9 Minuten
BlackRock-Bericht hebt De-Dollarisierung und neue Reservestrategien hervor
In einer bedeutenden Veränderung für die globale Finanzwelt rückt BlackRock – der weltweit größte Vermögensverwalter mit einem verwalteten Vermögen von fast 12,5 Billionen US-Dollar – in seinem Juli-Bericht 2025 die zunehmende Abkehr vom US-Dollar in den Fokus. Der als "De-Dollarisierung" bezeichnete Trend wird für Zentralbanken immer wichtiger, da sie angesichts wirtschaftlicher und geopolitischer Herausforderungen ihre Währungsreserven breiter diversifizieren. Während Gold seine Rolle als zentrales alternatives Reserve-Asset behauptet, taucht Bitcoin zunehmend in hochrangigen Reservegesprächen auf.
De-Dollarisierung: Vom Konzept zur Umsetzung
Laut BlackRock überdenken führende Zentralbanken verstärkt ihre Abhängigkeit vom US-Dollar. Gründe sind wachsende geopolitische Spannungen, anhaltend hohe Inflation sowie erneute Zweifel an der fiskalischen Stabilität der USA.
Der Wertverlust des Dollar ist besonders ausgeprägt: In den letzten sechs Monaten fiel der Dollar um mehr als 10 % – ein Rückgang von solcher Geschwindigkeit wurde zuletzt in den frühen Siebzigerjahren beim Übergang vom Goldstandard beobachtet. Diese Entwicklung wirkt sich deutlich auf traditionelle und digitale Assets aus, und erhöht weltweit die Nachfrage nach Alternativen wie Gold und Kryptowährungen, insbesondere Bitcoin.
Ex-Präsident Donald Trump bestätigte diesen Trend: Während er einen starken US-Dollar befürworte, könne ein schwächerer Greenback bedeutende wirtschaftliche Vorteile bringen. Mit sinkendem Dollarwert werden in USD notierte Krypto-Assets für internationale Investoren attraktiver, was das Vertrauen in Fiatwährungen beeinträchtigen und das Interesse an dezentralen Alternativen wie Bitcoin stärken könnte.
Zentralbanken stärken Goldbestände im Wandel der Reservepolitik
Die Auswirkungen der De-Dollarisierung spiegeln sich auch im Verhalten der Zentralbanken wider. Allein 2024 erwarben sie gemeinsam über 1.000 Tonnen Gold – mehr als doppelt so viel wie im jährlichen Durchschnitt der letzten Dekade. Damit haben die globalen offiziellen Goldreserven fast 36.000 Tonnen erreicht – ein Niveau, das seit über 50 Jahren nicht mehr gesehen wurde.
Gold macht heute rund 20 % der weltweiten Reservewerte aus. Gleichzeitig ist der Anteil des US-Dollar auf etwa 46 % zurückgefallen. Der Euro steht für 16 %, weitere Währungen wie der chinesische Renminbi machen zusammen 18 % aus – so neue Zahlen von Business Insider.
Gold bleibt das zentrale Fundament vieler Reserveportfolios und dient als Absicherung gegen Inflation und geopolitische Risiken. Interessant ist laut BlackRock, dass Bitcoin, der stark an Bedeutung gewinnende digitale Vermögenswert, immer häufiger Thema in offiziellen Analysen zur Zukunft staatlicher Reserven ist.
Bitcoins dezentraler Charakter, seine limitierte Angebotsmenge und Unabhängigkeit von staatlicher Kontrolle werden zunehmend als strategischer Vorteil betrachtet. Zwar haben Zentralbanken bislang keinerlei nennenswerte Mengen an Bitcoin erworben, die Diskussion darüber markiert jedoch den Beginn einer neuen Ära im Reserve-Management.
Gold- und Krypto-Reserven: Trends, Käufer und Marktdynamik
Zentralbank-Käufe treiben Goldnachfrage auf Rekordniveau
Die Kaufwelle der Zentralbanken hielt auch Anfang 2025 an: Im ersten Quartal wurden mehr als 244 Tonnen Gold zugekauft. Auch Gold-ETFs profitierten, mit Kapitalzuflüssen von knapp 30 Mrd. US-Dollar – der höchste Wert seit 2020.
Laut World Gold Council erwarben Zentralbanken im Mai 2025 netto 20 Tonnen Gold. Kasachstan führte mit 7 Tonnen, gefolgt von der Türkei und Polen mit je 6 Tonnen. Eine aktuelle Umfrage ergab: 95 % der Reserve-Manager rechnen mit weiter steigenden weltweiten Goldbeständen im kommenden Jahr.
Knapp die Hälfte der Befragten plant, die eigenen Goldreserven weiter auszubauen, über 70 % sehen vor, ihre Dollarquote in den nächsten fünf Jahren zu verringern – zugunsten von Gold, dem Euro oder dem chinesischen Renminbi.
Zu den aktivsten Goldkäufern gehören aufstrebende Märkte wie Aserbaidschan, China und der Iran, die ihre nationalen Vermögen verstärkt gegen Sanktionen oder Währungsschwankungen absichern wollen. Im April 2025 erreichte der Goldpreis mit 3.500 US-Dollar pro Feinunze ein Rekordhoch. Nach Berechnungen von Metals Focus beziffert sich der Wert der offiziellen Goldankäufe dieses Jahr auf etwa 80 Milliarden Dollar – mit weiterem Aufwärtspotenzial angesichts anhaltender geopolitischer Unsicherheiten.
Chinas Zentralbank spielt hierbei eine Schlüsselrolle: Ihre gemeldeten Goldreserven stiegen von circa 2.000 Tonnen Ende 2022 auf rund 2.299 Tonnen bis Mitte 2025. Analysten vermuten zudem, dass Chinas tatsächliche Bestände durch zusätzliche Importe und Verlagerungen außerhalb der Bilanz sogar noch höher liegen könnten.
Der aktuelle Gold-Boom steht im starken Kontrast zu den Nettoverkäufen der späten 1990er. Seit 2023 entfallen beinahe ein Viertel der weltweiten Goldnachfrage auf Zentralbanken, die inzwischen fast jede achte neu geförderte Unze Gold aufkaufen – eine bewusste Anstrengung zur Stärkung nationaler Reserven.
.avif)
Bitcoin gewinnt als Reserve-Asset an Bedeutung
Während Gold seine Vormachtstellung behält, sieht BlackRock Bitcoin zunehmend als potenzielle Ergänzung im Mix der Reservewerte. Die Kryptowährung überzeugt durch ihr begrenztes Angebot, ihren Charakter als digitaler Wertspeicher und ihre Unabhängigkeit von staatlicher Einflussnahme – was weltweit das Interesse der Zentralbanken weckt.
Im Januar 2025 initiierte die Tschechische Nationalbank eine offizielle Studie zur möglichen Verwendung von Bitcoin in den eigenen Reserven und erwog dabei eine Allokation von bis zu 5 % ihres 140-Milliarden-Euro-Portfolios. In der Schweiz gab es Initiativen, die Schweizerische Nationalbank zu einer Reserve-Quote von 1-2 % in Bitcoin anzuregen.
Obwohl diese Initiativen Aufmerksamkeit erregen, bleibt die tatsächliche Einführung von Bitcoin durch Zentralbanken noch sehr begrenzt. Eine Umfrage 2025 von Central Banking Publications unter mehr als 91 Zentralbanken (mit insgesamt 7 Billionen Dollar an Reserven) ergab: Keine Bank hält Bitcoin, lediglich 2 % zeigen überhaupt Interesse an Kryptowährungen in den nächsten fünf bis zehn Jahren – ein deutlicher Rückgang gegenüber 16 % im Vorjahr.
Die unabhängige Untersuchung des OMFIF Global Public Investor 2025 bestärkt dieses Bild: 93 % der Zentralbanker planen laut Bericht keinen Einstieg in digitale Assets.
Hauptgründe für die Zurückhaltung sind Bitcoins hohe Volatilität, Unsicherheiten bei der Liquidität in Stressphasen sowie ungeregelte Fragen zu Verwahrung und Cybersicherheit. Zudem unterliegen viele Zentralbanken strengen gesetzlichen Vorgaben oder konservativen Anlageprofilen, die traditionelle und gut regulierte Assets bevorzugen.
Trotzdem signalisiert die vermehrte Diskussion rund um Bitcoin einen Wandel im institutionellen Bewusstsein, der langfristig zu einer weiteren Öffnung führen könnte.
Staaten leiten erste Schritte zu offiziellen Bitcoin-Reserven ein
Obwohl eine breite Bitcoin-Adoption durch Zentralbanken vorerst unwahrscheinlich bleibt, beginnen einzelne Regierungen und lokale Behörden mit konkreten Schritten zum Aufbau offizieller Krypto-Reserven. Im März 2025 gründete die US-Regierung eine Strategische Bitcoin-Reserve und verwaltet rund 200.000 beschlagnahmte Bitcoins in einem vom Finanzministerium geführten Konto. Das Bundesland Texas investierte kurz darauf 10 Millionen Dollar in einen eigenen Bitcoin-Reservefonds als langfristige Absicherung. Auch Pakistans Finanzministerium kündigte Anfang 2025 den Aufbau einer nationalen Bitcoin-Reserve an.
Bekanntestes Beispiel bleibt El Salvador, das mittlerweile mehr als 6.000 BTC hält, auch wenn die Politik des Landes von laufenden Verhandlungen mit dem IWF beeinflusst wird. In Bhutan macht Bitcoin inzwischen fast 28 % des BIP aus – ein Beleg dafür, wie ressourcenreiche Länder mit günstigen Energiekosten digitale Assets strategisch nutzen.
Bitcoins Wertsteigerung und wachsende institutionelle Akzeptanz
Der starke Anstieg Bitcoins im Jahr 2025 rückt die Kryptowährung weiter in den Fokus der Finanzmärkte. Am 14. Juli überschritt Bitcoin erstmals die Marke von 123.000 Dollar, was einem Wertzuwachs von 75 % gegenüber Ende 2024 entspricht. Institutionelle Anleger – angeführt durch BlackRocks iShares Bitcoin Trust mit nunmehr über 80 Mrd. Dollar an Assets – trugen mit Zuflüssen von mehr als 50 Milliarden Dollar zum Boom bei.
Bemerkenswert: Bitcoin-ETFs haben bereits die Anfangserfolge der größten Gold-ETFs übertroffen, was die zunehmende Akzeptanz und Integration digitaler Assets im institutionellen Bereich verdeutlicht. Am 26. Juli lag der Bitcoin-Kurs bei knapp 118.000 Dollar – etwa 10 % höher als vier Wochen zuvor.
Gleichzeitig haben neue regulatorische Maßnahmen für mehr Rechtssicherheit im digitalen Asset-Sektor gesorgt. Die USA erließen mit dem CLARITY Act und dem GENIUS Act zentrale Gesetze zur Definition und Regulierung von Digitalwerten. Der anhaltende Widerstand gegen die Einführung einer Zentralbank-Digitalwährung (CBDC) in den USA unterstreicht Bitcoins besondere Rolle als dezentrales, nicht-staatliches Asset.
Laut VanEck ist die Volatilität von Bitcoin – einst ein zentrales Argument gegen dessen Eignung als Wertaufbewahrungsmittel – inzwischen spürbar gesunken. Dies stärkt seine Glaubwürdigkeit als Teil langfristiger Reserve-Strategien. Im Zuge wachsender regulatorischer Klarheit und Integration digitaler Assets dürfte sich die Reserve-Landschaft weiter wandeln.
Ausblick: Bitcoin und Gold in den Zentralbankreserven der Zukunft
Auch wenn Zentralbanken bislang nur sehr eingeschränkt auf Bitcoin setzen, deutet die zunehmende Bedeutung digitaler Anlagen und deren Integration in staatliche und institutionelle Strategien auf einen tiefgreifenden Wandel hin. Während Gold weiterhin das Maß aller Dinge bleibt, entwickeln sich digitale Vermögenswerte, allen voran Bitcoin, zu ernstzunehmenden Alternativen – vor allem angesichts anhaltender wirtschaftlicher und monetärer Unsicherheiten.
Sowohl für die globale Krypto-Community als auch für Marktbeobachter eröffnen diese Entwicklungen neue Chancen und stellen bestehende Strukturen vor neue Herausforderungen. Die wachsende Nachfrage nach Gold und Bitcoin von Seiten staatlicher und institutioneller Anleger signalisiert eine bevorstehende Transformation – geprägt von Diversifikation, Digitalisierung und dem Streben nach mehr Widerstandsfähigkeit in einer sich wandelnden Weltwirtschaft.
Quelle: crypto
Kommentare