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Die unterschätzte Wissenschaft der Betthygiene

Die unterschätzte Wissenschaft der Betthygiene

2025-07-10
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Die unterschätzte Wissenschaft der Betthygiene

Menschen verbringen etwa ein Drittel ihres Lebens schlafend – dennoch wird die Bedeutung sauberer Bettwäsche oft unterschätzt. Während meist der Fokus auf ausreichendem Schlaf liegt, spielt eine hygienische Schlafumgebung eine entscheidende Rolle für unser körperliches und geistiges Wohlbefinden. Moderne mikrobiologische Forschung zeigt, welche Substanzen sich in unseren Betten ansammeln und wie oft wir Bettlaken, Kissenbezüge und weitere Bettwaren für optimale Gesundheit reinigen sollten.

Was passiert im Bett? – Das mikrobielle Ökosystem

Jede Nacht verlieren wir beim Schlafen unzählige abgestorbene Hautzellen. Selbst nach einer gründlichen Abenddusche sondert die Haut weiterhin Talg ab und wir schwitzen im Laufe der Nacht bis zu einem halben Liter. Unsere Haut beherbergt Millionen von Bakterien und Pilzen, die bei jeder Bewegung auf Kissen und Bettwäsche übertragen werden.

Obwohl frischer Schweiß an sich geruchslos ist, wandeln Hautbakterien wie Staphylokokken Schweiß und Talg in geruchsverursachende Verbindungen um. Zudem sammeln sich tagsüber Staub, Pollen und andere Umweltschadstoffe in Haar und auf der Haut an – all diese Partikel gelangen ins Bett. Dort tragen sie zu allergischen Reaktionen, verminderter Raumluft und einem erhöhten Risiko für Atemwegsbeschwerden bei.

Unsichtbare Mitbewohner: Hausstaubmilben, Pilze und Allergene

Abgestorbene Hautschuppen dienen als Hauptnahrung für Hausstaubmilben – mikroskopisch kleine Spinnentiere, die sich besonders in Wärme und Feuchtigkeit von Decken, Matratzen und Bettwäsche wohlfühlen. Die Milben selbst sind zwar harmlos, aber ihre Ausscheidungen enthalten starke Allergene, die beispielsweise Asthma, Ekzeme und allergische Rhinitis verursachen können. Laut einer Studie der Universität Manchester konnten in über 80 % der untersuchten Betten weltweit relevante Allergenkonzentrationen nachgewiesen werden.

Auch Pilzarten wie Aspergillus fumigatus kommen regelmäßig in benutzten Kissen und Matratzen vor. Besonders für Menschen mit geschwächtem Immunsystem ist dies bedenklich, da es zu schweren Lungeninfektionen führen kann. Wer mit Haustieren schläft, bringt zudem weiteres Allergen- und Keimpotenzial ins Bett – Haare, Hautschuppen und sogar Schmutz oder Kot machen häufigeres Waschen unerlässlich.

Empfehlungen von Experten: Optimale Reinigungsintervalle für Bettwaren

Bettlaken und Kissenbezüge

  • Häufigkeit: Mindestens einmal wöchentlich; bei starkem Schwitzen, Krankheit oder Haustieren alle 3–4 Tage.
  • Grund: Regelmäßiges Waschen entfernt Schweiß, Talg, Mikroorganismen, Allergene und Hautschuppen.
  • Best Practice: Waschtemperaturen ab 60 °C mit hochwertigem Waschmittel töten Bakterien und Milben zuverlässig ab. Trocknen im Trockner oder Bügeln erhöht die Hygiene zusätzlich. Kissen können gelegentlich für mindestens acht Stunden eingefroren werden, um Milben zu deaktivieren.

Matratzen

  • Häufigkeit: Jede Woche absaugen und regelmäßig auslüften.
  • Grund: Feuchtigkeit und Wärme fördern Milbenbefall in Matratzen.
  • Hygienetipp: Investieren Sie in einen Kunststoff- oder Allergenschutzbezug und tauschen Sie die Matratze spätestens nach sieben Jahren aus.

Kissenfüllungen

  • Häufigkeit: Alle 4–6 Monate waschen. Herstellerangaben beachten.
  • Grund: Die Füllung kann Bakterien und Schimmelbildung begünstigen.
  • Methode: Gründlich waschen und komplett trocknen, da Restfeuchte das Pilzwachstum fördert.

Decken und Bettbezüge

  • Häufigkeit: Alle zwei Wochen, bei Haustieren häufiger.
  • Grund: Decken speichern Hautpartikel, Schweiß und Staub.
  • Protokoll: Bei hohen Temperaturen waschen (Pflegeetikett beachten). Eine Handhabung ähnlich wie bei Handtüchern erhält die Hygiene langfristig.

Bettdecken

  • Häufigkeit: Alle 3–4 Monate; bei Haustieren oder Kindern öfter.
  • Grund: Auch unter Bettbezügen sammeln sich Öle und Milbenkot.
  • Vorgehen: Maschinentaugliche Bettdecken mit Spezialprogramm waschen oder professionell reinigen lassen.

Warum regelmäßiges Waschen der Bettwäsche so wichtig ist

Obwohl Bettwaren äußerlich oft sauber aussehen, sind sie in Wahrheit ein idealer Nährboden für Bakterien, Allergene und andere Reizstoffe. Eine YouGov-Umfrage von 2022 ergab, dass nur 28 % der Menschen in Großbritannien ihre Bettwäsche wöchentlich wechseln, während manche ihre Laken sogar acht Wochen oder länger nicht waschen – genug Zeit für starke Mikrobiom- und Allergenbildung, was Schlafqualität und Gesundheit beeinträchtigen kann.

Regelmäßige Reinigung unterbricht diesen Kreislauf und entfernt biologische Belastungen, wodurch das Risiko für Allergien, Infektionen und Atemwegserkrankungen gesenkt wird. Saubere Bettwäsche fördert zudem einen besseren Schlaf und wirkt sich so positiv auf Herzgesundheit, kognitive Leistungsfähigkeit und Stimmung aus – wie aktuelle Forschung des National Institutes of Health bestätigt.

Fazit

Bettwäsche zu waschen dient nicht nur der Frische im Schlafzimmer, sondern ist eine wissenschaftlich belegte Maßnahme für Ihre Gesundheit. Gründliche Reinigung entfernt Bakterien, Pilze, Hausstaubmilben sowie Umweltgifte und sorgt für eine hygienische Schlafumgebung, die einen erholsamen Schlaf unterstützt. Angesichts des wachsenden Wissens über das Mikrobiom und dessen Auswirkungen auf unsere Gesundheit ist regelmäßiges Waschen der Bettwäsche eine einfache, aber wirkungsvolle Maßnahme für Wohlbefinden und Krankheitsprävention. Wer auf einen gesunden Schlaf und ein besseres Lebensgefühl Wert legt, folgt der Wissenschaft: Wechseln Sie Ihre Laken regelmäßig, reinigen Sie Ihr Bett gründlich und gönnen Sie sich entspannte, gesunde Nächte.

Quelle: theconversation

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