Ram baut echten Mid-Size Pickup in Toledo 2028 für US-Markt

Stellantis bestätigt: Ram produziert ab 2028 in Toledo einen echten Mid-Size Pickup. Die Investition von 13 Mrd. USD stärkt US-Standorte, zielt auf Konkurrenten wie Ford Ranger und Toyota Tacoma und betont Offroad- und Zugfähigkeiten.

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Ram baut echten Mid-Size Pickup in Toledo 2028 für US-Markt

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Ram baut echten Mid-Size Pickup in Toledo

Stellantis hat bestätigt, worauf viele in der Pickup- und Nutzfahrzeugbranche sehnsüchtig gewartet haben: Ram ergänzt seine Modellpalette um einen echten Mid-Size Pickup, dessen Produktion 2028 im Montagewerk Toledo, Ohio, beginnen soll. Diese Ankündigung ist Teil einer umfangreichen US-Investition in Höhe von 13 Milliarden US-Dollar, die mehrere nordamerikanische Produktionsstandorte neu ausrichtet und strategisch auf Wachstum, Fertigungskapazitäten und Arbeitsplätze abzielt. Die Entscheidung für Toledo signalisiert zugleich eine konzertierte Anstrengung von Stellantis, Marktanteile im wichtigen Segment der mittelgroßen Pickups zurückzugewinnen.

Warum das wichtig ist

Das Segment der Mid-Size Pickups hat seit dem Produktionsende des Dodge/Ram Dakota im Jahr 2011 kontinuierlich an Bedeutung gewonnen. Käufer in diesem Segment suchen eine ausgewogene Kombination aus robusten Fähigkeiten, wirtschaftlichem Antrieb, Alltagstauglichkeit und Komfort. Viele Kunden wünschen sich ein Fahrzeug, das sowohl als Arbeitswerkzeug mit ernsthaften Zug- und Nutzlastfähigkeiten dient als auch als tägliches Fahrzeug für Pendler und Familien geeignet ist. Durch die Wahl des Werks in Toledo — dem Produktionsstandort für Jeep Wrangler und Gladiator — legt Stellantis nahe, dass der neue Ram sehr wahrscheinlich eine traditionelle Karosserie-auf-Rahmen-Architektur (body-on-frame) erhält. Diese Architektur zielt klar auf Wettbewerber wie den Ford Ranger, den Chevrolet Colorado/GMC Canyon und den Toyota Tacoma, anstatt auf unibody-basierte Lösungen im Stil der Honda Ridgeline oder Hyundai Santa Cruz.

Höhepunkte:

  • Produktionsstart: 2028 in Toledo, Ohio
  • Plattform: Wahrscheinlich Karosserie-auf-Rahmen (shared Toledo-Fertigung mit Gladiator)
  • Hauptkonkurrenten: Ford Ranger, Toyota Tacoma, Chevy Colorado/GMC Canyon

Plattform, Leistung und Positionierung

Obwohl offizielle technische Daten noch nicht veröffentlicht wurden, deutet die parallele Produktion mit Wrangler und Gladiator stark darauf hin, dass Stellantis besonderen Wert auf Geländetauglichkeit, Anhängelast und Robustheit legt. Eine Karosserie-auf-Rahmen-Konstruktion bietet Vorteile in puncto Rahmensteifigkeit, Reparaturfreundlichkeit und bei der Auslegung hoher Anhängelasten. Aus Kundensicht bedeutet dies, dass der neue Ram voraussichtlich auf ernsthafte Zug- und Nutzlastkompetenzen ausgelegt sein wird, kombiniert mit Offroad-Optionen, die denen des Gladiator ähneln können.

Erwarten Sie mehrere Antriebsstrangoptionen: konservative, effizienzorientierte Benzinvarianten, stärkere V6-Motoren für Anhängerbetrieb sowie mögliche Performance- und Offroad-Abstimmungen. Stellantis hat in der Vergangenheit gezeigt, dass sie Varianten mit unterschiedlichen Fahrwerksabstimmungen, Sperrdifferentialen und Offroad-Paketen anbieten, um Käufer mit spezifischen Anforderungen anzusprechen. Neben reinen Verbrennungsmotoren sind Hybrid- oder Mild-Hybrid-Lösungen nicht auszuschließen, ebenso wie später mögliche Plug-in- oder Reichweitenverlängerer-Strategien für spezielle Märkte — je nachdem, wie sich die Nachfrage für alternative Antriebe bis zur Markteinführung entwickelt.

In der Positionierung wird Ram versuchen, Käufer zurückzugewinnen, die nach dem Verschwinden des Dakota zu anderen Marken wechselten. Gleichzeitig richtet sich das Angebot an Flottenbetreiber und Lifestyle-Käufer, die echte Pickup-Fähigkeiten verlangen, ohne gleich in ein Full-Size-Modell wechseln zu müssen. Eine erfolgreiche Markteinführung hängt daher nicht nur von der reinen Leistungsfähigkeit ab, sondern auch von Innenraumqualität, Infotainment, Sicherheitsausstattung und dem Preis-Leistungs-Verhältnis.

Fertigungstrategie und Produktionszeitplan

Ursprünglich plante Stellantis, das Modell im stillgelegten Werk Belvidere, Illinois, zu fertigen. Die Pläne wurden jedoch angepasst: Belvidere soll 2027 wieder eröffnet werden, um die Produktion des neuen Jeep Cherokee und Compass aufzunehmen, während Toledo den Mid-Size Ram erhält. Diese Entscheidung spiegelt eine strategische Verteilung der Fertigungsaufgaben wider, bei der Standorte nach ihren vorhandenen Kompetenzen und Modularität ausgewählt werden. Toledo bringt Erfahrung mit robusten Fahrwerks- und Geländefahrzeugen mit, was kurzfristig Entwicklungs- und Produktionsvorteile verschaffen kann.

Die umfangreiche Investition umfasst darüber hinaus die Entwicklung eines großen Verbrennungs- und reichweitenverlängernden Elektro-SUV im Werk Warren, Michigan, sowie die Wiederaufnahme der Produktion des Dodge Durango in Detroit mit geplanten Abläufen ab 2029. Solche Entscheidungen zeigen, wie Stellantis versucht, die US-Produktion zu stärken, Fertigungskapazitäten zu diversifizieren und ein ausgewogeneres Produktportfolio anzubieten.

„Diese Investition in den USA — die größte in der Unternehmensgeschichte — wird unser Wachstum vorantreiben, unsere Fertigungspräsenz stärken und mehr amerikanische Arbeitsplätze schaffen“, erklärte Stellantis-CEO Antonio Filosa. Die Maßnahme ist Teil von Filosas Strategie, frühere Fehlentscheidungen zu korrigieren, die Produktpalette zu verbreitern und die Wettbewerbsfähigkeit in Kernsegmenten wie dem Mid-Size-Pickup-Segment wiederherzustellen. Für die lokale Wirtschaft in Toledo bedeutet das Projekt zusätzliche Beschäftigung, Zulieferaufträge und langfristige Investitionen in Ausbildung und Produktionsinfrastruktur.

Marktumfeld und Ausblick

Ram ist spät dran, wieder in das Segment der mittelgroßen Pickups einzusteigen, doch die Kombination aus einer bewährten Fertigungsstätte und einer klassischen body-on-frame-Konstruktion kann der Marke dennoch eine realistische Chance geben. Beobachter und Käufer werden die neuen Modelle vorrangig anhand von Anhängelast, Nutzlast, Geländefähigkeit, verfügbarem Offroad-Zubehör und dem Gesamtwert — inklusive Garantie und Unterhaltskosten — bewerten. Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Innenraumqualität und die moderne Technik im Cockpit, denn Käufer in diesem Segment erwarten inzwischen oft fast Pkw-ähnlichen Komfort und vernetzte Systeme.

Wenn Stellantis bewährte Antriebe mit moderner Innenraummodernisierung, fortschrittlichem Infotainment, Fahrerassistenzsystemen und einem wettbewerbsfähigen Preis kombiniert, könnte der neue Ram die Marktpositionen bestehender Modelle in Frage stellen. Strategisch gilt es, preislich attraktiv aufzutreten, ohne bei Materialqualität und Leistungsfähigkeit zu sparen — ein Balanceakt, der über Markterfolg oder Misserfolg entscheiden wird. Zusätzlich sollte Stellantis den Flottenmarkt ins Visier nehmen: Gewerbliche Kunden und Leasinggesellschaften achten stark auf Total Cost of Ownership (TCO), Reparaturfreundlichkeit und Restwerte.

Viele potenzielle Käufer dürften sagen: „Besser spät als nie.“ Dennoch muss Stellantis bei technischen Spezifikationen, Variantenvielfalt, Offroad-Ausstattungen und Preissetzung schnell klare Fakten liefern, damit der Marktstart 2028 Wirkung zeigt. Konkret werden Details zu Radstand, Ladebettabmessungen, maximaler Anhängelast, zulässiger Nutzlast, verfügbaren Differenzialsperren, Federungsoptionen und möglichen Assistenzsystemen (z. B. Trailer Assist, Offroad-Modi) entscheidend sein. Die nächsten 18 bis 24 Monate werden wichtig, da Prototypen und Serienmuster gefertigt, Tests durchgeführt und Zulassungsprozesse abgeschlossen werden.

Aus technologischer Sicht könnte Ram von modularen Plattformansätzen innerhalb des Stellantis-Konzerns profitieren, zum Beispiel durch die Nutzung gemeinsamer Antriebs- und Elektronikplattformen, die Skaleneffekte ermöglichen. Gleichzeitig bleibt die Frage offen, inwieweit alternative Antriebe für dieses Segment bereits zum Serienstart relevant sind. Die Nachfrage nach Diesel-, Hybrid- oder elektrifizierten Varianten wächst zwar, doch in Nordamerika ist die Marktakzeptanz für batterieelektrische Pickups in der Mitte des Jahrzehnts noch stark von Ladeinfrastruktur, Preis und Reichweite abhängig.

Insgesamt bietet der Schritt nach Toledo für Ram die Chance, eine marktfähige Antwort auf die stark frequentierte Konkurrenz im Mid-Size-Bereich zu liefern. Sollte Stellantis technologische Stärken, Fertigungsqualität und Preisanreize intelligent verknüpfen, könnte der neue Mid-Size Ram nicht nur verlorene Kunden zurückgewinnen, sondern auch neue Käufergruppen erschließen, die robuste Nutzfahrzeuge mit modernem Komfort suchen.

Quelle: motor1

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