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Bitcoin hält sich über $112.000 nach deutlichen Liquidationen
Bitcoin hat das Preisniveau oberhalb von $112.000 zurückerobert und notiert kurz unter $113.000, nachdem eine Phase massiver Liquidationen BTC vorübergehend unter $110.000 gedrückt hatte. Das erzwungene Liquidationsereignis in Höhe von rund $1,5 Milliarden löschte schätzungsweise etwa $110 Milliarden an Marktkapitalisierung aus und trieb den Kurs bis auf $111.998, bevor eine teilweise Stabilisierung einsetzte. Trotz dieser Erholung bleibt die kurzfristige Dynamik fragil; Händler und Investoren analysieren nun technische Indikatoren und On‑Chain‑Signale eng, um mögliche Richtungsentscheidungen zu treffen.
Wesentliche Unterstützungs- und Widerstandsbereiche
Die On‑Chain‑Forschungsfirma Matrixport sieht unmittelbare Unterstützung in der Nähe von $109.000 und betont die Bedeutung des 21‑Wochen‑gleitenden Durchschnitts — aktuell bei etwa $109.899 — als entscheidende Grenze zwischen Bullen‑ und Bärenregimen. Solange Bitcoin oberhalb dieses gleitenden Mittels verbleibt, bleibt die übergeordnete bullische Struktur laut Matrixport intakt. Ein klarer und nachhaltiger Bruch darunter könnte dagegen den Weg für eine tiefere Korrektur öffnen und das Sentiment merklich eintrüben.
Für eine eindeutige Trendwende hin zu einem neuen Aufschwung muss BTC den Widerstandsbereich zwischen $114.000 und $115.000 überwinden und dort schließen. Ein erfolgreicher Ausbruch nach oben könnte weiteres Momentum freisetzen und Bitcoin in Richtung eines erneuten Tests der Marke bei $117.000 führen. Gelingt es BTC hingegen nicht, die $114.000 zurückzuerobern, ist mit einer Seitwärtskonsolidierung zwischen $111.000 und $113.000 zu rechnen, wobei das Risiko für zusätzlichen Abwärtsdruck erhöht bleibt. Solche Konsolidierungsphasen sind oftmals begleitet von reduzierter Volatilität, aber auch von periodischen Liquidations‑Ereignissen, wenn Händler ihre Hebelpositionen nicht anpassen.
Aus technischer Sicht fungieren die genannten Preiszonen als Referenzpunkte, an denen Liquidität konzentriert ist: Stop‑Loss‑Levels, Limit‑Orders und Margin‑Calls sammeln sich häufig nahe diesen Marken. Ein Bruch dieser Level zieht häufig automatisierte Marktreaktionen nach sich, weshalb professionelle Anleger diese Zonen mit enger Risikokontrolle beobachten und gegebenenfalls Hedging‑Strategien einsetzen.
Indikatoren und Marktstimmung
Der 30‑Perioden‑gleitende Durchschnitt notiert nahe $112.524 und wirkt momentan als kurzfristiger Widerstand. Der Relative Strength Index (RSI) ist kürzlich aus dem überverkauften Bereich ausgestiegen und nähert sich der neutralen Marke bei 50, was darauf hinweist, dass der Verkaufsdruck nachgelassen hat und Käufer vorsichtig wieder eintreten. Allerdings hat der RSI noch keine ausgeprägte bullische Divergenz erzeugt; ein nachhaltiger Sprung über 60 würde ein frühes technisches Signal für eine breitere Rally liefern und könnte Momentum‑Trader anziehen.
Matrixport hebt außerdem eine ungewöhnliche Marktstruktur hervor: Innerhalb des größeren Zyklus scheinen derzeit drei parallele Mini‑Bullenmärkte zu existieren — ein Muster, das zuletzt während des Aufschwungs 2020–2021 beobachtet wurde, allerdings damals mit weniger simultanen Bullenphasen. Diese Mehrfachstruktur kann zu fragmentiertem Momentum führen, da unterschiedliche Kapitalströme verschiedene Sektoren oder Zeitrahmen antreiben. Marktteilnehmer sollten daher sowohl On‑Chain‑Metriken als auch klassische technische Indikatoren nebeneinander betrachten, um zu beurteilen, ob eine kurzfristige Erholung in einen nachhaltigen Aufwärtstrend übergeht.
Zu den On‑Chain‑Indikatoren, die zusätzliche Klarheit bieten können, zählen zum Beispiel Realized Cap, Exchange‑Netflows, Long‑Short‑Ratio bei Derivaten, offene Positionen (Open Interest) und Finanzierungssätze (Funding Rates) auf Terminmärkten. Positive oder neutrale Finanzierungssätze, sinkende Exchange‑Abflüsse und steigende Accumulations‑Signale bei langfristigen Adressen wären Indikatoren, die ein nachhaltigeres Kaufinteresse widerspiegeln. Andererseits können anhaltend negative Funding Rates und starkes Orderbook‑Ungleichgewicht kurzfristig abwärtsgerichteten Druck erzeugen.

Bitcoin‑Chart mit langsamer Aufwärtsbewegung, die in eine Rallye übergehen könnte
Insgesamt bleibt für Bitcoin Raum für eine kurzfristige Erholungsrally, doch hängt die Bestätigung eines nachhaltigen Aufschwungs maßgeblich davon ab, ob es gelingt, die Marke von $114.000 dauerhaft zu überwinden und gleichzeitig wichtige Unterstützungsniveaus um den 21‑Wochen‑Durchschnitt stabil zu halten. Solange diese Voraussetzungen ausstehen, überwiegt eher vorsichtiger Optimismus statt eine eindeutige Bestätigung einer Bullenwende.
Marktteilnehmer sollten zudem auf die Volatilitätsentwicklung achten: Ein anhaltender Rückgang der impliziten Volatilität in Kombination mit stabilen Volumen kann eine gesunde Konsolidierung signalisieren, während plötzliche Volatilitätsspitzen oft mit Liquidationswellen und Kapitalabflüssen einhergehen. Trader, die mit Hebel arbeiten, müssen ihre Positionsgrößen und Stop‑Loss‑Platzierungen regelmäßig überprüfen, um das Risiko von Zwangsliquidationen in Phasen hoher Volatilität zu minimieren.
Aus makroökonomischer Perspektive ist Bitcoin weiterhin anfällig gegenüber breiteren Risikofaktoren wie Zinsentscheidungen, geldpolitischen Aussagen und Bewegungen an den globalen Kapitalmärkten. Während einige Anleger Bitcoin als digitalen Wertspeicher betrachten, reagieren Krypto‑Märkte kurzfristig oft ähnlich wie riskante Anlageklassen, insbesondere wenn großen Hebelpositionen liquidiert werden. Daher ist es ratsam, aufmerksam auf makroökonomische Kalenderdaten zu blicken und mögliche Korrelationen zwischen Bitcoin‑Kursbewegungen und traditionellen Märkten zu prüfen.
Ein weiterer technischer Aspekt ist die Struktur der Orderbücher an den großen Spot‑ und Derivatebörsen. Wenn die Liquidität auf der Unterseite dünn ist, können größere Marktaufträge den Kurs unverhältnismäßig stark bewegen und damit Kaskaden von Liquidationen auslösen. Umgekehrt wirken tiefe Bid‑Wände stabilisierend. Professionelle Marktteilnehmer analysieren diese Liquiditätsprofile regelmäßig, um geeignete Einstiegs‑ und Ausstiegsstrategien zu planen.
Was Risikomanagement betrifft: Für konservative Anleger ist das Halten einer klar definierten Cash‑Reserve sinnvoll, um bei Rücksetzern nachzukaufen, anstatt vollständig gehebelt zu investieren. Diversifikation über verschiedene Zeitrahmen hinweg — etwa durch eine Mischung aus kurzfristigem Trading, mittelfristigen Swing‑Positionen und langfristiger HODL‑Strategie — kann helfen, Volatilität zu glätten und zugleich Renditechancen zu wahren.
Langfristige Indikatoren wie das Stock‑to‑Flow‑Modell oder Netzwerkmetriken können zusätzliche Perspektiven liefern. Sie sollten aber stets zusammen mit aktuellen Marktbedingungen, Liquiditätsdaten und Sentiment‑Indikatoren betrachtet werden, da historische Modelle in Phasen erhöhter Volatilität und struktureller Marktveränderungen weniger zuverlässig sein können.
Abschließend lässt sich sagen, dass die jüngsten Liquidationen die Verwundbarkeit des Marktes gegenüber Hebelpositionen und Liquiditätsengpässen deutlich gemacht haben. Gleichwohl zeigt die schnelle Rückeroberung von Preisniveaus oberhalb von $112.000, dass es weiterhin Kaufinteresse gibt. Ob dieser technische Bounce in einen nachhaltigen Aufwärtstrend übergeht, wird von mehreren Faktoren abhängen: dem Verbleib oberhalb des 21‑Wochen‑Durchschnitts, einem sauberen Ausbruch über $114.000–$115.000 und stabilen On‑Chain‑Signalen, die eine breite Marktteilnahme bestätigen.
Für Trader empfiehlt es sich, Szenarien mit konkreten Trigger‑ und Exit‑Levels auszuarbeiten: Zum Beispiel könnte ein konservativer Ansatz sein, Long‑Positionen nur nach einem Schlusskurs über $115.000 mit einem Stop unter dem 21‑Wochen‑MA einzugehen, während aggressive Trader kleinere Einstiege in der Nähe von $109.000 in Erwägung ziehen, mit engen Stops und kleiner Positionsgröße. Unabhängig vom gewählten Stil ist eine disziplinierte Risiko‑ und Money‑Management‑Strategie essenziell, um in einem volatilen Umfeld langfristig bestehen zu können.
Quelle: crypto
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