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Ein jüngstes Video des russischen Technikkanals Wylsacom scheint ein nahezu finales M5 iPad Pro vor Apples erwarteter Aktualisierung zu zeigen. Der Clip öffnet eine 13-Zoll-Variante und führt Benchmarks durch, wodurch er einen frühen Blick auf mögliche Leistungs- und Hardwareänderungen gewährt. Gleichzeitig gibt es jedoch mehrere Gründe, das Material mit Vorsicht zu genießen, denn frühe Leaks sind häufig unvollständig oder gezielt manipuliert.
Das Unboxing beginnt mit einer vertrauten Verpackung: Das Box-Design ähnelt stark dem aktuellen M4 iPad Pro und der einzige offensichtliche Unterschied ist die Kennzeichnung des Chips. Solche minimalen Änderungen an der Box sind bei Vorserienmodellen üblich, da Hersteller Verpackungen oft erst kurz vor dem finalen Launch anpassen. Im Inneren sieht das Tablet nahezu identisch zur gegenwärtigen iPad-Pro-Generation aus. Auffällig ist jedoch, dass die Rückseite im Video die üblichen regulatorischen Texte nicht aufweist – ein klassisches Indiz für ein Vorserien- oder Prüfmodell. Zusätzlich berichtet das Video, dass dem Paket ein 45-Watt-Netzteil und ein farblich abgestimmtes Kabel beiliegen, was von den bislang üblichen 20-Watt-Zubehörteilen abweicht, die Apple in den letzten Jahren bei iPads beilegte. Diese Veränderung wäre relevant für Anwender, die auf schnelle Ladezeiten und größere Power-Delivery-Fähigkeiten angewiesen sind, etwa für intensive Workflow-Szenarien oder externe Peripheriegeräte.
Software und Benchmarks sind die auffälligsten Aspekte des Clips. In den Einstellungen werden die beiden Geräte unterschiedlich bezeichnet, und ein gezeigter Geekbench-6-Durchlauf listet das neue Modell mit einem "ARM"-Chip bei 4,41 GHz, während das M4 explizit als "Apple M4 @ 4.41GHz" aufgeführt wird. Solche Bezeichnungen können auf eine noch nicht final signierte Firmware hinweisen oder darauf, dass das Gerät ein Prüf-SoC verwendet, das von den üblichen Systemstrings abweicht. Zusätzlich deutet das Leak auf eine Aufstockung des Arbeitsspeichers hin: Im Clip zeigte das M4-Gerät 8 GB RAM, während das M5-Modell angeblich 12 GB aufweist. Ein solcher RAM-Sprung wäre für professionelle Anwender bedeutsam, weil mehr Arbeitsspeicher Multitasking, große Pro-Apps (zum Beispiel Bild- und Videobearbeitung) und die Nutzung virtueller Maschinen auf ARM-Basis deutlich flüssiger machen kann.

Die im Video gezeigten Leistungszuwächse sind moderat, aber dennoch bemerkenswert. Single-Core-Geekbench-Werte steigen von etwa 3.748 beim M4 auf 4.133 beim M5, während die Multi-Core-Werte von rund 13.324 auf etwa 15.437 anheben. Diese Zahlen bedeuten in der Praxis schnellere einzelne Aufgaben und bessere Parallelverarbeitung bei komplexen Rechenlasten. Besonders auffällig ist der größere Sprung im Metal-GPU-Score: von ungefähr 55.702 beim M4 auf etwa 74.568 beim M5. Sollte dieser Sprung real und reproduzierbar sein, würde er auf einen spürbaren GPU-Schub hindeuten, was für professionelle Anwendungen wie 3D-Rendering, komplexe Bildbearbeitung in Pro-Apps oder Echtzeit-Videobearbeitung relevant ist. Metal-Tests messen insbesondere die Grafikdurchsatzfähigkeit und Shader-Performance – beide sind Schlüsselfaktoren für kreative Workflows. Allerdings ist zu beachten, dass einzelne Benchmarks nur einen Teil der realen Nutzung abbilden und Ergebnisse je nach Thermik, Firmware-Optimierung und Treibern variieren können.
Visuell und physisch wirkt das Gerät unverändert: Die Rückkameras entsprechen dem aktuellen Layout, und es gibt keine Hinweise auf das zuvor gemunkelte Dual-Kameramodul oder andere sichtbare Designänderungen. Solche Kontinuität ist nicht ungewöhnlich; Apple tendiert dazu, erfolgreiche Designs über mehrere Generationen beizubehalten und stattdessen intern an Chip, Akku sowie Peripheriekompatibilität zu arbeiten. Die Quelle des Leaks hat eine gewisse Glaubwürdigkeit: Wylsacom veröffentlichte 2024 ein Vorserienvideo des M4 MacBook Pro, das sich später als echt herausstellte. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Kanal Zugriff auf Parallelimporte oder Entwicklergeräte hat. Dennoch bleiben Zweifel: Die Verpackungsinkonsistenzen, das Fehlen regulatorischer Aufdrucke und die Möglichkeit, dass angezeigte Screenshots manipuliert wurden, sprechen gegen eine unbedingte Bestätigung. Parallelimporte (Units, die außerhalb des offiziellen Vertriebswegs angeboten werden) können zudem Software oder Hardwarevarianten enthalten, die nicht dem finalen Retail-Produkt entsprechen.
Aus technischer Sicht lassen sich einige wahrscheinliche Ursachen für die beobachteten Unterschiede nennen. Ein anonymes Prüf-SoC oder ein frühes Engineering-Sample könnte andere Kennzeichnungen in Benchmarks erzeugen; Foster-Firmware, Debug-Builds oder ein anders konfigurierte Bootloader können zudem Systemstrings verändern, wodurch Angaben wie "ARM @ 4.41GHz" erscheinen, statt einer Apple-spezifischen Chipbezeichnung. Die gemeldete Erhöhung auf 12 GB RAM passt zu einem Branchentrend, bei dem professionelle Tablet-Varianten zunehmend mehr Arbeitsspeicher bekommen, um Laptops in bestimmten Einsatzszenarien zu ersetzen. Eine höhere RAM-Ausstattung erlaubt größere In-Memory-Projekte und beschleunigt Caching-Operationen in Pro-Apps. Gleichzeitig könnte die größere GPU-Score durch zusätzliche GPU-Cores, höhere Taktraten oder eine effizientere Speicheranbindung erklärt werden — etwa durch eine verbesserte Speicherarchitektur, eine größere Bandbreite oder optimierte Treiber für Metal.
Zur Stromversorgung und zum Lieferumfang: Die Angabe eines 45-Watt-Netzteils deutet darauf hin, dass Apple oder die Testeinheit auf schnelleres Laden und stabilere Leistungsabgabe setzt. Ein 45-Watt-Adapter bietet normalerweise schnelleres Laden und kann bei angeschlossener Peripherie (externe Laufwerke, Monitoranschluss über USB-C/DisplayPort-Alt-Mode) bessere Stabilität liefern. Ob Apple ein derartiges Netzteil serienmäßig beilegt oder ob es sich um Zubehör einer Parallelimportbox handelt, ist unklar. In den letzten Jahren hat Apple seine Lieferpraktiken mehrfach geändert, etwa durch den Wegfall von Netzteilen bei iPhone-Modellen; daher wäre eine Rückkehr zu einem leistungsstärkeren Adapter ein bemerkenswerter Schritt. Gleichzeitig ist zu bedenken, dass ein größeres Netzteil auf dem globalen Zubehörmarkt kommentiert werden würde, sollte es in offiziellen Retail-Paketen erscheinen.
Was bedeutet all dies für potenzielle Käufer und professionelle Anwender? Kurzfristig handelt es sich um einen interessanten, aber nicht endgültigen Hinweis auf eine Evolution von Leistung und Speicherkonfiguration. Nutzer, die auf maximale Grafikleistung angewiesen sind — etwa Animatoren, Videoproduzenten oder Fotografen mit großen RAW-Dateien — könnten vom gemeldeten GPU-Plus profitieren. Mehr RAM würde die Arbeit mit großen Projekten erleichtern und die Lebensdauer eines Geräts aus Sicht der Multitasking-Fähigkeiten verlängern. Allerdings sind Benchmarks allein kein vollständiges Abbild: Energieverbrauch, thermisches Throttling unter längerer Last, Softwareoptimierung und Kompatibilität mit Pro-Apps spielen eine ebenso große Rolle. Apple ist dafür bekannt, Hardware- und Software-Optimierungen eng zu verzahnen; finale Treiber und iPadOS-Optimierungen können daher die praktische Performance noch deutlich beeinflussen.
Fazit
Das Wylsacom-Video liefert den bislang klarsten Leak eines M5 iPad Pro und legt CPU- sowie GPU-Verbesserungen sowie höhere RAM-Ausführungen nahe, ohne offensichtliche Designänderungen zu zeigen. Die Benchmarks deuten auf eine bessere Grafikleistung hin, was besonders für kreative Profis relevant sein könnte. Gleichzeitig sollten die Verpackungsinkonsistenzen, das Fehlen regulatorischer Beschriftungen und die Möglichkeit eines Parallelimports oder eines Engineering-Samples die Erwartung dämpfen: Eine endgültige Einschätzung lässt sich erst nach einer offiziellen Bestätigung von Apple treffen. Bis dahin liefern solche Leaks wertvolle, aber vorläufige Hinweise, die in Kombination mit weiteren Quellen und späteren Tests genauere Rückschlüsse zulassen. Für Anwender bedeutet das: Wer auf maximale Stabilität und garantierte Kompatibilität angewiesen ist, sollte auf Apples Ankündigung oder auf Tests von seriösen Reviewern warten; wer hingegen neugierig ist und mit möglichen Vorserien-Unterschieden leben kann, findet in den gezeigten Daten spannende Indikatoren für die Richtung, in die Apple die iPad-Pro-Produktlinie entwickeln könnte.
Quelle: appleinsider
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