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Die Rückkehr der klassischen Bedienelemente: Volkswagen richtet sich nach europäischen Autofahrern
Volkswagen (VW) galt über viele Jahre als Vorreiter für hochwertig verarbeitete Innenräume, in denen analoge Bedienelemente harmonisch mit digitaler Technik verbunden wurden. In den letzten zehn Jahren folgte jedoch ein Wechsel zu minimalistischen Armaturenbrettern, bei denen die bewährten physischen Knöpfe durch überwiegend Touchscreen-Bedienungen ersetzt wurden. Doch durch das eindringliche Feedback vieler Fahrer lenkt VW nun um: Die Rückkehr zu klassischen Bedienelementen soll die Innenräume kommender Modelle in Europa und anderen Märkten neu gestalten.
Armaturendesign: Die Balance zwischen Tasten und Touchscreen finden
Zahlreiche Autoenthusiasten und langjährige VW-Kunden – beispielsweise Fahrer eines Skoda Octavia der Vorgängergeneration – loben die wohlüberlegten Cockpit-Konzepte älterer Volkswagen-Modelle. Sie vereinten analoge Tasten und Schalter für intuitive, unkomplizierte Bedienung zentraler Fahrzeugfunktionen mit übersichtlich integriertem Touchscreen-Design. Bis Ende der 2010er Jahre setzte VW zunehmend auf großformatige Displays und reduzierte Tasten zugunsten eines puristischen Looks und digitaler Moderne. Doch das futuristische Design brachte auch Nachteile: Viele Fahrer bemängelten die umständliche Bedienbarkeit – besonders bei Klima- und Audioeinstellungen, die nun mehrere Touch-Befehle statt eines simplen Knopfdrucks erforderten.
Was wünschen sich europäische Kunden wirklich?
Ralf Brandstätter, Vorstand von Volkswagen China, erkennt den Wandel der Kundenwünsche: Für europäische Autofahrer stehen nach wie vor "greifbare Bedienelemente, Zuverlässigkeit und ein überzeugendes Fahrerlebnis" im Vordergrund. Das unterscheidet sich deutlich von den aktuellen Trends am chinesischen Automarkt, wo junge Käufer verstärkt auf KI-Features, Sprachsteuerung und nahtlose Konnektivität setzen und das Cockpit zum smarten Steuerzentrum machen.

Fahrzeugspezifikationen & Branchenvergleich
Aktuelle VW-Modelle wie der neue, ausschließlich als Kombi erhältliche Passat sowie der vollelektrische ID.7 Tourer setzen auf großzügige, tabletartige Bildschirme und verzichten größtenteils auf physische Tasten. Trotz modernster Infotainmentsysteme vermissen viele europäische Kunden die gewohnte Haptik und Direktheit klassischer Drehregler und Knöpfe. Die Volkswagen-Designabteilung hat diese Rückmeldung aufgegriffen und angekündigt, wichtige Tasten – etwa für Lautstärke, Heizung, Lüfterstufen und Warnblinker – ab dem ID.2all und in künftigen Modellen wieder einzuführen.
Fahrerlebnis, Zuverlässigkeit und Bedienkomfort
Physische Knöpfe sind mehr als Nostalgie: Sie leisten einen entscheidenden Beitrag zu Sicherheit und Bedienkomfort. Durch unmittelbares haptisches Feedback können Einstellungen vorgenommen werden, ohne den Blick von der Straße abzuwenden – ein erheblicher Vorteil insbesondere bei oft genutzten Fahrzeugfunktionen. Die Rückkehr zu greifbaren Bedienelementen unterstreicht VWs erneuten Fokus auf eine praxisnahe Gestaltung, die das Bedienerlebnis und die Alltagstauglichkeit verbessert.
Marktpositionierung: VW im Vergleich zur Konkurrenz
Volkswagens Entscheidung könnte auch Auswirkungen auf Konzernmarken wie Skoda, SEAT und Cupra haben, die vielfach Interieur-Konzepte teilen. Mit der Rückbesinnung auf analoge Bedienelemente will sich VW gezielt von Wettbewerbern abheben, die auf vollständig digitale Benutzeroberflächen setzen. Zwar könnten die Produktionskosten dadurch leicht steigen, doch zahlreiche Käufer sind laut Umfragen bereit, diesen Mehrpreis für spürbar bessere Ergonomie und Zuverlässigkeit zu akzeptieren.
Blick nach vorn: Anpassung an regionale Vorlieben
Ein zentrales Ergebnis aus Brandstätters Aussagen: Der durchschnittliche europäische Käufer eines Elektroautos ist 56 Jahre alt, während in China das Durchschnittsalter unter 35 liegt – ein signifikanter demografischer Unterschied, der das Fahrzeugdesign maßgeblich beeinflusst. Abweichende gesetzliche Vorgaben, Preisempfindlichkeiten und Kundenpräferenzen zeigen, dass Fahrzeuge für den digital orientierten chinesischen Markt nicht zwangsläufig zu den analogen Vorlieben europäischer Fahrer passen.
Volkswagens erneuter Fokus auf klassische Bedienelemente im Innenraum unterstreicht das Markenversprechen, Fahrzeuge entsprechend spezifischer Marktanforderungen zu entwickeln. Mit den nächsten Modellgenerationen können sich Kunden auf bewährte Ergonomie und Bedienfreundlichkeit freuen und darauf vertrauen, dass VW weiterhin Innovation und Zufriedenheit für Fahrer in den Mittelpunkt stellt.
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