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Mercedes‑Benz weist Berichte über Einsatz von BMWs B48‑Motor zurück
Auf der IAA Mobility in München machte Markus Schäfer, Technischer Vorstand von Mercedes‑Benz und Mitglied des Vorstands, unmissverständlich klar: "Das entspricht nicht der Wahrheit." Er betonte, dass Mercedes seine eigene Family of Modular Engines (FAME) entwickelt habe, die mehrere Hubräume abdeckt und darauf ausgelegt ist, den Anforderungen von EU7, China 7 und den US‑Regelungen zu genügen.
Was die FAME‑Architektur von Mercedes bedeutet
Modulares Design und Emissionskonformität
FAME ist die hausinterne modulare Motorarchitektur von Mercedes. Sie umfasst Vierzylinder-, Sechszylinder-, Achtzylinder‑ und sogar Zwölfzylinder‑Konfigurationen und ist für Benzinmotoren, Mild‑Hybridlösungen und mögliche Plug‑in‑Hybridanwendungen ausgelegt. Ziel der Plattform ist die volle Einhaltung der bevorstehenden Euro‑7‑Abgasvorschriften und anderer globaler Standards, damit Mercedes nicht auf externe Lieferanten für Verbrennungsmotoren angewiesen ist.
Leistung und technische Daten
Während der 2,0‑Liter‑Vierzylinder B48 von BMW ein bewährtes Turboaggregat ist (je nach Abstimmung und Einsatz üblicherweise zwischen etwa 180–260 PS) und strenge Abgasvorgaben erfüllt, liegt der Fokus von Mercedes' FAME‑Strategie darauf, Motoren über das gesamte Leistungsspektrum anzubieten – von sparsamen Kleinmotoren für Kompaktwagen bis hin zu leistungsstarken V8‑ und V12‑Aggregaten für Spitzenmodelle. "Wir werden weiterhin V12‑ und auch V8‑Motoren anbieten", sagte Schäfer gegenüber Motor1 und unterstrich damit Mercedes' Anspruch, leistungsstarke Antriebe intern zu behalten.

Warum ein BMW‑Motor auf dem Papier Sinn gemacht hätte — und warum Mercedes ablehnte
Oberflächlich betrachtet hätte die Nutzung von BMWs B48 Mercedes Entwicklungskosten sparen und einen schnellen Weg zur Euro‑7‑Zertifizierung für Kompaktmodelle wie CLA, GLA, C‑Klasse und E‑Klasse bieten können. Das Gerücht nannte außerdem eine mögliche gemeinsame Montageanlage in den USA, um Einfuhrzölle zu umgehen.
Mercedes' bisherige Ko‑Entwicklungen (beispielsweise der 1,5‑Liter‑Vierzylinder mit Partnern wie Geely und die frühere 1,33‑Liter‑Zusammenarbeit mit der Renault‑Nissan‑Mitsubishi‑Allianz) bedeuten jedoch nicht zwangsläufig, dass man bereit ist, Kernmotoren von einem direkten Wettbewerber zu beziehen. Das FAME‑Programm und die klare öffentliche Zurückweisung lassen nur wenig Raum für einen Motortausch mit BMW.

Konstruktion, Leistung und Produktpositionierung
Mercedes will künftige Modelle mit einer klaren mechanischen Identität positionieren: Verbrennervarianten werden parallel zu elektrifizierten EQ‑Modellen im Rahmen einer Doppelstrategie bestehen. Der neue GLC wird sowohl als Benziner als auch elektrisch zu ähnlichen Preisniveaus angeboten – ein deutliches Beispiel für Marktpositionierung, das Käufern die Wahl erhält, die nicht vollständig auf ein Elektrofahrzeug umsteigen wollen oder können.
Leistung bleibt ein Differenzierungsmerkmal der Marke: AMG‑ und hochpreisige Mercedes‑Modelle werden dort, wo es erforderlich ist, weiterhin auf dedizierte V8‑ und V12‑Motoren setzen, während Kompakt‑ und Mittelklasse‑Fahrzeuge optimierte Vierzylinder‑ und Sechszylinder‑FAME‑Module mit Hybridunterstützung nutzen. So bewahrt Mercedes die ingenieurtechnische Unabhängigkeit und markentypische Antriebscharakteristika.
Marktkontext und Strategie
Die Zurückweisung kommt inmitten eines volatilen Marktes für Elektrofahrzeuge. Mercedes hat ab dem 1. September 2025 in den USA vorübergehend neue Bestellungen und Auslieferungen für EQE und EQS (Limousine und SUV) gestoppt und als Gründe schwache Nachfrage, hohe Händlerbestände und die anstehende Frist für die US‑Bundes‑E‑Auto‑Steuergutschrift genannt. Der EQB bleibt weiterhin verfügbar.

Diese Pause verdeutlicht den Balanceakt, vor dem Mercedes steht: die Beschleunigung der Elektromobilität, gleichzeitig aber auch die Sicherung lebensfähiger und konformer Verbrennungsmotoren. Mit der Investition in die modulare Motorfamilie FAME signalisiert Mercedes, dass Verbrennungstechnik – verbessert durch Hybridisierung – neben den EQ‑Elektromodellen weiter Teil des globalen Portfolios bleiben wird.
Vergleich: Eigenentwicklung vs. Fremdbezug
Das Outsourcing eines Aggregats wie des BMW B48 könnte kurzfristig Entwicklungsaufwand und Kosten senken und die Einhaltung strenger Emissionsvorgaben erleichtern. Langfristig droht jedoch die Verwässerung der Markenidentität und der Verlust technischer Kontrolle. Mercedes' Ansatz setzt auf proprietäre Entwicklung, Plattformflexibilität (FAME) und die Möglichkeit, Antriebe markenspezifisch abzustimmen – Faktoren, die bei Enthusiasten und in der Premiumpositionierung wichtig sind.
Fazit für Enthusiasten
Vorerst bleiben Mercedes‑Fahrzeuge mit Mercedes‑Motoren ausgestattet. Die Rivalität zwischen Stuttgart und München bleibt bestehen, bewahrt unterschiedliche Ingenieursphilosophien und sorgt dafür, dass sowohl BMW als auch Mercedes Produkte mit eigenständiger Leistung, Klang und Fahrcharakter liefern. Die Branche wird beobachten, wie Mercedes in den kommenden Jahren FAME‑basierte Verbrennungskraftwerke mit der wachsenden EQ‑Elektropalette in Einklang bringt.
Quelle: autoevolution
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