Toyota Tacoma H2-Overlander: Abgaswasser fürs Camping

Der Toyota Tacoma H2-Overlander von TRD koppelt Brennstoffzelle und Batterie, gewinnt Abgaswasser zur Camp-Nutzung und liefert bis zu 15 kW Bordstrom. Ein Konzept für autarke Overlander und Notfallszenarien.

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Toyota Tacoma H2-Overlander: Abgaswasser fürs Camping

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Toyota Tacoma H2-Overlander wandelt Abgas in Camping-Wasser

Toyota präsentierte auf der SEMA 2025 einen aufmerksamkeitsstarken Show-Truck: den Tacoma H2-Overlander. Entwickelt von Toyota Racing Development (TRD) als Teil der Serie "Powered by Possibility" für Konzeptumbauten, ersetzt dieser Tacoma seinen konventionellen Verbrennungsmotor durch einen kombinierten Wasserstoff-Brennstoffzellen- und batterieelektrischen Antriebsstrang — und fängt gezielt das dabei entstehende Wasser zur Nutzung im Outdoor-Bereich auf.

Im Fokus steht hier nicht nur der wasserstoffbasierte Antrieb oder das unmittelbare Drehmoment eines E-Motors. Besonders bemerkenswert ist das zum Patent angemeldete Abgas-Wasser-Rückgewinnungssystem, das TRD in das Fahrzeug integriert hat. Dieses System sammelt und filtert das vom Brennstoffzellenprozess kondensierte Wasser, sodass es für Waschen, Duschen, Reinigungsarbeiten am Campingplatz und andere nicht zum Trinken bestimmte Anwendungen wiederverwendet werden kann — ein echter Vorteil für Overlander, Expeditionen und abgelegene Einsätze.

Powertrain and technical highlights

Für den Umbau entfernte Toyota den 2,4-Liter-TNGA-F-Verbrennungsmotor des Spender-Pickups und installierte einen Brennstoffzellenstapel der zweiten Generation — dieselbe Technologie, die auch im Mirai eingesetzt wird — gepaart mit einer 24,9-kWh-Lithium-Ionen-Batterie und zwei Elektromotoren (je einer pro Achse). Das System liefert kombiniert rund 547 PS und als direkte Emission ausschließlich Wasser.

Damit adressiert TRD einen zunehmend relevanten Markt für Expedition-Fahrzeuge: Kombination aus hoher Leistung für anspruchsvolle Offroad-Passagen und nutzbarem Bordstrom für Camp-Anwendungen, ohne lokale Abgase außer Wasserdampf.

Wesentliche Spezifikationen und verbauter Hardware:

  • Second-generation Mirai fuel-cell stack
  • Three hydrogen tanks mounted in the frame rails, total capacity ~13 lb (6 kg)
  • 24.9-kWh lithium-ion battery
  • Dual electric motors, AWD configuration, 547 hp combined
  • 15-kW power takeoff (PTO) capability for external power
  • Front limited-slip differential and rear electronic locking differential
  • Tundra-inspired long-travel billet kit, Fox 2.5 Performance Elite shocks
  • 17-inch wheels with 35-inch off-road tires and Tundra-sourced brakes

Diese Komponenten platzieren den H2-Overlander in einem interessanten Leistungssegment für Konzept-Overlander: ausreichend Leistung für anspruchsvolle Offroad-Einsätze, kombiniert mit der Fähigkeit, bedarfsgerecht elektrische Energie zu liefern — ein Vorteil für Camping, mobile Arbeitsplätze und Notfallsituationen, in denen Strom und Wasser knapp sind.

How the water recovery system works — and what it means

Brennstoffzellen erzeugen Strom durch die katalytische Reaktion von Wasserstoff mit Sauerstoff; dabei entstehen elektrische Energie und Wasser/ Wasserdampf als einziges direktes Nebenprodukt. In den meisten Brennstoffzellenfahrzeugen entweicht dieses Wasser als Dampf über den Auspuff und geht verloren. TRD hat ein neuartiges System entwickelt, das diese Feuchtigkeit kondensiert, filtriert und in einem an Bord befindlichen Tank speichert, sodass sie praktisch nutzbar wird.

Technisch besteht der Prozess aus mehreren Schritten: Kondensation des heißen Abgasdampfs, Vorfiltration zur Entfernung von groben Partikeln, feinere Filtration (aktivkohle- oder membranbasiert) zur Entfernung von Restverunreinigungen sowie ein versiegeltes Speichersystem mit Entnahmeanschlüssen. Toyota betont, dass das aufgefangene Wasser destilliert ist und deshalb nicht ohne zusätzliche Mineralisierung oder spezielle Aufbereitung unbedingt zum direkten Trinken empfohlen wird. Für Reinigung, Duschen, Geschirrspülen, Ausrüstungspflege und sonstige Campingaufgaben ist es jedoch ideal.

Toyota hat keine exakten Rückgewinnungsraten für den Tacoma-Umbau veröffentlicht, doch als Anhaltspunkt berichten Mirai-Besitzer unter bestimmten Bedingungen von etwa 2,6 Gallonen (rund 10 Liter) Wasser pro 62 Meilen (100 km) Fahrt. Diese Größenordnung kann als Referenz dienen: Je nach Fahrstil, Gelände, Außentemperatur und Betriebslast der Brennstoffzelle variiert die tatsächlich zurückgewonnene Menge, aber auf längeren Strecken kann sich ein signifikanter Vorrat ansammeln — besonders nützlich in trockenen Regionen oder auf Expeditionen, wo Nachschub schwer zu bekommen ist.

On-board power: more than just lights and a fridge

Neben der Wassergewinnung fungiert der Tacoma H2-Overlander als mobile Energiequelle. Über einen 15-kW-PTO (Power Take-Off) kann das Fahrzeug stromintensive Verbraucher wie Hochleistungsgeräte, Elektrowerkzeuge oder ganze Haushaltssysteme versorgen. In einer Notsituation kann das System sogar als provisorisches Notstromaggregat für ein Haus dienen — Toyota gibt an, dass diese Leistung ausreicht, um gleichzeitig zwei Elektrofahrzeuge zu laden oder typische Haushaltslasten zu bedienen.

Die Integration von PTO und Brennstoffzelle eröffnet vielfältige Einsatzszenarien: Basecamp-Versorgung beim Overlanding, mobile Werkstätten, Forschungsteams in abgelegenen Gebieten oder Katastrophenhilfe, wo schnelles Nachladen und saubere Energie entscheidend sind. Zudem reduziert die Kombination aus Batterie und Brennstoffzelle Reichweitenängste: die Batterie liefert kurzfristig hohe Leistung, die Brennstoffzelle übernimmt das Nachladen und die Langstreckenversorgung.

Zitat eines TRD-Sprechers auf der SEMA: "Wir wollten ein Fahrzeug zeigen, das dich nicht nur tiefer ins Backcountry bringt, sondern auch essentielle Ressourcen — Wasser und Energie — mitführt." Dieses Statement fasst den Kernnutzen zusammen: erhöhte Autarkie durch verknüpfte Ressourcenbereitstellung.

Chassis, suspension and overland-ready design

TRD hat den Tacoma mit robusten Stoßfängern versehen, dachmontierten Overland-Camper-Panels aus recycelten Carbonfaser-Aerokomponenten, einer Seilwinde, doppelten Schwenk-Türen (sogenannte swing-outs) und zahlreichen Bergungspunkten ausgestattet. Die Ladefläche verfügt über Verzurrpunkte und ein spezielles Staurahmen-System für Bergungsplatten, während zusätzliche Beleuchtung — von Front-Lightbars bis zu camp-spezifischen Lampen — strategisch verteilt ist, um Nachtlager und Arbeitsszenarien optimal zu beleuchten.

Im Unterbau nutzt das Fahrzeug ein in billet gefertigtes Long-Travel-Kit im Tundra-Stil, schwere Fox 2.5 Performance Elite-Dämpfer und größere Bremskomponenten aus Toyotas vollformatigen Modellen. Diese Upgrades zusammen mit 35-Zoll-Geländereifen verwandeln den Tacoma in eine ernstzunehmende Offroad-Plattform, die Fahrkomfort, Federweg und Achsbeweglichkeit (Articulation) für anspruchsvolle Overland-Strecken bewahrt. Solche Modifikationen sind wichtig, um die Belastungen durch zusätzliches Gewicht (Brennstoffzellenkomponenten, Tanks, Wasser- und Energiespeicher, Expeditionsequipment) zu kompensieren und dennoch sichere Fahreigenschaften zu gewährleisten.

Market context and potential

Die Wasserstoff-Brennstoffzellentechnologie wird seit Langem als ergänzende Lösung zu batterieelektrischen Fahrzeugen diskutiert — besonders dort, wo Reichweite, schnelle Betankung und schwere bzw. dauerhafte Anwendungen entscheidend sind. Für Offroad- und Overland-Einsätze bieten Brennstoffzellen einige Vorteile: leiser Betrieb, konstante Leistungsabgabe über lange Fahrstrecken und die Möglichkeit, thermische Nebenprodukte (Wasser) nutzbar zu machen.

Der H2-Overlander in dieser Form wird vermutlich nicht eins zu eins in Serie gehen: Viele SEMA-Konzepte überschreiten gesetzliche Vorgaben oder erfordern umfangreiche Zulassungs- und Sicherheitsprüfungen, bevor sie für den öffentlichen Straßenverkehr zugelassen werden könnten. Dennoch funktioniert das Konzeptfahrzeug als eine Art lebendes Labor, das technische Ideen und praktikable Lösungen demonstriert. Besonders die Wasser-Rückgewinnung könnte sich als frühzeitiger Nutzenkontender herausstellen: ein kompaktes, effizientes System zur Nutzung destillierten Wassers aus Brennstoffzellenabgasen, das in Wohnmobilen (RVs), Expeditionsfahrzeugen oder zukünftig sogar in serienmäßigen Brennstoffzellenmodellen Einzug halten könnte.

Aus Marktperspektive sind mehrere Faktoren wichtig, damit solche Technologien Fuß fassen: ein dichteres Wasserstofftankstellennetz, Standardisierung von Sicherheitssystemen, kosteneffiziente Integration der Wasseraufbereitungstechnik sowie Akzeptanz bei Nutzern, die Autarkie und Nachhaltigkeit schätzen. Hersteller, Zulieferer und Infrastrukturbetreiber müssen hier zusammenarbeiten, um die Vorteile von Brennstoffzellen für Spezialsegmente wie Overlanding zu realisieren.

Practical questions answered

  • Can you drink the recovered water? No — the captured water is distilled and lacks minerals; it should be used for washing and cleaning unless further treated for potable use.
  • Does the truck still perform off-road? Yes — the build pairs EV torque, upgraded suspension and large off-road tires to retain strong off-road capability.
  • Is this street-legal? The concept may not meet regulations in all regions; production-ready versions would need certification and conformity to local laws.

Final thoughts

Der Tacoma H2-Overlander zeigt, wie Hersteller alternative Antriebe mit praktischen, alltagsrelevanten Merkmalen kombinieren können, die sowohl Enthusiasten als auch pragmatische Käufer ansprechen. Das Fahrzeug ist zugleich Demonstration des Potenzials von Wasserstoff, TRD-Showpiece und Ideenlabor — insbesondere in Bezug darauf, wie Nebenprodukte sauberer Antriebe nutzbringend eingesetzt werden können, um die Autarkie bei Reisen in abgelegene Gebiete zu erhöhen.

Ob Toyota die Wasser-Rückgewinnungstechnologie in Serienfahrzeuge oder in Händlerlösungen überträgt, bleibt abzuwarten. Der H2-Overlander skizziert jedoch eine Zukunft, in der Innovationen im Antriebsstrang direkt die Bordausstattung verbessern: zuverlässige Energieversorgung, höhere Selbstständigkeit und nutzbares Wasser genau dort, wo es gebraucht wird — im Gelände, auf Expeditionen und bei Katastropheneinsätzen.

Quelle: autoevolution

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