3 Minuten
Hintergründe zum Abschied von Carlos Tavares bei Stellantis
In der Automobilbranche sorgte die Nachricht für großes Aufsehen: Carlos Tavares, ehemaliger CEO von Stellantis, kündigte im Dezember 2024 seinen Rücktritt an – deutlich vor Ablauf seines Vertrags Anfang 2026. Den zahlreichen Spekulationen begegnete Tavares mit Klarheit: Sein Abschied sei eine freiwillige Entscheidung gewesen und nicht das Resultat einer Entlassung. Zwar gab es Spannungen im Führungsteam des Automobilkonzerns, dennoch blieb die Entscheidung letztlich bei ihm.
Rückblickend betont Tavares, dass sich Fehler im Nachhinein leichter erkennen lassen. In einem offenen Gespräch mit John Elkann, dem Vorsitzenden von Stellantis und Ferrari, fiel gemeinsam die Entscheidung zum Rückzug. Tavares räumt ein, dass er gerade im Hinblick auf die Unterstützung amerikanischer Vertragshändler für seine konsequenten Sparmaßnahmen manches anders hätte angehen können. Dennoch bleibt die allgemeine Rentabilität des Unternehmens erhalten, auch wenn der Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahr um dramatische 70 % eingebrochen ist.
Führungswechsel: Antonio Filosa übernimmt
Nach einem sechsmonatigen Auswahlprozess auf globaler Ebene wurde Antonio Filosa, bislang Chef der Marke Jeep, am 23. Juni zum neuen CEO von Stellantis ernannt. Tavares bezeichnet Filosa als einen „vernünftigen und glaubwürdigen“ Nachfolger, weist jedoch auf die bevorstehenden Herausforderungen hin. Der neue CEO muss ein breites Portfolio von Automobilmarken steuern, von denen einige derzeit unterdurchschnittlich performen. Hinzu kommen internationale Handelskonflikte und der weltweit harte Wettbewerb am Automobilmarkt.
Gerüchte rund um einen Verkauf von Maserati wurden entschieden zurückgewiesen, doch die Wiederbelebung von Marken wie Lancia schreitet nur langsam voran. Andere Marken wie DS und Abarth kämpfen weiterhin um Marktanteile und Relevanz. In den USA steht für Filosa insbesondere die Erneuerung von Chrysler im Fokus – das Unternehmen soll sich von seinem Minivan-Image lösen. Zudem soll die Beziehung zu den Händlernetzen verbessert werden – ein Bereich, der laut Tavares bislang vernachlässigt wurde und möglicherweise von der Einführung neuer V8-Modelle profitieren könnte.

Ausblick für die Automobilindustrie: Ein Markt im Wandel
Tavares verlässt Stellantis in einer entscheidenden Phase, sowohl für den Konzern als auch für die globale Autoindustrie. Er warnt, dass klassische Automobilhersteller Schwierigkeiten bekommen könnten, wenn sie nicht die Balance zwischen Produktion von Elektroautos und Verbrennern finden. Besonders in Europa verschärfen sich die Richtlinien und es wird auf schnelle Elektrifizierung gedrängt. Gleichzeitig beeinflussen weltweite Handelskonflikte die Preise und verlangen Flexibilität und Anpassungsfähigkeit von Unternehmen wie Stellantis, um im internationalen Wettbewerb nicht den Anschluss zu verlieren.
Markenleistung und Zukunftsperspektiven
Jede Marke unter dem Dach von Stellantis steht vor eigenen Markt- und Produkt-Herausforderungen. Während Maserati seinen Fokus auf Luxus und Performance beibehält und Alfa Romeo mit neuen Modellen auf eine Wiederbelebung hofft, benötigen Marken wie Lancia und DS innovative Ansätze in Design und Marketing, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zurückzugewinnen. Für Abarth wird es entscheidend sein, das sportliche Erbe in einer zunehmend elektrifizierten Autolandschaft neu zu interpretieren.
Ob Fahrzeugkonzept, Design-Sprache oder Antriebsoptionen – künftig werden sich die Marken von Stellantis stärker differenzieren müssen. Die zentrale Aufgabe für Filosa besteht darin, Performance, Attraktivität am Markt und die Umstellung auf Elektrofahrzeuge in Einklang zu bringen. Gerade in besonders umkämpften Segmenten wie Elektro-SUVs oder US-Muscle Cars sind mutige Produktentscheidungen und strategische Investitionen erforderlich.
Der Weg in die Zukunft für Stellantis
Angesichts grundlegender Veränderungen in der Automobilbranche und unternehmensinterner Herausforderungen liegt der Blick nun auf Antonio Filosa, der Stellantis durch diese anspruchsvolle Zeit führen soll. Entscheidende Aufgaben der nächsten Jahre sind die Rückgewinnung des Vertrauens der Händler, die beschleunigte Elektrifizierung sowie die Optimierung des breit gefächerten Markenportfolios. Carlos Tavares hinterlässt somit zwar ein gemischtes Erbe, doch sein Rückzug eröffnet Stellantis neue Chancen für Erneuerung und weiteres Wachstum – innerhalb einer der weltweit bedeutendsten Automobilgruppen.
Quelle: motor1
Kommentare