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Beschleunigter Rückgang der Kaiserpinguine durch Klimawandel bestätigt

Beschleunigter Rückgang der Kaiserpinguine durch Klimawandel bestätigt

2025-06-11
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Beschleunigte Abnahme der Kaiserpinguin-Population infolge des Klimawandels

Eine umfassende neue Studie zeigt, dass Kaiserpinguine – als größte und besonders bedeutende Pinguinart der Antarktis bekannt – deutlich schneller verschwinden, als selbst pessimistische Prognosen bislang angenommen hatten. Die Forschung hebt eine dringliche Bedrohung hervor: Der Klimawandel führt nicht nur zu einem Rückgang des Meereises, sondern destabilisiert komplette Ökosysteme, die für das Überleben dieser Vögel essenziell sind.

Unter Einsatz moderner Satellitenüberwachung untersuchte ein internationales Forschungsteam sechzehn Kaiserpinguin-Kolonien auf der Antarktischen Halbinsel, im Weddellmeer und Bellingshausenmeer und erfasste damit ungefähr 30 % des gesamten Weltbestands dieser Tierart. Die in Nature Communications: Earth & Environment veröffentlichten Ergebnisse belegen einen erschreckenden Bestandseinbruch von 22 % in nur 15 Jahren – etwa doppelt so hoch wie frühere Schätzungen der Kaiserpinguin-Verluste von 2009 bis 2018 für die Antarktis insgesamt.

Satellitentechnologie zeigt starke Verluste bei Pinguinkolonien

Wissenschaftler des British Antarctic Survey (BAS) nutzten hochauflösende Satellitenbilder, um Brutplätze während der antarktischen Frühlingsmonate Oktober und November zu beobachten, bevor die Polarnacht direkte Sichtungen verhindert. Laut Studienleiter Peter Fretwell fallen die real ermittelten Bestandszahlen „rund 50 Prozent schlechter“ aus als selbst pessimistische Modellprognosen. Die Studie belegt, dass selbst die drastischsten direkten Auswirkungen des Klimawandels auf das antarktische Meereis erst nach Beginn der Datenerhebung ab 2009 einsetzten, sich der Bestandsrückgang aber bereits seither stetig fortsetzt.

Entscheidende Bedeutung des Meereises für das Überleben der Kaiserpinguine

Kaiserpinguine sind vollständig auf stabiles, sich an den Küsten bildendes Meereis als Brutplatz angewiesen. Dieses Eis ermöglicht komplexe Lebenszyklen: Die Männchen brüten während des antarktischen Winters die Eier aus, während die Weibchen monatelang auf Nahrungssuche im Meer sind. Gerade für die Küken, die erst im Frühsommer ihr wasserabweisendes Gefieder entwickeln, ist früheres Schmelzen des Eises bedrohlich – eine Folge der Klimaerwärmung. Das tragische Ausmaß zeigt sich, wenn instabiles Packeis kollabiert und ganze Jungvogel-Generationen ins eisige Wasser stürzen, bevor sie schwimmen und eigenständig Nahrung suchen können – ein inzwischen häufig beobachtetes Ereignis.

Klimawandel als Hauptbedrohung – Andere Ursachen ausgeschlossen

Die Studie schließt andere typische Einflussfaktoren wie Überfischung, Verschmutzung oder Zerstörung von Lebensraum an Land aus. „Kaiserpinguine sind wahrscheinlich das beste Beispiel einer Art, deren Überleben ausschließlich vom Klimawandel abhängt“, erklärt Fretwell. Der direkte Zusammenhang zwischen steigenden globalen Temperaturen und dem Schwinden des Bruthabitats ist bei ihnen besonders deutlich und unterscheidet sich von komplexeren Bedrohungslagen anderer Tierarten.

Neben der Ausdünnung und Instabilität des Meereises kann ein wärmeres Klima in der Antarktis zu vermehrtem Niederschlag oder dem Auftreten neuer Fressfeinde führen, was die Überlebenschancen der Kaiserpinguine zusätzlich verringert.

Globale Tragweite und Ausblick

Laut aktuellen Schätzungen existieren etwa 250.000 Brutpaare, die allesamt in der Antarktis beheimatet sind. Bereits jetzt gilt die Art als gefährdet. Klimamodelle prognostizieren, dass die Kaiserpinguine ohne effektive, weltweite Verringerung von Treibhausgasemissionen bis zum Ende dieses Jahrhunderts an den Rand des Aussterbens geraten könnten. Die neuen Satellitendaten deuten jedoch darauf hin, dass bisherige Modelle Tempo und Ausmaß des Rückgangs sogar unterschätzen könnten.

„Diese alarmierenden Ergebnisse bedeuten, dass wir bestehende Aussterberisiko-Modelle neu bewerten und gegebenenfalls anpassen müssen“, betont Fretwell. Während die satellitengestützte Überwachung besonders im antarktischen Frühjahr stabil ist, könnten künftig auch Radar- oder Wärmesensoren genutzt werden, um Populationen selbst während der Polarnacht zu erfassen. Die Forschenden plädieren zudem für die Ausweitung der Überwachung auf weitere Kolonien, da unklar bleibt, ob der dokumentierte Rückgang in ganz Antarktika vergleichbar stark ist, auch wenn die untersuchten Gebiete als repräsentativ gelten.

Fazit

Der von der Studie dokumentierte, beispiellose Rückgang der Kaiserpinguin-Bestände ist ein deutlicher Beleg für die gravierenden Auswirkungen des Klimawandels auf polare Ökosysteme. Der rapide Verlust – deutlich stärker als erwartet – unterstreicht, wie dringend ein globales Handeln im Klimaschutz notwendig ist: nicht nur für die Kaiserpinguine, sondern für das gesamte antarktische Umweltgefüge. Trotz der besorgniserregenden Entwicklung besteht laut den Wissenschaftlern noch eine Chance, die schlimmsten Folgen abzuwenden – vorausgesetzt, die Reduktion von Treibhausgasemissionen gelingt zeitnah und wirksam. Unterbleibt entschlossenes Handeln, könnte diese einzigartige und charismatische Tierart schon in wenigen Jahrzehnten an der Schwelle zum Aussterben stehen.

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