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Die entscheidende Rolle von Bewegung bei der Kontrolle des Blutdrucks

Die entscheidende Rolle von Bewegung bei der Kontrolle des Blutdrucks

2025-06-15
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Die essentielle Bedeutung von Bewegung zur Regulierung des Blutdrucks

Ein aktiver Lebensstil zählt zu den wirksamsten Methoden zur Vorbeugung von Bluthochdruck (Hypertonie) – einer chronischen Erkrankung, die das Risiko für Herzkrankheiten, Schlaganfälle und sogar Demenz deutlich erhöht. Die Wirksamkeit von Bewegung bei der Kontrolle des Blutdrucks hängt jedoch nicht nur vom Umfang der Aktivität ab, sondern auch davon, wann und wie konsequent wir über die Lebensspanne aktiv bleiben.

Eine umfassende Studie mit über 5.000 Erwachsenen in vier großen US-Städten liefert neue Erkenntnisse darüber, wie Alter, soziale Bedingungen und ethnische Zugehörigkeit die Auswirkung von körperlicher Aktivität auf die Blutdruckkontrolle beeinflussen. Die Langzeituntersuchung, veröffentlicht im American Journal of Preventive Medicine, macht deutlich, dass Bewegungsempfehlungen – besonders für jüngere Erwachsene – überdacht werden sollten, um Hypertonie im späteren Leben vorzubeugen.

Studienaufbau: Gesundheits- und Lebensstil-Tracking über drei Jahrzehnte

Die wegweisende Studie begleitete 5.100 Teilnehmer von der frühen Adoleszenz bis ins sechste Lebensjahrzehnt. Regelmäßig wurden Daten zu körperlicher Aktivität, Blutdruck, Tabak- und Alkoholkonsum mittels klinischer Untersuchungen und Befragungen erhoben. Der Blutdruck wurde bei jedem Gesundheitscheck konsistent gemessen. Insbesondere analysierte das Forschungsteam die Entwicklungen zwischen unterschiedlichen Ethnien und Geschlechtern, um Unterschiede und Muster zu erkennen.

Studienleiterin Dr. Kirsten Bibbins-Domingo von der University of California, San Francisco, fasste die Dynamik so zusammen: „Das Aktivitätsniveau ist im Jugend- und jungen Erwachsenenalter hoch, nimmt mit steigendem Alter jedoch häufig ab. Dieser Rückgang steht in direktem Zusammenhang mit einem deutlich erhöhten Risiko, später an Bluthochdruck zu erkranken.“

Zentrale Ergebnisse: Wann und wie viel Bewegung zählt am meisten?

Abnehmende Aktivität im Alter erhöht das Risiko

Die Analysen zeigten, dass bei Männern und Frauen aller ethnischen Gruppen die körperliche Aktivität im Alter zwischen 18 und 40 Jahren deutlich nachlässt – gerade in einer Lebensphase, in der das Risiko für Bluthochdruck steigt. Fast die Hälfte der jungen Erwachsenen in der Studie unterschritt das empfohlene Aktivitätsniveau und hatte im späteren Leben ein signifikant höheres Risiko, an Hypertonie zu erkranken.

Vorteile einer doppelten Bewegungsempfehlung

Besonders bemerkenswert: Studienteilnehmer, die bereits im jungen Erwachsenenalter mindestens fünf Stunden pro Woche moderat aktiv waren – also etwa doppelt so viel wie die derzeitigen Bewegungsrichtlinien empfehlen – konnten ihr Risiko für Bluthochdruck deutlich senken, vor allem wenn sie dieses Niveau bis ins sechste Lebensjahrzehnt hielten. „Mindestens die doppelte Menge der empfohlenen Aktivität kann einen noch besseren Schutz vor Hypertonie bieten“, betont Dr. Jason Nagata, Experte für junge Erwachsene an der UCSF und Mitautor der Studie.

Die Herausforderung, Bewegung im Alltag beizubehalten

Zwar ist regelmäßige Aktivität in jungen Jahren wichtig, doch das Durchhalten im mittleren Lebensalter fällt vielen schwer – bedingt durch Beruf, Ausbildung und Familienverpflichtungen. Dr. Nagata merkt an: „Nach dem Schulabschluss nehmen die Gelegenheiten für Bewegung oft ab, weil Menschen ins Studium, ins Berufsleben oder Mutter- bzw. Vaterschaft starten. Der Verlust an Freizeit erschwert das Aufrechterhalten gesunder Bewegungsgewohnheiten.”

Soziale und ethnische Unterschiede: Ungleiche Lasten bei Bluthochdruck und Bewegung

Die Untersuchung zeigte zudem deutliche Unterschiede in Bewegungsverhalten und Blutdruckentwicklung zwischen ethnischen Gruppen. Während das Aktivitätsniveau bei weißen Teilnehmern ab etwa 40 Jahren stabil blieb, setzte sich der Rückgang bei schwarzen Männern und Frauen bis ins Erwachsenenalter fort. Im Alter von 45 Jahren war die Hypertonie-Rate bei schwarzen Frauen bereits höher als bei weißen Männern. Mit 60 Jahren lag der Anteil schwarzer Männer und Frauen mit Bluthochdruck zwischen 80% und 90%, bei weißen Männern knapp unter 70% und bei weißen Frauen bei etwa 50%.

Diese Unterschiede stehen in engem Zusammenhang mit gesellschaftlichen und ökonomischen Faktoren wie Wohnumfeld, Bildungschancen sowie beruflichen oder familiären Belastungen. Sie können dazu führen, dass bestimmte Gruppen trotz sportlicher Jugendaktivitäten weniger Bewegung im Erwachsenenalter beibehalten. „Sozioökonomische Hürden erschweren es insbesondere schwarzen Erwachsenen, die in jungen Jahren aufgebauten Bewegungsgewohnheiten langfristig fortzuführen“, so die Forscher.

Wissenschaftlicher Kontext: Hypertonie als globale Gesundheitskrise

Bluthochdruck zählt laut Weltgesundheitsorganisation weiterhin zu den häufigsten und gefährlichsten chronischen Erkrankungen weltweit. Über ein Viertel der Männer und ein Fünftel der Frauen sind weltweit betroffen. Da Hypertonie häufig ohne Symptome verläuft, wird sie auch als „stiller Killer“ bezeichnet. Viele Betroffene erfahren erst im Rahmen von Komplikationen von ihrer Erkrankung. Regelmäßige Bewegung gilt als eine der effektivsten Vorbeugemaßnahmen – sie senkt nicht nur den Blutdruck, sondern reduziert auch das generelle Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit und zukünftige Maßnahmen

Die Studie legt nahe, dass aktuelle Bewegungsempfehlungen – insbesondere für Erwachsene unter 40 Jahren – überarbeitet werden sollten. Aufklärungskampagnen und Programme zur Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz könnten helfen, moderat-intensive Bewegung besser im Alltag zu verankern, auch wenn die Anforderungen im Leben zunehmen. Ebenso wichtig ist die Schaffung fairer Bedingungen: Körperliche Aktivität muss für alle Bevölkerungsgruppen zugänglich und dauerhaft möglich sein, um die anhaltenden Unterschiede bei der Herzgesundheit zu überwinden.

Fazit

Zusammengefasst: Anhaltende körperliche Aktivität vom Jugend- bis ins mittlere Erwachsenenalter ist entscheidend zur Vorbeugung von Bluthochdruck, insbesondere wenn das Aktivitätsniveau über die Mindestempfehlungen hinausgeht. Soziale und ethnische Faktoren machen es jedoch für bestimmte Gruppen schwieriger, dieses Bewegungsniveau beizubehalten. Politik, Gesundheitsexperten und lokale Initiativen sollten gemeinsam daran arbeiten, hohe – und faire – Standards für körperliche Aktivität zu fördern und so die Herzgesundheit und Lebensqualität in der gesamten Bevölkerung zu stärken.

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