Peugeot Polygon: Hypersquare, i-Cockpit und 208-Zukunft

Peugeot enthüllt das Polygon-Konzept: Hypersquare-Lenkrad, Windschutzscheiben-HUD und nachhaltige Innenmaterialien zeigen die Design- und Technologie-Richtung für den nächsten 208 – mit Fokus auf Elektrovarianten und innovativer HMI.

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Peugeot Polygon: Hypersquare, i-Cockpit und 208-Zukunft

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Peugeot wagt einen mutigen Schritt mit dem Polygon-Konzept

Peugeot hat das Polygon-Konzept enthüllt, eine markante Vorschau auf die Design- und Technologierichtung der Marke für die zweite Hälfte dieses Jahrzehnts. Im Mittelpunkt des Showcars steht das Hypersquare-Lenkrad, eine radikale Neukonzeption der Fahrerschnittstelle, die andeutet, wie der nächste 208 — spätestens bis 2027 — die Zukunft der Kleinwagen-Lenkung interpretieren könnte. Das Konzept zeigt nicht nur optische Mutmaßungen, sondern verknüpft Formen, Bedienlogik und Elektronik zu einer kompakten, zukunftsorientierten Vision.

Was ist das Hypersquare?

Anstatt eines runden Rads präsentiert Peugeot eine abgerundete, rechteckige Lenkeinheit, die aus vier kreisförmigen Pods besteht. Jeder Pod fungiert als Steuerzentrum für zentrale Funktionen wie Fahrmoduswahl, Infotainment-Bedienung, Fahrerassistenzsysteme und Schnellzugriff auf Navigation oder Kommunikation. Diese Anordnung hält Bedienvorgänge ergonomisch in Reichweite des Fahrers und reduziert statische Blickwechsel. Das Hypersquare ist mit einer Steer-by-Wire-Architektur (Lenkung ohne mechanische Welle) kombiniert, wodurch die konventionelle mechanische Verbindung zu den Vorderrädern entfällt. Diese Technik eröffnet neue Möglichkeiten für Packaging, Innenraumgestaltung, Crashtoleranzen und zusätzliche Sicherheits-Redundanzen, etwa durch mehrere elektronische Steuergeräte und Backup-Systeme.

Wesentliche Merkmale:

  • Vier Steuer-Pods integriert in den Radkranz, die zentrale Funktionen zusammenfassen
  • Steer-by-wire-Architektur ohne mechanische Lenkwelle, mit elektronischer Redundanz
  • Begrenzte Lenkwinkel: etwa 170 Grad in jede Richtung, im Vergleich zu circa drei vollen Umdrehungen bei einem traditionellen Lenkrad

i-Cockpit neu gedacht: die Windschutzscheibe als Display

Peugeot hat auch das Cockpitkonzept grundlegend überdacht. Im Polygon entfällt das zentrale Touchscreen-Display vollständig; stattdessen werden Informationen direkt mittels eines Micro-LED-Panels auf die Windschutzscheibe projiziert. Die Projektion deckt ungefähr 24 x 74 cm ab und wird als äquivalente 31-Zoll-Anzeige beworben, wodurch eine großzügige Head-up-Erfahrung entsteht statt eines konventionellen Armaturenbretts. Zum Vergleich: Viele moderne Fahrgastzellen nutzen zwei 12,3-Zoll-Bildschirme; die Lösung des Polygon übertrifft diese in der gefühlten Anzeigefläche deutlich.

Das ist mehr als ein Showeffekt. Ein größeres, flexibles HUD ermöglicht es Designern, die Mittelkonsole zu entrümpeln, Informationen kontextsensitiv anzuzeigen und spezifische Layouts je nach Fahrmodus oder Assistenzzustand zu realisieren. In Kombination mit Steer-by-Wire und dem Hypersquare entwirft Peugeot ein grundlegend anderes Verhältnis zwischen Fahrer und Fahrzeug, in dem Bedienelemente, Sichtfenster und elektronische Steuerungen enger verzahnt sind und sodass die Interaktion unmittelbarer und sicherer werden kann. Solche HUD-Systeme bieten zudem Potenzial für erweiterte Augmented-Reality-Funktionen, etwa Richtungs‑Overlays, Sicherheitswarnungen und adaptive Geschwindigkeitshinweise.

Materialien und Nachhaltigkeit

Peugeot setzt im Innenraum des Polygon stark auf recycelte Rohstoffe und nachhaltige Fertigungsansätze. Der Innenraumlack enthält Verbindungen aus ausgedienten Reifen (End-of-Life-Tyres), während ein geschmiedetes Textil aus recycelten Sitzbezügen Türverkleidungen, Fußboden und Dachhimmel umhüllt. Sitzschalen und Radhäuser nutzen wiederaufbereiteten Kunststoff, sodass haptisch ansprechende Oberflächen und eine premium anmutende Materialanmutung mit ökologischer Verantwortung kombiniert werden. Diese Materialwahl demonstriert, dass Nachhaltigkeit und hochwertige Innenraumtexturen kein Widerspruch sein müssen — ein wichtiges Verkaufsargument im Segment der Kleinwagen und für Käufer mit Umweltbewusstsein.

Dieser Ansatz steht im Einklang mit Peugeots übergeordneter Strategie, die Lebenszyklus-Emissionen zu reduzieren, den Materialeinsatz zu optimieren und gleichzeitig eine unverwechselbare Designidentität zu bewahren. Die optische Sprache des Polygon greift historische Referenzen wie den 205-Hatchback und den AZ-1-Sportwagen auf, verbindet klassische Proportionen mit moderner, nachhaltiger Materialtechnik und stärkt so die Markenwiedererkennung.

Technische Herkunft und Wettbewerber

Steer-by-Wire ist nicht völlig neu: Infiniti hat diese Technologie bereits vor Jahren im Q50 umgesetzt. Dank Fortschritten in Elektronik, Steueralgorithmen, Sensorik und Sicherheits-Redundanz lässt sich Lenk-by-Wire inzwischen technisch robuster und preisgünstiger in der Breite einsetzen, auch in kleinen Fahrzeugplattformen. Peugeot arbeitet außerdem an einer geschwindigkeitsabhängigen, variablen Lenkübersetzung, um den reduzierten Hubwinkel des Hypersquare an alltägliche Fahranforderungen anzupassen. Die adaptive Übersetzung sorgt dafür, dass bei niedrigen Geschwindigkeiten eine präzise Lenkreaktion mit hoher Lenkübersetzung möglich ist, während bei Autobahnfahrten eine feinfühlige, weniger direkt übersetzte Lenkung Komfort und Stabilität fördert.

Im Wettbewerbsumfeld positioniert sich Peugeot mit einem klaren Innovationsprofile gegenüber anderen Kleinwagenherstellern wie Renault, Volkswagen oder Toyota, die ebenfalls an ergonomischen Cockpitlösungen, Elektrovarianten und nachhaltigen Materialien arbeiten. Während einige Hersteller auf klassische Rundlenkräder und geteilte Bildschirme setzen, adressiert Peugeot die Integration von HUD-Technologie und by-wire-Systemen als Differenzierungsmerkmal und mögliche Entwicklungsrichtung für künftige kompakte Elektrofahrzeuge.

Wie sich das auf den nächsten 208 auswirkt

Peugeot hat bestätigt, dass Elemente des Polygon in die Entwicklung der nächsten 208-Generation einfließen werden — der 208 bleibt eines der beliebtesten Modelle im europäischen Segment der Kleinwagen. Händler verkauften fast 200.000 Einheiten über die Europe-28 im Jahr 2024, was die Bedeutung des Modells in Peugeots Portfolio unterstreicht. Obwohl konkrete Angaben zu Antriebssträngen und Produktionsspezifikationen noch spärlich sind, deutet das Konzept auf zwei wahrscheinliche Ausrichtungen hin:

  • Eine klassische Verbrennungs- und Hybridpalette für preissensible Märkte, die bekannte Motorentechnologien und kosteneffiziente Plattformlösungen verwendet
  • Eine eigenständige, vollelektrische Variante, die Frontgestaltung, charakteristische Lichtsignaturen und die Innenraumtechnik (HUD, Hypersquare-Anmutung) aus dem Polygon übernimmt

Sollte Peugeot einen elektrischen 208 auf Basis dieses Konzepts bringen, ist mit einer markanten LED-Lichtsignatur, einem aufgeräumten Armaturenbrett ohne zentrales Touchscreen und erweiterten HUD-Funktionen zu rechnen. Darüber hinaus würde eine elektrische Variante die Integration von Batteriepacks, Reichweitenoptimierung und spezifischer Fahrwerksabstimmung benötigen, um die Balance zwischen Alltagstauglichkeit, Reichweite und Fahrspaß zu sichern.

Performance und Marktpositionierung

Der aktuelle 208 basiert auf der PSA Common Modular Platform (CMP) und ist mit einer Palette von Drei- und Vierzylinder-Verbrennungsmotoren sowie elektrischen Varianten erhältlich. Die bislang leistungsstärkste Ableitung ist der E-208 GTi, der 280 cv (276 PS) und 345 Nm (255 lb-ft) aus einem frontmontierten Elektromotor liefert — ein Beleg dafür, dass der kompakte Hatch sowohl effizient als auch dynamisch sein kann. Solche Performance-Modelle dienen nicht nur als Marketinginstrument, sondern zeigen auch die technischen Möglichkeiten der Plattform, etwa hinsichtlich Fahrwerksabstimmung, Thermomanagement und Leistungselektronik.

Zitat: "Das Polygon ist Peugeots Statement, dass Kleinwagen innovativ, nachhaltig und fahrfreudig sein können", sagte ein Unternehmenssprecher bei der Präsentation. Dieses Statement zielt darauf ab, das Segment neu zu definieren: nicht nur als Einstiegsklasse, sondern als Technologieträger für neue Bedienkonzepte, nachhaltige Materialien und elektrifizierte Antriebe.

Das Polygon-Konzept von Peugeot vereint Showcar-Inszenierung mit glaubwürdigen Technologievorschauen. Ob alle Elemente in Serienform übernommen werden, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass das Hypersquare-Lenkrad und das Windschutzscheiben-HUD eine klare Richtung für den nächsten 208 und darüber hinaus vorgeben: Mehr Integration von Elektronik, neue HMI-Konzepte (Human-Machine Interface), erhöhte Materialnachhaltigkeit und eine evolutionäre Verschiebung der Bedienlogik zugunsten intuitiver, kontextsensitiver Darstellung. Aus Sicht von Design, Technik und Marktpositionierung könnte der nächste 208 so zu einem Benchmark im Kleinwagen-Segment werden, indem er Effizienz, Fahrdynamik und digitale Bedienkonzepte verbindet.

Quelle: autoevolution

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