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Die unsichtbare Gefahr: Mikroplastik in der Atemluft

Die unsichtbare Gefahr: Mikroplastik in der Atemluft

2025-07-31
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Die unsichtbare Gefahr: Mikroplastik in der Atemluft

Plastikverschmutzung zählt zu den größten Umweltproblemen des 21. Jahrhunderts. Plastikpartikel gelangen nicht nur in Ozeane und Flüsse, sondern auch in unseren Körper. Während die Kontamination von Lebensmitteln und Trinkwasser mit Mikroplastik vielen Menschen bewusst ist, hat eine bahnbrechende Studie der Université de Toulouse in Frankreich nun gezeigt, dass vor allem die Raumluft—also die Luft in Innenräumen, in denen wir den Großteil unserer Zeit verbringen—eine erhebliche Quelle für die Belastung durch Mikroplastik darstellt.

Wissenschaftlicher Hintergrund: Messung inhalierter Mikroplastikpartikel

Das Forscherteam untersuchte die Konzentration von Mikroplastikpartikeln in der alltäglichen Innenraumluft. Hierfür wurden 16 Luftproben aus Privatwohnungen und Fahrzeugen entnommen und mithilfe der Raman-Spektroskopie analysiert, einer präzisen Methode zur Identifizierung mikroskopisch kleiner Materialien. Die Ergebnisse waren alarmierend: In Wohnungen lag der Median bei 528 Mikroplastikpartikeln pro Kubikmeter Luft, während in Autos Werte von bis zu 2.238 Partikeln pro Kubikmeter gemessen wurden.

Bemerkenswert ist, dass 94 % aller gefundenen Partikel weniger als 10 Mikrometer groß waren. Zum Vergleich: Ein menschliches Haar misst in der Regel 50–70 Mikrometer im Durchmesser. Partikel unter 10 Mikrometer können tief in das Atmungssystem eindringen und sich im Lungengewebe ablagern.

Wesentliche Erkenntnisse: Deutlich höhere Belastung als angenommen

Die Auswertung ergab, dass Erwachsene täglich rund 71.000 Mikroplastikpartikel einatmen könnten—die meisten davon sind so klein, dass sie die natürlichen Filtermechanismen in den Atemwegen umgehen. Besonders eindrücklich: Diese Konzentrationen sind etwa 100-mal höher als frühere Schätzungen, die auf hochgerechneten Daten basierten.

"Menschen halten sich im Durchschnitt etwa 90 Prozent ihres Lebens in Innenräumen auf—sei es zu Hause, bei der Arbeit oder unterwegs", betonen die Forschenden. "Während dieser Zeit sind sie permanent Mikroplastik in der Luft ausgesetzt, oftmals ohne das entsprechende Bewusstsein für die Risiken."

Gesundheitliche Risiken und Forschungsbedarf

Die genauen Auswirkungen eingeatmeter Mikroplastikpartikel auf die Gesundheit sind bislang noch nicht abschließend erforscht. Doch der wissenschaftliche Konsens verfestigt sich in Bezug auf potenziell schwerwiegende Risiken. Neue Studien bringen die Belastung mit Mikroplastikpartikeln mit einem erhöhten Risiko für Krankheiten wie Krebs, verminderte Fruchtbarkeit, Schlaganfälle und diverse Atemwegserkrankungen in Verbindung. Da besonders kleine Partikel tief ins Gewebe eindringen können, ist das Gefahrenpotenzial entsprechend hoch.

Angesichts dieser besorgniserregenden Erkenntnisse fordern Wissenschaftler umfassende und dringende Studien zu den biologischen Folgen des Einatmens von Mikroplastik. Ebenso wichtig ist die Entwicklung wirksamer Maßnahmen zur Reduzierung der Belastung, etwa durch fortschrittliche Luftfiltersysteme, strengere Standards für die Raumluftqualität und gezielte Vermeidung von Mikroplastik an der Quelle. Solche Ansätze sind unverzichtbar, wenn die Gesellschaft die Langzeitfolgen der Plastikverschmutzung eindämmen will.

Fazit

Die Feststellung, dass wir täglich zehntausende Mikroplastikpartikel einatmen, verdeutlicht eine bislang wenig beachtete Dimension der Plastikverschmutzungs-Krise. Da die meisten Menschen den Großteil ihres Lebens in Innenräumen verbringen und die gesundheitlichen Folgen von Mikroplastikexposition noch nicht vollständig verstanden sind, besteht dringender Bedarf an weiterer Forschung und vorbeugenden Maßnahmen. Ein zunehmendes öffentliches Bewusstsein sowie wirksame politische Strategien werden entscheidend sein, um die menschliche Gesundheit vor dieser allgegenwärtigen, unsichtbaren Bedrohung durch Mikroplastik in der Luft zu schützen.

Quelle: journals.plos

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