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Das Rätsel der mittelschweren Schwarzen Löcher: Seltene Giganten im Kosmos

Das Rätsel der mittelschweren Schwarzen Löcher: Seltene Giganten im Kosmos

2025-07-31
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Die geheimnisvollen mittelschweren Schwarzen Löcher: Eine Seltenheit im All

Astronomen unterscheiden seit langem zwei Haupttypen von Schwarzen Löchern: stellare Schwarze Löcher, die aus den kollabierten Kernen massereicher Sterne entstehen und Massen von bis zu etwa 100 Sonnenmassen erreichen, sowie supermassereiche Schwarze Löcher, die Millionen bis Milliarden Sonnenmassen besitzen und das Zentrum der meisten Galaxien bilden. Doch das fehlende Bindeglied in der Entwicklungsgeschichte dieser kosmischen Objekte, die sogenannten Intermediate-mass Black Holes (IMBH), stellt die Wissenschaft bis heute vor ein Rätsel. Diese mittelgroßen Schwarzen Löcher mit Massen von etwa 1.000 bis 100.000 Sonnenmassen werden nur äußerst selten nachgewiesen, sind aber entscheidend für das Verständnis der Entstehung und des Wachstums supermassereicher Schwarzer Löcher.

Das Ende eines Sterns enthüllt einen verborgenen Riesen

In einer Galaxie rund 450 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt beobachteten Astronomen eine auffällige Helligkeitssteigerung – offenbar wurde ein ruhendes Schwarzes Loch durch einen vorbeiziehenden Stern „geweckt“ und begann, diesen zu verschlingen. Solche sogenannten „Tidal Disruption Events“ (Gezeiten-Zerreißereignisse), bei denen Schwarze Löcher Sterne zerstören, sind grundsätzlich kein seltenes Phänomen. Besonders an diesem Vorfall jedoch war die wahrscheinliche Identität des Schwarzen Lochs: Die Eigenschaften der beobachteten Strahlung deuteten auf ein mittelschweres Schwarzes Loch hin – eine Klasse, die nur äußerst selten im Universum entdeckt wird.

HLX-1: Außergewöhnliches Röntgenlicht im All

Das Himmelsobjekt HLX-1 (Hyper-Luminous X-ray source 1) wurde erstmals 2009 durch Röntgenbeobachtungen entdeckt. Seitdem zeigte HLX-1 extreme Helligkeitsschwankungen: Bis 2012 nahm seine Strahlung um das Hundertfache zu und wurde bis 2023 wieder deutlich schwächer. Das ungewöhnliche Muster dieser Röntgenstrahlung liefert wichtige Hinweise auf die Natur von HLX-1. Röntgenemissionen gelten als entscheidende Beobachtung bei der Suche nach Schwarzen Löchern, da die Energie und Frequenz des Lichts Rückschlüsse auf deren Masse ermöglichen. Bei HLX-1 war die Helligkeit weitaus höher als für ein typisches stellare Schwarzes Loch zu erwarten wäre, blieb jedoch deutlich unter der eines supermassereichen Vertreters.

Auf der Spur der Masse: Hinweise auf ein mittelschweres Schwarzes Loch

Ein internationales Team um Astronom Yi-Chi Chang von der National Tsing Hua University, Taiwan, analysierte die Ausbruchsphasen von HLX-1 und kam zu dem Schluss, dass es sich höchstwahrscheinlich um ein mittelschweres Schwarzes Loch handelt – vermutlich mit einer Masse zwischen 1.000 und 10.000 Sonnenmassen. Noch offen ist, ob der beobachtete Stern beim Vorbeiflug komplett zerrissen wurde oder das Schwarze Loch regelmäßig davon „nascht“. Wie Roberto Soria vom italienischen Nationalinstitut für Astrophysik erklärt: „Jetzt müssen wir abwarten, ob HLX-1 wiederholt aufflammt oder ob der Prozess abgeschlossen ist und das Objekt allmählich verschwindet.“

Wissenschaftliche Bedeutung und Perspektiven

Die Entdeckung von HLX-1 stärkt die Hinweise darauf, dass es mittelschwere Schwarze Löcher tatsächlich gibt und diese durch Gezeiten-Zerreißereignisse oder charakteristische Röntgensignale aufgespürt werden können. Die Bestätigung ihrer Existenz ist ein Meilenstein für die Erforschung der Entstehung der massereichsten Schwarzen Löcher des Universums. Ob supermassereiche Schwarze Löcher durch Verschmelzung solcher „mittelschweren“ Objekte entstehen oder durch kontinuierliches Wachstum, bleibt eine zentrale Frage der Astrophysik. Neue Erkenntnisse und Fortschritte sind vor allem mit Hilfe künftiger weltraumbasierter Röntgenobservatorien zu erwarten.

Fazit

Die Beobachtung eines seltenen Gezeiten-Zerreißereignisses in einer fernen Galaxie hat neue Einblicke in ein mittelschweres Schwarzes Loch ermöglicht – ein bisher kaum nachgewiesenes, aber zentrales Bindeglied in der Entwicklung Schwarzer Löcher. Die weitere Beobachtung von HLX-1 verspricht, unser Verständnis der extremen Objekte im Universum und der spektakulären Lebenszyklen von Sternen und massereichen Schwarzen Löchern zu vertiefen.

Quelle: iopscience.iop

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