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Warum Sie vorsichtig sein sollten, wenn Sie Hygieneartikel teilen
Auf Reisen oder bei Übernachtungen außerhalb des eigenen Zuhauses ist es oft verlockend, sich ein Handtuch, einen Rasierer oder eine Zahnbürste zu leihen. Mikrobiologische Forschung und epidemiologische Untersuchungen legen jedoch nahe, dass das Teilen dieser Alltagsgegenstände Krankheitserreger — Bakterien, Viren und Pilze — übertragen kann. Diese Keime überleben auf Textilien, Kunststoffen und Metallen von Stunden bis hin zu mehreren Monaten. Während das absolute Risiko bei einem einzelnen Anlass häufig gering ist, erhöht wiederholtes oder routinemäßiges Teilen die Wahrscheinlichkeit einer Kolonisation oder Infektion und kann die Exposition gegenüber antibiotikaresistenten Stämmen bedeuten, die schwieriger zu behandeln sind.
Wissenschaftlicher Hintergrund: Wie lange Erreger auf Oberflächen überleben
Laborstudien, die das Überleben von Erregern auf verschiedenen Materialien messen, zeigen große Unterschiede, abhängig von Organismus und Oberfläche. Einige Schimmelpilze wie Aspergillus können auf Textilien und Kunststoff länger als einen Monat überleben. Bestimmte Bakterien, darunter verschiedene Staphylococcus-Arten, sind in der Lage, monatelang oder sogar jahrelang auf trockenen Oberflächen zu persistieren. Viele respiratorische Viren und Herpesviren überdauern Stunden bis Tage auf Oberflächen; nicht-ummantelte Viren (z. B. Noroviren) und Viren, die durch organische Rückstände geschützt sind, können noch länger ansteckungsfähig bleiben.
Diese Überlebensdaten stammen aus kontrollierten Umgebungsversuchen, bei denen Temperatur, Luftfeuchte und Materialart variiert werden. Die tatsächliche Übertragung in der Lebenswelt hängt zusätzlich von Wirtsfaktoren (z. B. Hautverletzungen, Immunstatus), der Häufigkeit des Kontakts und der übertragenen Keimmengen ab. Randomisierte, kontrollierte Studien, die bewusst Menschen absichtlich gebrauchten persönlichen Gegenständen aussetzen, sind aus ethischen Gründen nicht zulässig; daher stammen die meisten Hinweise beim Menschen aus Beobachtungsstudien, Ausbruchsberichten und Untersuchungen zur Übertragung innerhalb von Haushalten oder Gemeinschaftseinrichtungen.
Gegenstand 1: Handtücher — ein Übertragungsweg für Hautinfektionen
Handtücher schaffen nach dem Gebrauch warme, feuchte Mikrohabitate, in denen Hautkeime erhalten bleiben. Beobachtungsstudien zeigen einen klaren Zusammenhang zwischen dem Teilen von Handtüchern und der Übertragung von Hautinfektionen. So ergab eine Ausbruchsuntersuchung unter jugendlichen Kontaktsportlern, dass Personen, die Handtücher teilten, signifikant häufiger Infektionen mit antibiotikaresistentem Staphylococcus aureus entwickelten. In einer separaten Haushaltsstudie hatten Familien, die Handtücher teilten, eine höhere innerhalbhäusliche Verbreitung von Staph-Infektionen.
Staphylococcus aureus kann Impetigo (oberflächliche Hautinfektionen) verursachen und — wenn er durch Schnitte oder Abschürfungen in den Blutkreislauf gelangt — selten invasive Erkrankungen wie Sepsis hervorrufen. Personen mit Hautläsionen, häufigen Hautreizen oder intensiver Reibung (z. B. Sportler) sind besonders anfällig. Waschen mit Seife reduziert die Keimlast auf Haut und Textilien, sterilisiert die Haut jedoch nicht vollständig; regelmäßiges Teilen von feuchten oder nur teilweise getrockneten Handtüchern erhöht daher das kumulative Expositionsrisiko.
Gegenstand 2: Zahnbürsten — Risiken durch Blut und Speichel
Zahnbürsten kommen in direkten Kontakt mit Speichel und Zahnfleisch und können durch kleine, oft mikroskopische Blutungen eine direkte Eintrittspforte für blutübertragbare Erreger bilden. Untersuchungen haben potenziell pathogene Bakterien wie Staphylococcus spp., Escherichia coli und Pseudomonas spp. auf gebrauchten Zahnbürsten nachgewiesen. Herpes-simplex-Virus Typ 1 (HSV‑1) und andere Viren wurden unter günstigen Bedingungen mehrere Tage auf Kunststoffborsten nachgewiesen.
Das Teilen einer Zahnbürste kann daher die Übertragung von HSV‑1 (Lippenherpes), Epstein‑Barr‑Virus (Pfeifferʼsches Drüsenfieber) und — in seltenen, aber dokumentierten Fällen — blutübertragbaren Viren wie Hepatitis C ermöglichen, wenn kontaminiertes Blut vorhanden ist. Viele Menschen mit Hepatitis C sind asymptomatisch und wissen nichts von ihrer Infektion, was das Risiko einer unbeabsichtigten Übertragung über gemeinsame Mundhygieneartikel erhöht. Neben Viren und Bakterien können auch orale Pilze (z. B. Candida) zwischen Personen übertragen werden, insbesondere wenn das Immunsystem geschwächt ist.

Gegenstand 3: Rasierer — Schnitte, Blut und humane Papillomviren
Rasierer gelten als riskant, weil sie häufig zu kleinsten Hautverletzungen führen und sichtbares oder unsichtbares Blut tragen können. Humane Papillomviren (HPV), die gewöhnliche Warzen und andere kutane Läsionen verursachen, können auf unbelebten Gegenständen überdauern und wurden mit der Übertragung über gemeinsam genutzte Pflegewerkzeuge in Verbindung gebracht. Rasierer können darüber hinaus andere blutübertragbare Erreger transportieren, wenn sie mit kontaminiertem Blut in Kontakt gekommen sind.
Dermatologen und Infektionsschutzexperten empfehlen daher in der Regel, dass jede Person ihre eigenen Rasierer benutzt und das Teilen vermeidet, um das Risiko einer Kreuzübertragung von Hautpathogenen und blutübertragbaren Infektionen zu reduzieren. Bei Gemeinschaftsduschen, Sportstätten oder in Notunterkünften trägt eine konsequente Regelung zur Nutzung persönlicher Rasierutensilien zur Infektionsprävention bei.
Wer ist besonders gefährdet?
Bestimmte Personengruppen sind anfälliger für Infektionen durch gemeinsam genutzte Hygieneartikel: Menschen mit intakter Hautschädigung (Schnitte, Abschürfungen), Personen mit geschwächtem Immunsystem (Säuglinge, ältere Menschen, Patienten unter immunsuppressiver Therapie), sowie Personen mit chronischen Erkrankungen wie schlecht eingestelltem Diabetes, die die Funktion der Immunzellen beeinträchtigen. Sportler oder Menschen mit häufiger Hauttraumatisierung und vermehrtem Schwitzen haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko, Hautinfektionen durch kontaminierte Textilien und persönliche Gegenstände zu erwerben.
Darüber hinaus sind in Gemeinschaftseinrichtungen wie Pflegeheimen, Krankenhäusern, Sportvereinen oder Gefängnissen die Bedingungen (enge Räume, gemeinsame Waschräume) oft förderlich für eine schnellere Verbreitung von Erregern. In solchen Umgebungen erhöhen gemeinsame Hygieneartikel das Risiko von Clusterinfektionen, insbesondere wenn Reinigungs- und Hygienestandards nicht strikt eingehalten werden.
Praktische Hinweise und Prävention
Zur Reduktion des Übertragungsrisikos sind einfache, praktikable Hygienemaßnahmen effektiv und kostengünstig. Vermeiden Sie nach Möglichkeit das Teilen von Handtüchern, Rasierern und Zahnbürsten; lagern Sie persönliche Gegenstände getrennt; waschen Sie Handtücher und Waschlappen bei hohen Temperaturen und trocknen Sie sie vollständig; ersetzen Sie Zahnbürsten alle drei Monate oder nach einer Erkrankung; verwenden Sie Einwegrasierer für Einzelanwender oder wechseln Sie regelmäßig die Rasierklingen; lassen Sie harte Gegenstände zwischen den Anwendungen gut trocknen und reinigen Sie Griffe sowie Halter regelmäßig mit einem geeigneten Desinfektionsmittel.
- Handtuchhygiene: Trocknen Sie Handtücher vollständig bei hoher Temperatur (mindestens 60 °C, wenn das Material es zulässt) und vermeiden Sie das Teilen von Handtüchern innerhalb von Haushalten mit vulnerablen Personen.
- Zahnbürsten: Bewahren Sie Zahnbürsten aufrecht und getrennt (z. B. in separaten Behältern) auf, damit Luftzirkulation das Austrocknen fördert. Vermeiden Sie gemeinsam genutzte Becher oder Abstellflächen, auf denen Bürsten sich berühren könnten.
- Rasierer: Nutzen Sie persönliche Rasierutensilien, entsorgen Sie Einwegrasierer nach Gebrauch und wechseln Sie bei Mehrklingenrasierern die Aufsätze regelmäßig. Reinigen Sie Metallteile gründlich und lassen Sie diese trocknen, bevor sie gelagert werden.
- Reinigung und Desinfektion: Griffe, Halterungen und Waschbeckenoberflächen regelmäßig mit haushaltsüblichen Desinfektionsmitteln säubern. Achtung: Nicht alle Desinfektionsmittel sind für alle Materialien geeignet.
- Reiseempfehlung: Packen Sie ein kleines eigenes Handtuch sowie Zahnbürste und Rasierer ein, um Leihen zu vermeiden. Reisesets für Zahnhygiene und Einwegrasierer sind kostengünstig und hygienisch.
Wenn das Ausleihen unumgänglich ist, wählen Sie möglichst frische, trockene Handtücher oder eine neue Rasierklinge und vermeiden Sie direkten Hautkontakt mit bereits benutzten Mundpflegegegenständen.
Experteneinschätzung
„Das Überleben von Mikroben auf Oberflächen ist variabel, doch das Prinzip ist einfach: Gegenstände, die mit Schleimhäuten oder verletzter Haut in Kontakt kommen, erhöhen das Risiko“, erklärt Dr. Sarah Mitchell, Infektiologin und Dozentin für Public Health. „Das routinemäßige Nichtteilen von Zahnbürsten, Rasierern und Handtüchern ist eine kostengünstige Maßnahme mit hohem Nutzen. In Umgebungen mit vulnerablen Personen — Neugeborenen, Senioren, Transplantatempfängern — können strikte Regeln zum Gebrauch persönlicher Gegenstände schwere gesundheitliche Folgen verhindern.“
Fazit
Laborstudien zum Überleben von Mikroben und Berichte über Ausbrüche zeigen, dass Handtücher, Zahnbürsten und Rasierer unter realistischen Bedingungen Krankheitserreger übertragen können. Während eine gelegentliche, einmalige Exposition gegenüber dem persönlichen Gegenstand eines Familienmitglieds meist nur ein geringes Risiko darstellt, erhöht regelmäßiges Teilen die Wahrscheinlichkeit einer Kolonisation und Infektion — einschließlich der Übertragung antibiotikaresistenter Keime und blutübertragbarer Viren. Die sicherste Vorgehensweise ist, diese persönlichen Hygieneartikel als Einzelnutzung zu betrachten, auf gründliche Wäsche und regelmäßigen Austausch zu achten und das Teilen in Haushalten mit vulnerablen Personen aktiv zu vermeiden. Durch einfache Präventionsmaßnahmen lässt sich das Infektionsrisiko deutlich reduzieren.
Quelle: theconversation
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