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Porsche jenseits des 911-Mythos
Porsche ist gleichbedeutend mit einer bestimmten automobilen Überlieferung. Der 911 steht für Kontinuität, Heckmotoren und eine Designsprache, die sich so allmählich entwickelt, dass sie unvermeidlich erscheint. Unter dieser disziplinierten öffentlichen Fassade verbirgt sich jedoch ein Archiv voller Experimente, visueller Umwege und kühner technischer Wagnisse. Das sind jene Prototypen und Konzeptfahrzeuge, die nicht in Serie gingen, aber eine andere Seite Stuttgarts offenbaren: Risikobereitschaft, spielerisches Design und Projekte, die die Identität der Marke ausloteten. In diesem ausführlichen Leitfaden untersuchen wir die überraschendsten und ungewöhnlichsten Porsche-Konzeptfahrzeuge, erklären ihre technischen Details, bewerten ihre Leistungsdaten auf dem Papier und beurteilen ihr tatsächliches Erbe für das Porsche, das wir heute kennen. Begriffe wie Porsche Konzeptfahrzeuge, Porsche Prototypen und Porsche Design erscheinen natürlich im Text, damit Enthusiasten leichter Informationen über diese seltenen Maschinen finden.
Warum diese Konzepte wichtig sind
Porsche-Konzeptfahrzeuge sind mehr als Kuriositäten für Coffee-Table-Bücher. Sie fungieren als interne Gedankenexperimente, die neue Segmente, Packaging-Lösungen und ästhetische Möglichkeiten ausloten. Einige waren gewagte Versuche, die spätere Produktionsmodelle beeinflussten, andere dienten als Designstudien oder Versuche, neue Märkte zu erschließen. Sie zeigen zudem, wie ein ingenieurgetriebenes Unternehmen mit kommerzieller Realität umgeht. Die Betrachtung dieser Fahrzeuge liefert Perspektiven auf Porsches heutige Modellpalette, vom Panamera über den Taycan bis zum Cayenne. Die folgenden Kapitel beleuchten fünf besonders einprägsame Konzepte: den Tapiro von 1970, die 928 Studie H50 von 1987, den 989 von 1988, den C88 von 1995 und die Vision Renndienst von 2018.
Wie dieser Artikel strukturiert ist
Jedes Konzept erhält einen fokussierten Abschnitt zu Design, technischen Spezifikationen, Leistung, Marktpositionierung und Vergleichen zu Serienfahrzeugen. Ziel ist es, eine vollständige, SEO-optimierte Ressource für Autoenthusiasten, Historiker und alle Interessierten an Porsche-Prototypen und ihrem Einfluss auf moderne Sportwagen und Luxusfahrzeuge bereitzustellen.
1970 Porsche Tapiro: der Keil, der die Marke fast umschrieb

Design und Herkunft
Der Tapiro ist ein Konzept, das wie eine kulturübergreifende Designübung wirkt. Entstanden aus einer Zusammenarbeit mit Giorgetto Giugiaro und Italdesign, verpflanzte der Tapiro eine extreme italienische Keilästhetik auf ein Porsche-Chassis. Er basierte auf der 914/6-Plattform, doch die Blechform verwandelte das kompakte Mittelmotor-Layout in einen flachen, dramatischen Keil mit Flügeltüren. Dies war Giugiaro auf dem Höhepunkt seiner Keilphase, und Porsche erlaubte dieses Experiment als seltene Abweichung von der sonst konservativen Designphilosophie aus Stuttgart. Der Tapiro war ein Versuch herauszufinden, wie ein Porsche aussehen und sich verhalten könnte, wenn er offener italienische Gestaltungsprinzipien übernahm.
Fahrzeugspezifikationen
Motor und Antrieb
- Plattform: Porsche 914/6-Unterbau
- Motor: 2,4 Liter Boxermotor (Sechszylinder)
- Leistung: circa 220 PS
- Layout: Mittelmotor, Heckantrieb
Fahrwerk und Abmessungen
- Karosserie: flacher Keil-Coupé mit Flügeltüren
- Gewicht und genaue Maße: individuelle Prototypwerte, typisch für Konzeptbauten der späten 1960er Jahre
Leistung
- Geschätzte 0–100 km/h Beschleunigung: konkurrenzfähig für Sportwagen der frühen 1970er, kein extremer Performance-Ausreißer
- Höchstgeschwindigkeit: entsprechend Leistung und Aerodynamik, wobei der Schwerpunkt eher auf Styling als auf reiner Performance lag
Praktikabilität und Design-Kompromisse
Flügeltüren und die extreme Keilgeometrie machten den Tapiro für den Alltag unpraktisch. Bodenfreiheit, Ein- und Ausstieg sowie Sichtverhältnisse waren typische Kompromisse von Konzeptfahrzeugen. Das Projekt priorisierte dramatisches Styling und Markenexperimente über Serienreife. Dennoch sorgte das Mittelmotor-Layout des 914/6-Spenderfahrzeugs dafür, dass die zugrunde liegende Mechanik zuverlässig war, sodass der Tapiro mehr war als nur ein Tonmodell.

Marktpositionierung und Vergleich
Der Tapiro war nie für den Massenmarkt gedacht. Er war eher eine Provokation: Wie würde Porsche aussehen, wenn die Marke exotisches italienisches Design vollständig annähme? Im Vergleich zu zeitgenössischen Serienmodellen wie dem 911 und dem 914 liegt der Tapiro am entgegengesetzten Ende des Designspektrums. Stilistisch ähnelte er eher italienischen Supersportlern wie dem De Tomaso Pantera als irgendetwas im Stuttgarter Programm.
Vermächtnis und kultureller Einfluss
Der Tapiro steht für ein visuelles Was-wäre-wenn. Der Einzelprototyp weckte Neugier und Kontroversen, und sein dramatisches Ende verstärkte die Legende. Berichten zufolge wechselte das Auto den Besitzer und erlitt ein gewaltsames Ende in Spanien, wonach Italdesign die verkohlte Hülle im eigenen Museum bewahrte. Das Fahrzeug beeinflusste die Serie nicht direkt visuell, zeigt aber Porsches Bereitschaft, externe Designer zu konsultieren und vorübergehend die konservative Haut abzulegen.
1987 Porsche 928 Studie H50: ein gestrecktes Vier-Tür-Experiment

Konzept und Motivation
Der 928 war Porsches Versuch, in das frontmotorige, V8-betriebene Gran-Touring-Segment vorzustoßen – ein Design- und Technikwechsel gegenüber dem heckmotorigen 911. Die Studie H50 war ein internes Experiment, um ein Viersitzer-Sportwagenkonzept zu erforschen, lange bevor der Markt solche Fahrzeuge annahm. Anstatt eine neue Plattform zu entwickeln, modifizierte Porsche einen bestehenden 928 S4, verlängerte den Radstand und fügte hinten angeschlagene Türen hinzu. Dieses pragmatische Prototyping prüfte die Machbarkeit, Sport-GT-Geometrie mit besserem Zugang für Passagiere zu verbinden.
Fahrzeugspezifikationen
Motor und Antrieb
- Spender: Porsche 928 S4
- Motor: 5,0 Liter V8
- Leistung: rund 320 PS
- Getriebe: Transaxle mit Automatikgetriebe
- Layout: Frontmotor, Heckantrieb (Transaxle-Layout)
Fahrwerk und Abmessungen
- Radstand: um 25 Zentimeter verlängert gegenüber dem Serien-928
- Türen: Viertürlayout mit hinten angeschlagenen Hintertüren und ohne B-Säule
- Gewicht: höher als beim Standard-928 durch Verlängerung und zusätzliche Struktur
Leistung
- 0–100 km/h: unter 6 Sekunden, so die Angaben für die Prototypkonfiguration
- Handling: gegenüber dem Coupé beeinträchtigt durch erhöhtes Gewicht und veränderten Radstand

Designüberlegungen und Sicherheitskompromisse
Das Entfernen der B-Säule, um eine ununterbrochene Öffnung zu schaffen, war eine dramatische Designentscheidung, brachte aber strukturelle und Crashsicherheitsprobleme mit sich, die ohne erhebliche Neukonstruktion schwer zu lösen wären. Die hinten angeschlagenen Türen wirkten elegant, doch ihre geringe Größe erschwerte das Ein- und Aussteigen. Die H50 machte frühe Versuche sichtbar, Sportwagendynamik mit Viertürkomfort zu verbinden, und verdeutlichte die technischen Kompromisse, die entstehen, wenn ein Hersteller eine bestehende Plattform umwidmet statt eine neue zu entwickeln.
Marktpositionierung und Vergleiche
Ende der 1980er Jahre dominierten Mercedes und BMW den gehobenen Limousinenmarkt. Porsche überlegte, in dieses Segment einzusteigen, sah sich aber finanziellen und technischen Beschränkungen gegenüber. Die H50 ist als frühe Studie eines echten Viertür-Porsche zu lesen, Jahrzehnte vor dem Panamera. Im Vergleich dazu wiesen die späteren viertürigen Porsche-Modelle weniger kompromittierte Verpackung und dynamische Eigenschaften auf, weil sie von Grund auf mit Zielmärkten im Blick entwickelt wurden.
Warum es wichtig war
Obwohl die Studie H50 nie in Serie ging, signalisierte sie ein wichtiges internes Gespräch. Porsche-Ingenieure prüften, wie sich Markenleistung auf praktischere Karosserievarianten ausdehnen ließe. Die H50 half dabei, spätere Entscheidungen zu informieren – auch indem sie zeigte, welche Kompromisse inakzeptabel waren. Sie ist eine greifbare Verbindung zwischen der 928-Ära und den Viertürmodellen, die später Porsches wirtschaftliche Entwicklung veränderten.
1988 Porsche 989: das Naheverfehlte, das den Panamera vorausahnte

Überblick und Zielsetzung
Der 989 war ein ernsthafter Versuch, eine serienreife Viertür-Porsche-Limousine zu schaffen. Anders als die H50, die auf dem 928 basierte, war der 989 als eigenständiges Limousinenkonzept entworfen. Das Ziel war klar: eine leistungsstarke Viertür zu bauen, die mit den Premium-Limousinen der Zeit konkurrieren konnte und dennoch echten Porsche-Fahrcharakter bewahrte. Dies war strategisch gedacht, um in ein profitables Marktsegment einzusteigen, das von der BMW 7er- und der Mercedes S-Klasse dominiert wurde.
Fahrzeugspezifikationen
Motor und Antrieb
- Motor: vorgeschlagener neuer 3,6 Liter V8
- Leistung: erwartungsweise rund 300 PS
- Antrieb: Heckantrieb mit Porsche-spezifischer Fahrwerksabstimmung
Fahrwerk und Abmessungen
- Konfiguration: Viertür-Fastback mit langer Motorhaube und flacher Dachlinie
- Sitzplätze: vier vollwertige Sitze mit luxuriöser Innenraumorientierung
Leistung
- Geplante Höchstgeschwindigkeit: etwa 250 km/h
- Fahrfokus: Sports-Sedan-Dynamik, ausgelegt auf die Balance zwischen Komfort und Handling
Designsprache und Stilelemente
Der 989 gilt oft als Design-Meilenstein, weil er Stilelemente vorwegnimmt, die später bei Porsche-Serienfahrzeugen auftauchten. Seine Fastback-Dachlinie und muskulösen Proportionen deuten auf den Panamera hin. Front- und Heckbehandlung enthalten frühe Hinweise auf Gestaltungselemente, die später bei der 996-Generation des 911 und bei Familienfahrzeugen verfeinert wurden. Der 989 fungiert somit als direkter Vorfahre der Viertür-Designsprache von Porsche.

Marktstrategie und warum das Projekt stockte
Porsche begann das 989-Projekt in einer Phase finanzieller Anspannung. Anfang der 1990er Jahre sorgten Wechselkursschwankungen und schrumpfende Gewinne für Druck. Den Bau einer neuen Plattform und den Start einer Premium-Limousine konnte sich Porsche damals nicht leisten. Bis 1992 wurde das Projekt eingestellt und die Prototypen eingelagert. Der 989 gelangte nie in die Serie, doch seine Design-DNA blieb wirksam.
Vermächtnis und Vergleich zum Panamera
Als Porsche schließlich 2009 den Panamera vorstellte, bemerkten Beobachter deutliche Verbindungen zum 989. Das Konzept zeigte, dass Porsche seit Jahrzehnten strategisch darüber nachdachte, in den Viertürmarkt vorzustoßen. Der Panamera profitierte von Fortschritten in der Fahrwerksentwicklung, der globalen Marktakzeptanz von Performance-Limousinen und einer verbesserten finanziellen Lage Porsches. Der 989 kann daher zugeschrieben werden, Ideen gesät zu haben, die später den Panamera möglich machten.
1995 Porsche C88: ein überraschender Vorstoß in den Kleinwagenmarkt

Kontext und Aufgabenstellung
Der C88 sticht als vielleicht überraschendstes Porsche-Konzept hervor. Mitte der 1990er Jahre reagierte Porsche auf eine Einladung der chinesischen Regierung, ein einfaches, erschwingliches Kompaktfahrzeug für die lokale Produktion vorzuschlagen. Das Pflichtenheft verlangte niedrige Kosten, hohe Zuverlässigkeit und einfache Montage – Anforderungen, die Porsche weit weg von seiner Sportwagen-DNA in den Bereich kleiner Familienautos führten.
Fahrzeugspezifikationen
Motor und Antrieb
- Motor: 1,1 Liter Vierzylinder
- Leistung: circa 55 PS
- Layout: Frontmotor, Frontantrieb oder einfache Heckantriebsvarianten in Prototypentests
Fahrwerk und Packaging
- Radstand: ungefähr 100 Zoll (ca. 254 cm)
- Karosserie: Dreikörper-Kompaktsedan mit Platz für fünf Personen
- Schwerpunkt: niedrige Betriebskosten, einfache Bauteile, leichte Wartbarkeit
Leistung
- Stadtbetrieb: bescheidene Fahrleistungen, ausgelegt auf Effizienz und Langlebigkeit statt Tempo
- Kraftstoffverbrauch: im Design priorisiert, um den Anforderungen des chinesischen Marktes jener Zeit zu entsprechen
Designphilosophie und Marktpositionierung
Der C88 war bewusst unauffällig gestaltet. Porsche schränkte das Styling ein, um die Erwartungen chinesischer Kunden zu erfüllen und hohe Produktionskosten zu vermeiden. Der Innenraum betonte Robustheit und Familienfreundlichkeit, mit Optionen wie integrierten Kindersitzen und langlebigen, kostengünstigen Materialien. Der Name C88 bezog sich direkt auf China (C) und verwendete die für China glücksverheißende Zahl 88.
Warum er nicht in Serie ging
Trotz einer Prototype-Präsentation auf der Pekinger Auto Show 1994 wählte die chinesische Regierung andere Partner für die lokale Produktion. Der C88 kehrte in die Porsche-Archive zurück und erinnert daran, dass das Unternehmen Low-Cost-Segmente prüfte, sich aber letztlich für einen anderen kommerziellen Weg entschied. Er zeigte jedoch Porsches ingenieurtechnische Vielseitigkeit und die Bereitschaft, unkonventionelle Wege auf globalen Märkten zu erkunden.
Vermächtnis und Lehren

Der C88 ist interessant nicht weil er Porsches Design- oder Performance-Prioritäten nachhaltig veränderte, sondern weil er eine experimentelle Phase einfing. Die Übung prägte interne Überlegungen zu modularer Technik und kosteneffizientem Design. Außerdem bleibt er eine faszinierende historische Fußnote, die zeigt, wie Porsche auf aggressive Globalisierung und neue Marktchancen reagierte.
2018 Porsche Vision Renndienst: der Kleintransporter aus Zuffenhausen

Konzept, Absicht und das unbeachtete Programm
Die Vision Renndienst ist eine reine Designstudie aus Porsches internem, weitgehend unbeachteten Konzeptbereich. Vorgestellt 2018, war sie nie für die Produktion vorgesehen. Vielmehr untersuchte sie, wie Porsche seine Markenprache auf einen People-Mover oder Shuttle übertragen könnte, ohne Identität zu verlieren. Das Resultat ist bewusst provokativ: ein sechssitziges, vollelektrisches Pod mit zentraler Fahrposition in einer vanähnlichen Karosserie.
Fahrzeugspezifikationen und Packaging
Antriebsstrang und Plattform
- Antrieb: konzeptionelle, vollelektrische Architektur; Batterie- und Motorspezifikationen wurden nicht finalisiert, da es sich um eine Designstudie handelt
- Reichweite und Laden: theoretisch konzipiert, mit Fokus auf städtische Shuttle-Einsätze statt Langstrecken
Innenraum und Sitzanordnung
- Konfiguration: zentrale Fahrposition, zwei Sitzreihen hinter dem Fahrer
- Bedienelemente: umlaufende digitale Anzeigen und ein Innenraumlayout, optimiert für Sicht und Servicefreundlichkeit
Außenraumgestaltung
- Monolithische, minimalistische Karosserie mit durchgehender Lichtleiste und subtilen Porsche-Anklängen
- Verzicht auf klassischen Kühlergrill und stattdessen Betonung geformter Flächen zur Vermittlung aerodynamischer Intentionen
Leistung und Betriebskonzept
Die Renndienst-Studie ist keine Performance-Studie im klassischen Porsche-Sinne. Ihr Fokus liegt auf Personentransport, modularer Nutzung und E-Fahrzeug-Packaging. Die zentrale Fahrposition erinnert an den McLaren F1 und zeigt Porsches Bereitschaft, mit Sitzpositionen zu experimentieren, um Sicht und Präsenz zu verbessern. Als Shuttle würden ihre Leistungswerte Energieeffizienz, Agilität bei niedrigen Geschwindigkeiten und Fahrgastkomfort priorisieren.

Marktpositionierung und Vergleiche
Im Vergleich zu Serienfahrzeugen steht die Vision Renndienst näher an Mobilitätskonzepten von Tech-Firmen als an klassischen Porsche-Sportwagen. Sie war nie dazu gedacht, mit konventionellen Vans zu konkurrieren. Vielmehr erforscht sie Premium-Stadtmobilität, autonome Shuttle-Szenarien und wie sich die Marke Porsche in eine zukünftige Servicewirtschaft übertragen ließe. In dieser Hinsicht ähnelt sie Konzepten anderer Premiumhersteller, die Mobilität als Dienstleistung und elektrische Shuttle-Plattformen untersuchen.
Vergleichende Analyse und was diese Konzepte offenbaren
Designentwicklung und Markenidentität
Zusammen betrachtet illustrieren diese Konzeptfahrzeuge Porsches doppelte Persönlichkeit. Eine Seite ist konservativ, iterativ und dem 911-Gen verpflichtet. Die andere ist experimentierfreudig, mutig und mitunter flamboyant. Tapiro und Vision Renndienst zeigen die Extreme: Der eine bedient sich stark exoterischen italienischen Designs, der andere denkt Porsche als Mobilitätsdienstleister. Der 989 und die H50 verdeutlichen schrittweise, aber bedeutende Verschiebungen hin zu praktischen Performance-Fahrzeugen mit mehreren Türen. Der C88 offenbart die taktische, marktgetriebene Bereitschaft, von der Hochleistungs-DNA abzuweichen, wenn es erforderlich war.
Technische Kompromisse und Plattformdenken
Technische Zwänge ziehen sich durch alle Projekte. Die H50 machte die strukturellen Probleme beim Entfernen der B-Säule deutlich. Der 989 zeigte die Kostenproblematik bei der Entwicklung einer neuen Plattform. Der C88 priorisierte Kosten und Herstellbarkeit über Markenimage. Die Renndienst-Studie stellte die Frage nach der Relevanz fahrerzentrierter Performance in einer autonomen Zukunft. Porsche verwendete Prototypplattformen und Spenderkomponenten, wo möglich, um die Erkundungskosten zu begrenzen.
Kommerzielle Lehren und spätere Serienergebnisse
Mehrere dieser Experimente zahlten sich indirekt aus. Der 989 antizipierte den Panamera und trug zur inneren Überzeugung bei, dass Viertür-Sportwagen funktionieren können. Diese Denkrichtung führte letztlich zum Panamera und, wichtig, zum Cayenne, der Porsches Transformation zu einem profitablen, diversifizierten Hersteller finanzierte. Konzepte wie Tapiro und Renndienst führten nicht zu direkten Seriennachfolgern, erweiterten aber den internen Designwortschatz und das Markenvertrauen.
Zusammenfassung der Fahrzeugspezifikationen
Nachfolgend eine knappe Übersicht der wichtigsten technischen Daten der besprochenen Konzepte.
- 1970 Tapiro: Mittelmotor 2,4 Liter Boxermotor, etwa 220 PS, radikale Keilkarosserie, Flügeltüren, 914/6-Unterbau.
- 1987 928 Studie H50: Frontmotor 5,0 Liter V8, rund 320 PS, Transaxle-Layout, gestreckter Radstand, Viertür mit hinten angeschlagenen Türen, kompromittiertes Handling.
- 1988 989: Vorgeschlagener 3,6 Liter V8, circa 300 PS, eigenständige Viertür-Fastback-Plattform, Ziel: Hochgeschwindigkeits-Limousine, Prototypstadium.
- 1995 C88: 1,1 Liter Vierzylinder, etwa 55 PS, kompakter Dreikörper-Sedan, konzipiert für kostengünstige Produktion und die Anforderungen des chinesischen Marktes.
- 2018 Vision Renndienst: Konzeptioneller Elektroantrieb, sechssitziges Shuttle-Layout, zentrale Fahrposition, Designstudie zur Erforschung urbaner Mobilität.
Wie sich diese Konzepte zu Serien-Porsches verhalten
Der zentrale Vergleich zu Produktionsmodellen liegt darin, wie jedes Konzept entweder abweicht oder Vorboten serienreifer Modelle ist. Der Tapiro ist ein stilistischer Ausreißer gegenüber dem 911, während H50 und 989 direkte konzeptionelle Vorläufer der Viertür-Denke bei Porsche sind. Der C88 bleibt eine Markenstudie, die nie in Porsches Produktionsstrategie passte. Die Renndienst-Studie ist eine moderne kreative Übung, die die Marke in Richtung serviceorientierter Mobilität treibt, ohne die Porsche-Ästhetik vollständig aufzugeben.
Lehren für Sammler und Historiker
Konzeptfahrzeuge sind wichtige Artefakte für Sammler und Historiker, weil sie kreatives Risiko, ingenieurtechnische Neugier und die internen Gespräche dokumentieren, die spätere Serienfahrzeuge formten. Viele dieser Prototypen existieren heute nur noch als Fotos, Museumsexponate oder in Firmenarchiven. Für Sammler sind Herkunft und Originalzustand äußerst wichtig. Für Historiker bieten diese Fahrzeuge entscheidenden Kontext, um zu verstehen, wie Porsche Leistungsheritage und kommerzielle Entwicklung miteinander verband.
Fazit: die experimentellen Porsche, die einen Markennamen prägten
Porsche-Konzeptfahrzeuge zeigen ein Unternehmen, das Tradition und Experiment vereint. Während der 911 das Markenikon bleibt, zeigen diese Prototypen, wie Porsche andere Designsprache und Geschäftsstrategien erkundete. Vom keilförmigen Tapiro von Giugiaro bis zum pragmatischen C88 lieferte jedes Konzept Einsichten, die spätere Entscheidungen beeinflussten. Selbst kommerziell gescheiterte Projekte säten Ideen, die Jahrzehnte später im Panamera, Cayenne und Taycan wieder auftauchten. Letztlich sind die ungewöhnlichsten Porsche-Konzepte keine bloßen Exzentrizitäten, sondern Belege einer kreativen Ingenieurskultur, die mutige Fragen stellt, Prototypen baut und aus den Antworten lernt.
Ob Sie ein Porsche-Fan, Student des Automobildesigns oder ein Käufer sind, der die Marke recherchiert: Diese Prototypen erzählen eine reichere Geschichte über Porsche als ein enger Fokus auf den 911 allein. Sie zeigen ein Unternehmen, das gleichzeitig ehrfürchtig gegenüber Tradition und neugierig gegenüber der Zukunft ist.
Weiterführende Literatur und Ressourcen
Wer tiefer einsteigen möchte, konsultiert offizielle Publikationen des Porsche-Museums, spezialisierte Bildbände zu Italdesign und archivierte Berichte von Automobilmessen aus den 1970er bis 2010er Jahren. Viele dieser Prototypen sind von Automobilhistorikern detailliert dokumentiert und werden in Retrospektiv-Ausstellungen gezeigt, die jedes Konzept in die größere Erzählung der Porsche-Entwicklung einordnen.
Quelle: autoevolution
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