Neue Ära für das Schnellladen von Elektrofahrzeugen

Neue Ära für das Schnellladen von Elektrofahrzeugen

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Eine neue Ära für das Schnellladen von E‑Fahrzeugen

Es gab stets die Erwartung, dass das Laden von Elektrofahrzeugen eines Tages so schnell sein würde, dass es mit einem kurzen Boxenstopp vergleichbar ist. Mercedes‑Benz und Mercedes‑AMG haben nun einen bedeutenden Schritt in diese Richtung gemacht. Nach eindrucksvollen Testläufen mit dem Concept AMG GT XX kündigte die deutsche Marke an, eine neue Hochleistungs‑Ladelösung einzuführen, die von dieser Demo inspiriert ist — in der Lage, die Ladezeit drastisch zu verkürzen und einem Mercedes‑E‑Modell in zehn Minuten bis zu 202 Meilen (325 km) WLTP‑Reichweite hinzuzufügen.

Historische Megawatt‑Demo und ihre Erkenntnisse

Das Concept AMG GT XX stellte zahlreiche Streckenrekorde auf und sorgte anschließend für Schlagzeilen, indem es mit einem einzigen flüssigkeitsgekühlten CCS‑Kabel mehr als ein Megawatt Ladeleistung erreichte. Der Prototyp erreichte die Megawatt‑Schwelle bereits 0,5 Sekunden nach Beginn und hielt eine Spitzenleistung von 1.041 kW mit Strömen bis zu 1.176 A für rund zweieinhalb Minuten. Das entspricht praktisch etwa 17,3 kWh pro Minute — ungefähr 78 Meilen (125 km) WLTP in einer Minute — und veranschaulicht, was die nächste Generation des EV‑Schnellladens leisten kann.

Was ist HYC1000? Technik und Architektur

Modulare Hochleistungs‑Architektur

Mercedes wird eine auf Alpitronic basierende Lösung namens HYC1000 ab 2026 an ausgewählten Mercedes‑Benz Ladeparks in Europa und Nordamerika einführen. Anders als konventionelle Ladegeräte, die die Leistungseinheit in jeder Säule unterbringen (was eine Säule typischerweise auf einen oder zwei Ladepunkte beschränkt), nutzt das HYC1000 eine externe, modulare Leistungseinheit. Diese externe Einheit kann bis zu 1.000 kW bei 800 A liefern und die Leistung intelligent über mehrere Ladepunkte verteilen, wobei jeder Punkt bis zu 600 kW bei 800 V bereitstellen kann.

Kompatibilität und Kabel

Mercedes und Alpitronic arbeiten zudem daran, kommerzielle Versionen in Nordamerika sowohl mit CCS als auch mit NACS kompatibel zu machen, um die Nutzbarkeit marken‑ und plattformübergreifend zu erweitern und die Ladeinfrastruktur flexibler zu gestalten.

Fahrzeugspezifikationen, Batterie und Auswirkungen auf die Leistung

Das rekordsetzende AMG‑Konzept verwendete eine speziell entwickelte Hochvolt‑Batterie mit rund 3.000 hohen, schlanken Zylinderzellen und NCMA‑Chemie (Nickel, Kobalt, Mangan, Aluminium) bei einer Energiedichte nahe 300 Wh/kg. Zwar hat Mercedes die Gesamtkapazität nicht offengelegt, doch diese Zellarchitektur und aktive Kühlung ermöglichten extreme Ladeleistungen. Für Serienfahrzeuge — Mercedes‑AMG deutete an, ein viertüriges Performance‑Modell sei geplant — wäre eine solche Batterieauslegung erforderlich, damit ultraschnelles, hochstromiges Laden sicher ohne Überhitzung akzeptiert werden kann.

Marktpositionierung und Wettbewerb

Mercedes positioniert HYC1000 als ein Premium‑Asset für Fast‑Charging‑Netzwerke, das Kunden aller Marken bedienen soll. Das Unternehmen betreibt bereits 80 Ladehubs weltweit und strebt an, bis zum Ende des Jahrzehnts 10.000 Schnellladepunkte auszubauen. Im Vergleich zu heutigen öffentlichen DC‑Schnellladern bieten die modulare Leistungsanpassung und die Mehrpunktverteilung des HYC1000 höheren Durchsatz und größere Flexibilität — wichtige Vorteile für Autobahn‑Hubs und stark frequentierte Standorte.

Vergleiche und Ausblick

Im Vergleich zu heutigen führenden 350 kW‑Ladegeräten zielt das HYC1000 auf deutlich höhere Spitzenleistungen und schnellere Nachladezeiten ab. Mercedes gibt an, dass ein Standard‑EV wie ein elektrischer CLA bei 600 kW in zehn Minuten 202 Meilen (325 km) gewinnen kann; die bei den AMG‑Tests verwendete Alpitronic‑Prototyp‑Einheit könnte theoretisch bei einem Fahrzeug und einer Batterie, die für Megawatt‑Laden ausgelegt sind, in fünf Minuten etwa 249 Meilen (400 km) hinzufügen. Eine breite Einführung hängt von der Batteriekonstruktion der Fahrzeuge, der Netzinfrastruktur und standardisierter Kabelkompatibilität ab, doch die HYC1000‑Architektur stellt einen klaren Fortschritt in Richtung praktisches Ultraschnellladen und verbesserte Schnellladestationen dar.

Quelle: autoevolution

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