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Wöchentlicher Schluss: BTC hält kritische Unterstützung
Bitcoin schaffte es, das entscheidende wöchentliche Unterstützungsniveau bei 108.700 USD zu halten, wie TradingView-Daten zeigen. Diese Marke fungierte in den letzten Wochen als wichtige Referenz für Marktteilnehmer und Institutionelle, die das Zusammenspiel von Spot- und Derivatemärkten genau beobachten. Stabilität oberhalb dieses Bereichs könnte laut Analysten die Voraussetzungen für einen erneuten Aufwärtsimpuls schaffen.
Der Marktkommentar von Rekt Capital weist darauf hin, dass eine anhaltende Stabilität über dieser Zone den Weg in Richtung 120.000 USD freimachen könnte. Solche Projektionen sind typisch für technische Analysen, in denen historische Unterstützungs- und Widerstandszonen, Volumenprofile und gleitende Durchschnitte kombiniert werden, um mögliche Zielbereiche abzuleiten. Allerdings bleiben diese Szenarien stark von Liquidität, Makroereignissen und On-Chain-Flüssen abhängig.
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung notierte BTC in der Nähe von 110.000 USD und traf auf Widerstand knapp über dieser Marke. Dieses Preisverhalten spiegelt die klassische Marktinternen Spannungen wider, bei der kurzfristige Gewinnmitnahmen aufseiten spekulativer Trader auf konservativere Anleger treffen, die an ihren Positionen festhalten. Die Folge sind Phasen erhöhter Volatilität, in denen Preisbewegungen oft schärfer ausfallen als in ruhigen Marktphasen.
Aus technischer Sicht sind mehrere Faktoren relevant: das Verhältnis zwischen Kauf- und Verkaufsvolumen an zentralen Börsen, die Lage wichtiger gleitender Durchschnitte (z. B. 50-Tage- und 200-Tage-Durchschnitt), die Struktur des Orderbuchs sowie das offene Interesse im Futures-Markt. Ein Durchbruch über den kurzfristigen Widerstand mit hohem Volumen würde Kaufdruck signalisieren und könnte kurzfristig Momentum in Richtung der erwähnten 120.000 USD erzeugen. Umgekehrt würde ein Rutsch unter die 108.700 USD die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Verkäufer versuchen, die nächste Unterstützungszone zu testen.
Für Anleger ist es wichtig, Risiko- und Positionsgrößen an die erhöhte Unsicherheit anzupassen. Liquiditätspools, die häufig an runden Preisniveaus liegen, können als Magnet fungieren und schnelle Bewegungen auslösen, vor allem wenn gehebelte Positionen liquidiert werden. Daher bleibt das Monitoring von Liquidierungsdaten und Funding-Rates ein zentraler Bestandteil eines disziplinierten Handelsansatzes.
Stimmungsrutsch: Fear & Greed Index fällt stark
Stimmungskennzahlen
Die Anlegerstimmung im Kryptomarkt hat sich in der vergangenen Woche deutlich in Richtung „Extreme Fear“ verschoben. Der Fear & Greed Index von Alternative.me stürzte von 64 (Greed) auf 22, während der Index von CoinMarketCap von 54 auf 28 fiel. Solche Sprünge in den Sentiment-Indikatoren signalisieren eine breit angelegte Risikoaversion unter Tradern und Investoren.
Stimmungsindikatoren wie der Fear & Greed Index aggregieren verschiedene Datenpunkte — darunter Volatilität, Marktmomentum, Social-Media-Aktivität und Marktvolumen — um ein einheitliches Bild der Marktlage zu liefern. Ein abrupter Wechsel in diesen Indikatoren spiegelt oft die kollektive Reaktion auf makroökonomische Nachrichten, geopolitische Ereignisse oder unerwartete Marktbewegungen wider und dient Händlern als Frühwarnsystem für erhöhte Unsicherheit.
Zu den treibenden Faktoren der jüngsten Risikoscheu gehörten erneute Spannungen im Handelsverhältnis zwischen den USA und China. Solche geopolitischen Risiken können globale Kapitalflüsse beeinflussen und die Nachfrage nach sicheren Anlageklassen verstärken. In diesem Fall stieg der Goldpreis über 4.230 USD pro Feinunze, was einen klassischen Flug in sichere Häfen widerspiegelt und die Überschneidung von traditionellen Märkten und Kryptoanlagen verdeutlicht.
Die Korrelation zwischen Bitcoin und traditionellen sicheren Häfen wie Gold ist nicht konstant, kann sich jedoch in Stressphasen erhöhen, wenn Anleger Kapital in vermeintlich stabilere Vermögenswerte umschichten. Für Marktakteure ist es daher ratsam, Korrelationen zwischen BTC, Gold, dem US-Dollar und ausgewählten Aktienindizes zu beobachten, da sich aus diesen Beziehungen wertvolle Hinweise auf die zugrunde liegenden Kapitalflüsse und das Risikoappetitniveau ableiten lassen.
Darüber hinaus spielen institutionelle Anleger und Fondsverwalter eine zunehmende Rolle bei der Sentiment-Bildung. Ihre Portfolioumschichtungen, etwa in Richtung Cash oder Gold, wirken sich direkt auf Liquidität und Volatilität im Kryptomarkt aus. Nachrichten über regulatorische Verschärfungen, ETF-Entscheidungen oder bankenspezifische Risiken können ebenfalls die Stimmungsindikatoren verstärken.
On-Chain-Flüsse verstärken bärischen Druck
Langfristige Halter verkaufen
On-Chain-Daten zeigen, dass langfristige Halter in den vergangenen vier Wochen etwa 265.700 BTC verkauft haben — der größte Nettoabfluss seit Januar. Solche Transfers von Coins in Richtung Börsen deuten häufig darauf hin, dass Investoren Gewinne realisieren oder sich für mögliche Abwärtsbewegungen absichern wollen. Große Mengen an Coin-Angebot auf Spot-Börsen können kurzfristig den Verkaufsdruck erhöhen, da sie die verfügbare Liquidität für Käufer übersteigen.
Die Interpretation von On-Chain-Flüssen erfordert eine Kombination aus quantitativer Analyse und Kontextverständnis. Beispielsweise unterscheiden sich Transfers zwischen Cold Wallets institutioneller Custodians, die oft mit größeren Strategien verbunden sind, und Bewegungen kleinerer Adressen. Ebenso wichtig ist die Zuordnung von Outflows zu tatsächlichen Marktverkäufen versus internen Transfers zwischen Konten desselben Eigentümers.
Weitere On-Chain-Indikatoren, die derzeit beobachtet werden, schließen UTXO-Alter, Realized Price-Profile, Net Position Change von Adresskohorten sowie das Verhältnis von aktiven zu inaktiven Adressen ein. Ein Anstieg der Coins, die kurzfristig transferiert und verkauft werden, kombiniert mit einem Rückgang der Accumulation durch langfristige Adresskohorten, verstärkt das bärische Narrativ und erhöht die Wahrscheinlichkeit weiterer Abgaben.
Gleichzeitig sollte man beachten, dass große Verkäufe nicht zwangsläufig ein dauerhaftes Momentum nach unten auslösen müssen. Wenn beispielsweise Kaufaufträge großer Marktteilnehmer oder institutionelle Rebalancings zeitgleich erfolgen, kann das Angebot absorbiert werden. Die entscheidende Frage ist, ob Preisrückgänge mit erhöhter Kaufnachfrage einhergehen oder ob die Liquiditätsermüdung zu anhaltendem Abgabedruck führt.
Technisch gesehen wirken sich solche On-Chain-Transfers auch auf Kennzahlen wie das MVRV-Verhältnis (Market Value to Realized Value) und die Net Unrealized Profit/Loss-Profile aus, die helfen, Überhitzung oder Unterbewertung zu erkennen. Analysten kombinieren diese Metriken häufig mit Liquiditätskennzahlen an zentralen Börsen, um mögliche Wendepunkte zu erkennen.
Worauf Trader als Nächstes achten
Trader Tony 'The Bull' Severino meint, die nächsten 100 Tage könnten entscheiden, ob Bitcoin in eine parabolische Rallye übergeht oder ob dies das Ende des aktuellen Bullenzyklus markiert. Solche Zeitfenster sind in der Regel durch erhöhte Volatilität und entscheidende makroökonomische Ereignisse geprägt, die die Trendrichtung nachhaltig beeinflussen können.
Wesentliche Indikatoren, die Marktteilnehmer im Blick behalten sollten, sind:
- Klare BTC-Support- und Widerstandsniveaus, einschließlich der oben genannten 108.700 USD und der kurzfristigen Hürde rund um 110.000–120.000 USD.
- On-Chain-Accumulation und Verhaltensmuster langfristiger Halter versus kurzfristiger Händler.
- Makrotreiber wie US‑China‑Handelsbeziehungen, Inflationsdaten, Zinsentscheidungen und die Stärke des US‑Dollars.
- Der Goldpreis und andere sichere Häfen, die als Komplementärindikatoren für globale Risikoaversion dienen.
- Der Zustand des Derivatemarktes: Futures-Funding-Rates, Open Interest und das Verhältnis von Long- zu Short-Positionen.
- Liquidität an zentralen Börsen und institutionelle Nachfrage, insbesondere im Hinblick auf Spot-ETFs und Custody-Lösungen.
Zusätzlich sind strukturielle Faktoren wichtig, die nicht unmittelbar aus Tagescharts ersichtlich sind: regulatorische Entwicklungen, institutionelle Adoption, technologische Updates im Bitcoin-Netzwerk und Veränderungen in der Netzwerknutzung. Ein Beispiel ist der Einfluss von ETF-Zulassungen oder -Ablehnungen auf das langfristige Nachfrageprofil, da Spot-ETFs direkte Katalogisierung von Nachfrage in regulierten Vehikeln ermöglichen.
Trader sollten auch Szenarien für beide Hauptrichtungen vorbereiten. Für ein bullisches Szenario wäre ein überzeugender Bruch mit nachhaltigem Volumen über 120.000 USD erforderlich, begleitet von positiven On-Chain-Trends wie erhöhtem Accumulation-Verhalten und sinkenden Exchange-Beständen. Für ein bärisches Szenario würde ein Rutsch unter 108.700 USD, gepaart mit steigenden Verkäufen von Langzeitadressen und negativen Futures-Funding-Rates, weiteren Abwärtsdruck signalisieren.
Risikomanagement bleibt zentral: sinnvoll gesetzte Stop-Loss-Levels, diversifizierte Positionsgrößen und das Bewusstsein für Hebelrisiken sind entscheidend, um Drawdowns zu begrenzen. Trader, die mit Hebel arbeiten, sollten besonders auf Funding-Rates und Liquidationslevels achten, da diese Mechaniken schnelle und deutliche Preisbewegungen auslösen können.
Für langfristig orientierte Investoren bleibt die Story von Bitcoin als digitales, knappes Gut und Inflationsabsicherung relevant, jedoch immer im Kontext makroökonomischer Rahmenbedingungen und regulatorischer Unsicherheiten. Die Balance zwischen kurzfristigem Trading und langfristiger Kapitalallokation ist für viele Marktteilnehmer ein fortlaufender Prozess, der ständige Überprüfung und Anpassung erfordert.
Abschließend ist festzuhalten, dass Marktprognosen immer mit Unsicherheiten behaftet sind. Eine Kombination aus technischer Analyse, On-Chain-Daten, Sentiment-Indikatoren und makroökonomischer Bewertung liefert das robusteste Bild für fundierte Entscheidungen. Marktteilnehmer sollten mehrere Datenquellen kontinuierlich kombinieren, um Wahrscheinlichkeiten besser einschätzen zu können und auf unerwartete Wendungen vorbereitet zu sein.
Quelle: cryptonews
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