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Ikonisches Luxus-SUV erhält aggressiven Aftermarket-Umbau
Ein Rolls-Royce Cullinan Series II wurde zu einem deutlich aggressiver wirkenden Fahrzeug umgebaut, und die von Tuninghäusern auf Instagram geteilten Bilder sorgten in der internationalen Luxuswagen-Community für Aufsehen. Dieser Widebody-Umbau verwandelt das für seine Zurückhaltung bekannte britische SUV in ein Fahrzeug mit massiv verstärkter Straßenpräsenz, das optisch an einen exotischen Crossover erinnert, der bereit ist, es mit performance-orientierten Rivalen aufzunehmen. Solche Umbauten verbinden High-End-Luxus mit aggressivem Design und sprechen eine Käufergruppe an, die Präsenz und Einzigartigkeit über die klassische Zurückhaltung stellt.
Was hat sich optisch verändert?
Die offensichtlichsten Veränderungen sind kosmetisch, aber umfangreich: Ein kompletter Widebody-Kit erweitert die Kotflügel deutlich, wobei die Übergänge präzise gearbeitet sind, um die Proportionen des Cullinan nicht unproportional wirken zu lassen. Auffällige Schweller und modifizierte untere Stoßfängerpartien schärfen die Silhouette und verleihen dem SUV eine niedrigere, sportlichere Anmutung. Zusätzliche Tagfahrlichter wurden in eine überarbeitete Frontschürze integriert, während das Heck einen Diffusor mit vier Finnen sowie maßgeschneiderte Anbauteile rund um den Stoßfänger erhält.
Die Veredelung umfasst häufig eine sogenannte Chrome-Delete-Behandlung, bei der die serienmäßigen Chromakzente gegen schwarze Zierteile ausgetauscht werden. In Kombination mit einer matten Graulackierung oder speziellen Folierungen wirkt das Fahrzeug moderner und deutlich sportlicher. Oft kommen Karbonfaser-Elemente, hochwertige PU-Teile oder handgefertigte CFK-Anbauteile zum Einsatz, um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Optik, Gewicht und Haltbarkeit zu erzielen.
Technische Aspekte der optischen Änderungen umfassen:
- Widebody-Kotflügel mit angepassten Befestigungspunkten und ggf. Verstärkungen im Radhaus
- Seitenschwellerverlängerungen zur optischen Tieferlegung und besseren Seitenführung
- Neu gestaltete Frontpartie mit zusätzlichen Tagfahrlichtern (DRLs) und einer abgestimmten Schürze für Luftführung
- Heckdiffusor mit vier Finnen zur optischen Betonung der Breite und zur Unterstützung der Luftströmung
- Mehrteilige Leichtmetall- oder Schmiedefelgen im Multi-Spoke-Design kombiniert mit schmalen, niederquerschnittigen Reifen
- Abgedunkelte Zierleisten (Blacked-out Trim) für ein unauffälligeres, „stealthiges“ Erscheinungsbild

Bei der Wahl der Materialien und der Verarbeitung spielt die Abstimmung zwischen Optik, Gewicht und Langlebigkeit eine entscheidende Rolle. Carbonfaser-Teile bieten optische Vorteile und Gewichtseinsparungen, sind aber empfindlicher gegen Steinschlag und benötigen fachgerechte Montage. PU- oder ABS-Teile sind robuster und kostengünstiger, können aber in der Oberflächenqualität variieren. Professionelle Tuner achten auf exakte Spaltmaße, korrosionsfreie Befestigungen und auf die Möglichkeit, seriennahe Sensoren oder Fahrassistenzsysteme beizubehalten.
Fahrgefühl, Komfort und technische Kompromisse
Die Tieferlegung des Cullinan in Kombination mit schlankeren Reifen sorgt für eine deutlich sportlichere Optik und ein strafferes Fahrverhalten. Allerdings geht diese Veränderung zu Lasten des typischen Rolls‑Royce-Komforts: Die Federung wird tendenziell härter, Fahrbahnunebenheiten werden direkter an die Insassen weitergegeben, und die Geräuschentwicklung (NVH) kann steigen. Bei einem Fahrzeug dieser Klasse stellt sich daher die Frage, wie weit man die Balance zwischen Luxuskomfort und sportlicher Agilität verschieben möchte.
Viele moderne Cullinan verfügen serienmäßig über adaptive Luftfederungen mit elektronischer Regelung, die auch nach Umbauten einstellbar bleiben können. Hochwertige Tuningshops passen die Dämpferkennlinien und die Luftabstimmung an, um möglichst viel Restkomfort zu erhalten. Dennoch sind einige technische Kompromisse unvermeidbar: ein niedrigerer Schwerpunkt auf Kosten von Federweg, steifere Radaufhängungen und möglicherweise veränderte Wankneigungseigenschaften.
Weitere technische Überlegungen:
- Rad- und Reifenkombinationen: Breitere Felgen mit niedrigerem Querschnitt verändern Abrollkomfort, Rollwiderstand und Lenkgefühl.
- Spurverbreiterungen und Sturzänderungen: Für aggressive Passform sind oft negative Sturzwerte und breitere Spur nötig, was den Reifenverschleiß erhöhen kann.
- Brems- und Kühlungsanforderungen: Größere Räder erlauben die Montage leistungsfähigerer Bremssysteme; ausreichend Luftzufuhr bleibt kritisch, besonders bei schweren Modellen.
- Elektronik und Sensorik: Abstandssensoren, Parksensoren und Kameras müssen oft versetzt oder integriert werden, um Funktionalität zu erhalten.
Upscale-Tuner bedienen mit solchen Umbauten eine Nische: Kunden, die eine stärker betonte optische Präsenz suchen, ohne komplett auf Luxus verzichten zu wollen. Für Käufer, die Präsenz und visuelle Abschreckung ebenso schätzen wie Rolls‑Royce‑Opulenz, treffen solche Umbauten einen Nerv.

Performance-Grundlagen – Hat sich die Leistung verändert?
Unter der Haube behält der Cullinan Series II in der Regel seinen twin-turbo 6,75-Liter-V12-Motor. In der Serienausführung liegt die Leistung dieses Aggregats bei rund 562 bhp (≈419 kW) mit einem Drehmoment von etwa 627 lb‑ft (≈850 Nm). Die Black Badge-Version von Rolls‑Royce steigert die Leistung auf ungefähr 592 bhp (≈442 kW) und 664 lb‑ft (≈900 Nm), was dem SUV zu einem Sprint von null auf 100 km/h in knapp über vier Sekunden verhilft.
Die meisten Widebody‑Kits konzentrieren sich primär auf Optik und Fahrwerk und verändern nicht zwangsläufig die Motorleistung. Wenn Tuner jedoch auch an der Leistungsentfaltung arbeiten, sind gängige Maßnahmen:
- Motorsteuerungsoptimierung (ECU-Remap) für mehr Leistung und Drehmoment.
- Verbesserte Abgasanlagen mit optimiertem Strömungsverhalten, die das Ansprechverhalten verbessern und den Klang verändern.
- Upgrades an Ladeluftkühlern und Turboladerkomponenten für bessere Temperaturstabilität und höhere Ladedrücke.
- Verstärkte Kupplungs- und Getriebeteile sowie Anpassungen am Allradantrieb, um die Belastungen durch zusätzliche Leistung aufzunehmen.
Wichtig ist, dass Eingriffe in die Motor-, Abgas- und Antriebsstrangsysteme weitreichendere Tests, Zulassungen und gegebenenfalls Nachrüstdokumentationen erfordern. Viele Kunden bevorzugen deshalb eine moderate Leistungssteigerung, die das serienmäßige Gefühl nicht vollständig verändert, aber die Dynamik unterstreicht.
Technisch betrachtet sind Gewichtsveränderungen durch den Widebody- und Aerodynamik‑Umbau ebenfalls relevant: Zusätzliche Anbauteile, größere Felgen oder Verstärkungen können das Gesamtgewicht erhöhen. Ein höheres Gewicht wirkt sich negativ auf Beschleunigung, Bremsweg und Verbrauch aus – Aspekte, die bei der Planung eines hochwertigen Tunings berücksichtigt werden müssen.
Wie steht er im Vergleich zu rivalisierenden Performance‑SUVs?
Optisch ist der modifizierte Cullinan inzwischen so ausgelegt, dass er neben sportlicheren Luxus‑SUVs wie dem Aston Martin DBX S, dem Ferrari Purosangue oder dem Lamborghini Urus bestehen kann. Reine Geradeausbeschleunigung und Rennstreckenfähigkeit bleiben jedoch oft Domäne der serienmäßig auf Performance getrimmten Modelle oder jener Fahrzeuge, die von Werksseite aus auf hohe Leistungsentfaltung und dynamische Fahrwerke abgestimmt sind.
Faktoren im direkten Vergleich:
- Gewicht: Der Cullinan ist ein sehr schweres Fahrzeug; seine Masse limitiert Beschleunigung und agiles Handling gegenüber leichteren, performance-orientierten Rivalen.
- Fahrwerk: Sportliche Konkurrenten besitzen oft werkseitig abgestimmte adaptive Dämpfersysteme, aktive Stabilisatoren und Fahrmodi, die für Track-Einsatz optimiert sind.
- Motorenabstimmung: Hersteller wie Lamborghini oder Ferrari legen bei ihren Hochleistungs-SUVs großen Wert auf Motorcharakteristik, Schalldesign und serienmäßige Hochleistungsbremsen.
- Exklusivität vs. Performance: Ein modifizierter Cullinan gewinnt an Präsenz und individueller Ausstrahlung, büßt dafür aber gegenüber reinen Performance-Modellen an Rennstreckentauglichkeit ein.
Was der umgebaute Cullinan jedoch gewinnt, ist Signalwirkung: Er zeigt Absicht und Individualität, ohne vollständig auf die für Rolls‑Royce typische Veredelung zu verzichten. Für Käufer, die ein Statement suchen, kann diese Kombination aus Luxus, Größe und aggressiver Optik attraktiver sein als die nüchterne Jagd nach Bestzeiten.

„Nicht jeder Cullinan‑Besitzer möchte sich verkleiden – aber für diejenigen, die es tun, bietet der Aftermarket mutige Ergebnisse“, sagt eine mit aktuellen Projekten vertraute Quelle aus der Tuningbranche. Diese Aussage fasst zusammen, dass der Markt für solche Umbauten sowohl vom Individualisierungsdrang als auch von einem Bedürfnis nach Differenzierung in sozialen Medien getrieben wird.
Markt, Anspruch und Zielgruppe
Solche Umbauten sprechen keine klassischen Puristen an, die Wert auf Werksauthentizität und das charakteristische Rolls‑Royce‑Fahrgefühl legen. Stattdessen adressieren sie eine wohlhabende Käuferschicht, die Individualität, Eindruck und eine visuell stärkere Präsenz priorisiert. Für diese Kunden ist der Cullinan weniger Transportmittel als Ausdruck von Status und Geschmack – oft mit Blick auf Events, Showrooms oder exklusive Treffen.
Aus Marketingsicht schließen diese modifizierten Fahrzeuge eine Lücke zwischen Luxus und Performance: Sie bieten ein auffälliges Design, das in sozialen Feeds hervorsticht, während technische Verbesserungen an Fahrwerk und Bremsen den praktischen Einsatz bei höherer Belastung ermöglichen. Tuninghäuser, die auf Ultra‑Luxus spezialisiert sind, positionieren ihre Produkte häufig als limitierte, handgefertigte Projekte mit Zertifikaten, Anfertigungsprotokollen und manchmal sogar individuellen Interieurs, die auf den Geschmack des Kunden abgestimmt sind.
Rechtliche und versicherungstechnische Aspekte sollten Käufer nicht unterschätzen. Umfangreiche Karosserieumbauten können die Betriebserlaubnis, die Gewährleistungsansprüche beim Hersteller und die Versicherungsprämien beeinflussen. Seriöse Tuner dokumentieren Änderungen, bieten Prüfzeugnisse an und arbeiten mit Gutachtern zusammen, um Straßenzulassung und Versicherbarkeit sicherzustellen.
Kostenrahmen: Ein professioneller Widebody‑Umbau des Rolls‑Royce Cullinan bewegt sich je nach Materialien, Lackierung, Felgen, Fahrwerksanpassungen und optionaler Motoroptimierung in einem hohen fünf‑ bis sechsstelligen Bereich. Zeitaufwand, Handarbeit und die Herkunft der Teile (OEM‑Qualität vs. Aftermarket‑Hersteller) sind dabei entscheidende Treiber für den Preis.

Wollen Sie den Look? Für manche ist es ein Sakrileg gegenüber der britischen Zurückhaltung; für andere ist es genau die Art von Extravaganz, die ein Käufer mit sehr hohem Budget erwartet. Letztlich entscheidet persönlicher Geschmack: Der Markt bietet heute beides – originale Rolls‑Royce‑Ausführungen und extrem individualisierte Fahrzeuge, die bewusst Grenzen verschieben.
Abschließend lässt sich festhalten, dass der Widebody‑Cullinan ein Beispiel für die zunehmende Überschneidung von Luxus, High‑End‑Tuning und Performance ist. Ob als Ausdruck von Individualität, als Showcar oder als Statement für außergewöhnlichen Geschmack – solche Umbauten reflektieren die aktuelle Dynamik in der Welt der exklusiven Automobile.
Quelle: autoevolution
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