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Mercedes beschleunigt E‑Klasse EQ: Neue Elektro‑Strategie
Mercedes‑Benz hat heimlich mit Testfahrten eines seriennahen, vollelektrischen E‑Klasse‑Modells begonnen. Die veröffentlichten Prototyp‑Fotos zeigen ein Unternehmen, das seine Elektromobilitätsstrategie schnell korrigieren will. Nach mäßigen Verkaufszahlen und einer verhaltenen öffentlichen Reaktion auf die pillenförmigen EQ‑Modelle treibt Mercedes nun beschleunigt eine klassischer gestaltete elektrische Executive‑Limousine voran, die die schwach laufende EQE ersetzen soll.
Die Entscheidung ist sowohl taktisch als auch symbolisch: Mercedes möchte, dass seine Elektrofahrzeuge wieder unverkennbar „Mercedes“ wirken — luxuriös, dezent und vertraut in der Formensprache. Brancheninsider berichten, dass das neue Modell die E‑Klasse‑Bezeichnung mit einem Zusatzschild „with EQ Technology“ tragen soll, anstatt als eigenständige EQ‑Submarke positioniert zu werden, die bei vielen Stammkäufern nicht auf Resonanz stieß. Diese Namensgebung zielt darauf ab, die Markenidentität zu stärken und klarere Assoziationen zu traditionellen Mercedes‑Werten zu schaffen, ohne die elektrische Technologie zu verschweigen.

Platform choice speeds launch — but raises questions
Statt das elektrische E‑Klasse‑Modell auf eine gemeinsame Architektur für Verbrenner und Elektrofahrzeuge zu quetschen, greift Mercedes auf die MB.EA‑Medium‑Architektur zurück, die bereits die Grundlage des GLC EQ bildet. Diese Entscheidung beschleunigt die Markteinführung: Laut internen Planungen könnte die elektrische E‑Klasse in die zweite Jahreshälfte 2027 verschoben werden — etwa ein Jahr früher, als wenn man auf eine speziell für große Fahrzeugklassen ausgelegte, neue Plattform gewartet hätte. Die Nutzung einer bereits validierten EV‑Plattform reduziert Entwicklungszeit, senkt Kosten und minimiert technische Risiken, die mit einer völlig neuen Plattform einhergehen.
Der Einsatz der MB.EA‑Medium‑Architektur bietet zudem Vorteile bei Packaging, Ladevolumina und getesteten Produktionsprozessen, was die Skalierbarkeit in der Fertigung verbessert. Gleichzeitig wirft diese Lösung Fragen auf: Welche Kompromisse sind bei Radstand, Innenraumvolumen oder Batteriegröße eingegangen worden, um die Plattform für eine Limousine der E‑Klasse nutzbar zu machen? Die beschleunigte Roadmap legt nahe, dass Mercedes Prioritäten gesetzt hat — Geschwindigkeit und Marktrelevanz werden offenbar über eine maßgeschneiderte, langfristige Plattformoptimierung gestellt. Für Käufer und Flottenkunden sind die konkreten Auswirkungen auf Reichweite, Effizienz und Raumangebot zentrale Punkte, die noch bestätigt werden müssen.

Powertrain and performance hints
Frühe technische Hinweise deuten darauf hin, dass Mercedes seine hauseigenen eATS 2.0‑Elektromotoren verwenden wird, die mit bis zu 250 kW (etwa 335 PS) pro Motor angegeben werden. Für die Standardversion der E‑Klasse EQ ist eine Zweimotoren‑Allradkonfiguration (Dual‑Motor AWD) zu erwarten, die ein ausgewogenes Verhältnis aus Performance, Traktion und Effizienz bieten soll. Parallel dazu wird an einem AMG‑orientierten Modell gearbeitet; dieses könnte auf einer modifizierten Architektur basieren, die ein Tri‑Motor‑Layout erlaubt und deutlich höhere Leistungs‑ und Fahrdynamikwerte liefert.
Technische Schwerpunkte, die in der Entwicklung diskutiert werden, umfassen die Batteriezellenchemie und -kapazität, thermisches Management, Rekuperationsstrategie sowie Ladeleistung (AC und DC). Insbesondere die DC‑Schnellladefähigkeit und die maximale Ladeleistung sind für den Flotten‑ und Langstreckeneinsatz entscheidend: Kunden erwarten wettbewerbsfähige Ladezeiten und nützliche Reichweiten im Alltag. Mercedes wird voraussichtlich eine modulare Batteriearchitektur einsetzen, die verschiedene Kapazitätsstufen ermöglicht, um unterschiedliche Marktsegmente — von effizienzorientierten Business‑Kunden bis zu Performance‑Interessenten — zu bedienen.
Wichtige, erstmals kolportierte Spezifikationen (Gerüchtebasis):
- Plattform: MB.EA‑Medium (geteilt mit GLC EQ)
- Antriebseinheiten: eATS 2.0, bis zu 250 kW pro Motor
- Typische Konfiguration: Dual‑Motor AWD; AMG‑Varianten: Tri‑Motor
- Geschätzter Marktstart: H2 2027

Design: a return to familiar Mercedes cues
Die Prototypen waren stark verschleiert, und selbst die Beleuchtungselemente erscheinen derzeit generisch, sodass exakte Details schwer zu verifizieren sind. Dennoch liefern Beobachtungen, bei denen die elektrische E‑Klasse neben einer konventionell angetriebenen E‑Klasse gesichtet wurde, hilfreiche Hinweise zu den Proportionen: Das EV wirkt etwas länger als die aktuelle ICE‑E‑Klasse, die rund 4,95 Meter (ca. 194,8 Zoll) misst. Ein leicht längerer Radstand kann positive Effekte auf den Innenraum und die Beinfreiheit haben — ein wichtiges Verkaufsargument im Executive‑Segment.
Die Design‑Erwartungen schließen eine klassischere Dreikörper‑Limousinen‑Silhouette ein sowie ein frontales Erscheinungsbild mit stärkerer Chrombetonung — eine Designlinie, die Mercedes in neueren Modellen wie dem aktuellen GLC wieder stärker integriert. Ziel ist es klar: die visuellen Merkmale wiederherzustellen, die traditionelle Mercedes‑Käufer erwarten, ohne die elektrischen Merkmale zu verstecken. Solche Signale richten sich an Kunden, die Wert auf Markenerkennung, Understatement und hochwertige Verarbeitung legen. Gleichzeitig muss das Design aerodynamisch effizient sein, um Reichweite und Verbrauchsvorteile der Elektromobilität zu unterstützen.
Wichtig sind außerdem Details wie Kofferraumvolumen, Ladeöffnung und Innenraumflexibilität; elektrische Plattformen bieten hier teils andere Möglichkeiten als klassische Verbrennerchassis. Mercedes wird voraussichtlich auf hochwertige Materialien, akustischen Komfort trotz Elektroantriebs und eine deutlich digitalisierte Innenraumarchitektur setzen — inklusive vernetzter Assistenzsysteme, Over‑the‑Air‑Updates und optimierter Nutzererfahrung für Fahrer und Passagiere.
Market context and the EQE lesson
Das Abschneiden der EQE in manchen Märkten war deutlich: In den ersten neun Monaten des Jahres 2025 wurden in den USA nur rund 4.000 Einheiten abgesetzt — das entspricht einem Rückgang von etwa 62 % gegenüber 2024. Marktbeobachter und Analysten führen diese Entwicklung darauf zurück, dass viele Käufer Elektroautos erwarteten, die weiterhin als „Benz“ erkennbar sind: luxuriös, zurückhaltend und vertraut in ihrer Erscheinung und Positionierung. Die stark eigenständige, pillenförmige Designsprache der ersten EQ‑Modelle hat offenbar viele Käufer entfremdet, die eine Kontinuität zu traditionellen Mercedes‑Gestaltungsmerkmalen suchen.

Der Strategiewechsel von Mercedes spiegelt ähnliche Ansätze wider, die Wettbewerber bereits verfolgt haben: Hersteller wie BMW haben elektrische Varianten entwickelt, die optisch und in der Kundenwahrnehmung enger an den konventionellen Modellen bleiben (z. B. BMW i5 als Pendant zur 5er‑Reihe). Indem Mercedes die elektrische E‑Klasse auf eine bewährte EV‑Plattform stellt und das Erscheinungsbild stärker an Markenerwartungen ausrichtet, hofft das Unternehmen, verlorene Kunden zurückzugewinnen und die Akzeptanz von Elektromodellen bei klassischen Mercedes‑Käufern zu erhöhen. Langfristig ist dies eine Frage der Markenarchitektur, des Preispunktes, der Ausstattungsstrategie und der emotionalen Akzeptanz.
Für Flottenkunden und internationale Märkte sind zudem Service‑ und Wartungsnetz, Garantieleistungen für Batterie und Antriebsstrang sowie Leasing‑Konditionen entscheidend. Mercedes dürfte hier opportunistisch vorgehen und Bundles mit Ladeinfrastruktur, Flottenmanagementlösungen und gezieltem Marketing für Business‑Kunden anbieten, um die Stückzahlen nachhaltig zu stabilisieren.
What to watch next
Fotografen und Praxistester haben bereits mehrere getarnte Prototypen gesichtet, was auf intensive Testfahrten im öffentlichen Straßenverkehr hindeutet. Interessierte Beobachter, potenzielle Käufer und Branchenanalysten sollten folgende Entwicklungen genau verfolgen, da sie Aufschluss darüber geben werden, wie erfolgreich Mercedes den Strategiewechsel umsetzt:
- Offizielle Bestätigung von Fahrwerk, Chassis und konkreten Powertrain‑Spezifikationen — darunter Batteriegröße, Reichweite und Ladeleistung (kW)
- Endgültige Design‑Enthüllung und inwiefern sich das Erscheinungsbild an den Proportionen der ICE‑E‑Klasse orientiert
- Details zur AMG‑Performance‑Variante: Leistung, Antriebsarchitektur, Beschleunigungswerte und Fahrdynamiksysteme
- Preisstrategie und Positionierung gegenüber Wettbewerbern wie dem BMW i5, Tesla Model S und anderen elektrischen Executive‑Limousinen

„Die Herausforderung für Mercedes besteht darin, ein Elektrofahrzeug zu bauen, das sich wie ein Mercedes anfühlt, und zugleich die Vorteile moderner elektrischer Architektur zu nutzen“, sagt ein Branchenanalyst. Gelingt dieses Gleichgewicht, kann die neue E‑Klasse EQ dazu beitragen, das Image von Mercedes in Sachen Elektromobilität wieder zu stärken und die Abwanderung von Kunden zu konkurrierenden Marken zu stoppen. Neben der reinen Fahrzeugtechnik entscheidet vor allem die Markenkohärenz über den Erfolg: Kunden erwarten, dass Luxus, Komfort und Markenidentität trotz des technologischen Wandels erhalten bleiben.
Für Enthusiasten und potenzielle Käufer signalisiert die geplante E‑Klasse EQ eine schnellere Markteinführung, vertrautere Optik und eine technisch solide Basis — ein klares Signal, dass Mercedes seine Elektrifizierungsstrategie nicht aufgibt, sondern neu ausrichtet und pragmatisch nachsteuert. Beobachter sollten insbesondere die kommunizierten Reichweiten, realen Verbrauchswerte und Testberichte zur Alltagstauglichkeit beachten, um den Erfolg der Strategie objektiv bewerten zu können.
Quelle: autoevolution
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