5 Minuten
Rian Johnsons neuester Whodunit feiert Premiere beim TIFF
Wake Up Dead Man: A Knives Out Mystery — der lang erwartete dritte Teil von Rian Johnsons beliebter Whodunit-Reihe — feierte seine Weltpremiere im Special Presentations-Programm des Toronto International Film Festival, und Kritiker nennen ihn eine mutige, emotional reichere Ergänzung der Serie. Während Knives Out (2019) gemütliche, satirische Irreführung bot und Glass Onion (2022) in bunter, campiger Übertreibung schwelgte, schlägt Wake Up Dead Man eine Wendung ins Gothic-Genre ein und reduziert die Komik zugunsten von Stimmung, Rätsel und Charaktertiefe.
Was Kritiker sagen
Frühe Rezensionen loben den Film dafür, die Formel neu zu erfinden, ohne ihre Kernattraktivität zu verlieren: Daniel Craigs unermüdlich charmanter Benoit Blanc bleibt das verbindende Element, doch Johnson umgibt ihn mit einem neuen, hochkarätigen Ensemble — darunter Josh O’Connor, Glenn Close, Josh Brolin, Mila Kunis, Jeremy Renner, Kerry Washington, Andrew Scott, Cailee Spaeny, Daryl McCormack und Thomas Haden Church —, das laut Kritikern frische Dynamik und überraschende Tiefe bringt.
IndieWire hob Johnsons Formbeherrschung hervor: Er weiß weiterhin, wie man ein befriedigendes Entwirren aufbaut, spielt hier aber stärker mit Ton und Motiv. TheWrap nannte besonders Josh O’Connors Auftritt und bemerkte, dass der Schauspieler sowohl komisches Timing als auch ein überraschendes emotionales Zentrum mitbringt, das den Film von einem reinen Rätsel zu einer Geschichte über Anmut und Konsequenz verwandelt. Die Deadline-Rezension betonte, dass Fans sich wegen des Tonwechsels keine Sorgen machen sollten — der Film enthält immer noch spielerische Momente (eine Zeile zollt sogar Scooby-Doo-artigem Chaos Tribut), setzt diese jedoch in einen dunkleren, atmosphärischeren Rahmen.
Wie er im Vergleich zu Knives Out und Glass Onion abschneidet
Vergleicht man Wake Up Dead Man mit Johnsons Vorgängern, zeigt sich ein bewusstes Ton‑Dreieck. Knives Out setzte auf Gesellschaftssatire und das Vergnügen am Spurensuchen; Glass Onion lehnte sich an Satire und glänzende Absurdität an. Dieser dritte Film zielt auf Gothic‑Spannung: stimmungsvollere Beleuchtung, zurückhaltendere Komik und eine Handlung, die Kritiker als Johnsons elaborierteste und emotional resonanteste bezeichnen. Für Fans klassischer Agatha‑Christie‑Adaptionen wird die Atmosphäre vertraut wirken, doch Johnsons moderne Sensibilität hält die Lösungen frisch und überraschend.
.avif)
Branchenkontext und Trends
Wake Up Dead Man erscheint inmitten eines größeren Trends: Streaming‑Plattformen geben etablierten Regisseuren Großbudget‑Spielräume, um sowohl Abonnenten zu begeistern als auch filmische Franchises aufzubauen. Das Modell von Netflix — eine begrenzte Kinoauswertung gefolgt von einem Streaming‑Debüt — spiegelt die hybride Veröffentlichungsstrategie der Branche in einer post‑theatricalen Ära wider. Rian Johnsons Fähigkeit, die Knives‑Out‑Formel zu variieren, zeigt, wie Franchises relevant bleiben können, indem sie Genrewechsel annehmen statt dieselbe Formel zu wiederholen.
Trivia und Hintergrund
Die TIFF‑Premiere des Films (Special Presentations) signalisierte das Vertrauen der Branche vor der geplanten limitierten Kinoauswertung am 26. November und dem Netflix‑Streamingstart am 12. Dezember. Kritiker hoben die Aufmerksamkeit der Produktion für gotisches Produktionsdesign und eine düsterere Klangpalette hervor, die diesen Teil von der früheren tonal fröhlicheren Ausrichtung der Reihe unterscheidet.
Kritische Perspektiven und Zuschauerreaktion
Während Rezensenten das tonale Risiko größtenteils loben, erwarten einige geteilte Reaktionen von langjährigen Fans, die die Heiterkeit von Glass Onion schätzten. Die stärker gewichteten emotionalen Einsätze und das langsamere Rätselgeben tauschen einige Lacher gegen Atmosphäre ein, was Zuschauer belohnt, die stimmungsgetriebene Erzählungen und charakterbasierte Enthüllungen ebenso schätzen wie das Rätsel selbst.
Expertenmeinung
"Wake Up Dead Man ist das formal ambitionierteste Knives Out bisher", sagt die Filmhistorikerin Lara Mendes. "Johnson vertieft sein Rätsel, indem er sich auf Atmosphäre und Konsequenz einlässt; das Ergebnis ist ein Whodunit, das Sie genauso fühlen lässt, wie es Sie zum Deduzieren auffordert."
Abschließende Gedanken
Wake Up Dead Man ist ein Beleg dafür, dass Franchisefilmemachen sich weiterentwickeln kann: Johnson hält den charakteristischen Whodunit‑Motor am Laufen, verlagert aber die Tonalität, um etwas Dunkleres, Ornamentreicheres und emotional Resonanteres zu liefern. Ob man wegen Benoit Blancs Ermittlungen, der Rätselstruktur oder der Ensemble‑Leistungen kommt — dieses dritte Kapitel beansprucht seinen Platz als eigenständiges und erinnerungswürdiges Kapitel des zeitgenössischen Mystery‑Kinos.
Quelle: deadline
Kommentare