Rauchgetrocknete Mumien: Bestattungspraxis in Südostasien

Rauchgetrocknete Mumien: Bestattungspraxis in Südostasien

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Forscher, die menschliche Überreste aus Südostasien untersuchen, schlagen vor, dass bewusstes Rauch-Trocknen — das Festbinden und die lang andauernde Einwirkung von kaltem Rauch — eine vorsätzliche Bestattungstechnik war, die von prähistorischen Jäger-und-Sammler-Gemeinschaften angewandt wurde. Feldbeobachtungen lebender Traditionen in Papua, Indonesien, kombiniert mit archäologischen Befunden, deuten darauf hin, dass diese Praxis Körper über Jahrzehnte bis Jahrhunderte konservieren konnte und möglicherweise auf Zehntausende von Jahren zurückreicht, mit Auswirkungen auf die regionale Bevölkerungsgeschichte und kulturelle Kontinuität.

Zeitgenössische Belege und Feldbeobachtungen

Eine jüngere Forschungsexpedition in der Provinz Papua (2019) dokumentierte weiterhin angewandte Rauch-Trocknungsbestattungen bei den Dani- und Pumo-Gruppen. Die Forschenden beobachteten, wie Praktizierende Leichen fest bandagierten, sie über ein gleichmäßig brennendes Feuer platzierten und die Körper so lange räucherten, bis sie einheitlich schwarz wurden. Das Team nutzte diese modernen ethnographischen Beobachtungen, um zu erschließen, wie antike Bestattungen mit ähnlicher Körperlage und -haltung verarbeitet worden sein könnten.

Eine moderne rauchgetrocknete Mumie der Dani, Papua (Indonesien)

Wie Wissenschaftler rauchgetrocknete Mumien definieren

Obgleich das untersuchte archäologische Material meist skelettiert war — oft ohne Haut, Weichgewebe oder Haare — klassifizieren die Forschenden diese Funde als Mumien, weil eindeutige Hinweise vorliegen, dass sie durch langanhaltende Rauch-Einwirkung absichtlich konserviert wurden. Im Gegensatz zu klassischen versiegelten Mumien wurden diese geräucherten Körper nicht in Behältnisse oder Gräber gelegt, die sie von der Umgebung abschotteten; daher hielt ihr konservierter Zustand typischerweise nur für einen begrenzten Zeitraum an: in tropischen Verhältnissen gewöhnlich einige Jahrzehnte bis zu mehreren Jahrhunderten.

Die Autorinnen und Autoren betonen, dass in heißen und feuchten Klimazonen, in denen bakterielle Zersetzung schnell voranschreitet, kontrolliertes Räuchern über niedererhitzten Feuern eine praktikable Methode darstellt, die Verwesung zu verlangsamen und die sichtbare Präsenz der Verstorbenen in der Gemeinschaft aufrechtzuerhalten.

Ursprung, ritueller Kontext und kulturelle Bedeutung

Der Mechanismus, durch den frühe Menschen erstmals entdeckten, dass Rauch einen Körper konservieren kann, ist weiterhin unsicher. Forschende schlagen mehrere nicht ausschließende Möglichkeiten vor: zufällige Konservierung bei Ritualfeuern, die Übertragung von Fleischräuchertechniken auf menschliche Überreste oder eine eigenständige Innovation im Zusammenhang mit Bestattungsriten. Unabhängig vom Ursprung verlängerte das Räuchern die Zeit, in der Ahnen den Lebenden physisch präsent blieben, und stärkte so Erinnerung, soziale Bindungen und kultische Praktiken.

Migration und Bevölkerungsgeschichte

Die Studie setzt sich auch mit einem "Zwei-Schichten"-Modell der Menschenwanderung nach Südostasien auseinander. Nach diesem Modell wurden frühe Jäger-und-Sammler-Populationen — deren Ankunft bis zu etwa 65.000 Jahre zurückreichen kann — später von neolithischen Bauern ergänzt, etwa vor rund 4.000 Jahren. Das Vorkommen von Spuren rauchbedingter Mumifizierung in alten Bestattungen könnte kulturelle Praktiken der älteren Jäger-und-Sammler-Schicht markieren und auf Kontinuitäten zwischen diesen Gruppen und heutigen Bevölkerungen wie den Dani und Pumo hinweisen.

Unabhängige Kommentatoren, etwa die biologische Anthropologin Ivy Hui-Yuan Yeh, haben angemerkt, dass diese Befunde mit weiter gefassten Mustern früher menschlicher Wanderungen, Interaktionen und kultureller Persistenz in Asien übereinstimmen.

Folgen für die Archäologie und künftige Forschung

Wenn stark zusammengezogene oder eng gebundene Bestattungen in der Region rauchgetrockneten Mumien entsprechen, könnte die geografische und chronologische Verbreitung dieser Bestattungspraxis deutlich größer und älter sein als bisher angenommen — möglicherweise bis zu den ersten Ausbreitungen von Homo sapiens nach Südostasien vor nahezu 40.000–65.000 Jahren. Zukünftige Arbeiten, die sorgfältige Ausgrabungen, mikroskopische Analysen von Knochenoberflächenveränderungen, organische Rückstandsanalysen und direkte Radiokohlenstoffdatierungen kombinieren, werden entscheidend sein, um Zeitpunkt, Methode und kulturelle Bedeutung zu bestätigen.

Fachliche Einschätzung

Dr. Elena Morales, eine Tropenarchäologin mit Felderfahrung in den Inseln Südostasiens, kommentierte: "Ethnographische Parallelen sind starke Hypothesengeneratoren für die Archäologie, müssen aber durch direkte materielle Belege überprüft werden. Mikromorphologie und chemische Analysen an Knochen und zugehörigen Sedimenten können offenbaren, ob Hitze und Rauch absichtlich angewendet wurden und bei welchen Temperaturen."

Fazit

Belege aus gegenwärtigen Ritualpraktiken und archäologischen Resten stützen die Interpretation, dass Rauch-Trocknen in Teilen Südostasiens eine bewusste Konservierungsmethode war. Diese Bestattungstechnik liefert Einblicke darin, wie Gemeinschaften mit Tod, Erinnerung und sozialer Kontinuität umgingen, und sie kann tiefe Verbindungen in der Bevölkerungsgeschichte der Region beleuchten.

Quelle: livescience

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