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Fermentierte Stevia: Neuer Ansatz in der Krebstherapie gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs

Fermentierte Stevia: Neuer Ansatz in der Krebstherapie gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs

2025-07-25
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Einführung in fermentierte Stevia und Krebsforschung

Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse aus Japan zeigen, dass fermentierte Stevia – eine Pflanze, die weltweit als natürlicher, kalorienfreier Süßstoff bekannt ist – bedeutende krebshemmende Eigenschaften aufweist, insbesondere gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs. Diese ersten Forschungsergebnisse eröffnen neue Wege für die Entwicklung pflanzlicher und weniger toxischer Krebstherapien. Obwohl noch umfassende Studien und klinische Prüfungen erforderlich sind, betont diese Entdeckung das bislang ungenutzte Potenzial der Verbindung traditioneller Fermentationstechniken mit medizinischer Botanik.

Herausforderungen in der Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs

Bauchspeicheldrüsenkrebs zählt zu den tödlichsten und am schwersten behandelbaren Krebsarten. Aufgrund unauffälliger Frühsymptome wird die Erkrankung oft erst in fortgeschrittenen Stadien diagnostiziert, wenn sie bereits gestreut hat. Die derzeitigen Behandlungsoptionen – Operation, Chemotherapie und Bestrahlung – zeigen nur begrenzten Erfolg; weniger als 10 % der Patientinnen und Patienten überleben mehr als fünf Jahre nach der Diagnose. Die Komplexität dieser Krebsart verstärkt die Suche nach neuen Wirkstoffen, die wirksamer sind und weniger Nebenwirkungen verursachen.

Botanische Ursprünge von Krebstherapeutika

Pflanzenbasierte Substanzen haben in der Onkologie traditionell eine zentrale Rolle gespielt. Medikamente wie Paclitaxel, gewonnen aus der Pazifischen Eibe, oder Vincristin, aus dem Madagaskar Immergrün, verdeutlichen die erfolgreiche Integration pflanzlicher Moleküle in der Chemotherapie. Solche Beispiele motivieren dazu, weitere Pflanzen auf bioaktive Verbindungen zu untersuchen, die Krebszellen gezielt bekämpfen können.

Bioaktives Potenzial von Stevia

Die aus Südamerika stammende Stevia-Pflanze wird weltweit als natürliche Zuckeralternative geschätzt. Abgesehen vom zuckerfreien Geschmack enthalten die Blätter bioaktive Pflanzenstoffe, denen in früheren Studien antioxidative und krebshemmende Fähigkeiten zugesprochen werden. Allerdings ist die Wirksamkeit von unfermentierten Stevia-Extrakten im Labor begrenzt und erfordert meist hohe Konzentrationen, um einen Effekt auf Krebszellen zu erzielen.

Die Rolle der Fermentation zur Steigerung der Bioaktivität

Fermentation, ein mikrobieller Prozess, der seit Langem in der Lebensmittelproduktion (z. B. Joghurt, Kimchi oder Sauerteig) genutzt wird, kann Pflanzenstoffe chemisch verändern und neue, wirkungsvollere bioaktive Moleküle hervorbringen. Forschende der Universität Hiroshima untersuchten, ob die Fermentation von Stevia mit Lactobacillus plantarum SN13T – einem Stamm, der in vielen fermentierten Lebensmitteln vorkommt – die krebshemmenden Eigenschaften der Pflanze freisetzen kann.

Entdeckung des Chlorogensäure-Methylesters (CAME)

Durch die Fermentation der Steviablätter entstand Chlorogensäure-Methylester (CAME), ein Wirkstoff mit deutlich stärkeren krebshemmenden Effekten als nicht fermentierte Stevia-Extrakte. Laboruntersuchungen zeigten, dass fermentierte Stevia gezielt Bauchspeicheldrüsenkrebszellen abtötet, gesunde Nierenzellen jedoch verschont. Mechanistisch hemmt CAME die Zellteilung der Krebszellen und löst die Apoptose aus, also den programmierten Zelltod, der für das Ausschalten defekter Zellen essenziell ist.

Genetische Auswirkungen auf Krebszellen

CAME verändert die Genexpression in Bauchspeicheldrüsenkrebszellen, indem es pro-apoptotische Gene aktiviert und Wachstums- sowie Überlebensgene unterdrückt. Dieser doppelte Wirkmechanismus bremst nicht nur das Tumorwachstum, sondern fördert zudem das gezielte Absterben maligner Zellen – ein zentraler Aspekt in der Entwicklung moderner Krebsmedikamente.

Fermentation verstärkt die antioxidative Wirkung

Fermentierte Stevia weist eine deutlich erhöhte antioxidative Kapazität gegenüber der nicht fermentierten Variante auf. Da oxidativer Stress durch zu viele freie Radikale die Krebsentstehung und -entwicklung fördern kann, könnten fermentierte Steviaextrakte gesunde Zellen besser schützen und deren Widerstandskraft stärken.

Wissenschaftliche Relevanz und Zukunftsaussichten

Die Studie zu Stevia verdeutlicht das wachsende wissenschaftliche Interesse an der mikrobiellen Biotransformation – also daran, wie nützliche Bakterien pflanzliche Stoffe in wirksamere Arzneistoffe umwandeln können. Ähnliche Vorteile konnten bereits bei fermentierten Soja- und Ginsengprodukten festgestellt werden, die im Vergleich zu ihrer Rohform verstärkte gesundheitsfördernde Eigenschaften zeigen.

Entscheidend ist zudem die Selektivität der fermentierten Stevia, nur Krebszellen anzugreifen und gesunde Zellen weitgehend zu verschonen. Dies stellt einen bedeutenden Fortschritt dar, denn viele klassische Krebstherapien greifen leider auch gesundes Gewebe an. Allerdings sind diese Ergebnisse bislang auf In-vitro-Studien beschränkt; umfangreiche In-vivo- und klinische Studien sind notwendig, um Sicherheit, Wirksamkeit und Anwendungsmöglichkeiten zu bestätigen.

Fazit

Die aktuellen Erkenntnisse positionieren fermentierte Stevia als vielversprechenden natürlichen Ansatz in der Entwicklung gezielter Therapien gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs. Durch die Nutzung mikrobieller Fermentation haben Forscher einen potenten Wirkstoff entdeckt, der traditionelles Pflanzenwissen und moderne Mikrobiologie verbindet. Trotz des frühen Forschungsstadiums unterstreichen diese Ergebnisse, wie alltägliche Lebensmittel und ihre Mikroorganismen als innovative Quellen für neue Arzneimittel dienen können, mit der Hoffnung auf natürliche und kostengünstigere Krebstherapien in der Zukunft.

Quelle: theconversation

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