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Android 17 entwickelt sich zu einem bedeutenden Update für mobile Spieler. In frühen Canary-Builds sind Hinweise versteckt, die zeigen, dass Google an systemweiter Controller-Neubelegung (Controller-Remapping) und an einem softwarebasierten „Virtual Gamepad“ arbeitet. Diese Funktionen könnten es Nutzern ermöglichen, Tasten individuell anzupassen, Touch-Eingaben in Gamepad-Ereignisse umzuwandeln und angeschlossene Gamepads direkt über die Einstellungen zu verwalten. Solche Änderungen würden die Nutzung von Spiele-Controllern auf Android-Geräten vereinheitlichen und viele Alltagsszenarien – von Handy-Gaming bis Cloud-Gaming – vereinfachen.
Was sich bei Controllern auf Android ändert
Traditionell erkennt Android Gamepads anhand von Vendor- und Product-IDs und wendet vorgefertigte Konfigurationsdateien an, damit die Eingaben innerhalb von Spielen korrekt zugewiesen werden. Dieses Verfahren funktioniert für weit verbreitete Controller-Modelle, stößt aber bei Nischenhardware oder bei individuellen Anforderungen schnell an seine Grenzen. Viele Controller haben unterschiedliche HID-Deskriptoren, verschiedene Belegungen oder zusätzliche Zusatztasten, die in den Standardkonfigurationen nicht berücksichtigt werden.
Im Quellcode der Android Canary-Builds wurde eine neue Berechtigung entdeckt: android.permission.CONTROLLER_REMAPPING. Parallel dazu tauchen Hinweise auf ein dediziertes Controller-Menü in den Einstellungen auf. Die Tatsache, dass die Berechtigung hinter einer platform-signierten Flag sitzt, deutet darauf hin, dass die Neubelegung auf Systemebene gehandhabt werden soll und nicht durch beliebige Drittanbieter-Apps. Eine systemweite Implementierung würde zentrale Vorteile bieten: konsistente Profile für alle Apps, bessere Sicherheit durch eingeschränkte Zugriffsberechtigungen und die Möglichkeit für OEMs, eigene Anpassungen bereitzustellen.
Warum Gamer davon profitieren
- Barrierefreiheit: Durch die Möglichkeit zur vollständigen Neubelegung werden Spiele für Nutzer mit unterschiedlichen Fähigkeiten, eingeschränkter Reichweite oder speziellen Eingabepräferenzen zugänglicher.
- Ergonomie: Vielspieler können häufig genutzte Aktionen auf leichter erreichbare Tasten legen, um die Belastung der Hände zu reduzieren und längere Sessions komfortabler zu gestalten.
- Wettkampfspiel: Pro-Spieler bevorzugen oft maßgeschneiderte Layouts, um Reaktionszeiten zu optimieren und Muskelgedächtnis aufzubauen — systemseitige Profile können diese Anforderungen zuverlässig unterstützen.
- Plattform-Konsistenz: Wer von einer Konsole oder einer anderen Plattform wechselt, kann vertraute Tastenbelegungen nachbilden und so Umgewöhnungszeiten verkürzen.
Bisher waren Spieler auf In-Game-Mapping-Optionen angewiesen, die viele Titel nicht anbieten, oder sie mussten zu Drittanbieter-Tools greifen, die oft umständliche Workarounds, spezielle Berechtigungen oder gar Root-Zugriff benötigen. Eine systemweite Lösung würde einen zentralen Ort schaffen, an dem Layouts für jeden angeschlossenen Controller geändert werden können — selbst wenn die jeweilige App keine eigene Neubelegung unterstützt. Das erleichtert nicht nur das Spielen, sondern verbessert auch die Kompatibilität zwischen unterschiedlichen Geräten und Spieleplattformen.

Das virtuelle Gamepad — ein Software-Controller mit echter Wirkung
Ein tieferer Blick in den Code offenbart das Konzept eines Virtual Gamepad. Man kann es ähnlich verstehen wie virtuelle Kamera- oder Audio-Treiber: eine Software-Zwischenschicht, die sich gegenüber Apps wie physische Hardware präsentiert. Das Virtual Gamepad kann Standard-Eingaben melden — etwa A, B, X, Y, Start, Select, Trigger und Bumper, analoge Sticks, L3/R3-Tasten und D-Pad-Richtungen — und so den Eindruck eines echten Gamepads erzeugen.
Weil das Virtual Gamepad rein softwarebasiert ist, kann es eingehende Eingaben abfangen, modifizieren und die veränderten Events an Spiele weiterleiten. Dadurch kann Android komplexe Neubelegungsregeln anwenden, ohne dass jedes einzelne Spiel native Unterstützung dafür bieten muss. Besonders leistungsfähig ist dabei die Möglichkeit, Touch-Gesten auf dem Bildschirm in Controller-Tasten zu übersetzen: Swipes, Multi-Touch-Pins oder Hold-Gesten könnten als Button-Drücke, Analog-Stick-Bewegungen oder Trigger-Ereignisse interpretiert werden. Das öffnet die Tür für controllerähnliches Spielen in Titeln, die ursprünglich nur Touch-Eingaben unterstützen.
Das Virtual Gamepad könnte außerdem mehrere Profile verwalten, pro Spiel unterschiedliche Mappings laden und sogar kontextsensitive Belegungen unterstützen — zum Beispiel, dass sich Tastenfunktionen je nach Spielsituation oder Aktivität dynamisch ändern. Solche Fähigkeiten sind besonders relevant für hybride Nutzererfahrungen, bei denen Spieler zwischen Touch-Steuerung, physischen Controllern und Tastatur/Maus wechseln.
Aus technischer Sicht wirkt das Virtual Gamepad wie ein Input-Driver, der Events erzeugt, modifiziert und weiterreicht. Das eröffnet Möglichkeiten für feingranulare Filterung (etwa Deadzone-Anpassungen, Kurven für Analogsticks, Anti-Drift-Algorithmen) und für kombinierte Aktionen (Macro-ähnliche Sequenzen, die durch eine einzelne Taste ausgelöst werden). Gleichzeitig ist zu erwarten, dass Google bei der Implementierung Aspekte wie Latenz, Energieverbrauch und Sicherheit berücksichtigt, damit die Lösung sowohl für lokale als auch für Cloud-gestützte Spiele praktikabel bleibt.
Wie das zu Cloud-Gaming und neuen Formfaktoren passt
Mit der Verbreitung von Android auf immer mehr Gerätetypen und dem Vormarsch von Cloud-Gaming spielen Nutzer zunehmend portierte, nicht-touch-optimierte oder konsoleähnliche Titel auf Smartphones, Tablets und Streaming-Boxen. Ein systemweites Controller-Management und ein Virtual Gamepad erleichtern die Verwendung physischer Controller in diesen Szenarien erheblich: Sie sorgen dafür, dass ein Cloud-Spiel die Eingaben so interpretiert, als wäre ein natives Gamepad angeschlossen, auch wenn die Streaming-Infrastruktur ursprünglich nur Touch-Events erwartet.
Neue Formfaktoren wie Foldables, Chromebooks mit Android-Unterstützung, Android-TV-Geräte oder dedizierte Handhelds profitieren gleichermaßen: Das Betriebssystem kann einheitliche Eingabemechaniken bereitstellen, die sich an Bildschirmgröße, Controller-Typ und Verbindungslatenz anpassen. Für Streaming-Dienste (Cloud-Gaming) ist besonders wichtig, dass Eingaben konsistent und mit minimaler Verzögerung übertragen werden — ein Virtual Gamepad auf Systemebene kann hier als lokaler Übersetzer fungieren und Latenzen durch effiziente Event-Verarbeitung begrenzen.
Darüber hinaus ergibt sich für Entwickler und Plattformbetreiber ein Vorteil: Die Trennung von physischer Hardware und Eingabe-Logik ermöglicht, Eingabeprobleme unabhängig vom Spiel zu beheben. Hersteller können Controller-Firmware-Updates, System-Patches oder neue Mapping-Profile bereitstellen, ohne dass jedes Spiel aktualisiert werden muss. Das ist ein entscheidender Schritt hin zu einer robusteren, plattformübergreifenden Controller-Unterstützung auf Android.
Was zu erwarten ist und was unklar bleibt
Das Canary-Einstellungsmenü zeigt derzeit noch Platzhalter, doch die vorgefundenen Hinweise lassen vermuten, dass das finale Menü verbundene Controller auflisten und Neubelegungsoptionen anbieten wird. Wahrscheinliche Features sind Profilverwaltung, Export/Import von Mappings, pro-App-Profile und Werkseinstellungen für bekannte Controller-Modelle. Denkbar sind auch Optionen zur Freigabe von Profilen, sodass Communities oder Hersteller optimierte Layouts bereitstellen können.
Da die neue Neubelegungsberechtigung platform-restricted ist, dürften globale Remap-Änderungen hauptsächlich vom OS selbst oder durch OEMs kommen, nicht von beliebigen Drittanbieter-Apps. Das hat Vor- und Nachteile: Einerseits verbessert eine beschränkte Berechtigung die Sicherheit, reduziert Missbrauchsrisiken und gewährleistet konsistente Implementierungen. Andererseits könnte es unabhängigen Entwicklern erschweren, eigene innovative Mapping-Lösungen zu veröffentlichen, oder die Modding-Community einschränken, die oft kreative Anpassungen bereitstellt.
Mehrere praktische Fragen bleiben offen. Unklar ist etwa, ob Nutzer lokale oder cloudbasierte Profile speichern können, ob es eine Schnittstelle für Entwickler geben wird, um spezielle Eingabeanforderungen abzufragen, und wie Anti-Cheat-Systeme auf die Möglichkeit reagieren werden, Eingaben virtualisiert zu erzeugen oder zu modifizieren. Ebenfalls ungewiss ist, wie schnell OEMs die Funktion übernehmen: Selbst wenn Google die API bereitstellt, hängt die Verfügbarkeit auf vielen Geräten von den Herstellern ab, die Android 17 in ihre jeweiligen Update-Pläne integrieren müssen.
Für Nutzer bedeutet das: Geduld und Tests sind gefragt. Early Adopter können in Canary- oder Beta-Builds experimentieren, Controller anschließen und erste Profile anlegen. Entwickler von Spielen und Eingabegeräten sollten die neuen Möglichkeiten im Blick behalten, um Kompatibilität und optimale Spielerlebnisse sicherzustellen. Langfristig könnte Android 17 die Fragmentierung bei Controller-Unterstützung reduzieren und ein konsistenteres Erlebnis über verschiedene Geräte und Streaming-Plattformen hinweg liefern.
Zusammengefasst hat die Arbeit an Controllern in Android 17 das Potenzial, Spielern die detaillierte Kontrolle zu geben, die sie seit langem fordern: ein zentrales Hub zum Verwalten von Controllern, softwareseitig überzeugende virtuelle Controller und die Möglichkeit, Touch-Aktionen in gemappte Gamepad-Ereignisse zu verwandeln. Diese Kombination würde Barrierefreiheit verbessern, wettbewerbsfähiges Spielen erleichtern und die Kompatibilität über Geräte und Cloud-Dienste hinweg stärken. Für die Community bleiben spannende Monate, in denen sich entscheiden wird, wie offen, leistungsfähig und weit verbreitet diese neuen Funktionen werden.
Quelle: smarti
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