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Erholung der Ozonschicht und Klima: Neue Modellergebnisse
Eine aktuelle Modellstudie zeigt, dass die Heilung der stratosphärischen Ozonschicht in diesem Jahrhundert stärker zum globalen Erwärmungspotenzial beitragen wird als zuvor geschätzt. Forschende unter der Leitung von Professor Bill Collins an der University of Reading nutzten atmosphärische Computersimulationen, um Veränderungen bis zur Mitte des Jahrhunderts unter einem Szenario mit begrenzten zusätzlichen Luftreinhaltemaßnahmen, aber fortgesetztem Auslaufen von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) und teilhalogenierten Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW-Ersatzstoffe, HCFC) in Übereinstimmung mit dem Montrealer Protokoll von 1987 zu projizieren. Die Modelle zeigen, dass das Verbot von FCKW und HCFC zwar die Ozonschicht schützt, die sich erholende Stratosphärenozon jedoch den Strahlungsantrieb erhöht und damit teilweise die Klimavorteile der Beseitigung dieser Stoffe ausgleicht.
Was die Modelle simulierten
Das Szenario ging von einer geringen Einführung zusätzlicher sauberer Luftpolitik aus, während FCKW und HCFC wie durch den internationalen Vertrag vorgeschrieben entfernt wurden. Über den Zeitraum 2015 bis 2050 schreiben die Simulationen etwa 0,27 Watt pro Quadratmeter (W m-2) zusätzlichen positiven Strahlungsantrieb den Veränderungen im Ozon zu. Im Vergleich dazu wird für Kohlendioxid über denselben Zeitraum ein Beitrag von rund 1,75 W m-2 projiziert, womit Ozon in diesem Szenario bis 2050 als zweitwichtigster simulierter Treiber zusätzlicher Erwärmung erscheint.

Die Forschenden heben zwei unterschiedliche Rollen des Ozons hervor: Stratosphärenozon, das die Erde vor schädlicher ultravioletter Strahlung schützt, und troposphärisches bzw. bodennahes Ozon, das aus Luftverschmutzung entsteht und Gesundheit sowie Ökosysteme schädigt. Während Reduktionen der Oberflächenverschmutzung die Bildung von bodennahem Ozon begrenzen können, wird sich die Stratosphärenozonschicht über Jahrzehnte hinweg unabhängig von lokalen Luftqualitätsmaßnahmen weiter reparieren, was einen unvermeidlichen Beitrag zur Erwärmung darstellt.
Folgen für Klimapolitik und öffentliche Gesundheit
Diese Ergebnisse mindern nicht die Bedeutung des Schutzes der Ozonschicht; der Erhalt des Stratosphärenozons bleibt unerlässlich, um Hautkrebs vorzubeugen und Ökosysteme vor intensiver UV-Strahlung zu schützen. Die Studie legt jedoch nahe, dass Klimaschutzpläne die Ozonerholung explizit berücksichtigen sollten, wenn zukünftige Erwärmung, Treibhausgas‑Budgete und Anpassungsbedarfe berechnet werden. Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger müssen möglicherweise die erwarteten Vorteile durch das Entfernen bestimmter ozonabbauender Stoffe neu bewerten und die Doppelrolle des Ozons in Klima‑ und Luftqualitätsstrategien integrieren.
Schlussfolgerung
Die Studie unterstreicht die komplexe Wechselwirkung zwischen historischen Emissionskontrollen, der anhaltenden Erholung des Ozons und zukünftigem Klimaantrieb. Verbote von FCKW und HCFC sind weiterhin entscheidend für die menschliche Gesundheit und die Umwelt, doch die unbeabsichtigte klimarelevante Folge — zusätzliche Erwärmung durch die Heilung der Ozonschicht — sollte in aktualisierte Klimaprojektionen und politische Rahmen eingebunden werden, um eine genaue Risikoabschätzung und wirksame Minderungsplanung zu gewährleisten.
Quelle: sci
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