Xiaomi 17 Pro Max im Test: Display, Kamera, Akku, Leistung

Unser ausführlicher Test des Xiaomi 17 Pro Max: Design, OLED‑Display, Kameraqualität, Akku und Performance. Wir analysieren Stärken wie das rückseitige Display und die Tageslichtkamera sowie Kompromisse bei Akku und Drosselung.

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Xiaomi 17 Pro Max im Test: Display, Kamera, Akku, Leistung

12 Minuten

Das Xiaomi 17 Pro Max tritt gegen Apple und Samsung an und sorgt mit auffälliger Hardware, einem mutigen rückseitigen Display und einem Kamera-Setup, das für Aufmerksamkeit gebaut ist, für Schlagzeilen. Es ist schnell, hell und ambitioniert – doch einige subtile Kompromisse verhindern, dass es den Thron uneingeschränkt übernimmt.

Design mit Twist: Ein rückseitiges Display, das mehr kann als nur beeindrucken

Das 17 Pro Max übernimmt die auf modernen Flaggschiffen populäre "Plateau"-Ästhetik und belebt Xiamis Ultra-Ära-Idee eines Sekundärdisplays neu – diesmal als verfeinertes 2,9-Zoll-OLED, das in das Kameramodul eingelassen ist. Es dient als Sucher für hochwertige Selfies mit der Hauptkamera, als Mini-Player für Apps wie Spotify und als Heimat für verspielte, berührungsempfindliche Tier-Designs auf dem Sperrbildschirm. Mit der optionalen Retro-Hülle für etwa 40 US-Dollar imitiert es sogar ein Handheld-Spielgerät und erweitert so die Nutzungsoptionen.

Die Rückseite ist nicht aus Glas, sondern aus Fiberglas‑Verbundmaterial. Diese Wahl reduziert das Gewicht auf 219 g trotz des großen Akkus, liegt damit ungefähr 14 g unter einem vergleichbaren amerikanischen Rivalen und sorgt für eine bessere Balance in der Hand. Der Kompromiss: Die Haptik wirkt weniger premium, und beim Reinigen können matte Flächen ungleichmäßig glänzen. Der Kunststoffschutz des rückseitigen Displays neigt außerdem zu statischer Aufladung und zieht Staub um die Linsen an. Abgesehen davon schaffen die weichen Rundungen des Aluminiumrahmens und das schlanke 8‑mm-Profil dieses große Gerät überraschend handlich zu machen – ein Vorteil für Nutzer, die ein großes Display ohne unhandliche Bauform wollen.

Die Verarbeitung ist langlebig: IP68 (bis zu 6 Meter für 30 Minuten) und auf dem Hauptdisplay Xiamis Dragon Crystal Glass 3.0, während die Rückseite mit einer früheren Dragon‑Crystal‑Generation geschützt ist. Das verspricht guten Schutz gegen Wasser und Kratzer, wobei die Kombination aus Verbundrückseite und verstärktem Displayglas typischerweise bessere Bruchresistenz gegen Stürze bietet als reine Glasrückseiten, auch wenn die Glasfront immer noch empfindlich gegenüber Schlägen bleibt.

Ein Next‑Gen OLED, den man wirklich sieht

Das 6,9 Zoll große "1.5K" OLED (1200 × 2608) mag auf dem Datenblatt nicht nach Überlegenheit schreien, doch Xiamis Super Pixel‑Panel nutzt ein RGB S‑Stripe‑Layout statt PenTile und weist jedem Pixel vollständige Rot‑, Grün‑ und Blauunterpixel zu. Bei rund 419 ppi ergibt das etwa 9,39 Millionen Subpixel – schärfere Texte, sauberere Diagonalen und weniger Farbsäume als bei typischen 1.5K‑OLEDs. Für Leser, die auf Pixeldichte und Lesbarkeit achten, wirkt sich dies spürbar positiv auf kleine Schriften, Karten und typografische Details aus.

Die Helligkeit ist eindrucksvoll: Wir maßen 3920 Nits Spitze in HDR‑Highlights (also deutlich über Xiamis 3500‑Nit‑Angabe), etwa 1210 Nits im manuellen Sunlight‑Modus und bis zu etwa 2200 Nits im automatischen Modus. Die Farbdarstellung im Original Color Pro‑Modus ist lehrbuchmäßig genau im sRGB‑Raum (nahe 100 % Abdeckung bei sehr geringer Abweichung), während die DCI‑P3‑Abdeckung nicht zur Spitzenklasse gehört. Der LTPO‑Controller regelt adaptiv zwischen 1–120 Hz abhängig vom Bildinhalt und sogar nach der Schnelligkeit, mit der Sie über den Bildschirm wischen, was Energie spart und die Darstellung flüssig hält. Standardmäßig nutzt die Helligkeitssteuerung DC‑Dimmung; wer PWM bevorzugt, kann über die Option Adaptive Refresh Rate Pro umschalten. Diese Flexibilität ist für Nutzer mit empfindlichen Augen sowie für diejenigen, die Wert auf Akkueffizienz legen, nützlich.

Auch das 2,9‑Zoll‑OLED auf der Rückseite ist kein Schmuckstück ohne Nutzen: Mit 976 × 596 Pixeln bietet es satte Farben und praktische Funktionen, etwa das exakte Einrahmen von Selfies mit der Hauptkamera oder die Steuerung von Medien und Widgets ohne das Hauptdisplay zu aktivieren. Für Kreative und Social‑Media‑Nutzer stellt es einen echten Mehrwert dar.

Performance: laute Zahlen, leises Drosseln

Das 17 Pro Max ist das erste Smartphone mit Snapdragon 8 Elite Gen 5 (Oryon Gen 3 CPU, Next‑Gen Adreno GPU). Im Alltag ist es blitzschnell: Die Web‑Performance kommt an die neuesten iPhones heran, und anspruchsvolle Spiele wie Genshin Impact liefen in unseren Tests stabil mit gesperrten 60 fps. Diese Alltagsgeschwindigkeit macht das Gerät sehr attraktiv für Power‑User und Gamer, die kurze, intensive Sessions spielen möchten.

Unsere länger laufenden Stresstests zeigten jedoch ein differenzierteres Bild. Xiaomi scheint die Leistungsaufnahme relativ früh zu begrenzen, um Hitzeentwicklung in Schach zu halten. Das Resultat sind geringere GPU‑Zuwächse als erwartet und ein Leistungsverlust von bis zu rund 32 % bei anhaltender Belastung. Für Nutzer, die auf maximale Spitzenleistung über längere Zeiträume angewiesen sind – etwa bei langen Gaming‑Marathons oder intensiven Rendering‑Jobs – ist das ein wichtiger Punkt, da die Thermik die Rohleistung deutlich beeinflussen kann.

Das Kühlsystem ist aufwendig: Eine 5533 mm² große Vapor Chamber mit Mikrokapillar‑Kanälen (rund 5000 pro cm²) verteilt die Wärme sehr schnell. Da die Fiberglas‑Rückseite die Wärmeleitung nach außen einschränkt, leitet sich Wärme bevorzugt in das Display und den Rahmen – also dorthin, wo die Kühlstruktur am nächsten ist. Bei gemischter realer Nutzung (Fotografie, Video, moderate Spiele) blieb das Gehäuse überwiegend unter 39 °C; unter synthetischer Dauerbelastung stiegen lokale Hotspots hinter dem Display nahe an 50 °C. Das ist zwar komfortorientiert und vermeidet heiße Griffbereiche, limitiert aber die volle Dauerleistung des SoC. Insgesamt zeigt sich hier ein ausgeprägter Kompromiss zwischen Dauerkühlung, Nutzerkomfort und Performance‑Spitzen.

Akkulaufzeit und Laden: Große Zelle, uneinheitliche Ausdauer

Der 7500 mAh starke Silizium‑Carbon‑Akku ist das auffälligste Datenblatt‑Merkmal. Im Alltag überzeugt die Laufzeit: Bei normaler Nutzung mit Bildschirmzeit, Messaging, Navigation und gelegentlichem Gaming erzielt das Gerät sehr gute Werte. In standardisierten Labor‑Tests gab das Telefon jedoch in einigen Szenarien nach: Die Videowiedergabe lag etwa 32 % hinter einem führenden Konkurrenten, und die Ausdauer bei intensivem Gaming entsprach in etwa Geräten mit 5000 mAh – ein Hinweis darauf, dass Effizienz, Wärmeverhalten und Software‑Optimierung die rohe Kapazität relativieren.

Positiv: Xiamis 100 W Schnellladen ist offen gestaltet, also ohne Zwang zu proprietären Ladeadaptern. Das ist ein großer Vorteil für Nutzer, die unterschiedliche Ladegeräte verwenden oder unterwegs flexibel sein möchten. Weniger positiv ist, dass der USB‑C‑Anschluss auf USB 3.2 Gen 1 (5 Gbps) beschränkt ist statt Gen 2 – das limitiert schnelle kabelgebundene Datentransfers. Insgesamt bleibt das Akku‑Paket stark für den Alltag, aber für Power‑User mit langanhaltenden, intensiven Sessions sind Effizienz und thermisches Verhalten wichtige Faktoren.

Software: HyperOS 3‑Feinschliff mit China‑ROM‑Hinweisen

Zum Marktstart in China läuft das 17 Pro Max mit HyperOS 3 auf Android 16. Erwartet werden über 100 überarbeitete Systemanimationen, ein neu gestalteter Home‑Screen und Icon‑Design sowie Apple‑ähnliche Akzente wie Hyper Island (ein pillenförmiger Statusbereich rund um die Selfie‑Aussparung). KI‑gestützte Funktionen umfassen Dynamische Tapeten, Cinematic Lock Screen, KI‑Schreibfunktionen, Spracherkennung, On‑Device‑Suche und Live‑Übersetzung. Diese Features zeigen, dass Xiaomi stärker auf lokale KI‑Erfahrungen und On‑Device‑Verarbeitung setzt, wobei die tatsächliche Nützlichkeit von der Sprach‑ und Regionsunterstützung abhängt.

Da es sich um eine China‑ROM handelt, sind lokale Apps vorinstalliert (die meisten lassen sich entfernen) und die Sprachoptionen sind eingeschränkt (typischerweise Chinesisch und Englisch). Google‑Dienste sind nicht vorinstalliert; das Aktivieren von Basic Google Services und die Installation des Play Store über den Mi App Store bringen GMS in wenigen Minuten auf das Gerät. Xiaomi hat noch keine endgültige Update‑Garantie genannt, doch basierend auf den letzten Flaggschiffen sind etwa vier größere Android‑Updates und rund sechs Jahre Sicherheitsupdates realistisch. Für internationale Käufer bedeutet das: Software‑Support und regionale Anpassungen sind ein wichtiges Kaufkriterium.

Kameras: Tageslicht‑Brillanz, nächtliche Nuancen

Der Star der Show ist der neue 50 MP "Light Hunter 950L"‑Sensor von SmartSens mit LOFIC‑Technologie, entwickelt, um die volle Wellkapazität zu erhöhen und Überbelichtung in Highlights zu vermeiden. Xiaomi gibt bis zu 16,5 EV einfangbare Dynamik in HDR‑Szenen an. Am Tag liefert die Hauptkamera beeindruckende Ergebnisse: große Dynamik, scharfe, natürliche Texturen ohne die übertriebene Nachschärfung, die man bei manchen Konkurrenten sieht, und eine selbstbewusste Kontrastabstimmung, die Szenen plastisch und realistisch darstellt.

Die Farbwiedergabe hängt vom gewählten Leica‑Profil ab. Leica Vibrant (Standard) ist kräftig und warm – auffällig, aber nicht unbedingt absolut akkurat. Leica Authentic verstärkt Stimmung und Kontrast mit dezentem Vignettieren. Wer neutralere Töne bevorzugt, sollte die Profile vor dem Fotografieren anpassen. Porträtaufnahmen profitieren von der natürlichen Tiefenwirkung des großen Sensors; oft ist keine künstliche Software‑Unschärfe nötig. Die Gesichtsglättung kann jedoch stark ausfallen – in diesem Fall lohnt sich das Deaktivieren der Beautify‑Option, wenn Sie ein authentischeres Hautbild wünschen.

Das 50 MP Ultraweitwinkel (entsprechend etwa 17 mm) liefert bei Tageslicht saubere Details, zeigt aber eine geringere Dynamik und eine kühlere Farbtemperatur als die Hauptkamera. Die 50 MP 5× Telelinse (115 mm) verwendet einen größeren Sensor als früher und glänzt bei nativem 5×‑Zoom; darüber hinaus, bei 10× und mehr, greift die AI‑vermittelte Verarbeitung stärker ein, was Texturen glätten und Kontrast betonen kann. Super‑Macro nutzt die Teleoptik: Rechnen Sie mit einer Arbeitsdistanz von 20–30 cm und guten Detailreserven, sofern Sie vor dem Auslösen vorzoomen.

Bei Nacht beeindruckt die Hauptkamera durch ausbalancierte Highlights und Schatten, minimale Wischartefakte und eine selbstbewusste Belichtungswahl. Ultraweitwinkel und Teleobjektiv sind stärker auf Rauschunterdrückung und Stabilisierung angewiesen, was feine Details weichzeichnen und gelegentlich zu Geisterlichtern um helle Quellen führen kann. Xiamis anti‑reflektierende Beschichtungen reduzieren Reflexionen, doch punktuelle Lichtquellen können weiterhin blühen – ein bekanntes Limit bei vielen Kamerasystemen.

Die Videofunktionen sind umfangreich: Bis zu 8K30, 4K120, Dolby Vision, 10‑Bit LOG und Ultra‑Slow‑Motion bei 1920 fps (720p) sind verfügbar und funktionieren jetzt auch mit Tele‑ und Ultraweitwinkel. Für Vlogger und Videografen ergeben sich damit viele kreative Optionen, etwa hochwertige Log‑Aufnahmen für Farbkorrektur oder flüssige 4K120‑Aufnahmen. Wenn Ihnen hochwertige Selfies wichtig sind, erleichtert das rückseitige Display das präzise Framing mit der Hauptkamera erheblich. Die Frontkamera mit 50 MP liefert gute Ergebnisse, erreicht jedoch nicht Spitzenwerte gegenüber manchen spezialisierten Selfie‑Telefonen.

Audio: Stereo, das nicht die Show stiehlt

Die Stereo‑Lautsprecher sind brauchbar, aber nicht herausragend. Dolby Atmos sorgt für mehr Klarheit und etwas mehr Punch, doch Bassfundament und allgemeines Headroom bleiben hinter den besten Flaggschiffen zurück. Bei komplexer Rock‑ oder Metal‑Musik können Details bei hoher Lautstärke verschmieren. Für durchschnittliche Medienwiedergabe und gelegentliches Musikhören sind die Lautsprecher vollkommen ausreichend, anspruchsvolle Audiophiles sollten jedoch zu externen Lautsprechern oder hochwertigen Kopfhörern greifen.

Preis, Positionierung – und für wen ist das Gerät geeignet?

In China beginnt das Xiaomi 17 Pro Max bei rund 900 US‑Dollar; eine globale Version wird allgemein oberhalb von 1200 US‑Dollar erwartet. Damit positioniert es sich gegen Top‑Konkurrenten, bei denen Verarbeitungsqualität, Ausdauer und langfristige Leistungsstabilität besonders kritische Vergleichspunkte sind. Das 17 Pro Max antwortet mit einem beeindruckenden Display, einem cleveren Rückseiten‑Display, starken Tageslichtkameras und flotter, im Alltag kühler Performance. Jedoch machen die Fiberglas‑Rückseite, die uneinheitliche Ausdauer bei Videos und Gaming, die eher durchschnittliche Lautsprecherqualität und die spürbare Leistungsdrosselung unter Dauerlast Abstriche.

Wichtig für Kaufentscheidungen: Xiaomi‑Flaggschiffe unterliegen historisch betrachtet schneller einem Wertverlust auf dem Gebrauchtmarkt. Wer primär ein leuchtstarkes OLED‑Display, ein spannendes Zweitdisplay und exzellente Fotografie bei Tageslicht sucht, findet im 17 Pro Max ein sehr interessantes Paket. Wer hingegen höchste Ansprüche an Lautsprecher, maximaler Dauerleistung beim Gaming oder die bestmögliche Energieeffizienz stellt, sollte Alternativen prüfen oder auf ein späteres Modell mit optimierter Thermik warten.

Highlights

  • Helles, genaues OLED‑Display mit RGB S‑Stripe und ~3920‑Nit HDR‑Spitzen
  • Rückseitiges 2,9‑Zoll‑Display für Steuerung, Selfies und optische Akzente
  • Snapdragon 8 Elite Gen 5 sorgt für spürbare Alltagsgeschwindigkeit; Kühlsystem hält Temperaturen im Alltag in Schach
  • 50 MP Hauptkamera liefert exzellente Tageslichtdetails und großen Dynamikumfang
  • Offenes 100 W Schnellladen; IP68; robustes Frontglas (Dragon Crystal Glass 3.0)

Abwägungen

  • Fiberglas‑Rückseite fühlt sich weniger hochwertig an und ist schwierig zu reinigen
  • Akkulaufzeit hinkt bei Videowiedergabe und starkem Gaming trotz 7500 mAh hinter Konkurrenten her
  • Spürbare Leistungsabnahme unter langanhaltender Belastung; begrenzte GPU‑Zuwächse
  • Nachtleistung von Ultraweitwinkel/Tele sowie Lichtblenden erfordern Verbesserungen
  • Stereolautsprecher sind nur durchschnittlich; USB 3.2 Gen 1 (5 Gbps) limitiert Datentransfer

Wenn Sie ein sehr helles, farbtreues Display, ein praktisches und spaßiges rückseitiges Display sowie eine Hauptkamera suchen, die bei gutem Licht begeistert, ist das 17 Pro Max eine echte Überlegung wert. Falls Sie jedoch absolute Spitzenwerte bei Lautsprechern, kompromisslose Akkueffizienz und stabilste Dauerleistung erwarten, könnten Sie bei dem zu erwartenden globalen Preis zögern und Alternativen in Betracht ziehen.

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