Globale Ernährungssouveränität: Analyse der nationalen Unabhängigkeit | Technologie, Auto, Krypto & Wissenschaft – Testright.de
Globale Ernährungssouveränität: Analyse der nationalen Unabhängigkeit

Globale Ernährungssouveränität: Analyse der nationalen Unabhängigkeit

2025-06-04
0 Kommentare

3 Minuten

Globale Ernährungssouveränität: Nationale Unabhängigkeit im Vergleich

In einer Welt, die durch immer engere Lieferketten und volatile geopolitische Entwicklungen geprägt ist, rückt das Thema Ernährungssouveränität zunehmend in den Fokus. Eine bahnbrechende Studie unter Leitung von Wissenschaftlern der Universität Göttingen und der Universität Edinburgh widmete sich der grundlegenden Frage: Welche Länder könnten ihre Bevölkerung autark ernähren, wenn der internationale Lebensmittelhandel abrupt zum Erliegen käme?

Für die umfassende Analyse wurden Produktionsdaten zu Lebensmitteln aus 186 Ländern ausgewertet, verteilt auf sieben zentrale Lebensmittelgruppen: Getreide, Gemüse, Obst, Milchprodukte, Fleisch, Fisch und Öle. Die Ergebnisse liefern aufschlussreiche Einblicke in die fragile Struktur der globalen Ernährungssicherheit.

Guyana: Das einzige rundum selbstversorgende Land

Bemerkenswert ist, dass die Studie Guyana als das einzige Land weltweit identifizierte, das in allen sieben Lebensmittelgruppen vollständige Selbstversorgung erreicht. Das bedeutet, dass Guyana im Falle eines plötzlichen Ausfalls des globalen Lebensmittelhandels seine Bevölkerung mit einer ausgewogenen Ernährung aus rein heimischer Produktion versorgen könnte.

Ebenso hervorzuheben sind China und Vietnam, denen die Eigenversorgung in sechs von sieben Lebensmittelkategorien gelingt. Solche Ausnahmen bleiben jedoch selten. Laut Forschung erfüllt lediglich etwa jedes siebte Land die Selbstversorgungsziele in mindestens fünf Gruppen. Alarmierend ist hingegen, dass mehr als ein Drittel aller Länder nur in zwei oder weniger zentralen Nahrungsgruppen eigenständig ausreichend Ressourcen bereitstellen kann.

Wirtschaftsbündnisse und bestehende Schwachstellen

Die Studie untersuchte auch regionale Wirtschaftsbündnisse, die einen wichtigen Teil des internationalen Lebensmittelsystems darstellen. So erreichte der Golfkooperationsrat (GCC), bestehend aus verschiedenen Staaten des Nahen Ostens, lediglich bei Fleischprodukten Selbstgenügsamkeit. Bündnisse aus Westafrika und der Karibik versorgten sich jeweils nur in zwei Kategorien ausreichend, während kein einziges regionales Bündnis über genügend Gemüse für den Eigenbedarf aller Mitglieder verfügte.

Diese starke Abhängigkeit vom internationalen Lebensmittelhandel zeigt eine zentrale Schwachstelle auf. Zahlreiche Staaten beziehen über die Hälfte ihrer Nahrungsimporte von lediglich einem Handelspartner, was sie anfällig für Marktstörungen und Unterbrechungen in Lieferketten macht. Angesichts zunehmender globaler Herausforderungen wie Klimawandel und geopolitischer Spannungen könnte sich diese Verwundbarkeit künftig weiter verschärfen.

Die Bedeutung widerstandsfähiger Lebensmittelversorgung

Der Aufbau diversifizierter und robuster Lebensmittellieferketten ist entscheidend, um langfristige Ernährungssicherheit und öffentliche Gesundheit zu gewährleisten. „Internationaler Lebensmittelhandel und Kooperation sind für gesunde und nachhaltige Ernährung unverzichtbar. Eine zu starke Abhängigkeit von einzelnen Importländern kann jedoch Staaten verwundbar machen“, erklärt Jonas Stehl, Entwicklungsökonom an der Universität Göttingen.

Die Wissenschaftler unterstreichen, dass eine Vielfalt an Handelsbeziehungen und der Verzicht auf protektionistische Maßnahmen wesentliche Strategien zur Risikominimierung sind. Resiliente Lieferketten stärken nicht nur die Ernährungssicherheit, sondern auch die Gesundheit der Bevölkerung – insbesondere in Krisenzeiten.

Fazit

Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, wie selten echte Ernährungssouveränität in einer globalisierten Welt ist. Mit Guyana als einzigem voll unabhängigen Land bleiben die meisten Staaten stark auf den Lebensmittelhandel angewiesen und sind dadurch anfällig für Störungen der komplexen internationalen Lieferketten. Für eine sichere Ernährung weltweit und zum Schutz der öffentlichen Gesundheit sind künftig vielfältige und resiliente Lebensmittelversorgungssysteme unverzichtbar.

Quelle: doi

Kommentare

Kommentar hinterlassen