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Neue Studie: Diät-Softdrinks erhöhen das Risiko für Typ-2-Diabetes deutlich

Neue Studie: Diät-Softdrinks erhöhen das Risiko für Typ-2-Diabetes deutlich

2025-07-31
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Neue Belege stellen das gesündere Image von Diät-Softdrinks infrage

Eine groß angelegte Langzeitstudie der Monash University hat ergeben, dass bereits der tägliche Konsum einer Dose Diät-Softdrink oder anderer künstlich gesüßter Getränke das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, um 38 % erhöht – im Vergleich zu Menschen, die solche Getränke nicht konsumieren. Die Studie, an der über 36.600 Personen über einen Zeitraum von fast 14 Jahren teilnahmen, stellt damit das verbreitete Bild von Diätgetränken als gesunde Alternative zu zuckerhaltigen Softdrinks grundlegend in Frage.

Die Studie: Umfang und Methoden

Im Rahmen der Melbourne Collaborative Cohort Study wurden Erwachsene im Alter von 40 bis 69 Jahren untersucht und umfassende Selbstauskünfte zu Getränkekonsum und gesundheitlichen Entwicklungen gesammelt. Im Mittelpunkt standen zwei Getränkekategorien: zuckerhaltige Softdrinks (SSB) und künstlich gesüßte Getränke (ASB). Ziel der Analyse war es herauszufinden, wie regelmäßiger Konsum dieser Getränke das Risiko für Stoffwechselerkrankungen und insbesondere Typ-2-Diabetes beeinflusst.

Auffällig war, dass Proband:innen mit dem täglichen Konsum einer Dose Diät-Softdrink ein um 38 % erhöhtes Diabetes-Risiko aufwiesen. Zum Vergleich: Bei einem vergleichbaren Konsum zuckerhaltiger Getränke lag der Risikoanstieg bei 23 %.

Übergewicht als Teilfaktor: Stoffwechselwirkungen künstlicher Süßstoffe

Häufig werden Diät-Softdrinks und künstliche Süßstoffe Menschen mit erhöhtem Diabetesrisiko oder zur Zuckerreduktion empfohlen. Doch Professorin Barbora de Courten, leitende Autorin der Studie und Wissenschaftlerin an der Monash University und der RMIT, warnt: „Künstliche Süßstoffe gelten oft als gesündere Wahl, doch unsere Forschung legt nahe, dass sie spezifische stoffwechselbezogene Risiken bergen.“

Um genauer zu differenzieren, berücksichtigten die Forscher:innen den BMI und das Taille-Hüft-Verhältnis der Teilnehmenden – zwei wichtige Indikatoren für Übergewicht. Nach dieser Korrektur verschwand das Risiko durch zuckerhaltige Getränke nahezu, was darauf hindeutet, dass Übergewicht als Hauptfaktor zwischen Zuckerkonsum und Diabetes wirkt.

Das Diabetesrisiko durch künstliche Süßstoffe blieb jedoch auch nach Anpassung an Körpergewicht und -zusammensetzung weiterhin deutlich erhöht. Wurde der BMI berücksichtigt, sank das Risiko von 83 % auf 43 %, während es nach Anpassung für das Taille-Hüft-Verhältnis stabil bei 38 % blieb. Dies deutet auf stoffwechselaktive Auswirkungen von künstlichen Süßstoffen hin, die nicht allein auf Gewichtszunahme zurückzuführen sind.

Mögliche Mechanismen: Darm, Glukose und Insulin

Die Studie spezifizierte nicht, welche künstlichen Süßstoffe hauptverantwortlich sind. Verbreitete Vertreter sind Aspartam, Saccharin, Sucralose und Acesulfam-Kalium. Diese Süßstoffe werden teils unterschiedlich im Körper resorbiert oder ausgeschieden, was gewohnte Stoffwechselprozesse beeinflussen könnte.

Mehrere Hypothesen aus neueren wissenschaftlichen Arbeiten werden diskutiert:

  • Veränderung des Darmmikrobioms: Sowohl Tier- als auch Humanstudien dokumentieren, dass bestimmte künstliche Süßstoffe die Vielfalt und das Gleichgewicht der Darmflora beeinflussen können. Schon nach zwei Wochen könnte dies die Glukosetoleranz senken, ein Vorläufer von Typ-2-Diabetes.
  • Beeinträchtigung des Glukosestoffwechsels: Einige Süßstoffe können eine Insulinreaktion auslösen oder auf lange Sicht die Insulinsensitivität herabsetzen, wodurch die Glukose-Regulation des Körpers auch ohne Zuckerkonsum gestört wird.
  • Störung von Appetit- und Energieregulation: Intensiv süßer Geschmack ohne Energiezufuhr könnte die Erwartung des Körpers nach Zucker und Kalorien beeinflussen und damit das Essverhalten sowie den Energiehaushalt verändern.

Implikationen für Ernährung, Gesundheitspolitik und Forschung

Die Ergebnisse untermauern, dass Diätgetränke und künstliche Süßstoffe nicht stoffwechselneutral sind und nicht zwangsläufig die „sicherere“ Alternative zu zuckerreichen Softdrinks darstellen. Frühere Studien, darunter Arbeiten aus 2023 und eine Metaanalyse 2024, fanden bereits Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen künstlichen Süßstoffen und Typ-2-Diabetes, auch wenn die biologischen Ursachen noch weiter erforscht werden müssen.

„Gesundheitspolitische Maßnahmen wie Zuckersteuern zielen auf eine Reduktion des Zuckerkonsums ab. Unsere Resultate werfen jedoch die Frage auf, wie sinnvoll die unkritische Förderung von Diätalternativen tatsächlich ist“, so Professorin de Courten. „Wir raten zu umfangreicheren Ernährungsempfehlungen, die sämtliche kalorienarmen Getränke – und nicht nur zuckerhaltige – berücksichtigen.“

Fazit

Die vorliegende Studie betont die komplexen Zusammenhänge zwischen Getränkeauswahl und Diabetes-Risiko. Zwar bleibt die Reduktion von Zucker zentral, doch der Konsum künstlich gesüßter Softdrinks ist keinesfalls risikofrei. Der anhaltende Zusammenhang zwischen Diätgetränken und Typ-2-Diabetes – auch unabhängig von Übergewicht – legt nahe, dass künstliche Süßstoffe eigene, möglicherweise über das Darmmikrobiom und den Glukosestoffwechsel vermittelte, gesundheitsschädliche Effekte haben können. Angesichts der aktuellen Diskussion fordert die Forschung differenzierte Ernährungsempfehlungen und weitere Studien zu den langfristigen Konsequenzen sowohl von Zucker als auch seinen Alternativen.

Quelle: newatlas

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