9 Minuten
In Deutschland erwischt, für China gebaut: die verlängerte A6L
Vor der offiziellen Enthüllung bestätigen neue Spy-Fotos und Unterlagen des chinesischen Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie (MIIT), dass der Audi A6L 2026 gegenüber dem Vorgängermodell deutlich gewachsen ist. Obwohl der Prototyp in der Nähe des Nürburgrings gesichtet wurde, handelt es sich eindeutig um die für den chinesischen Markt konzipierte Langversion auf Audis Premium Platform Combustion (PPC). Diese Variante richtet sich an Käufer, die besonderen Wert auf Komfort im Fond, umfangreiche Technik und repräsentativen Fahrkomfort legen.

Abmessungen, Gewicht und Innenraum
Die MIIT-Unterlagen listen den 2026er A6L mit einer Gesamtlänge von 5.142 mm und einem Radstand von 3.066 mm — das sind deutliche Zuwächse gegenüber dem bisherigen China-Modell, das 5.050 mm lang war und einen Radstand von 3.024 mm aufwies. Das Leergewicht liegt bei etwa 2.060 kg. Diese Daten deuten auf ein Fahrzeug hin, das minimal breiter und etwas niedriger ist (Höhenverlust rund 11 mm), aber vor allem im Fond deutlich mehr Raum bietet. Für Chauffeur-orientierte Limousinen ist der Radstand eine zentrale Kenngröße: Mehr Radstand bedeutet nicht nur mehr Kniefreiheit, sondern erlaubt auch eine andere Anordnung des hinteren Fußraums und eine längere hintere Bodenplatte, was die Komfortwahrnehmung deutlich verbessert.
Die Verstärkung der Karosseriestruktur und die Aufwertung von Dämm- und Isolationsmaßnahmen sind bei einer derartigen Langversion besonders wichtig, um NVH (Noise, Vibration, Harshness) auf einem Premium-Niveau zu halten. Hersteller wie Audi nutzen eine gezielte Mischung aus hochfester Stahlstruktur, strategisch platzierten Verstärkungsblechen und optimierten Klebepunkten, um die Steifigkeit zu erhalten, ohne übermäßig Gewicht hinzuzufügen. Bei einem Leergewicht von rund 2.060 kg dürften zudem zahlreiche Maßnahmen zur Gewichtsoptimierung (z. B. Leichtmetall-Komponenten, lokal eingesetzte Aluminiumbauteile) zum Einsatz kommen, um Fahrdynamik und Verbrauch in einem akzeptablen Rahmen zu halten.
Design und Styling
Optisch bleibt der A6L der aktuellen Audi-Designlinie treu: schlanke, elegante Lichtsignaturen vorn und hinten, eine großzügig proportionierte Singleframe-Kühlergrill-Architektur und ein hinten stark detailliertes Abschlussblech mit Endrohrblenden. Die Profilansicht des China-spezifischen Modells unterscheidet sich vom europäischen A6 nur subtil, doch die gestreckten Proportionen — längere Flanken, vergrößerte Glasflächen im Heckbereich — werden beim Vergleich der Radstände und der Seitenfenster sofort sichtbar.
Designtechnisch zielt Audi bei der Langvariante darauf ab, die Silhouette nicht einfach zu verlängern, sondern Proportionen und Linienführung so zu modulieren, dass Eleganz und Präsenz erhalten bleiben. Das erfordert Anpassungen an Türen, B-Säule und Dachkontur sowie eine Neufassung von Fensterrahmen und Türverkleidungen, um den Auftritt harmonisch zu halten. Interieur-seitig dürfte Audi verstärkt auf Materialien mit hoher Haptik, individuell einstellbare Fond-Sitze, erweiterte Klimatisierungsfunktionen und zusätzliche Komfortangebote wie versenkbare Tische, Sonnenrollos und akustische Optimierungen setzen — Merkmale, die typische Verkaufsargumente in der Oberklasse für den chinesischen Markt sind.

Antriebsstrang und Leistung
Motoren, Getriebe und Antriebsoptionen
Die MIIT-Dokumente bestätigen unter der Haube einen 2,0-Liter-Vierzylinder mit der Volkswagen-Konzernbezeichnung DXG, produziert vom Joint-Venture Volkswagen FAW Engine. Dieser Motor ist mit 200 kW (268 PS) und 400 Nm Drehmoment angegeben — eine klare Leistungssteigerung gegenüber den Basismotoren des 2025er A6L, die in Varianten mit 140 kW bzw. 180 kW angeboten wurden. Audi kombiniert den Vierzylinder mit einem siebenstufigen Nasskupplungs-Doppelkupplungsgetriebe (7-Gang DCT) und bietet optional den quattro-Allradantrieb an. Die elektronische Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit liegt bei 250 km/h.
Der Einsatz eines 2.0 TFSI in der starken DXG-Ausführung entspricht dem Trend, leistungsfähige, aber kompakte Turbomotoren mit hohem Drehmoment anzubieten, die einen guten Kompromiss aus Effizienz und Fahrleistung bieten. Das 7-Gang-Nassdoppelkupplungsgetriebe bringt Vorteile bei Komfort und Thermik, da die nassen Kupplungen besser mit hohen Lasten und Hitze umgehen können — ein Vorteil bei leistungsstärkeren Stadt- und Langstreckenanwendungen, wie sie in Chauffeur-Betrieb üblich sind.
Höher positionierte Sechszylinder-Optionen
Es ist wahrscheinlich, dass ein leistungsfähigerer Sechszylinder die Modellpalette ergänzt. Ein 3,0-Liter-TFSI-V6 wäre ein naheliegender Kandidat: In nicht-elektrifizierten A6-Modellen für Nordamerika erzeugt dieser V6 rund 362 PS und etwa 550 Nm Drehmoment. Solche Werte würden einen repräsentativen Leistungsbereich eröffnen, der für oberklassige Ausstattungsstufen und Flottenkunden interessant ist. Audi könnte den V6 in Kombination mit feiner abgestimmter Fahrwerksregelsystematik, adaptiven Dämpfern und erweiterten Komfortpaketen anbieten, um den Unterschied zur Basisversion klar herauszuarbeiten.
Fahrwerk, Räder und Bremsen — Hinweise aus Tests
Spy-Fotos zeigen den Prototypen auf unterschiedlich großen Leichtmetallrädern: 20 Zoll (255/40) vorne und 21 Zoll (255/35) hinten, was auch in den MIIT-Listen bestätigt wird. Diese Mischbereifung ist heutzutage bei sportlich-komfortorientierten Limousinen verbreitet, weil sie Optik, Lenkgefühl und Traktion optimiert. Die roten Bremssättel und die Tests auf Rennstrecke deuten darauf hin, dass Audi Fahrwerksabstimmung und Bremsleistung intensiv prüft, um sowohl Komfort als auch wiederholbare Performance im Alltag und bei hoher Belastung sicherzustellen.
Bei der Fahrwerksabstimmung dürfte Audi eine feine Balance zwischen Komfort für Fondpassagiere und dynamischem Handling für den Fahrer anstreben. Die Kombination aus adaptiven Dämpfern, elektronisch geregelten Wankstabilisatoren und mehrstufigen Fahrprogrammen ermöglicht eine flexible Anpassung an verschiedene Einsatzprofile — von sanften Stadtfahrten bis zu engagierten Autobahnkilometern. Zudem spielen Reifenwahl und -abstimmung eine zentrale Rolle für Geräuschkomfort und Verbrauch.
Technik: Huawei Qiankun ADAS an Bord
Eines der wichtigsten Features für den chinesischen Markt ist die Integration von Huaweis Qiankun-Advanced-Driver-Assistance-System (ADAS). Laut Huawei wurde Qiankun bereits in über einer Million Fahrzeugen eingesetzt und hat mehr als fünf Milliarden assistierte Kilometer realisiert, darunter etwa 280 Millionen automatische Parkmanöver. Das Unternehmen gibt an, dass das System schätzungsweise rund 2,71 Millionen potenzielle Unfälle verhindert hat. Für den A6L ist eine Version des Systems vorgesehen, die bereits Level-3-Funktionalität unterstützen kann; spätere Software-Updates sollen höhere Autonomiestufen ermöglichen.
Qiankun kombiniert kamerabasierte Wahrnehmung, Radar- und Lidar-Fusion (je nach Implementierung), hochpräzise Karten, cloudgestützte Dienste und lokale Steuergeräte für Latenz-reduzierte Reaktionen. In einer Audi-Limousine zielt diese Lösung darauf ab, autonome Unterstützungsfunktionen im urbanen Verkehr, auf Autobahnen und beim Einparken zu realisieren — insbesondere solche Szenarien, die bei Chauffeur- und Flottenbetrieb von Bedeutung sind. Für Premiumhersteller ist die Kooperation mit lokalen Technologiepartnern wie Huawei in China nicht nur eine technische Entscheidung, sondern auch eine strategische, um regulatorische Anforderungen, Datendienste und lokale Kundenpräferenzen abzudecken.
- Plattform: Premium Platform Combustion (PPC)
- Leistung: 2.0L DXG 200 kW (268 PS), 400 Nm
- Getriebe: 7-Gang Nass-DCT, optionaler quattro Allradantrieb
- Abmessungen: 5.142 mm Länge / 3.066 mm Radstand
- Räder: 20" vorne / 21" hinten
Marktpositionierung und Bedeutung für Käufer
Der A6L ist seit Langem Audis Antwort auf die in China hohe Nachfrage nach limousinenähnlichen Fahrzeugen mit verlängertem Radstand und ausgeprägtem Fondkomfort. Durch die Vergrößerung von Radstand und Fondabmessungen fährt Audi eine bewährte Strategie fort: mehr Raum, mehr Technik und mehr Repräsentation. Gleichzeitig werden Motorleistung und Assistenzsysteme aufgewertet, um mit lokalen Wettbewerbern und internationalen Premiummarken standzuhalten.
Die Integration von Huawei Qiankun spiegelt einen Trend wider: Lokale Technologiepartnerschaften sind für Premiummarken in China zunehmend wichtig, weil sie Zugang zu speziell auf den Markt zugeschnittenen ADAS- und vernetzten Diensten bieten. Für Käufer bedeutet das konkret: verbesserte Fahrerassistenz, möglicherweise nahtlose Integration lokaler Dienste (z. B. Navigation, Parkdienste, Payments) und schnellere Software-Updates, die Funktionen im Lebenszyklus des Fahrzeugs erweitern können.
Audi wird bei Markteinführung voraussichtlich ein breites Spektrum an Ausstattungen und Motorisierungen anbieten. Die bestätigte 2,0-Liter-Kraftquelle dürfte den Großteil der Nachfrage abdecken, während ein 3,0-Liter-V6 und luxuriösere Ausstattungsvarianten Führungskräfte, Flottenkunden und Käufer ansprechen, die mehr Leistung und zusätzliche Komfortfeatures suchen. Erwartet werden differenzierte Pakete für Fondkomfort (z. B. Massage-, Klima- und Entertainment-Optionen), Sicherheitsupgrades und individualisierbare Assistenzpakete.
Preislich bleibt vieles offen; die MIIT-Registrierung und die Praxisfahrten deuten jedoch auf eine Markteinführung im Laufe des Modelljahrs 2026 hin. Für Käufer und Interessenten signalisiert der 2026er A6L die Absicht Audis, in einem der größten und wettbewerbsintensivsten Premiummärkte der Welt relevant zu bleiben — mit einem klaren Fokus auf Fondkomfort, Performance und vernetzter Technologie.
Für Enthusiasten und potenzielle Käufer bietet der 2026 A6L eine interessante Kombination: mehr Beinfreiheit und Komfort im Fond, gesteigerte Motorleistung gegenüber dem Vorgänger, moderne ADAS-Integration durch Huawei Qiankun und die gewohnt hochwertige Verarbeitungsqualität eines Premiumherstellers. In der Praxis wird es jedoch auf die finale Abstimmung von Fahrwerk, Komfortausstattung und Preisgestaltung ankommen, um sich gegenüber traditionellen Rivalen wie der verlängerten E‑Klasse oder dem BMW mit Langradstand sowie zunehmend starken chinesischen Premiummarken zu behaupten.
In technischer Hinsicht bleibt die Herausforderung für Audi, die Balance zwischen Gewicht, Effizienz, Fahrdynamik und Komfort zu halten: ein längerer Radstand begünstigt Raum und Laufruhe, kann aber die Agilität beeinflussen. Moderne Konstruktionstechniken, adaptive Fahrwerke und softwaregestützte Antriebsmanagement-Systeme spielen dabei die entscheidende Rolle, um die Premiumansprüche zu erfüllen.
Zusammengefasst verspricht der 2026er Audi A6L eine Kombination aus erweiterten Fondmaßen, verbesserter Motorleistung, moderner Assistenztechnik und lokaler Technologieintegration — eine klare Botschaft, dass Audi den A6L als strategisch wichtiges Produkt für den chinesischen Markt positioniert.
Quelle: autoevolution
Kommentar hinterlassen