 Todesfälle waren. Dies entspricht einer Reduktion des kombinierten Risikos für Rückfall, Neuerkrankung oder Tod um 28% bei den körperlich aktiven Teilnehmern. Auffällig war zudem ein zusätzlicher Schutzeffekt gegen andere Krebsarten wie Brustkrebs und weitere Kolonkarzinome bei höherer Bewegungsmenge.

Stimmen aus der Fachwelt

Dr. Julie Gralow, Chief Medical Officer der American Society of Clinical Oncology (ASCO), betont: „Manche Medikamente bieten gar nicht oder nur vergleichbare Vorteile wie dieses systematische Trainingsprogramm.“ Diese Erkenntnisse unterstreichen, wie bedeutend Lebensstilveränderungen ergänzend zur medizinischen Therapie für die Langzeitprognose bei Krebspatienten sein können.

Ausblick und Bedeutung für die Praxis

Die Ergebnisse legen nahe, dass maßgeschneiderte Bewegungsprogramme fest in die Nachsorge für Darmkrebspatienten integriert werden sollten, um die Therapieergebnisse und Lebensqualität langfristig zu verbessern. Zudem wird weiterer Forschungsbedarf deutlich, um die Wirkmechanismen von Sport auf den Krebsstoffwechsel besser zu verstehen und die Übertragbarkeit auf andere Krebsarten und Therapieverläufe zu prüfen. Die Einbindung von individuellen Trainings-Coachings zeigt außerdem, wie wichtig unterstützende Strukturen für nachhaltige Verhaltensänderungen im Überleben nach Krebs sind.

Fazit

Diese internationale Leitstudie liefert überzeugende Hinweise darauf, dass regelmäßige, professionell begleitete Bewegung nach der Darmkrebsbehandlung das Rückfall- und Sterberisiko substanziell senken kann – in manchen Fällen sogar effektiver als einzelne Medikamente. Wenn körperliche Aktivität zu einem zentralen Bestandteil der Nachsorge wird, können Ärzte und Therapeuten ihre Patienten gezielt dazu befähigen, aktiv zu einer verbesserten Prognose und Lebensqualität beizutragen.

Quelle: smarti

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